Handydaten gegen Corona: Wo es was bringt – und wo nicht

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Wie findet man heraus, wer mit wem in Deutschland Kontakt hat? Wie lassen sich Infektionsketten nachvollziehen? Ein Impuls – auch von Gesundheitsminister Jens Spahn: Handydaten. Doch so einfach ist das nicht. Warum das so ist und wie das Handy dennoch helfen kann.
Eine Frau mit einem Smartphone in der Hand
Handy und Laptop lassen sich einfach per Bluetooth verbinden.Bildquelle: Pixabay

Trotz all der Dramatik rund um das Corona-Virus, war der Aufschrei in der vergangenen Woche groß, als die Deutsche Telekom als erster Anbieter Bewegungsdaten ihrer Kunden an das Robert-Koch-Institut lieferte. Am Wochenende wollte Gesundheitsminister Spahn bei den Bewegungsdaten Runde zwei einläuten: Er wollte über Smartphones Infektionsketten nachvollziehen. Was klingt, als handele es sich um ein und denselben Vorgang, sind zwei grundverschiedene paar Schuhe.

Die Datenlieferung ans RKI

Beschäftigen wir uns zunächst mit der Datenlieferung der Telekom. Derzeit gilt in Deutschland: Abstand halten. Dazu haben die Bundes- und Landesregierungen die verschiedensten Verfügungen erlassen. Doch zeigen sie Wirkung? Bewegt sich die Bevölkerung anders? Bleibt sie zu Hause und geht höchstens mal um den Block?

Die Generierung von anonymisierten Bewegungsdaten ist seit Jahren üblich. Sie werden unter anderem für Stauprognosen genutzt, Pendlerströme werden ausgewertet und vieles Mehr. Und genau so lässt sich im Vergleich zur Vorwoche auch feststellen, ob und wie sich die Massen bewegen. Feststellen lässt sich, ob und wie oft sich die Handys an einem anderen Sendemast einloggen. In der Stadt kann das schon bei der Runde um den Block passieren, auf dem Land muss man schon etwas weiter fahren.

Was mit den gelieferten Daten nach Angaben der Telekom nicht möglich ist, ist der Rückschluss auf einzelne Kunden und somit Personen. Die Daten wurden anonymisiert. Ohnehin könnte mit den Daten niemand exakte Rückschlüsse ziehen. Denn bekannt ist nur, welche SIM-Karte auf welcher Antenne eingebucht ist. Ob sich das Handy in der Wohnung, im Garten oder auf der Straße befindet – unklar. Und auch nicht relevant, da die Wohnung unter Auflagen auch Stand jetzt immer noch verlassen werden darf.

Handydaten lassen keine präzise Ortung zu

Mit diesen Daten lässt sich also auch nicht nachvollziehen, wer sich wann mit wem getroffen hat. Genau das hat aber Gesundheitsminister Jens Spahn ins Gespräch gebracht. Er wollte nicht anonymisierte Daten von den Netzbetreibern bekommen, um so mögliche Kontakte im Fall einer Infektion nachvollziehen zu können. Dabei ist das auch dann, wenn die Daten nicht anonymisiert wären, gar nicht möglich. Denn eine Infektion kann nach derzeitigem Stand nur weitergegeben werden, wenn man sich auf ein bis zwei Metern Nähe an einem Infizierten befindet.

Ein bis zwei Meter Abstand über die Daten der Mobilfunknetze festzustellen ist technisch jedoch gar nicht möglich. „Dazu bräuchte es schon eher GPS-Daten, wie sie etwa Unternehmen wie Google oder Facebook vorliegen“, heißt es auch von der Telekom. Diese Unternehmen ziehen für ihre Standortdaten neben den Mobilfunknetzen auch GPS und WLAN-Netze zurate. Dadurch ist eine vergleichsweise präzise Ortung und Zuordnung möglich. Selbst Begegnungen mehrerer Leute in einer S-Bahn ließen sich so nachvollziehen. Nur mit den reinen Mobilfunkdaten ist das aber nicht möglich.

Theoretisch möglich wäre eine vergleichsweise präzise Ortung mit Maßnahmen wie einer stillen SMS an den Empfänger. Das wird beispielsweise bei der Verbrecherjagd genutzt. Es ist dadurch allerdings nicht möglich, im Nachhinein herauszufinden wo genau sich einzelne Nutzer aufgehalten haben.

Ohnehin sehen unter anderem Datenschützer selbst in der aktuellen Situation eine solche Standortdatenabfrage in großem Stil als kritisch an. So twittert etwas der Bundesdatenschutzbeauftragte Ulrich Kelber: „Alle Maßnahmen der Datenverarbeitung müssen erforderlich, geeignet und verhältnismäßig sein. Bisher fehlt jeder Nachweis, dass die individuellen Standortdaten der Mobilfunkanbieter einen Beitrag leisten könnten, Kontaktpersonen zu ermitteln, dafür sind diese viel zu ungenau.“ Für den Moment ist die Maßnahme von Spahn aber ohnehin (erst einmal) wieder von der Agenda genommen worden.

Corona-Apps zur freiwilligen Ortung

In anderen Ländern haben App-Entwickler bereits Corona-Ortungs-Apps programmiert. Auf freiwilliger Basis können sie installiert werden. Solltest du in den vergangenen Tagen einem Infizierten begegnet sein und somit potenziell den Erreger in dir tragen, benachrichtigt dich die App. Das allerdings funktioniert nur, wenn der Infizierte auch die App nutzt. Genau das macht das Verfahren unzuverlässig – aber vielleicht ist es auch der notwendige Schritt, den alle für eine begrenzte Zeit gehen müssten. Für Deutschland gibt es solche Apps noch nicht. Wer beispielsweise im Google Playstore nach Corona sucht, wird lediglich auf die WHO verwiesen – wohl auch, um möglichen Betrügern die Grundlage zu entziehen.

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