Drohen Netzengpässe für Wärmepumpen und E-Autos?

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Niemand zweifelt daran, dass der private Stromverbrauch in den kommenden Jahren deutlich ansteigen wird. Doch kann das Netz rechtzeitig ausgebaut werden, um mit dem steigenden Bedarf mitzuhalten? Für eine flächendeckende Nutzung von Wärmepumpen und E-Autos ist ein solides Netz entscheidend.
Drohen Netzengpässe für Wärmepumpen und E-Autos?
Drohen Netzengpässe für Wärmepumpen und E-Autos?Bildquelle: Foto von Andrey Metelev auf Unsplash

Wenn das Netz in den kommenden Jahren durch immer mehr Starkzehrer belastet wird, fragt sich so mancher Haushalt, ob mit Worst-Case-Szenarien gerechnet werden muss. Sowohl ein nicht geladenes E-Auto, wenn du zur Arbeit kommen musst als auch eine Wärmepumpe, die an Wintertagen nicht heizt, werden als Beispiele für mögliche Probleme aufgeführt. Doch wie wahrscheinlich ist es tatsächlich, dass Netzengpässe für Wärmepumpen und E-Autos entstehen?

Zuwachs an Starkzehrern in Millionenhöhe

Lastspitzen sind zweifelsohne eine große Herausforderung für die Energiewende. Wenn in einer Straße gleichzeitig zahlreiche E-Autos und Wärmepumpen Energie benötigen, kann das zum Problem für die örtliche Stromversorgung werden. Die Bundesnetzagentur rechnet damit, dass sich die Anzahl der Wärmepumpen in Deutschland bis 2037 von derzeit 1,5 Millionen auf zwölf Millionen erhöhen wird. Ebenso vermutet die Behörde, dass im gleichen Zeitraum die Anzahl der E-Autos von 19 Millionen auf 25 Millionen steigen wird. Für die Wärmepumpen allein würden im Schnitt bereits rund 60 Terawattstunden an Strom benötigt. Bei der Masse an E-Autos wären weitere 55 Terawattstunden notwendig.

Dabei fällt der gesamte, prognostizierte Strombedarf 2037 wesentlich höher aus. Er soll sich von derzeit 500 Terawattstunden auf rund 1.000 Terawattstunden verdoppeln. E-Autos und Wärmpumpen gemeinsam würden lediglich zwölf Prozent der Netzlast im Stromnetz der Zukunft ausmachen. Ein wesentlich größerer Anteil entfällt auf den Ersatz von fossilen Brennstoffen wie Öl und Gas in der Industrie. Besonders groß dürfte vorwiegend der Bedarf in der Wasserstoffindustrie ausfallen, die für mehr grünen Wasserstoff sorgen soll. Neben der Produktion von Batterien zählt die Gewinnung von Wasserstoff sowie die Metallindustrien zu einigen der größten Stromabnehmer. Damit das Netz dieser verdoppelten Belastung standhalten kann, muss bis 2037 einiges geschehen.

Schon die zusätzlichen, benötigten Fernleitungen mit einer Höchstspannung müssten deutlich aufgestockt werden. Hier wäre ein Zubau von rund 40 Prozent der bisher vorhandenen Leitungen nötig, was konkret 14.000 Kilometern zusätzlicher Fernleitungen entspricht. Mit den Fernleitungen allein wäre es jedoch nicht getan. Zusätzlich muss das Verteilnetz mit Hoch-, Mittel- und Niederspannung eine ordentliche Aufstockung erfahren. Hier wollen die Betreiber bis bereits 2032 rund 18.500 Kilometer an Leitungen optimieren sowie neu bauen. Allein die schiere Menge an benötigten Leitungen erweist sich bereits als Hürde für die Energiewende. Erschwert wird der Ausbau jedoch zusätzlich durch fehlendes Fachpersonal und zu lange Genehmigungsverfahren.

Ausfälle von Wärmepumpen und E-Autos unwahrscheinlich

Obwohl sich der Netzausbau in den kommenden Jahren ein anspruchsvolles Unterfangen darstellt, bedeutet das nicht, dass Besitzer von Wärmepumpen und E-Autos mit Ausfällen rechnen müssen. Zurzeit gibt es im Netz keine Engpässe, die durch Wärmepumpen und E-Autos verursacht werden. Ebenso gilt für alle Geräte, die seit Jahresbeginn angeschlossen wurden, eine neue Regelung des Bundes. Sie sorgt dafür, dass Netzbetreiber weder Wärmepumpen noch Ladesäulen einfach abschalten dürfen.

Eine Drosselung der Geräte zur Entlastung des Netzes ist jedoch erlaubt – und könnte zukünftig zur Realität für Haushalte werden. Selbst dabei müssen Netzbetreiber jedoch eine Mindestleistung von 4,2 Kilowatt gewährleisten, sodass es äußerst unwahrscheinlich ist, dass der Betrieb deiner Wärmepumpe vollständig ausfällt. Diese Leistung genügt einer Wärmepumpe trotz all der sonstigen Elektrogeräte im Haushalt, um ausreichend zu heizen. Du musst im Winter somit nicht damit rechnen, dass du frierst. Auch dein E-Auto kannst du weiterhin laden. Für längere Fahrten könnte es jedoch notwendig sein, einen Zwischenstopp einzuplanen, wenn dein Fahrzeug nicht vollständig geladen werden konnte.

Im Übrigen dürfen Netzbetreiber die Inbetriebnahme von Wärmepumpen nicht mehr verweigern oder hinauszögern. In der Vergangenheit konnte das in der Praxis vorkommen, so beschwerte sich der Wohnungskonzern Vonovia im vergangenen Frühjahr etwa darüber, dass er 70 Prozent der installierten Wärmepumpen mangels Genehmigung nicht einschalten durfte. Zusätzlich dürfen sich Besitzer von steuerbaren Einheiten wie Wärmepumpen und E-Autos sogar über einen finanziellen Bonus freuen, den man als Ausgleich zur möglichen Drosselung der Geräte gewährt. So könnten Besitzer der Geräte wahlweise aus einem pauschalen Rabatt und einem Preisnachlass pro Kilowattstunde bezogenem Stroms wählen.

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