Telekom Glasfaser-Ausbau: "Darum schließen wir nicht jedes Haus an"

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Es ist ein häufiger Vorwurf: Die Telekom verlegt Glasfaser nur bis zum Bordstein, aber nicht bis in die Häuser. Doch was steckt hinter der Kritik des Handtuchauswerfens? Jetzt meldet sich die Telekom zu Wort.
Ein Warnschild vor einer Glasfaser-Baugrube der Telekom
Telekom baut Glasfaser aus - aber nicht in jedem HausBildquelle: inside digital / Thorsten Neuhetzki

Zunächst einmal muss man beim Glasfaser-Ausbau die verschiedenen Stufen eines Ausbaus kennen, um die Problematik zu verstehen. Die Branche unterscheidet zwischen „Homes Passed“, „Homes Connected“ sowie „Homes Activated“. In der ersten Phase liegt die neue Glasfaser-Leitung bereits vor dem Haus, der Anschluss ist technisch möglich. Doch erst mit „Homes Connected“ ist die Glasfaser auch im Gebäude angekommen. Erfolgt dieser Schritt nicht im Rahmen des allgemeinen Ausbaus der Straße, so kann es bei einer späteren Bestellung Monate dauern, bis die Leitung liegt.

Telekom: Das Problem beim Glasfaser-Ausbau liegt beim Kunden

Doch damit die Leitung ins Haus kommt, braucht die Telekom nach eigenen Angaben eine schriftliche Zustimmung des Eigentümers. „Denn ohne schriftliche Genehmigung dürfen wir das Grundstück nicht betreten, um Leitungen in das Haus zu legen“, erklärt Maik Exner, Pressesprecher der Telekom in einem aktuellen YouTube-Video, in dem die Telekom mit den Vorwürfen gegen sie aufräumen will.

Der Ausbau endet laut Telekom also nicht zwingend dort, wo die Telekom aufhören möchte, sondern wo rechtliche Hürden bestehen. Laut Exner steht fest: „Wir würden gerne direkt jedes Haus in den Straßen anschließen, in denen wir Glasfaserleitungen verlegen.“ Doch ohne Mitwirkung der Eigentümer ist das nicht möglich.

10.000 neue Glasfaser-Anschlüsse pro Werktag

Trotz dieser Einschränkung investiert die Telekom nach eigenen Angaben massiv in den Glasfaserausbau. Jährlich werden 2,5 Millionen Haushalte neu erschlossen. Das entspreche rund 10.000 Haushalten pro Werktag. Wohlgemerkt: Es handelt sich um die Zahlgröße Homes Passed. Eine Angabe, wie viele Häuser tatsächlich angeschlossen werden, macht die Telekom nicht. Sie stellt aber fest, dass sie meist auf einen eigenwirtschaftlichen Ausbau setze. Anders als viele Wettbewerber verlange sie dabei keine Vorvermarktungsquote, also keine Mindestanzahl an Verträgen vor Beginn der Bauarbeiten. Der Ausbau eines einzelnen Haushaltes mit einer Glasfaserleitung kann einer Studie zufolge für den Anbieter bis zu 4.000 Euro kosten.

Dieser Ansatz erklärt aus ihrer Sicht auch die im Vergleich niedrigere Buchungsquote, die sogenannte Take-up-Rate. Das ist die dritte Zählgröße im Markt: „Homes Activated“. Sie ist die wichtigste Kennziffer für alle Anbieter, denn nur diese Anschlüsse bringen Umsatz. Die Wettbewerber begründen ihren Erfolg bei der Vermarktung vor allem damit, dass sie dort bauen, wo wirklich Bedarf an schnellem Internet besteht und dass sie oftmals nicht nur Homes Passed ausbauen, sondern die Häuser auch anschließen. Das ist in ländlichen Bereichen tatsächlich aufgrund der Eigentumsverhältnisse und dem meist nicht notwendigen Ausbau im Treppenhaus deutlich einfacher.

Glasfaser nicht teurer als VDSL

Ein Glasfasertarif ist laut Telekom nicht teurer als ein vergleichbarer VDSL-Tarif. Tatsächlich bekommst du bei der Telekom Glasfaser mit 300 MBit/s Downstream und 150 MBit/s Upstream für monatlich 49,95 Euro. Ein DSL-Anschluss mit 250 MBit/s Down- und 50 MBit/s Upstream kostet 54,95 Euro monatlich. Auch bei anderen Anbietern, die das Netz der Telekom vermarkten, ist Glasfaser oftmals günstiger. Details haben wir für dich in einem Vergleich zwischen Telekom, 1&1, O2, Vodafone, maingau energy und easybell zusammengestellt. Alle vermarkten bundesweit das Netz der Telekom. Oftmals ist die Bestellung auch möglich, bevor die Telekom deine Straße ausbaut, sodass du vom kostenlosen Ausbau profitieren kannst.

Wer sich also frühzeitig entscheidet, profitiert doppelt: In laufenden Ausbaugebieten bringt die Telekom die Leitung kostenfrei ins Haus, wenn ein entsprechender Tarif abgeschlossen wird. Wer erst später aktiv wird, muss mit höheren Kosten rechnen, da erneute Tiefbauarbeiten notwendig sind. Einen Anschluss auf Vorrat – also ohne Vertrag – baut die Telekom in aller Regel nicht mehr. Entschließt du dich erst später für einen Glasfaseranschluss ohne dass die Leitung in deinem Haus liegt, berechnet die Telekom üblicherweise knapp 800 Euro. Immerhin: Wer aktuell bereits in einem Homes Passed-Gebiet wohnt, der muss diese Kosten aufgrund einer Aktion nicht zahlen.

Telekom-Video: Darum verlegt das Unternehmen Glasfaser nicht in jedes Haus

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