Wärmepumpen bald günstiger? Das sagen Experten

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Das Interesse an Wärmepumpen scheint eingebrochen. Mit sinkender Nachfrage hoffen nun viele Verbraucher auf ebenso sinkenden Preise. Brancheninsider rechnen mit einem Preiskampf unter den Anbietern innerhalb des kommenden Jahres. Vor allem durch zunehmend asiatische Produkte auf dem Markt.  
Wärmepumpen bald günstiger - Das sagen Experten
Wärmepumpen bald günstiger - Das sagen ExpertenBildquelle: Vaillant

Viele Faktoren sind für die Preise der verfügbaren Wärmepumpen verantwortlich. Einer der größten Preistreiber für Wärmepumpen in den vergangenen Monaten stellte die hohe Nachfrage im Vergleich zum geringen Angebot dar. Das scheint sich mittlerweile jedoch ins Gegenteil verwandelt zu haben. Während Heizungsunternehmen Milliarden in neue Werke zur Herstellung von Wärmepumpen investierten, sinkt die Nachfrage nach Wärmepumpen unter den Verbrauchern. Allein innerhalb der ersten acht Monate des Jahres gingen die Förderanträge beim Bundesamt Bafa für Wärmepumpe um über 79 Prozent zurück. Viele Verbraucher hoffen nun darauf, dass Wärmepumpen günstiger werden.

Wärmepumpen bald günstiger? Nachfrage sinkt zunehmend

Bereits jetzt warnt der Bundesverband der deutschen Heizungsindustrie (BDH), dass 85 Prozent seiner Mitgliedsunternehmen für das erste Quartal 2024 eine schlechte oder sogar miserable Marktentwicklung befürchten. Erste Heizungsbauer mussten mittlerweile bereits Kurzarbeit anmelden. Das Interesse an Wärmepumpen schwankte seit Beginn 2022 stärker als jede andere Heiztechnologie, wenn man das Interesse an Suchanfragen nach diversen Heizungsarten auf Online-Portalen vergleicht. Während die Branche bangt, dürften Verbraucher somit auf günstigere Preise hoffen. Ob ein Preisfall tatsächlich eintritt und wie stark dieser ausfällt, gilt jedoch als umstritten.

Laut Stiebel-Eltron-Chef Kai Schiefelbein dürfte vordergründig eine Normalisierung des Marktes innerhalb des kommenden Jahres absehbar sein. Er betrachtet den Markt im Handelsblatt als deutlich überhitzt und rechnet damit, dass er im nächsten Jahr um ungefähr ein Drittel schrumpfen dürfte. Diese drohende Flaute spürten bereits diverse Hersteller deutlich. Heizungsbauer Vaillant hat vorsichtshalber Kurzarbeit für einige Mitarbeiter angemeldet. Nachtschichten in einem Bereich wurden ebenso gestrichen. Der japanische Hersteller Daikin in Europa plant hingegen keine Verlängerung seiner Verträge für 500 befristete Mitarbeiter.

Asiatische Wärmepumpen strömen auf den Markt

Hinzu kommt ein Preisdruck durch asiatische Großkonzerne wie Samsung aus Südkorea. Der Hersteller hat bereits begonnen, sich auf dem deutschen Wärmepumpenmarkt zu etablieren. Allerdings dürfte es für ausländische Unternehmen besonders schwer bleiben, einen Fuß in der deutschen Heizungsbranche zu fassen. Die Lager sind gefüllt mit Wärmepumpen aus Asien. Oftmals bestellten Großhändler die Ware bereits Container-weise aus Asien – und obwohl sie bisher wenig Abnehmer finden, lassen sich die beorderten Wärmepumpen nun nicht mehr abbestellen. Der erhoffte große Verkauf von asiatischen Wärmepumpen ist bisher nicht eingetreten. Und das, obwohl die Geräte bereits wesentlich günstiger für Kunden wären als deutsche Produkte. Sollte es den asiatischen Wärmepumpen gelingen, sich innerhalb der Heizungsbranche zu etablieren, dürften sie den Markt jedoch schnell überschwemmen.

Bisher erweisen sich hauptsächlich die Heizungsbauer selbst als Bremsen für ihren Durchbruch. Viele der deutschen Heizungsinstallateure sind skeptisch gegenüber der asiatischen Ware. Sie verbindet eine starke Bindung zu den bekannten, deutschen Marken, mit denen sie seit Jahren zusammenarbeiten. Sie sind auf diese Produkte spezifisch geschult, mit ihrer Wartung vertraut und wissen, was sie von den jeweiligen Wärmepumpen erwarten können. Daher ist das Interesse der Heizungsmonteure an asiatischen Wärmepumpen nicht sonderlich groß. Handwerker, die bereits jetzt gut ausgelastet sind, warten lieber Monate lang auf ein deutsches, teures Produkt anstatt ein günstiges asiatisches zu verbauen. Und somit bleibt auch den Verbrauchern nur, aus dem Katalog mit der teureren deutschen Markenware zu wählen. Solange die Auftragskapazitäten ausgebucht bleiben, dürften die Preise für die Handwerkerleistungen nicht fallen. Wenngleich die Preise der einzelnen Wärmepumpen weiter sinken, werden diese Preissenkungen nicht zwingend an die Hausbesitzer weitergegeben. Vielmehr könnte die Marge der Heizungsbauer damit dort steigen, wo weiterhin fleißig Aufträge erteilt werden.

Es steht und fällt mit der Auftragslage

Bricht die Auftragslage im kommenden Jahr für viele Unternehmen jedoch weiter ein, könnte der Weg zu asiatischen Alternative für viele Firmen notwendig werden. Je günstiger das gesamte Angebot ausfällt, desto größer wären, die Chancen sich einen der noch verfügbaren Interessenten zu sichern. Ein solcher Fall wäre allerdings vornehmlich lokal begrenzt und würde nicht sofort Wellen auf dem kompletten Markt für Wärmepumpen schlagen. Damit eine Preissenkung für viele Haushalte realistisch spürbar wäre, müssten wesentlich mehr Handwerker zum Einbau der Geräte vorhanden sein bei gleichbleibender, heutiger Anfrage. Mit einem Handwerker-Zuwachs ist in der Branche jedoch nicht zu rechnen. Bereits seit Jahren beklagen sich Handwerker-Berufe über zu wenige Azubis, um Nachwuchshandwerker auszubilden. Die Heizungsindustrie bietet hier leider keine Ausnahme.

Dennoch könnten davon unabhängig technologische Fortschritte innerhalb der nächsten Jahre große Auswirkungen auf die Preise für Wärmepumpen haben. Da der Wärmepumpenmarkt noch relativ jung ist, gibt es viel Verbesserungspotenzial, das ausgeschöpft werden kann. Bereits jetzt hört man regelmäßig von weiteren Durchbrüchen, die die Effizienz von Geräten steigern oder neue Ansätze für das Heizen mit Wärmepumpen ergründen. Nach Schätzungen des Bundeswirtschaftsministeriums und der Beratung Delta Energy & Environment könnten die Preise um bis zu 30 Prozent pro Jahr sinken. Branchen-Insider rechnen hingegen bei dem technologischen Fortschritt um eine Preissenkung um bis zu 40 Prozent bis 2030. Obwohl sich die Prognosen hier stark unterscheiden, scheinen sie sich in einem Punkt einig zu sein: Wärmepumpen werden günstiger in den nächsten Jahren.

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