Nicht nur DSL-Abschaltung: Telekom bringt Aus für Kabel ins Spiel

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DSL soll langfristig durch Glasfaser-Leitungen ersetzt werden. Der Fachbegriff dafür: Kupfer-Glas-Migration. Das würde vor allem zu Lasten der Telekom gehen. Doch die geht jetzt auf Angriffskurs und fordert, in diesem Zusammenhang auch das Kabelnetz abzuschalten.
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Die Telekom will auch das Kabel-Internet zu Glasfaser migrierenBildquelle: Thorsten Neuhetzki / inside digital

Die Telekom ist nur in Teilen begeistert davon, das DSL-Netz in ganz Deutschland abzuschalten. Deutschland-Chef Srini Gopalan machte in dieser Woche in Berlin deutlich, dass es für ihn einem Zwangsanbieterwechsel gleichkommt, wenn die Telekom ihr DSL-Netz abschalten muss, ohne Glasfaser anbieten zu können. Das wäre dort der Fall, wo ein alternativer Glasfaser-Anbieter Glasfaser-Leitungen in die Haushalte verlegt hat und die Telekom deswegen ihr DSL-Netz abschalten müsste. Ob das so kommt oder nicht, ist aber komplett offen und aktuell Thema im politischen Berlin und auf Regulierungsebene.

Glasfaser statt DSL mit Zwangsanbieterwechsel?

Gopalans Job ist es aber, dieses Szenario von seinem Unternehmen abzuhalten. Denn hätte er keine Einkaufsvereinbarung mit dem lokalen Glasfaser-Anbieter, würde er durch diesen Schritt seine Kunden verlieren. „Ich muss meinen Kunden sagen, sie sollen zu einem anderen Anbieter gehen? Das macht für mich keinen Sinn“, so Gopalan. Weiter sagte er: „Das ist illegal und kundenunfreundlich.“ Er verwies darauf, dass der andere Anbieter damit ein Monopol vor Ort haben.

Mit keiner Silbe ging Gopalan aber darauf ein, dass lokale Anbieter in der Regel die Möglichkeit anbieten, Vorleistungen einzukaufen. So könnte die Telekom ihre Kunden weiter versorgen. Bei diesem Einkauf besteht die Telekom aber üblicherweise darauf, eine sogenannte Dark Fiber anzumieten. Dabei handelt es sich um die „nackte“ Glasfaser-Leitung ohne Datenübertragung. Diese will die Telekom selbst übernehmen. Das allerdings bieten die meisten Glasfaser-Anbieter nicht an. Entsprechend geht die Telekom keine Open-Access-Vereinbarungen ein. Der Bundesverband Breitbandkommunikation, kurz Breko, bei dem zahlreiche alternative Netzbetreiber sich politisch vertreten lassen, betonte ebenfalls, dass das von Gopalan skizzierte Szenario nicht geschehen werde. Die Telekom werde immer die Möglichkeit haben, ihre Kunden zu versorgen. Eine Kupferabschaltung unter der Maßgabe, dass die Telekom ihre Kunden aufgeben müsse, sei nicht Bestandteil der Forderungen des Verbandes.

Kabelnetze auch abschalten?

Gopalan machte stattdessen einen anderen Nebenkriegsschauplatz auf. „Wir reden nur über Kupfermigration. Was ist mit Kabel?“, fragte er auf dem Netzetag der Telekom rhetorisch. Er verwies darauf, dass in der Corona-Krise die Performance im Kupfer-basierten VDSL-Vectoring-Netz der Telekom besser gewesen sei als über Kabel-Internetleitungen. Das Internet per Kabel gilt als größter Wettbewerber der Glasfaser-Leitungen. Vodafone und Pyur bieten hier auch Gigabit-Datenraten im Downstream an, allerdings zu weitaus geringeren Kosten als per Glasfaser.

Vodafone-Deutschland-Chef Marcel de Groot sah dieses Diskussionsthema vor einigen Wochen bereits kommen. Im Rahmen der 50-Jahr-Feier des Branchenverbandes Anga sagte er, dass auch Kabel-Internet auf das Ziel der Gigabit-Versorgung 2030 einzahle. „Gigabit ist Gigabit“, sagte der Manager.  „Lasst uns nicht nur über Technologie und Glasfaser reden, lasst uns über Gigabit-Internet reden“, forderte er damals im Gespräch mit Journalisten.

Mitreden

2 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild Thorsten Klein

    Kabel kann man jetzt schon abschalten, dass ist der größte Schrott den es gibt. Funktioniert nur wenn die anderen arbeiten sind und die Arbeitslosen noch schlafen.

    Antwort
    • Nutzerbild Thorsten Groß

      Als ein nicht-Arbeitesloser, der jeden Tag über Kabel von zuhause aus arbeitet, streamt und viel Internet nutzt: Absolut unqualifizierte Aussage. Ich bin seit 15 Jahren Kabel-Kunde bei drei verschiedenen Anbietern in drei verschiedenen Städten gewesen und bisher war es immer kostengünstiger und mindestens genau so gut wie DSL.
      Daher mein Beileid zu Ihren schlechten Erfahrungen aber daraus auf das gesamte Medium zu schließen scheint mir ein wenig… unüberlegt.

      Antwort

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