Aktueller Stand beim O2-Netzausbau
Nach der Übernahme von E-Plus blieb der eigentliche Ausbau des Netzes der Telefónica Deutschland lange Zeit auf der Strecke. Grund für den schleppenden Netzausbau: Die Techniker und auch die finanziellen Mittel waren in der Fusion der beiden Mobilfunknetze gebunden. Somit stagnierte die O2-Netzabdeckung. Um aber die Auflagen der Bundesnetzagentur für den LTE-Ausbau einzuhalten und auch die eigenen Kunden zu besänftigen musste O2 beim Netz-Ausbau ordentlich Gas geben. Nach eigenen Angaben hat man die bundesweit geltende Auflage im Dezember 2020 aber erreicht. 2020 holte man sich das erste Mal ein „sehr gut“. Den aktuellen Stand der O2-Netzabdeckung zeigt der Netzbetreiber selber auf seiner Netzabdeckungskarte.
In ganz Deutschland zählt O2 nach eigenen Angaben heute rund 28.000 Standorte. Allein 2023 sind 750 Sendemasten dazugekommen. Mehr als 99 Prozent der Haushalte seien mit mindestens 100 Mbit/s versorgt. In vielen Bundesländern hat das Unternehmen nach eigenen Angaben die entsprechende Auflage übererfüllt. Die wichtigsten Verkehrswege versorgt O2 demnach zu rund 100 Prozent mit mindestens 100 Mbit/s, soweit dies rechtlich und tatsächlich möglich ist. Zur Versorgung weiterer Verkehrswege wie Landes- und Staatsstraßen, Wasserstraßen und Häfen müssen die Mobilfunkanbieter bis Ende 2024 weitere Versorgungsauflagen erfüllen.
5G-Netz wächst rasant
Am 3. Oktober 2020 startete O2 sein eigenes 5G-Netz. Wie die anderen Anbieter auch setzt man im ersten Schritt auf die eigens für 5G ersteigerten Frequenzen um 3,5 GHz. Sie bieten theoretisch sehr hohe Datenraten, liefern aber nur eine geringe Reichweite. O2 macht allerdings bei den Gigabit-Datenraten nicht mit und hat angekündigt, auch 5G-Datenraten zu drosseln. Das 5G-Netz startete in Stuttgart, Düsseldorf, Essen, Potsdam, Bochum, Bonn, Dortmund, Mannheim, Münster, Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt und Nürnberg.
Der Netzbetreiber hatte Ende bereits etwa 21.000 5G-Antennen in Betrieb. Einen Teil davon betreibt O2 mit den Frequenzen um 3,6 GHz, die hohe Bandbreiten ins Netz bringen. Zusätzlich zu den eingesetzten 3,6 GHz-Frequenzen kommen weitere Frequenzen für die Versorgung in der Fläche zum Einsatz. Hier setzt O2 auf die 700-MHz-Frequenzen, die ausschließlich für 5G zum Einsatz kommen. Außerdem setzt O2 nach eigenen Angaben vereinzelt Frequenzen um 1800 MHz im DSS-Verfahren ein, bei dem LTE und 5G gleichzeitig auf einer Frequenz übertragen werden.
O2 Telefónica hat binnen des Jahres 2023 nach eigenen Angaben rund 3.000 Standorte um den 5G-Standard erweitert. Der Telekommunikationsanbieter erreicht aktuell knapp 95 Prozent der Bevölkerung mit 5G.
- Was mit 5G möglich ist, zeigen wir dir auf zahlreichen Hintergrundseiten.
Um auf 5G vorbereitet zu sein, helfen auch zahlreiche Abkommen mit Glasfaser-Netzbetreibern wie beispielsweise NGN. Das Unternehmen bindet zahlreiche Sendestandorte vor allem entlang von Autobahnen mit Glasfaserleitungen an. Auch mit der Telekom und Vodafone sowie anderen Anbietern hat O2 einen Vertrag über die Anbindung zahlreicher Sendemasten geschlossen.
Schließlich betreibt Telefónica Deutschland inzwischen ein eigenständiges 5G-Kernnetz. Damit hat das Unternehmen die Basis geschaffen, den neuen Netzstandard aus der technischen Abhängigkeit von 4G zu lösen und als sogenanntes „5G Stand Alone“ auf eigene Beine zu stellen. Technisch sei man bereits heute in der Lage, ein bundesweites 5G-Stand Alone-Netz auszurollen. Sobald 5G Stand Alone für die Kunden einen echten Mehrwert biete, werde man die Technologie aktivieren – etwa wenn genügend Endgeräte im Markt 5G SA unterstützen.
Rückblick: National Roaming & Netzüberlastung
Nach der Übernahme der Düsseldorfer E-Plus hatte Telefónica Germany 2014 neben O2 ein zweites Mobilfunknetz. Zwei bis dato getrennte Netze und somit doppelte Sendemasten, doppelte Antennen, doppelte Zuführungen, doppelte Vermittlungstechnik, doppelte Verträge für Netzübergänge und Standorte und mehr. Kein Wunder also, dass Telefónica die beiden Netze zu einem Netz unter der Marke O2 zusammenführen wollte.
Doch unterschiedliche Technik, verschiedene Frequenzen, Tarife und vieles mehr machten den Umbau offenbar schwerer als erwartet. Statt weniger Monate brauchte das gemeinsame Netz, bis es annähernd fertig war, bis Ende 2018. Die beiden Netze von O2 und E-Plus zeichneten sich durch eine unterschiedliche Netzabdeckung aus. Beide im Volksmund als E-Netze bezeichneten Anbieter hatten ein gutes GSM-Netz.
Während das E-Plus-Netz eine bessere UMTS-Abdeckung aufweisen konnte, hatte O2 seinerzeit im Vergleich den besseren LTE-Empfang. Um den Kunden der beiden Netze, die nun beide Telefónica-Deutschland-Kunden waren, erste Verbesserungen durch die Fusion spüren zu lassen und auch erste Sendemasten abschalten zu können, entschied sich Telefónica zu einem National Roaming. So konnten E-Plus-Kunden das O2-Netz nutzen und umgekehrt.
Es war nicht das erste Mal, dass bei O2 National Roaming zum Einsatz kam: Schon zum Start des Netzes – damals unter dem Namen Viag Interkom – setzte der Netzbetreiber auf ein solches Verfahren. Damals war die Deutsche Telekom der Partner. Allerdings hielten beim neuerlichen Roaming-Abkommen die Netze der Last oft nicht stand. Denn plötzlich wollte an einigen Standorten die doppelte Zahl an Nutzern Daten übertragen oder telefonieren.
Welches Netz der Kunde nutzte, darauf hatte dieser schon bald keinen Einfluss mehr. Die Folge: Massive Netzüberlastungen vor allem beim mobilen Surfen und Frust. Auch der O2-Empfang war oft schlecht, weil kein weiterer Ausbau erfolgte. Inzwischen gilt der Umbau des Netzes als abgeschlossen.