Bald warnt dein Handy vor nahenden Katastrophen – ganz ohne App

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Deutschland bekommt eine neue Mobilfunktechnik – fest verankert im Telekommunikationsgesetz (TKG). Heißt: Die deutschen Netzbetreiber müssen sie in ihre Netze implementieren. Und das ist wichtig. Denn Cell Broadcast kann (und soll) im Extremfall Leben retten.
Mobilfunk-Basisstation aus der Luft fotografiert.
Deutsche Mobilfunknetze werden mit Cell Broadcast ausgestattet.Bildquelle: Vodafone

Über kaum eine Mobilfunktechnologie wurde in den vergangenen Wochen in Deutschland so umfangreich diskutiert wie über das sogenannte Cell Broadcast. Nach den schweren Überflutungen in Teilen von Bayern, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg hatten zahlreiche Experten und Politiker eine rasche Einführung der Handy-Benachrichtigungen gefordert. In Medien lautet die Bezeichnung oft auch „Warn-SMS“, obwohl es sich technisch um gar keine SMS handelt. Vor allem in akuten Gefahrenlagen können Nachrichten über Cell Broadcast eine sinnvolle Ergänzung zu Warn-Apps wie Nina oder Katwarn sein.

Cell Broadcast: Anpassung des TKG auf dem Weg

Nachdem die Deutsche Telekom bereits vor wenigen Wochen signalisiert hatte, Cell Broadcast in Deutschland starten zu wollen, hat die Bundesregierung jetzt den Weg für eine deutschlandweite Einführung freigemacht. Denn um die nützliche Mobilfunktechnik für Warnmeldungen nutzen zu können, ist zunächst die Schaffung der rechtlichen Voraussetzungen notwendig. Und zwar in Form einer Änderung des Telekommunikationsgesetzes. Das Bundeskabinett formulierte jetzt eine passende Formulierungshilfe für die Koalitionsfraktionen um CDU/CSU und SPD. Das ist eine wichtige Voraussetzung, damit Cell Broadcast bald für Bevölkerungswarnungen zur Verfügung stehen kann.

Innenminister Horst Seehofer (CSU) erklärt dazu: „Die Warnung der Bevölkerung muss klappen, auf allen Kanälen. Wenn man nachts geweckt wird, muss man sofort wissen, was passiert ist und wie man sich verhalten soll. Die Einführung von Cell Broadcast wird Sirenen, Apps und den Rundfunk ergänzen.“ Wirtschaftsminister Peter Altmaier sagt: „Wir erarbeiten jetzt zusammen mit der Bundesnetzagentur, dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik und den Mobilfunknetzbetreibern die technischen Details, damit Cell Broadcast schnell zum Einsatz kommen kann.“

Einführung in allen deutschen Mobilfunknetzen geplant

Heißt im Klartext: Nicht nur bei der Deutschen Telekom wird die Einführung von Cell Broadcast kommen. Sondern auch bei Vodafone und Telefónica Deutschland (O2). Auch 1&1 muss die Mobilfunktechnik nach einem entsprechenden Vermerk im TKG anbieten. Aber natürlich erst, sobald Kunden das neue, sich noch im Aufbau befindende 5G-Netz nutzen können. Künftig soll es möglich sein, über das vom BBK betriebene Modulare Warnsystem MoWaS auch Cell Broadcast Warnung auszulösen. Dann erreicht alle Handys, die in einer bestimmten Mobilfunkzelle eingebucht sind, eine Warnung in Form von Textnachrichten. Die Installation einer App ist nicht notwendig.

Wann genau die schon in der Vergangenheit für andere Dienste genutzte Mobilfunktechnologie in Deutschland für Warnmeldungen zur Verfügung steht, ist noch nicht im Detail definiert. Der Plan der Bundesregierung sieht aber vor, dass eine Einführung spätestens im Herbst 2022 abgeschlossen ist, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf Regierungskreise.

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2 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild Peter

    War vor Jahren in der USA, die R66 abfahren. Schon damals habe ich auf meinem Handy Warnmeldungen bekommen. Einmal sogar eine Warnung vor einer Schießerei ein paar Kilometer weiter vom Hotel.
    2022 auch in Germany? Wenn’s a‘ la BER abläuft, wird’s Minimum 2025 bis zur Fertigstellung …

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  2. Nutzerbild Marco

    Das gab’s vor Jahren schon in Deutschland,alte Handys können es noch,man konne Nachrichten abonnieren oder einfach nur Infos zur Funkzelle erhalten. Das System ist in Vergessenheit geraten,ich hoffe sie erfinden das System nicht für Milliarden Euros neu.

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