Sollen Balkonkraftwerke in Leistung beschnitten werden? Das steckt hinter neuer VDE-Norm

4 Minuten
Mit dem Solarpaket I möchte die Bundesregierung die maximale Einspeisung eines Balkonkraftwerks von 600 auf 800 Watt anheben. Passend dazu soll die Modulleistung auf einen maximalen Wert von 2.000 Watt beschränkt werden. Nach aktuellen Informationen genügt der VDE diese Grenze jedoch wohl nicht.
Sollen Balkonkraftwerke in Leistung beschnitten werden - Das steckt hinter neuer VDE-Norm
Sollen Balkonkraftwerke in Leistung beschnitten werden? Das steckt hinter neuer VDE-NormBildquelle: Yuma

Die Vorstellungen der Bundesregierung sowie des Verbandes der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik (VDE) scheinen bei Balkonkraftwerken auseinanderzuklaffen. Im Solarpaket I will die Bundesregierung erstmal einen Rahmen für die maximale zulässige Modulleistung der Steckersolargeräte schaffen. Bisher ist diese nicht reglementiert, da die maximal erlaubte Wechselrichterleistung bereits dazu führt, dass sich zu große Module für die Anlagen nicht lohnen. Zukünftig sollen 2.000 Watt Solarmodulleistung bei Balkonkraftwerken erlaubt sein. Mit der geplanten Erhöhung von 600 auf 800 Watt Wechselrichterleistung werden leistungsstärkere Solarmodule attraktiver. Sie könnten auch in Frühling, Herbst und Winter insgesamt höhere Erträge liefern. Der VDE hingegen sieht darin eine mögliche Gefahrenquelle.

VDE-Norm sieht deutlich geringere Modulleistung vor

Die Produktnorm VDE 0126-95, an der man zurzeit arbeitet, sieht eine deutlich geringere Modulleistung für Balkonkraftwerke vor. Der Verband orientiert sich dabei vorrangig an der maximal erlaubten Einspeiseleistung von 800 Watt für Wechselrichter. Mit der Norm soll die maximale Modulleistung auf 960 Watt beschränkt werden, was den 800 Watt Wechselrichterleistung plus 20 Prozent Zuschlag entspricht. Bei größerer Modulleistung sind vor allem ältere Installationen gefährdet, bei denen durch ungünstige Auslastung eine Überhitzung von Kabeln die Folge sein könnten. Die Gefahr von solchen Schwelbränden sollte nicht unterschätzt werden, weshalb vor allem Bewohnern von Gebäuden mit alter Elektronik Vorsicht walten lassen sollten. Bereits zuvor hatte man über mögliche Schwelbrände durch die Erhöhung der Wechselrichterleistung von 600 auf 800 Watt diskutiert. Die Erhöhung scheint für den VDE jedoch nun unstrittig zu sein. Stattdessen klaffen die Vorstellungen des VDEs und der Bundesregierung inzwischen mehr als 1.000 Watt auseinander.

Produktnormen sind nicht gesetzlich bindend

Faktisch bedeutet das jedoch nicht, dass dich die Produktnorm VDE 0126-95 dazu zwingt, kleinere Solarmodule zu nutzen. Selbst wenn die Vorgabe in ihrem aktuellen Entwurf übernommen wird, handelt es sich dabei nicht um ein Gesetz. Balkonkraftwerk-Besitzer könnten somit straffrei dagegen verstoßen. Allerdings ergeben sich dadurch andere Probleme und Risiken für dich. VDE-Normen werden von Sachverständigen gern zur Rate gezogen, insbesondere bei Versicherungsfällen. Sollte deine Anlage somit nachweislich gegen die Empfehlung der VDE verstoßen, kann das im Schadenfall bedeuten, dass du auf den Kosten sitzen bleibst.

Du solltest dir daher gut überlegen, auf welche Größe deiner Solarmodule du zurückgreifen möchtest. In den meisten Fallen dürfte ein Balkonkraftwerk mit einer Modulleistung von 960 Watt ausreichen, um die 800 Watt Wechselrichterleistung gut auszunutzen. Wer langfristig von einer größeren Modulleistung profitieren möchte, benötigt ohnehin einen Stromspeicher als Zwischeninstanz zwischen Modulen und Hausstrom. Nur so kannst du tatsächlich möglichst viel des Stroms nutzen, den dein XXL-Balkonkraftwerk liefert. Viele Hersteller bieten bereits günstige Sets an, in denen sie Solarmodule und passende Stromspeicher zusammenstellen. Speziell bei Vorbestellaktionen kannst du hier kräftig Geld sparen.

Es spricht jedoch nichts dagegen, wenn du dir zuerst ein Balkonkraftwerk aussuchst und über die Ergänzung eines Stromspeichers für die Zukunft nachdenkst. Sämtliche Stromspeicher, egal ob festinstallierter Speicher oder mobile Powerstation, sind mit beinahe allen Solarmodulen kompatibel. Die gleichen Anschlüsse kommen zum Einsatz, sodass du lediglich darauf achten musst, wie viele Module du an einen Stromspeicher anschließen kannst und wie groß dessen maximale Ladekapazität für Solarmodule ausfällt. Liegt diese zu niedrig, eignet sich der Stromspeicher nicht für den Ertrag deiner Anlage. Bevor du in dein XXL-Balkonkraftwerk, mit oder ohne Speicher investierst, lohnt es sich jedoch abzuwarten, wie die finale Fassung der Produktnorm VDE 0126-95 ausfällt. Solange der Entwurf nicht abschließend bearbeitet ist, sind weitere Änderungen oder ergänzende Ausnahmeregelungen für die 960 Watt Modulleistung möglich.

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1 KOMMENTAR

  1. Nutzerbild Karsten Frei

    Noch vor paar Monaten wurde hier fleißig beworben „kauft, kauf, kauft, es ist alles möglich, ihr könnt euch reich sparen“
    Und jetzt plötzlich ist die Zukunft doch nicht so rosig?
    Die 800 Watt bzw. 960 Watt bei Modulen werden nur bei bester Ausrichtung und ausreichend Sonne erreicht, und bei schlechten Bedingungen etwas mehr Strom erzeugen zu können lohnt sich schon mehr Modulleistung.
    Dabei ist mir absolut unklar, wenn der Wechselrichter die Ausgangsleistung auf 800 Watt begrenzt, was juckt die VDE welche Leistung am Eingang vom Modul angeschlossen ist?
    Dieses Land geht den Bach runter, und die Bürokraten rechnen die Wahrscheinlichkeiten, ob etwas passieren kann.
    Der Bürokratiemonster lässt mit aller Kraft grüßen.

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