Wärmepumpen am Ende? So stark erschüttert Förderdilemma den Markt

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Wärmepumpen gelten als die Hoffnungsträger der Energiewende. Doch die Heizsysteme sind vergleichsweise teuer in der Anschaffung, weshalb sie nur mit passenden Fördergeldern für viele Haushalte attraktiv blieben. Nun fließt vorerst kein Geld zur Förderung der Heizsysteme – und die Aufträge schwinden.
Wärmepumpen am Ende - So stark erschüttert Förder-Stopp den Markt
Wärmepumpen am Ende - So stark erschüttert Förder-Stopp den MarktBildquelle: Vaillant

Die Zahlen diverser Studien und Statistiken belegen, dass Wärmepumpen zu Recht als die effizientesten Heizsysteme gelten. Mit ihrer Hilfe soll in Deutschland die Energiewende fort von fossilen Energieträgern hin zu erneuerbaren Ressourcen gelingen. Im Jahr 2023 verbuchte Deutschland noch einen Rekord beim Einbau von Wärmepumpen, doch schon im zweiten Halbjahr brach der Absatz ein. Sind Wärmepumpen bereits am Ende ihrer glorreichen Monate angekommen?  

Wärmepumpen am Ende – Unklarheiten sorgen für Auftragsrückgang

Langfristig zweifelt die Branche nicht daran, dass die Zukunft des europäischen Heizens in Wärmepumpen liegt. Die Heizungssysteme stellen die effizienteste Technologie auf dem Markt dar und gilt als eine der wenigen Heizungsarten, die man CO₂-neutral betreiben kann. Wärmepumpenbauer Stiebel Eltron hat bereits jetzt großzügig in die Fertigungsstruktur für Wärmepumpen investiert. Mitte Dezember erwarb das Unternehmen die ehemalige Fabrik des Automobilzulieferers Continental in Gifthorn. Bis zum Jahr 2027 hin sollen dort 300 der ehemals 900 Angestellten mithilfe einer Millionenförderung des Landes Niedersachsen umgeschult werden. Statt weiter Bauteile für Autos herzustellen, sollen sie nun Bestandteile von Wärmepumpen bauen. Aktuell rechnet Stiebel Eltron damit, dass die Produktion bereits im kommenden Jahr starten könnte. Insgesamt 65 Millionen investierte der Wärmepumpenbauer in den Kauf. 5 Millionen Euro Zuschuss für die Umschulung der Mitarbeiter flossen vom Land hinzu.

Unternehmensweit will Stiebel Eltron 600 Millionen Euro in den Ausbau der Wärmepumpen fließen zu lassen. Dabei ist der Hersteller nicht die einzige Firma, die kräftig in Wärmepumpen investiert. Auch bei Bosch sind es eine Milliarde Euro, Wärmepumpenbauer Vaillant wartet sogar mit zwei Milliarden an Geldern auf. Langfristig ist der Verkauf von Wärmepumpen in Europa ein Milliardengeschäft, von dem die Hersteller profitieren möchten. Bis 2030 sollen europaweit 30 Millionen Wärmepumpen installiert werden. In Deutschland werden rund fünf bis sechs Millionen benötigt, um die eigenen gesteckten Klimaziele zu erreichen.

Ende 2022 waren in Deutschland bereits 1,45 Millionen Wärmepumpen installiert. Pro Jahr müssten es rund 500.000 Geräte mehr werden, damit die Ziele bis 2030 erfüllt werden. Europaweit bräuchte man jährlich 1,25 Millionen neue Wärmepumpen, um die gesetzten Quoten zu erfüllen. Der Bedarf an den Heizsystemen bleibt somit hoch. Auf lange Sicht zweifelt keiner daran, dass sich der Absatz zu einem Milliardengeschäft entwickelt. Für die nahe Zukunft in Deutschland sieht es jedoch deutlich düsterer aus.

