Der Europäische Gerichtshof hatte am 2. September 2021 entschieden, dass Zero Rating-Optionen wie „StreamOn“ der Telekom und „Vodafone Pass“ mit dem Grundsatz der Gleichbehandlung des Datenverkehrs unvereinbar sind. In der Folge hat die Bundesnetzagentur am 28. April 2022 die entsprechenden Dienste untersagt – mit Übergangsfristen. Die Hoffnung des Regulierers damals: Datenflatrates würden dadurch günstiger werden. „Es ist zu erwarten, dass sich der Trend zu Tarifen mit höheren Datenvolumina und günstigeren Mobilfunk-Flatrates beschleunigen wird“, hieß es im April.
Ein Trugschluss, wie sich nach der Vorstellung der neuen Tarife von Vodafone und Telekom gezeigt hat – zumindest in Bezug auf günstigere Flatrates. Denn wer StreamOn und Vodafone Pass intensiv genutzt hat, muss künftig deutlich tiefer in die Tasche greifen. Denn an einer Flatrate kommt man dann kaum vorbei. Das Problem: Diese sind, anders als die Volumentarife, nicht günstiger geworden. Unter 80 Euro im Monat ist da bei Telekom und Vodafone nichts zu machen. Zum Vergleich: StreamOn Video war bisher „schon“ ab 49,95 Euro monatlich zu haben. Künftig bekommen Telekom-Kunden zu diesem Preis gerade einmal 20 GB Datenvolumen – ein Witz im Vergleich zum Markt.
Beim Regulierer sieht man das anders. „Beide Provider bieten ihren Kunden nun Tarife mit höheren Datenvolumina an“, heißt es seitens der Behörde. „Dies bestätigt die Einschätzung der Bundesnetzagentur, dass die Einstellung der Zero Rating-Optionen insgesamt eine positive Auswirkung auf den deutschen Mobilfunkmarkt hat.“ Was genau diese positive Auswirkung für den Kunden sein soll, lässt man aber offen. Dass Telekom und Vodafone nun ein bisschen mehr Datenvolumen bei immer noch unverschämt hohen monatlichen Gebühren in die Tarife packen, kann man nicht anders als Kosmetik bezeichnen.
Telekom & Vodafone verlieren Verkaufsargument
Glücklich kann mit dem Verbot niemand sein. Bei Vodafone und insbesondere der Telekom gibt man sich zerknirscht. Immerhin waren StreamOn und Pass sowie die Freigabe von 5G eine gute Rechtfertigung für die abstrus hohen Monatskosten bei den Smartphone-Tarifen. Wer auch nur einmal einen Tarifvergleich bemüht, wird schnell beim Discounter landen. Nur mit dem Vorteil, das 5G-Netz nutzen zu dürfen, lockt man kaum einen Kunden hinter dem Ofen hervor. Das beste Verkaufsargument für die teuren Tarife ist weg.
Und auch die Kunden können nicht glücklich über das Verbot der Zero-Rating-Tarife sein. Egal, wie man nun zum Thema Netzneutralität in Bezug auf Zero-Rating steht – Fakt ist: Es wird teurer. Bei der Bundesnetzagentur sieht man das anders: „Auch die übrigen Mobilfunkanbieter, die keine Zero Rating angeboten haben, können nun wieder entsprechend konkurrenzfähige Angebote unterbreiten“, so Bundesnetzagentur-Präsident Klaus Müller.
Doch es ist nicht so, dass es gar keine günstigen Daten-Flatrates gibt. Wenn du einen Festnetzanschluss bei Telekom oder Vodafone hast oder Teil einer großen Familie bist, bekommst du Datenflatrates günstiger. Inwieweit solche Tarifmodelle für andere Mobilfunkanbieter nachbildbar sein sollen, wenn sie nicht einmal Festnetzanschlüsse vermarkten, lässt Müller offen. Immerhin: Andere Anbieter haben bereits günstige Flatrates im Angebot – das hatten sie aber auch schon, bevor die Zero-Rating-Tarife verboten wurden.