Handy-Evolution: Mobilfunk wird 20 Jahre alt

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Es war der Anfang einer neuen Ära der Telekommunikation: Am 30. Juni 1992 startete das D2-Netz des damaligen Mannesmann-Konzerns (heute Vodafone). Am nachfolgenden Tag nahm auch die Deutsche Telekom mit dem D1-Netz den Funk-Betrieb auf. In der Zwischenzeit hat sich nicht nur das Handy zum Smartphone entwickelt. inside-digital.de zeigt, wie die vergangenen 20 Jahre den digitalen Mobilfunk verändert haben.
Motorola Razr im Dunkeln

Mit dem Global System for Mobile Communications (GSM), begann die rasante Entwicklung des Mobilfunks in Deutschland. Der Standard wird heute in 670 GSM-Mobilfunknetzen in rund 200 Ländern und Gebieten der Welt als Mobilfunkstandard genutzt und machte Anfangs die Übertragung von Sprache und kurze Zeit später auch von Textbotschaften möglich.

Die erste SMS

„Merry Christmas“ – das war der Inhalt der ersten SMS die am 3. Dezember 1992 versendet wurde. Somit feiert auch die Kurznachricht in diesem Jahr ihr 20-jähriges Jubiläum. Im vergangenen Jahr waren es 55 Milliarden SMS die von Handy zu Handy wanderten.

Derzeit fließen über 100 Millionen Gigabyte an Daten jährlich durch das mobile Netz. Gab es 1992 deutschlandweit nicht mal eine Million Mobilfunkanschlüsse, sind es heute mehr als 114 Millionen und das bei rund 80 Millionen Einwohnern.

Das „Handy“ oder die „Handmaschine“

Die Bezeichnung „Handy“ fand mit dem Start der D-Netze ab 1992 Einzug in den deutschen Sprachgebrauch. Woher sie kommt, ist letztendlich nicht genau zu klären. Aber es gibt unterschiedliche, zum Teil auch humorvolle Erklärungsansätze. Etwa den des von Motorola im Zweiten Weltkrieg produzierte „Handie-Talkie SCR-536“, das man wie ein Telefon in der Hand halten konnte. Sprachexperten allerdings glauben nicht, dass das Wort auf diesen Ursprung gründet, da die Existenz des „Handie-Talkie“ Anfang der 1990-er Jahre wohl nicht mehr allgemein bekannt war.

Und auch bei der Telekom kursiert eine Geschichte zum Namensursprung. So soll ein leitender Postbeamter im Jahr 1988 auf der Suche nach einem Wort für die Vermarktung eines portablen Telefongeräts gewesen sein. Das bahnbrechend Neue: Man konnte das rund ein Pfund schwere Gerät mit einem Preis von damals rund 10.000 D-Mark überall mit sich herumtragen. In einer internen Brainstorming-Runde soll dann jemand das Wort „Handy“ gemurmelt haben. Einziger Schönheitsfehler an der Geschichte: Auf dem Gerät stand dann nicht „Handy“ sondern „Pocky“ und bei T-Mobile ist kein einziges Schriftstück auffindbar, das ein Funktelefon aus der damaligen Zeit als „Handy“ bezeichnet. Die Schwaben hingegen haben eine nette und gleichfalls selbstironische Erklärung für den Begriff: Aus „Hen die koa Schnur?“ (Haben die kein Kabel dran?) wurde der Legende zufolge der Begriff Handy.

Tatsache ist: Das erste D-Netz-Mobiltelefon, das den Begriff Handy im Namen führte, wurde 1992 von Loewe vorgestellt und trug den Namen „HandyTel 100“. In anderen Ländern richtete sich die Bezeichnung nach der Eigenschaft des Gerätes, die Portabilität mit dem lateinischen Wortstamm „mobile“. Diesen Zusatz tragen die Geräte in vielen Sprachen. Aber es gibt auch Alternativen wie Tragbares (Frankreich), Wundertelefon (Israel) oder Handmaschine (China). Wo immer der Begriff Handy nun auch herkommt, er ist lupenreines Deutsch.

