Viessmann-Verkauf: Experten warnen vor Abhängigkeit vom Ausland

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Das nordhessische Unternehmen Viessmann kündigte kürzlich an, seine Klimasparte an den US-Konkurrenten Carrier Global zu verkaufen. Zu dieser Sparte zählen auch die in Deutschland dringend benötigten Wärmepumpen. Experten beäugen den Viessmann-Verkauf kritisch.
Viessmann-Verkauf - Experten warnen vor Abhängigkeit vom Ausland
Viessmann-Verkauf - Experten warnen vor Abhängigkeit vom AuslandBildquelle: Viessmann

Das deutsche Unternehmen Viessmann konnte mit seiner Klimasparte im vergangenen Jahr einen beachtlichen Umsatz von rund vier Milliarden Euro erzielen. US-Konkurrent Carrier Global zahlt 12 Milliarden Euro für die Abteilung, zu der auch die lukrativen Wärmepumpen zählen. Bis zum Jahr 2027 könnte der Wärmepumpen-Markt allein in Europa auf bis zu 15 Milliarden Euro anwachsen. Doch bereits jetzt werden Stimmen laut, die beim Viessmann-Verkauf eindringlich vor einer Abhängigkeit vom Ausland warnen.

Viessmann in fremden Händen hat starke Auswirkungen auf deutschen Heizungsmarkt

Der Markt für Wärmepumpen ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Lokale Unternehmen wie Viessmann brachten zahlreiche Innovationen hervor, die die Bilanzen von Wärmepumpen weiter verbesserten. Besonders entscheidend sind die Wärmepumpen für die kommenden Heizreformen, denn sie gelten als die Hoffnungsträger, um Gas- und Ölheizungen zu ersetzen. Neben Buderus (Bosch) und Vaillant ist Viessmann der größte, deutsche Heizungshersteller – der nun vollkommen in ausländische Hände übergehen wird. Rund 14.500 Mitarbeiter beschäftigt Viessmann zurzeit weltweit. Das Unternehmen selbst hat in den Ausbau seiner Klimasparte erst kürzlich mit einer Milliarde investiert. Eine dieser Investitionen stellt eine Fabrik in Polen dar, die sich zurzeit im Bau befindet und die Versorgung mit Wärmepumpen und deren Komponenten verbessern sollte.

Bau- und Energieexpertin Lamia Messari-Becker warnt in diesem Zuge von einer Abhängigkeit von großen Konzernen in den USA; China und Südkorea. Nur diese können die hierzulande benötigten Wärmepumpen in Millionenmenge liefern, erklärt die Professorin für Gebäudetechnologie und Bauphysik an der Uni Siegen gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. Wenn jetzt weitere Kapazitäten für Wärmepumpen, die bisher in deutschen Händen lagen, stattdessen unter ausländischer Führung liegen, könnte das noch stärkere Probleme für Europa und Deutschland mit sich bringen. Bereits jetzt müssen Interessenten sechs bis zwölf Monate auf den Einbau von Wärmepumpen warten. Das Unternehmen Viessmann hingegen sieht den Verkauf an Carrier Global als einen wichtigen Schritt für globale Klima- und Energielösungen.

Eine globale Partnerschaft für Klima- und Energielösungen?

Professor Dr. Martin Viessmann, Vorsitzender des Verwaltungsrats der Viessmann Group, sieht in Carrier einen starken Partner für die Weiterentwicklung des Familienunternehmens. In einer Pressemitteilung der Viessmann Group spricht man von einem globalen Champion für intelligente Klima- und Energielösungen. Der Zusammenschluss mit der Carrier Global Corporation ist dabei keineswegs die einzige Partnerschaft, die Viessmann in den 106 Jahren seiner Unternehmensgeschichte eingegangen ist. Der Zusammenschluss des Geschäftsbereiches Climate Solutions mit Carrier bringt Vorteile mit sich.

Nach Abschluss der Transaktion bleibt das Familienunternehmen größter Anteilseigner von Carrier. Max Viessmann, CEO der Viessmann Group, wird dementsprechend neues Mitglied des Verwaltungsrats von Carrier. So soll die ursprüngliche Gründerfamilie auch weiterhin an der Entwicklung globaler Klimalösungen beteiligt sein. Zudem ist die Carrier Group bereits heute das führende Unternehmen bei Klimalösungen im Wohn- und Gewerbesegment in Nordamerika sowie im europäischen großen Gewerbemarkt. Zusätzlich weist Carrier durch seine lokale Marke Toshiba Carrier Corporation eine starke Präsenz im asiatischen Markt auf. Kombiniert mit Viessmanns Marktführer-Position im europäischen Premium-Wohnmarkt, erstreckt sich die Partnerschaft tatsächlich auf viele Märkte weltweit.

Die vereinten Ressourcen beider Unternehmen könnten sich sogar positiv auf den deutschen Energiemarkt auswirken. Durch größere Produktionsmengen und bessere Vertriebswege könnten Wärmepumpen zahlreicher und kostengünstiger in Deutschland verfügbar werden. Ob die positiven Aspekte dabei das Risiko einer weiteren Abhängigkeit vom Ausland überwiegen, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt kaum einschätzen. Das hindert die Unternehmerfamilie jedoch nicht daran, den neuen Geschäftsabschluss gebührend zu feiern. Insgesamt 106 Millionen Euro Prämie wurden dabei für 106 Erfolgsjahre an alle Mitarbeitenden der Climate Solutions Abteilung ausgeschüttet.

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1 KOMMENTAR

  1. Nutzerbild Maccar

    xD diese Experten kommen aber früh damit an. Meine Güte was ist aus diesem Land nur geworden. SellOut Deutschland

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