Förder-Probleme bremsen Wärmepumpen-Verkauf aus

Für die Wärmepumpen-Hersteller ist die Summe an gestellten Förderanträgen ein deutlicher Indikator dafür, mit wie vielen Aufträgen sie rechnen können. Üblicherweise stellen Deutsche den Antrag vor dem Kauf der Wärmepumpe, um sich nach der Bewilligung an die Heizungsbauer zu wenden. So werden jetzt noch Wärmepumpen installiert, für die vor neun bis zwölf Monaten Anträge eingereicht wurden. Es zeichnet sich jedoch längst ein Rückgang in den gestellten Förderanträgen – und somit auch dem zu erwarteten Verkauf von Wärmepumpen ab. Im Jahr 2022 wurden im Monat noch durchschnittlich 29.000 Anträge beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) gestellt. Im ersten Halbjahr 2023 sank die Zahl jedoch um rund drei Viertel auf etwa 7.800 Aufträge.

Durch die lange Dauer vom Förderantrag bis zur Auftragserteilung nutzen viele Wärmepumpenanbieter die Anträge als Frühwarnsysteme für die Entwicklung des Marktgeschehens. Zwar sind nicht alle Hausbesitzer auf die Fördermittel angewiesen, die wenigstens jedoch investieren vollständig aus eigenen Mitteln, wenn sie stattdessen viele tausende Euro an Fördergelder erhalten können. Eigentlich müssten die Förderprogramme der Bundesregierung somit ein großer Gewinn für die Heizungsbranche sein. Doch ausgerechnet sie sind es, die den Unternehmen zurzeit das größte Kopfzerbrechen bereiten. Von Frühjahr bis Sommer des letzten Jahres dauerten die Diskussionen um das ab diesem Jahr geltende Gebäudeenergiegesetz (GEG). Damit war klar, dass der Einbau von klimafreundlichen Heizungen verpflichtend wird. Lange Zeit herrschte jedoch Ungewissheit darüber, ob und in welcher Höhe der Staat den Austausch fördern würde.

Haushaltsdilemma trifft auf Baukrise

Kaum standen die Förderpläne endlich fest, gerieten die Gelder für die Fördermittel ins Wanken. Der ursprünglich dafür vorgesehene Klima- und Transformationsfonds durfte nicht mehr in geplanter Form genutzt werden, nachdem ein Gerichtsurteil des Bundesgerichtshofs den Nachtragshaushalt 2021 für unzulässig erklärt hatte.  Die Kombination aus unklarer Gesetzeslage und unklaren Förderbedingungen dämpfte den Eingang der Förderanträge. Zusätzlich spielt zugleich die allgemeine Konjunktur- und Baukrise eine Rolle. Weniger Häuser und Wohnungen werden zurzeit gebaut oder saniert. Zurzeit werden Heizungen nur dort ausgetauscht, wo sie tatsächlich ihren Dienst versagen. Zwar wurde das geplante Förderprogramm für den Heizungstausch wie geplant gegen Ende Dezember veröffentlicht und soll Ende Februar bei der KfW starten.

Dennoch lässt sich schwer vorhersagen, wie sich der Markt innerhalb der nächsten Monate entwickeln wird. Bis zum Start des neuen Förderprogramms im Februar gibt es keine neuen Förderanträge mehr – und somit dürfte die Heizungsbauer bald eine Flaute ereilen, wenn die letzten der Anträge aus dem letzten Jahr abgearbeitet sind. Der Bundesverband der Wärmpumpen (BWP) rechnet mit einem stagnierenden und leicht rückläufigen Absatz im Vergleich zum Vorjahr. Für Wärmepumpenbauer sind das keine beruhigenden Aussichten. Bereits jetzt lässt Stiebel Eltron Geschäftsführer Kai Schiefelbein verlauten, sollte die Nachfrage nach Wärmepumpen bis Ende März nicht steigen, müsste er Personal abbauen. Neu geschaffene Jobs in der Branche könnten somit vielerorts entfallen, bis sich der Absatz der Heizsysteme wieder stabilisiert.

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1 KOMMENTAR

  1. Nutzerbild Karsten Frei

    Die staatliche Förderung ist nur ein Preistreiber.
    Die gleichen Wärmepumpen kosten in Deutschland im Vergleich zu Frankreich oder den anderen Ländern unverschämt teuer.
    Ohne Förderung sind Hersteller gezwungen, um die Kunden zu kämpfen.

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