Autel EVO Nano+ im Test: Auf einem Level mit der DJI Mini 3 Pro?

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Die Drohne Autel EVO Nano+ ist hierzulande noch vergleichsweise unbekannt. Dabei könnte diese und ihre Nachfolger zu den größten Konkurrenten von DJI aufsteigen. Wir haben uns das Leichtgewicht genauer angesehen und verraten, ob es sich dabei um einen funktionalen Über- oder Tiefflieger handelt.
Flugdrohne, Drohne
Autel Evo Nano+ im TestBildquelle: Artem Sandler / inside digital

Wenn es um Drohnen geht, hat hierzulande zweifelsohne DJI die Nase vorn. Zumindest bei solchen Drohnen, die Verbraucher für einen erträglichen Kaufpreis in einem Geschäft erwerben können. Die Dominanz der Marke ist so groß, dass man Drohnen des chinesischen Herstellers beinahe schon als alternativlos bezeichnen könnte. Allerdings nur beinahe, und künftig womöglich allgemein nicht mehr. Denn ein weiterer chinesischer Drohnennhersteller hat kürzlich damit begonnen, nach Europa zu expandieren. Wir haben uns dessen B2C-Drohne aus dem Leichtgewicht-Segment, die Autel EVO Nano+, genauer angesehen.

Autel EVO Nano+ im Test: So gut ist der Neuankömmling wirklich

Die Optik spielt bei einer Drohne zwar keine große Rolle, wohl aber die Handlichkeit. Und die mit Blick auf die EU-Gesetze lediglich 249 Gramm schwere Drohne ist erstaunlich handlich. So lassen sich die einzelnen „Arme“ mit einer einzigen Handbewegung zusammenklappen und verweilen anschließend auch in diesem Zustand. Das Kamera-Modul lässt sich derweil mittels einer Plastik-Haube fixieren, was dem Piloten erlaubt, seine Drohne bequem und gefahrlos zu transportieren. Zumindest wirkt das auf den ersten Blick so. Denn die Rotorblätter lassen sich ihrerseits nicht fixieren. Daher ist beim Transport Vorsicht geboten. Im Rahmen unseres Tests konnten wir beispielsweise nicht verhindern, dass zwei der Rotorblätter Risse bekamen. Obgleich wir explizit darauf geachtet haben, diese möglichst schonend zu behandeln. Glücklicherweise bieten sämtliche Pakete mindestens drei komplette Ersatzpropeller-Sets.

Die Verarbeitung der Drohne ließe sich derweil als „sauber“ bezeichnen. Wobei sauber und hochwertig nicht dasselbe sind. Einen Vorwurf kann man dem Hersteller hier allerdings vermutlich nicht machen, da es galt, die 250 Gramm-Schwelle nicht zu überschreiten. Umso wertiger wirkt dagegen der mitgelieferte Controller samt angenehmen Druckpunkten, einer durchdachten Platzierung der einzelnen Steuerungselemente und einer gummierten Antirutsch-Schicht. Auch der Befestigungsmechanismus für das Smartphone funktioniert tadellos und in den Händen liegt der Controller ebenfalls hervorragend. Kurz gesagt: Beim Steuergerät lässt Autel absolut keine Wünsche offen.

Technische Eigenschaften

Mit Blick auf die technischen Daten ist die Autel EVO Nano+ dem stärksten Konkurrenten – DJI Mini 3 Pro – größtenteils ebenbürtig. Bei der Steiggeschwindigkeit ist die Autel-Drohne beispielsweise mit 6 m/s gegenüber 5 m/s sogar überlegen, während die Höchstgeschwindigkeit mit 15 m/s gegenüber 16 m/s etwas hinterherhinkt. Die maximale Flug- respektive Starthöhe ist mit 4.000 m derweil dieselbe. So viel zu den direkten Flugeigenschaften. Bei der Flugdauer ist die Autel EVO Nano+ dagegen um 6 Minuten unterlegen. Das mag zwar nicht nach viel klingen, doch bei einer Flugzeit von lediglich 28 Minuten (Herstellerangaben) können die fehlenden Minuten einen großen Unterschied machen. Glücklicherweise umfassen beinahe sämtliche Bundles mehr als eine Batterie (mit 2.250 mAh). Und diese lässt sich innerhalb nur weniger Sekunden austauschen. Geladen wird der Akku zudem mit einer Ladeleistung von 30 Watt. Folglich dauert es nicht lange, bis die Drohne wieder voll einsatzbereit ist. Die maximale Reichweite liegt bei geringer Störung übrigens bei 10 Kilometern (7 bis 12 km bei DJI).

