Experten enthüllen: Hier liegen die Schwierigkeiten im Heizungstausch begraben

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Die Wärmepumpe gilt als Heiztechnologie der Zukunft, dennoch entscheiden sich weiterhin viele Menschen für den Einbau einer neuen Öl- oder Gasheizung. Octopus Energy, ein Unternehmen, das sich der Wärmepumpe verschrieben hat, nennt die Hintergründe, warum die Wärmewende stockt.
Experten enthüllen - Hier liegen die Schwierigkeiten im Heizungstausch begraben
Experten enthüllen - Hier liegen die Schwierigkeiten im Heizungstausch begrabenBildquelle: Daikin

Unsicherheiten, offene Fragen und falsche Annahmen über Wärmepumpen – um kaum ein Heizsystem rankten sich so viele Missinformationen wie über die Wärmepumpe. Dass es lange Zeit keine klare Richtlinie in Form des neuen Gebäudeenergiegesetzes (GEG), auch Heizungsgesetz genannt, gab, erschwerte die Situation zusätzlich. Wir haben uns mit einigen Nachfragen an Bastian Gierull, den CEO von Octopus Energy Germany gewandt. Octopus Energy ist ein Unternehmen, das ursprünglich aus Großbritannien stammt und dort bereits lange Wärmepumpen installiert. Mittlerweile hat das Unternehmen auch verstärkt in Deutschland mit dem Ausbau der effizienten Heizsysteme begonnen.

1. Was ist eurer Einschätzung nach das größte Hindernis für den Verkauf von Wärmepumpen?

Aktuell kommen mehrere Faktoren zusammen. Viele Menschen sind verunsichert nach dem politischen Hin und Her im vergangenen Jahr und warten jetzt lieber ab, was passiert. Auch die ausstehende kommunale Wärmeplanung hält viele zurück. Sie haben die Hoffnung, dass sich die Frage nach Heizalternativen dann von selbst beantwortet, was absolut nicht der Fall ist. Das größte Hindernis ist in unseren Augen aber einfach fehlendes Wissen und mangelnde Aufklärung. Wir sehen immer wieder, dass den Leuten nicht bewusst ist, wie viel teurer Öl und Gas werden und wie günstig sie mit einer Wärmepumpe heizen. Besonders aktuell, wo sich die Gaspreise wieder erholt haben, denken viele, dass das so bleiben könnte. Dabei spart man mit einer Wärmepumpe problemlos 500 Euro pro Jahr gegenüber einer Gasheizung, selbst wenn man konservativ rechnet. Realistisch wird eine Gasheizung mit steigenden CO₂-Preisen und der aktuellen weltpolitischen Lage wahrscheinlich noch deutlich teurer. Wer also jetzt in Gas oder Öl investiert, verliert. Wenn wir Interessenten diese Rechnung erklären, ändern viele ihre Meinung.

2. Welche Maßnahmen wären nötig, um diese Hindernisse zu beseitigen?

In erster Linie brauchen wir Planungssicherheit. Die Debatte wurde geführt – jetzt müssen wir an einem Strang ziehen und möglichst schnell Klarheit schaffen, ob und wie es mit Alternativen wie Fernwärme weitergeht. Ich befürchte, dass viele Menschen bis 2028 warten, wenn alle Kommunen eine Wärmeplanung vorlegen, nur um dann zu merken, dass eine Wärmepumpe die beste Lösung ist. Dann haben sie Zeit verschenkt, einen Teil der Förderung verpasst und im schlimmsten Fall sogar eine fossile Übergangslösung eingebaut. Wichtig ist deshalb zu betonen, dass man in jedem Fall heute schon auf eine Wärmepumpe umsteigen kann, ohne negative Konsequenzen befürchten zu müssen – egal, was die kommunale Planung bringt. Sicherheit zu vermitteln, steht für uns an erster Stelle. Grundsätzlich sehen wir: Das Heizgesetz ist vernünftig, die Förderung ist gut und Wärmepumpen sind die beste Technologie, die wir haben. Jetzt brauchen wir mehr Ruhe im Markt und viel Aufklärung. Mit jedem Heizungsinstallateur, der für Wärmepumpen umgeschult wird, und jedem Nachbarn, der von seiner Erfahrung mit einer solchen Heizung berichten kann, wird die Wärmepumpe Stück für Stück zum Standard in Deutschland.

3. Welche Erfahrungen konntet ihr bisher im Einbau von Wärmepumpen in Deutschland sammeln?

Im Vergleich zu anderen Ländern wie zum Beispiel England, wo wir schon länger Wärmepumpen installieren, ist das Thema hier viel politischer. Man könnte sagen: Das Heizungsthema ist aufgeheizt. Dafür gibt es aber eigentlich keinen Grund. Deutsche Häuser sind traumhaft gedämmt und wie gemacht für Wärmepumpen. Hier verbauen wir einen Großteil unserer Pumpen ohne größere Sanierungsmaßnahmen und das auch im Altbau. Erst vor kurzem haben wir eine Wärmepumpe in einem Haus von 1860 verbaut und auch da können sich die Besitzer*innen ab sofort über 400 Euro jährlich Heizkosten sparen. In der Praxis sehen wir immer wieder: Die Menschen wollen einfach günstig heizen. Sobald der erste Winter vorbei ist und sie auf ihrer Stromrechnung sehen, dass die Kalkulation aufgeht, sind sie glücklich und werden zu Wärmepumpen-Fans.

4. Gibt es Fälle, in denen ihr von einer Wärmepumpe abraten würdet?

Wir prüfen jedes Haus individuell und raten natürlich von einer Wärmepumpe ab, wenn sich ein Haus nicht sinnvoll damit beheizen lässt. Das sind aber absolute Ausnahmen, etwa besonders schlecht gedämmte Häuser, die nur mit sehr hohen Vorlauftemperaturen warm werden. Dort schneiden aber auch andere Heizungen schlecht ab – günstig heizen lassen sich solche Häuser nie.

5. Welche Arten von Wärmepumpen bietet euer Unternehmen an?

Wir installieren Luft-Wasser-Wärmepumpen, weil sie für einen Großteil der Haushalte in Deutschland am besten geeignet sind. Luft-Wasser-Pumpen – bei uns Geräte von Vaillant und Daikin – sind mittlerweile so effizient, dass es nur noch wenige Fälle gibt, in denen Erdwärmepumpen so viel energiesparender arbeiten, dass sie die höheren Anschaffungskosten und die deutlich aufwändigere Installation rechtfertigen. Genauso sind auch Luft-Luft-Wärmpumpen in speziellen Szenarien sinnvoll, aber nicht effizient, wenn ich ein ganzes Haus beheizen will. Unsere Wärmepumpen sind darüber hinaus noch intelligent steuerbar. Das wird dann zum Vorteil, wenn man die Wärmepumpe mit dynamischen Stromtarifen verknüpft und somit noch mehr Effizienz herausholt.

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1 KOMMENTAR

  1. Nutzerbild Karsten Frei

    So eine regierungstreue Propaganda.
    Pfui.

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