Telekom & Vodafone machen Handytarife teurer – und der Regulierer feiert sich

3 Minuten
Ab 1. Juli sind Telekom StreamOn und Vodafone Pass Geschichte. Gerichte und die Bundesnetzagentur haben die Tarife verboten. Das Resultat: Wer viel streamt, muss mehr zahlen als bisher. Doch der Regulierer feiert sich als Retter der Mobilfunktarife. Unverständlich, wie wir finden. Ein Kommentar.
Eine Person bedient einen Laptop und ein Smartphone
Software für Laptop, PC und Smartphone.Bildquelle: NIKCOA/Shutterstock.com

Der Europäische Gerichtshof hatte am 2. September 2021 entschieden, dass Zero Rating-Optionen wie „StreamOn“ der Telekom und „Vodafone Pass“ mit dem Grundsatz der Gleichbehandlung des Datenverkehrs unvereinbar sind. In der Folge hat die Bundesnetzagentur am 28. April 2022 die entsprechenden Dienste untersagt – mit Übergangsfristen. Die Hoffnung des Regulierers damals: Datenflatrates würden dadurch günstiger werden. „Es ist zu erwarten, dass sich der Trend zu Tarifen mit höheren Datenvolumina und günstigeren Mobilfunk-Flatrates beschleunigen wird“, hieß es im April.

Ein Trugschluss, wie sich nach der Vorstellung der neuen Tarife von Vodafone und Telekom gezeigt hat – zumindest in Bezug auf günstigere Flatrates. Denn wer StreamOn und Vodafone Pass intensiv genutzt hat, muss künftig deutlich tiefer in die Tasche greifen. Denn an einer Flatrate kommt man dann kaum vorbei. Das Problem: Diese sind, anders als die Volumentarife, nicht günstiger geworden. Unter 80 Euro im Monat ist da bei Telekom und Vodafone nichts zu machen. Zum Vergleich: StreamOn Video war bisher „schon“ ab 49,95 Euro monatlich zu haben. Künftig bekommen Telekom-Kunden zu diesem Preis gerade einmal 20 GB Datenvolumen – ein Witz im Vergleich zum Markt.

Beim Regulierer sieht man das anders. „Beide Provider bieten ihren Kunden nun Tarife mit höheren Datenvolumina an“, heißt es seitens der Behörde. „Dies bestätigt die Einschätzung der Bundesnetzagentur, dass die Einstellung der Zero Rating-Optionen insgesamt eine positive Auswirkung auf den deutschen Mobilfunkmarkt hat.“ Was genau diese positive Auswirkung für den Kunden sein soll, lässt man aber offen. Dass Telekom und Vodafone nun ein bisschen mehr Datenvolumen bei immer noch unverschämt hohen monatlichen Gebühren in die Tarife packen, kann man nicht anders als Kosmetik bezeichnen.

Telekom & Vodafone verlieren Verkaufsargument

Glücklich kann mit dem Verbot niemand sein. Bei Vodafone und insbesondere der Telekom gibt man sich zerknirscht. Immerhin waren StreamOn und Pass sowie die Freigabe von 5G eine gute Rechtfertigung für die abstrus hohen Monatskosten bei den Smartphone-Tarifen. Wer auch nur einmal einen Tarifvergleich bemüht, wird schnell beim Discounter landen. Nur mit dem Vorteil, das 5G-Netz nutzen zu dürfen, lockt man kaum einen Kunden hinter dem Ofen hervor. Das beste Verkaufsargument für die teuren Tarife ist weg.

Und auch die Kunden können nicht glücklich über das Verbot der Zero-Rating-Tarife sein. Egal, wie man nun zum Thema Netzneutralität in Bezug auf Zero-Rating steht – Fakt ist: Es wird teurer. Bei der Bundesnetzagentur sieht man das anders: „Auch die übrigen Mobilfunkanbieter, die keine Zero Rating angeboten haben, können nun wieder entsprechend konkurrenzfähige Angebote unterbreiten“, so Bundesnetzagentur-Präsident Klaus Müller.

Doch es ist nicht so, dass es gar keine günstigen Daten-Flatrates gibt. Wenn du einen Festnetzanschluss bei Telekom oder Vodafone hast oder Teil einer großen Familie bist, bekommst du Datenflatrates günstiger. Inwieweit solche Tarifmodelle für andere Mobilfunkanbieter nachbildbar sein sollen, wenn sie nicht einmal Festnetzanschlüsse vermarkten, lässt Müller offen. Immerhin: Andere Anbieter haben bereits günstige Flatrates im Angebot – das hatten sie aber auch schon, bevor die Zero-Rating-Tarife verboten wurden.

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12 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild Ben

    Einfach mal mit dem Thema Netzneutralität beschäftigen, dann versteht man das auch.

