EU-Verbot ab 2027 erschüttert Heizungsbranche

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Bereits seit Längerem diskutierte das Europäische Parlament wegen möglicher Beschränkungen für bestimmte synthetische Kältemittel. Diese sogenannten F-Gase gelten als besonders umweltschädlich, finden jedoch auch Anwendung in umweltfreundlichen Technologien. Jetzt fiel eine Entscheidung in Brüssel.
EU-Verbot ab 2027 erschüttert Heizungsbranche
EU-Verbot ab 2027 erschüttert HeizungsbrancheBildquelle: Foto von Johnson Johnson auf Unsplash

Obwohl bereits viele Wärmepumpen-Hersteller ihre Produktionen auf natürliche Kältemittel wie Propan umgestellt haben, setzen noch viele der Geräte synthetische Kältemittel ein. Gerade ältere Modelle, die bereits in Häusern eingebaut wurden, bedienen sich häufiger solcher Flüssigkeiten. Die Euopean Heat Pump Association (EHPA) warnte ausdrücklich vor der Durchsetzung eines Verbots von Kältemitteln für die Branche. Jetzt hat die Europäische Union in Brüssel nach langem Ringen ein vernichtendes EU-Verbot ab 2027 für F-Gase festgelegt.

Verbot von F-Gasen beginnt mit bestimmten Kältemitteln

Anstatt sämtliche synthetischen Kältemittel sofort zu verbieten, gewährt die Europäische Union der Branche eine Übergangsfrist. Ab 2027 sollen zunächst nur bestimmte Kältemittel, mit einem besonders verheerenden Potenzial für die Umwelt verboten werden. Ein Totalverbot von allen F-Gasen strebt man europaweit erst bis zum Jahr 2050 an. Die Regelung betrachtet die EHPA in ihrer Stellungnahme dennoch als einen Schlag gegen die Heizungsbranche. „Während wir immer ein Auslaufen [von F-Gasen] bis 2050 unterstützt haben, stellen die neuen Regeln eine Belastung für die Branchen dar“, teilte die EHPA mit. Um die EU-Ziele im Gebäudesektor zu erreichen, arbeitet die Branche bereits daran, ihre Produktionskapazitäten kräftig auszubauen. Das jetzt erfolgte Verbot dürfte diese Maßnahmen nun ausbremsen, da statt eines weiteren Ausbaus zunächst eine Umstellung der Produktion erfolgen muss. Vor allem kurzfristig hat dies große Auswirkungen auf das verfügbare Angebot von Wärmepumpen.

Die neuen EU-Regelungen betreffen dabei nicht nur F-Gase in Wärmepumpen, sondern auch in anderen Haushaltsgegenständen. Viele F-Gase werden auch in Kühlschranken verwendet.  Ab 2027 sollen F-Gase verboten werden, die ein Treibhausgaspotenzial (GWP) von über 150 aufweisen. Zusätzlich will man ab 2035 sämtliche nicht natürlichen Kältemittel aus Wärmepumpen und Klimaanlagen gänzlich verbieten. Selbst solche, die einen niedrigen GWP-Wert aufweisen. Für viele Mitarbeiter in der Heizungsbranche bedeutet das, es müssen zusätzliche Schulungen über den Umgang mit brennbaren Kältemitteln erfolgen. Denn viele der natürlichen Kältemittel wie Propan sind brennbar. Damit alle schädlichen F-Gase mit solchen entzündlichen Kältemitteln ersetzt werden können, müssen zunächst viele Menschen darin geschult werden. Ebenso müssen Verbraucher darüber aufgeklärt werden, welche Gefahren bei der Benutzung von Propan zu beachten sind. Aus Sicht der EHPA, dürfe man die Sicherheitsbedenken bei der Verwendung von Propan nicht außer Acht lassen. Das Kältemittel kann nicht nur entzündlich, sondern sogar explosiv sein.

EU-Verbot ab 2027 soll 500 Millionen Tonnen Emission einsparen

Die frisch erzielte Einigung geht dabei auf einen Gesetzesvorschlag der EU-Kommission zurück. Brüssel sieht das Verbot der Fluorierten Gase (F-Gase) als notwendigen nächsten Schritt. Rund 2,5 Prozent der Treibhausgasemission der EU gehen auf diese Gas-Art zurück. Neben Wärmepumpen finden sie Anwendung in Brandschutzmitteln, Schaumstoffen sowie Haushaltsgegenständen wie Kühlschränken. Eine zusätzliche Verringerung der F-Gas-Emission sei unabdingbar, um einen Beitrag zu den Klimazielen der EU zu leisten. Insbesondere der Änderung des Montrealer Protokolls über Stoffe, die einen Abbau an der Ozonschicht verursachen, möchte das Parlament damit nachkommen.

Insgesamt soll die Maßnahme bis 2050 fast 500 Millionen Tonnen an Emissionen einsparen. Vor allem jedoch setzt die EU damit klare Vorgaben, an denen sich die Unternehmen langfristig orientieren können. Dadurch soll mehr Klarheit und Sicherheit für die Branche geschaffen werden – trotz der zahlreichen Herausforderungen, die mit dem EU-Verbot an F-Gasen einhergehen. Unklar bleibt bisher jedoch, welche Auswirkungen die neuen Regelungen auf bereits eingebaute Wärmepumpen haben werden. Zwar ist es unwahrscheinlich, dass ein Austausch der Modelle erfolgen muss. Besitzer von Wärmepumpen mit F-Gasen könnten jedoch vor dem Problem stehen, ab 2027 keinerlei Reparaturen an den Geräten mehr durchführen zu können oder kein Ersatz-Kältemittel bei einem auftretenden Leck beschaffen zu können.

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