Bleibt noch die Windwiderstandsfähigkeit. Diese liegt bei der Autel EVO Nano+ auf Stufe 5 (10,7 m/s) und bei der DJI Mini 3 Pro – ebenfalls. In einem wichtigen Punkt hat die DJI-Drohne allerdings die Nase eindeutig vorn. So unterstützt das verbaute Navigationssystem sowohl das amerikanische GPS als auch das europäische Galileo und sogar das chinesische Beidou. Dagegen stützt sich die Satellitenverbindung der Autel-Drohne lediglich auf GPS. Weniger relevant und dennoch erwähnenswert ist zudem die maximal unterstützte Kapazität der Micro-SD-Karte. Diese ist bei DJI mit 512 GB doppelt so groß wie die 256 GB von Autel. Wobei 256 GB erfahrungsgemäß für einen Dreh problemlos ausreichen sollten. Und eine Ersatzkarte kann man notfalls selbstverständlich ebenfalls parat halten.

Kamera-Qualitäten

Abseits der Flugeigenschaften stellt die Kamera das wohl wichtigste Merkmal einer Drohne dar. Und hier halten sich Autel EVO Nano+ sowie DJI Mini 3 Pro abermals die Waage. So bietet die Autel-Drohne beispielsweise eine Blendenöffnung von f/1,9 und eine Brennweite von 23 Millimetern, während es bei der DJI-Drohne f/1.7 und 24 Millimeter sind. Dafür ist die Auflösung hier mit 48 Megapixeln etwas geringer als beim neuen Gegenspieler aus Fernost (50 Megapixel) und die Sensorgröße ist mit 1/1,3 gegenüber 1/1,28 etwas kleiner.

Ansonsten nehmen beide Drohnen Bilder sowohl im JPG-Format als auch in DNG (RAW) auf. Kurzum: Auf dem Papier sind beide Kameras beinahe identisch. Ob es sich in der Praxis ebenso verhält, müsste ein ausführlicher Vergleich zeigen. In einem recht wichtigen Punkt übernimmt allerdings die DJI Mini 3 Pro zweifelsfrei die Führung: bei Zeitlupe-Aufnahmen. Hier unterstützt die DJI-Drohne nämlich 120 fps (Bilder pro Sekunde) im Full-HD-Format, während das Autel-Gegenstück lediglich die Hälfte bietet. Und bei 4K-Aufnahmen verhält es sich ähnlich. Nur mit den Maximalwerten 60 fps sowie 30 fps.

Drohne
Testfoto, aufgenommen mit der Autel Evo Nano+

Bleiben noch die Gimbal-Eigenschaften (3-Achsen-Stabilisator). Hier ist die DJI-Variante mit den folgenden Eigenschaften überlegen.

DJI Mini 3 Pro:

  • Neigen: -135° bis 80°
  • Rollen: -135° bis 45°
  • Schwenken: -30° bis 30°

Autel Evo Nano+:

  • Neigen: -125° bis 35°
  • Rollen: -34° bis 33°
  • Schwenken: -25° bis 25°

App – AutelSky

Nun zum digitalen Herzstück der Autel Evo Nano+: AutelSky. Mittels der App lässt sich sowohl die Drohne per se als auch die Kamera steuern. Das Bild der Drohne wird nämlich in Echtzeit auf das Handy übertragen, sodass ein Klick bereits ausreicht, um den Fokus einzustellen. Und auch sonst wurde die App sehr intuitiv gestaltet. Wer mit dem Smartphone per du ist, sollte nur wenige Minuten benötigen, um sich zurechtzufinden. Und das, obwohl die App zahlreiche praktische Einstellungsmöglichkeiten bietet, wie etwa, was beim Signalverlust passieren soll, die maximale Distanz sowie Höhe und die Druckempfindlichkeit der Controller-Steuerelemente – inklusive der Tastenbelegung. Auch findet sich hier die zwar nicht neue, dafür extrem praktische Tracking-Funktion. Damit lässt sich eine Person abspeichern, der die Drohne von da an folgt. Einen Haken hat die AutelSky-App allerdings dann doch. Denn diese unterstützt bisher lediglich die Sprachen Chinesisch, Japanisch und Englisch.

Mindestvoraussetzungen des Smartphone-Betriebssystems: iOS 12.0 oder Android 8.0.

Fazit

Angesichts zahlreicher Bundles und Angebote auf beiden Seiten, ist es nicht ganz so einfach, den Preis der Autel EVO Nano+ mit dem der DJI Mini 3 Pro zu vergleichen. Grundsätzlich ist erstere allerdings etwa 50 bis 150 Euro günstiger. Dafür bekommt man eine Drohne, mit höchstens minimal schlechteren Eigenschaften, welche im Alltag jedoch jedem Hobby-Fotografen und Drohnen-Piloten vollkommen genügen dürften. In einigen Bereichen ist Autel sogar überlegen. Wer sich für den europäischen Neuankömmling entscheidet, macht also nichts falsch. Doch Achtung: Der Einsatz von Drohnen auf deutschem Bundesgebiet ist streng reglementiert. Selbst solcher, die weniger als 250 Gramm wiegen.

Pros der Autel EVO Nano+:

  • Tracking-Funktion
  • intuitive & funktionsreiche App
  • wertiger Controller

Contras der Autel EVO Nano+:

  • nicht für Zeitlupenaufnahmen geeignet
  • Rotorblätter nicht fixierbar
  • Akkulaufzeit mittelprächtig

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