Neustart bei O2? Telefónica zieht offenbar Konsequenzen

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Die Zeichen verdichten sich: O2 steht vor einem massiven Umbruch. Die spanische Telefónica, der Mutterkonzern des deutschen Netzbetreibers, plant offenbar eine massive Änderung, die Einfluss auf die Zukunft des Unternehmens haben dürfte.
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Steht der O2-Chef vor der Ablösung?Bildquelle: Thorsten Neuhetzki / inside digital

Der neue Telefónica-Chef in Spanien, Marc Murtra, plant offenbar eine Wachablösung an der Spitze seiner deutschen Tochter. Das berichtet das Handelsblatt unter Berufung auf mehrere Insider. Das würde bedeuten, dass der langjährige Unternehmenschef Markus Haas bald Geschichte sein könnte. Dabei ist kaum ein Manager so eng mit seinem Unternehmen verbunden wie Markus Haas mit Telefónica Deutschland. Seit fast 30 Jahren ist er dabei, seit acht Jahren steht er an der Spitze. Schon zu Zeiten von E-Plus steuerte er die Geschicke des damaligen Netzbetreibers, der dann von Telefónica übernommen und fusioniert wurde. Und doch scheint seine Zeit bald abzulaufen, glaubt man den Berichten. Denn die Konzernzentrale in Madrid hat laut Insiderinformationen des Handelsblatts bereits einen Headhunter beauftragt, um einen Nachfolger zu finden. Auch weitere Vorstände könnten ihren Posten verlieren.

Spanischer Telefónica will neue Strategie

Hinter dem möglichen Bruch steht der neue Telefónica-Konzernchef Marc Murtra, der Anfang November eine neue Strategie präsentieren will. Erst im Februar hatte der Aufsichtsrat den Vertrag von Haas bis Ende 2028 verlängert. Doch offenbar reichen Loyalität und Erfahrung nicht mehr aus. Haas fehle es nach vielen Jahren an der Spitze an frischen Ideen, ist in der Zeitung zu lesen. Ein Insider beschreibt O2 sogar als „konservatives Unternehmen“. Ein Vorwurf, der schwer wiegt – vor allem, weil sich Telefónica in einem der wichtigsten Märkte neu erfinden will.

Ein zentraler Punkt ist der Verlust des längjähigen Kunden und Partners 1&1. Über viele Jahre nutzte das Unternehmen das Netz von Telefónica. Ein lukratives Geschäft für die Münchner, brachte es ihnen doch ohne Aufwand zwölf Millionen zahlende Nutzer im eigenen Netz. Unter Haas ging die Partnerschaft verloren. 1&1 wechselte zu Vodafone, der Wechsel läuft nach und nach. Der bevorstehende Verlust sorgte schon damals für Unruhe in der O2-Spitze und dürfte einer der Gründe sein, warum freenet einen ziemlich weitreichenden Nutzungsvertrag für das O2-Netz erhalten hat. Nur kurz vor dem Schlag ins Kontor wehte seinerzeit noch ein anderer Wind und freenet wurde in den Vorleistungen beschnitten – was Auswirkungen auf verschiedene Flatrate-Angebote hatte. Auch an der Börse saß der Schock, der Kurs brach zweistellig ein. Inzwischen hat die spanische Telefónica ihre deutsche Tochter von der Börse genommen.

Verlust von 1&1 wiegt schwer

Neben freenet setzte Haas auch auf neue Partnerschaften mit Lebara und Lycamobile. Doch das reicht offenbar nicht aus, um den 1&1-Verlust zu kompensieren. Auch die Rolle von Privatkundenvorstand Andreas Laukenmann steht auf dem Prüfstand. Ihm wird nachgesagt, nicht an die Erfolge seines Vorgängers angeknüpft zu haben. Und auch beim Glasfaser-Joint-Venture mit der Allianz kommt man nicht so recht vom Fleck: Unsere Grüne Glasfaser sorgt kaum für positive Schlagzeilen.

Nun gilt es abzuwarten, was aus den Gerüchten wird. Das Handelsblatt erhielt auf Anfrage weder aus der spanischen noch aus der deutschen Niederlassung der Telefónica einen Kommentar. Auffällig: Eine für heute in Berlin geplante öffentliche Veranstaltung mit Telefónica-Chef Markus Haas wurde gestern kurz vor Erscheinen des Handelsblatt-Berichts abgesagt. Die offizielle Begründung: kurzfristige Terminschwierigkeiten beim Gesprächspartner, Digitalminister Karsten Wildberger.

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