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  2. Nutzerbild Markus

    Die News gegen Telekom und Vodafone hier sind immer so unterirdisch, schlecht recherchiert und von Inkompetenz auf Bildzeitungsniveau.
    Werdet ihr eigentlich von O2 bezahlt?
    Und Nein, ich muss hier die Fehler nicht deutlich machen denn ich bin kein News-Redakteur.

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    • Nutzerbild Lutera

      Das sind die meisten Artikel zum Thema Telekom des Herrn Neuhetzki. Ist ihm eben zu teuer das Ganze. Finde ich auch in Ordnung, aber so negativ muss man das auch wieder nicht darstellen. Es gibt genug Alternativen vom Discounter oder von o2. Auch unlimited. 10 Mbit Flat unlimited im o2 Netz bekomme ich schon für 20€, beim Reseller schon für 15€. Namen will ich nicht nennen, will keine Werbung machen. Sollte aber bekannt sein. Dann noch das Angebot von Freenet. Sicher muss man Abstriche machen, aber es ist bezahlbar.

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  3. Nutzerbild Paul Beurer

    Unglaublich, dass sie sich sogar für ihre sch…. feiern lassen. Ich bin ein richtiger heavy user von Stream on. Im Durchschnitt immer 300GB/Monat, wenn’s in Urlaub geht, Hotspot für die gesamte Familie auch gerne mal 600GB.
    Wie sollen lächerliche 20GB das auffangen? Bin schwer enttäuscht. Durch diese Entscheidung sind wir wieder Jahre zurückgeworfen worden.
    Die Idee von 10mbit/s –> unbegrenzt kommt aber auch nicht in Frage, wobei es sowas nur im o2 Netz gibt und ich gerne bei der Telekom bin.

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    • Nutzerbild Jan

      @Paul Breuer
      Wenn du schon Mobil L und MagentaEins Kunde bist, hast du unendlich datenvolumen.
      Und Familycards werden billiger.
      S,M,L,XL fallen weg…
      Stattdessen gibst eine für 19,95€ und jede weitere nur 9,95€, alle haben das gleiche datenvolumen wie der Hauptvertrag. Also unendlich.

      Bei mir sind es 50€ die es günstiger wird.
      3 FamilyCards M
      Und L Hauptvertrag

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  4. Nutzerbild Martin Treide-Heuser

    Die Regulierungsbehörde hat das gemacht wofür sie ins Leben gerufen wurde. Sie hat es für alle gleich Scheiße gemacht.

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  5. Nutzerbild Pascal

    Ich hab meinen Vertrag bei Vodafone gekündigt. Danach mehrere Telefonate mit verschiedenen Mitarbeitern geführt und der letzte gab mir jetzt Unlimited für 35 Eur. Davon gehen noch 10Eur kombivorteil ab. Macht also 25 Eur für unlimited Datenvolumen.

    Kündigt regelmäßig eure Verträge und gebt euch nicht mit dem ersten Angebot zur Verlängerung zufrieden.

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  6. Nutzerbild Tom

    „Wer auch nur einmal einen Tarifvergleich bemüht, wird schnell beim Discounter landen.“ Somit ist doch das Ziel erreicht. Wenn dadurch bei V und T die Kunden abwandern, dann können sie nur mit entsprechend günstigeren Tarifen gegensteuern. Zum Vorteil der Kunden, wie die Bundesnetzagentur richtig schlussfolgern. Einfach etwas abwarten, dann bewegt sich da sicher etwas.

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  7. Nutzerbild Frei

    Tipp:
    Freenetfunk liefert für 29,70 € pro Monat LTE unlimitiert in o2 Netz.
    Das kann dsl ersetzen…

    Und für 20,70 € pro Monat, jeden Tag bis 1 GB.

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  8. Nutzerbild Kaja

    Der Regulierer kann am Wenigstens dafür wenn Vodafone und Telekom die falschen Schlüsse aus dieser Wahrung def Netzneutralität ziehen.
    Ich hätte mir auch gewünscht, das der Regulierer mehr durchgreift, aber anscheinend sind ihm die Hände gebunden aktiv in den Markt einzugreifen.
    Allerdings sollte er auf den Tisch hauen, das die Netzbetreiber den Discountern nicht länger verbieten dürfen Unlimited in ihr Produktportfolio aufzunehmen.

    Auf lange Sicht können sich weder die Telekom noch Vodafone dagegen wehren und wenn doch, wechselt man halt den Anbieter, so schwer ist das nicht

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  9. Nutzerbild Kaja

    Die Telekom kommt ja direkt mit dem nächsten Alibi Produkt umme Ecke 😀
    Aber diesmal isses nicht so einfach das dauerhaft durchzuziehen

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    • Nutzerbild Marc

      lol die Telekom ist nun der günstigste Premiumanbieter am Markt und selbstverständlich wird es wie gewohnt weiter gehen.

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