Automatik fürs E-Bike vorgestellt: Nie wieder im falschen Gang

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Auch mit einem E-Bike kann das Anfahren zur Qual werden. Denn mit dem falschen Gang an der Ampel loszustrampeln, ohne dass es nach vorn geht, nervt nicht nur die anderen Verkehrsteilnehmer. Doch eine Lösung ist unterwegs.
Pinion MGU
Pinion MGUBildquelle: Michael Büttner

Ein E-Bike besteht im Grunde aus einem Fahrrad, einem Akku und einem Motor. Doch Pinion hat das geändert. Der Getriebe-Spezialist hat mit der MGU, der Motor Gearbox Unit, ein neues Antriebssystem auf der Eurobike 2023 vorgestellt. Darin ist nicht nur der Motor, sondern auch die Schaltung integriert. Dass das nicht mit einer klassischen Kettenschaltung funktioniert, dürfte klar sein. Vielmehr ähnelt die Schaltung einem Getriebe ohne Kupplung. Doch was bringt das?

Pinion vereint E-Motor und Schaltung

Die Vorteile des neuen Systems sind vielfältig. Du kannst in Zukunft auf eine Kette und damit auf Öl und Schmuddelfinger verzichten. Auch die Kassette, also das Paket an Zahnrädern am Hinterrad fällt durch die MGU weg. Und was nicht da ist, kann nicht verschleißen. Das Hinterrad wird einfach über einen verschleißarmen und quasi wartungsfreien Riemen gelöst. 

Dazu ist der Hinterbau aufgeräumter und du sparst dir Züge, die durch oder auf den Rahmen verlegt werden müssen. Eher für sportliche Fahrer im Gelände interessant: Die ungefederte Masse verringert sich durch die Zentralisierung der Antriebseinheit gewaltig und der Schwerpunkt liegt tiefer.

Pinion MGU
Pinion MGU

Die technischen Daten

Doch was kann der Motor und das Getriebe schwarz auf weiß? Du hast die Wahl zwischen einer Schaltung mit 9 oder 12 Gängen. Diese werden elektronisch verstellt. Der integrierte Motor ist mit 85 Nm kräftig und leistet in der Spitze 600 oder 800 Watt, je E-Bike-Klasse. Bei der Unterstützung kannst du zwischen vier Fahrmodi wählen. 

Außerhalb der reinen Hardware-Vorteile, hat Pinion aber noch einen Trick eingebaut. So schaltet das Getriebe, wenn du nicht trittst, in den Gang herunter, der zum Weiterfahren ideal ist. Diese Funktion nennt Pinion Pre-Select. Und das funktioniert auch an der Ampel oder einem kurzen Stopp mit der Funktion Start.Select. Du trittst also nicht mehr gegen einen viel zu hohen Gang beim Starten oder nach einer Rollphase beim Radeln. Beide Funktionen sind jedoch auch deaktivierbar. Hoch schaltet die Automatik nicht. Und wie fährt sich das Ganze?

Pinion MGU
Pinion MGU

Pinion MGU E1.12 ausprobiert

Auf der Eurobike 2023 in Frankfurt hatten wir schon die Möglichkeit das neue System auf die Probe zu stellen. Auf einem ausladenden E-Fully zeigt sich, dass der Motor eine ausgewogene Kraftentfaltung hat und mit elastischem Durchzug überzeugt. In den etwas zurückgenommenen Modi Flex und Flow will er aber durch Muskelkraft angeregt werden. Lustloses Pedalieren und die volle Unterstützung gibt es nur im Fly-Modus, der dir ständig ins Kreuz tritt.

Richtig stark ist das System jedoch beim Schalten. Denn die elektronischen Knöpfe erinnern eher an den Rennsport als an ein Fahrrad. Weil keine Züge bewegt werden müssen, reagiert das Getriebe sofort und ohne Kraftaufwand im Daumen. Dazu ist die Geräuschkulisse in der Regel sehr angenehm ruhig. Selbst bei Last kannst du die Gangwechsel kaum wahrnehmen. Die Automatik ist dabei nicht so flink. Sie überlegt ein paar Momente, bis sie die richtige Gangwahl getroffen und die Zahnrädchen sortiert hat. Das stört aber im Test-Ride nicht.

Pinion MGU
Pinion MGU

Einen kleinen Schreckmoment gibt es aber dennoch. Belastest du die Pedale beim plötzlichen Ampelstopp im Stand weiter, schaltet die Pinion MGU mit recht lautem Knacken gegen die Last. Das spürt man in den Beinen und hört man deutlich. Kennst du jedoch den Umstand, ist es ein Leichtes, sich daran zu gewöhnen, dem Getriebe die Freiheit zu geben, sobald du stehst. Sobald das Herabschalten abgeschlossen ist, kann der Fuß das Pedal wieder ohne Probleme belasten. 

Fazit 

Im E-Bike-Jahrgang 2024 wird es Elektroräder auch mit (halb-)Automatik geben. Das bringt zumindest in der Nische einige Möglichkeiten. Nicht nur im Stadtverkehr ist der automatische Gangwechsel hilfreich und könnte für einen flüssigeren Radverkehr sorgen. Doch auch im Mountainbike-Bereich könnte das System seine Fans finden, immerhin spart man sich die Gullideckel -großen Kettenblätter am Hinterrad und hat damit endlich auch hier eine cleanere Optik. 

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1 KOMMENTAR

  1. Nutzerbild Radnabe

    und wenn beim rückwärts treten die Bremse ausgelöst wird, wird es noch komfortabler und aufgeräumter. Würde ich sofort kaufen.

    Antwort

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