Vom Handy zum Smartphone

Die Vorläufermodelle der heutigen Handygeneration prägte bereits das sogenannte analoge Funknetz: Das erste Mobiltelefon wurde 1983 vorgestellt. Das Gerät von Motorola hieß „DynaTAC 8000X“ und war wie die ersten Nachfolgemodelle mit einer Länge von über 30 Zentimeter und einem Gewicht von knapp einem Kilo für heutige Verhältnisse ein gewaltiger Brocken. Er passte in keine Hosentasche und erhielt nicht umsonst den Beinamen Bone, zu Deutsch „Knochen“. Maximal eine Stunde konnte man mobil telefonieren, dann machte der Akku schlapp. Dafür hatte das Gerät einen stolzen Preis: Knapp 4.000 Dollar, umgerechnet gut 2.800 Euro, kostete es damals. Dennoch wurde es ein Verkaufsschlager.

Das erste GSM-fähige Handy war das Motorola International 3200. Mit knapp 35 Zentimetern und einer Telefonierdauer von zweieinhalb Stunden ist es im Vergleich zum iPhone 4S mit einer Größe von 11,5 Zentimetern und einer 14-stündigen nonstop Telefonierleistung ein schwacher Riese. Ganz abgesehen von den anderen Funktionen, wie etwa der Kamera, dem Internetzugang oder Musikhören. Beim „Knochen“ war an solche Möglichkeiten nicht zu denken.

War der Mobilfunk einst eine Innovation für die Elite wuchs er mit sinkender Preisschwelle in den D-Netzen zum Produkt für jedermann. Statistisch gesehen kommen heute auf jeden Einwohner Deutschlands knapp 1,4 Mobilfunkanschlüsse. Viele Nutzer haben mehr als einen Vertrag, ein Handy wird privat, eines dienstlich genutzt, und die Partnerkarte ermöglicht das Zweitgerät für die Familie. Tatsächlich besitzen rund 83 Prozent der Bevölkerung ein Handy und zunehmend ein Modell mit Zusatzfunktionen.

Die Mobilfunktelefone haben dafür eine rasante Entwicklung durchlaufen. Ihre Modellanzahl ist vielfältig und jedes aktuelle Smartphone ein Leistungsträger mit einer großen Anzahl an Applikationen. Musikplayer, Foto- und Videokamera und die elektronische Post sind oft inklusive. Im Jahr 2011 wurden erstmals mehr Smartphones als übliche Handys abgesetzt. Jeder dritte Deutsche besitzt ein solches Computer-Handy, bei den unter 30-Jährigen sogar jeder zweite. Beflügelt wird der Trend durch steigende Datenraten im Mobilfunk: Zwischenzeitlich toppt der Mobilfunkstandard LTE bereits die kabelgebundene DSL-Anbindung.

Mobilfunkpreise

Vor 20 Jahren kostete eine Mobilfunkminute während des Tages knapp 2 DM bei einer Monatspauschale von fast 80 DM. In der Nebenzeit, also zwischen 19.00 Uhr und 07.00 Uhr, fielen 50 Pfennige pro Minute an. Das änderte sich grundlegend im Laufe der Mobilfunkgeschichte. Schon rund zehn Jahre später war es nichtmals mehr die Hälfte und Kunden zahlten eine monatliche Grundgebühr von circa 20 DM. Die Minutenpreise mussten extra beglichen werden. Heute gibt es für knapp zehn Euro einen Laufzeittarif inklusive Sprachflatrate. Hinzu kommt, dass einfache, aber leistungsstarke Handys für den Alltagsgebrauch aktuell schon ab 29 Euro erhältlich sind – und das vertragsfrei ohne Bindung an ein Netz oder an eine bestimmte SIM-Karte.

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