Test des Apple iPhone

14 Minuten

Apple iPhone: Draufsicht
 

Köln am späten Abend des 8. November 2007: Die einen fiebern in dieser nasskalten Herbstnacht einer neuen Ära entgegen, die anderen liegen im Bett und hoffen, dass der Hype jetzt endlich ein Ende hat. In den vergangenen Monaten hat kaum ein Mobilfunkthema so sehr polarisiert wie das iPhone von Apple. Unternehmenschef Steve Jobs verspricht die perfekte Mischung aus Handy, MP3-Player und mobilem Internet. Über die Vor- und Nachteile des Geräts wurde ausführlich spekuliert und die Diskussionen haben längst auch Tageszeitungen und Nachrichtenmagazine erreicht. inside-digital.de liefert nach einem ausführlichen Test die Fakten zum iPhone und zeigt, was das Apple-Handy wirklich kann.

Apple iPhone: VerpackungApple liefert das iPhone in einem schwarzen, eleganten Karton aus, der mit dem typischen Apfel-Logo und der Benutzeroberfläche des iPhones bedruckt ist. Öffnet man die stabile Box, findet man neben dem Handy die Kopfhörer, ein Netzteil und ein Kabel, das sowohl für eine USB-Datenverbindung zum PC als auch für die Verbindung zum Netzteil dient. Wer einen iPod besitzt, kennt die Docking-Station, in die man das iPhone aufrecht stellen kann, wenn man es mit dem Rechner oder dem Stromnetz verbinden möchte. Neben diesem Zubehör findet sich im Karton eine dürftige Bedienungsanleitung, ein Reinigungstuch und eine Nadel, mit der man das SIM-Karten-Fach öffnen kann. Das iPhone wird fertig zusammengebaut ausgeliefert und kann direkt in Betrieb gehen.

 

Apple iPhone: Lieferumfang

Apple iPhone: KarteneinschubNimmt man das iPhone das erste Mal in die Hand, ist man überrascht: Obwohl es einigermaßen schwer ist, liegt es angenehm in der Hand und fühlt sich ausgesprochen edel an. Das Äußere braucht den Vergleich mit Designer-Handys nicht zu scheuen. Das Touchscreen-Display aus Glas nimmt fast die gesamte Vorderseite des Geräts ein und macht einen robusten, hochwertigen Eindruck. Die Umrandung der Gerätevorderseite glänzt verchromt. Auf der metallisch-silbernen Rückseite kann man sich im dezenten Apple-Logo spiegeln. Alle Teile des Geräts sitzen passgenau aufeinander. Auseinander bauen kann man das iPhone übrigens nicht. Mit der beiliegenden Nadel lässt sich aber immerhin die SIM-Karte entnehmen. Das Gerät zu öffnen und den Akku auszutauschen ist dem Fachpersonal vorbehalten.

Apple iPhone: GrößenverhältnissDer Aufbau des iPhones ist bestechend schlicht. Auf der Vorderseite findet man neben dem Display und dem Hörer nur eine einzigen runden Knopf, die so genannte „Home“-Taste, die den Benutzer immer wieder ins Hauptmenü zurückführt. Auf der linken Seite sitzen zwei Tasten: Die Lautstärkeregelung und ein Schalter, mit dem man das iPhone bei Bedarf lautlos schalten kann. Die Kopfhörer-Buchse, das Fach für die SIM-Karte und der Standby-Knopf finden sich auf der Oberseite. Die Kameralinse auf der Rückseite fällt kaum ins Auge. Auf der Unterseite ist der Anschluss für das USB- bzw. Ladekabel.

Der Touchscreen dominiert die Vorderseite des Geräts und lässt in puncto Funktionalität und Bedienkomfort keine Wünsche offen. Mit leichtem Tippen kann man beispielsweise Teile einer Internetseite vergrößern oder einem Link folgen. Schiebt man den Finger über den Bildschirm, scrollt das iPhone kinderleicht durch Textdokumente oder E-Mails. Mit zwei Finger kann man ohne Probleme innerhalb von Fotos und Dokumenten zoomen. Die leichte und intuitive Bedienung ist eine echte Innovation.

Apple iPhone: DockingstationUm das iPhone zu bedienen, reicht neben dem Touchscreen die „Home“-Taste auf der Gerätevorderseite, mit der man ohne Umweg ins Hauptmenü gelangt. Die Bedienung des Bildschirms ist selbst mit großen Fingern unproblematisch und auch das Tippen einer E-Mail geht auf der eingeblendeten Tastatur leicht von der Hand. Ein Stift oder sonstige Hilfsmittel sind nicht nötig. Mit ein wenig Übung und mit zwei Fingern lässt sich eine SMS mindestens genau so schnell tippen wie mit einem Handy ohne Touchscreen.

Der Vibrationsalarm des iPhones findet genau die richtige Intensität, um aufzufallen, aber nicht zu stören. Das Anschlusskabel und die Docking-Station passen perfekt an die Buchse auf der Unterseite des iPhones. Im Dock sitzt das Handy allerdings nicht ganz fest im Sattel und wackelt leicht. Das Design und die Verarbeitung des iPhones sind insgesamt trotzdem ein echter Volltreffer.

Apple iPhone: HeadsetDie Sprachqualität im T-Mobile-Netz ist ausgezeichnet. Auch in der U-Bahn oder bei starkem Wind verstehen sich die Gesprächspartner gut und ohne Störgeräusche. Sollten die Umgebungsgeräusche zu laut werden, lässt sich die Lautstärke während des Gesprächs mit dem seitlichen Schalter regulieren. Für mobiles Internet ist die EDGE-Unterstützung von T-Mobile inzwischen so weit verbreitet, dass nur noch selten das Surfen mit GPRS-Geschwindigkeit nötig ist. Hat man einen der rund 8.000 Hotspots von T-Mobile oder ein bekanntes W-LAN in seiner Nähe, kann man auch darüber ins Netz gehen.

Nach Angaben von Apple soll das iPhone eine Gesprächszeit von acht Stunden erreichen. Wenn man das Gerät wie von Apple angepriesen als MP3-Player, Internetgerät und Telefon nutzen möchte, geht die Nutzungszeit jedoch in den Keller. Bei durchschnittlichem Gebrauch muss das Handy jeden zweiten Tag an die Steckdose. Die Internet-Flatrate kann dazu verleiten, häufiger als nötig zu surfen oder Youtube-Clips zu schauen. Wenn man zusätzlich noch den integrierten iPod nutzt, kann es passieren, dass man den Akku des Multimedia-Handys sogar jeden Tag neu laden muss.

Apple iPhone: FrontDas Display des iPhones bietet mit 7,6 x 5,0 Zentimetern ausreichend Platz zum Betrachten von Bildern und Internetseiten. Die Qualität der Farben und die Auflösung überzeugen. Bilder, Videos und Internetseiten zeigt das iPhone gestochen scharf an. Auch bei extremen Lichtverhältnissen wie direkter Sonneneinstrahlung oder völliger Dunkelheit büßt das iPhone nichts von seinem Bedienkomfort ein.

Besonders gut gelungen ist die automatische Helligkeitseinstellung. Das iPhone erkennt das Licht in der Umgebung und passt die Helligkeit des Displays automatisch an. Man kann diese Funktion ausschalten und die Helligkeit manuell regeln. Telefoniert man und führt das iPhone zum Ohr, schaltet das Display dank eines Annäherungssensors automatisch ab, um Strom zu sparen und eine unabsichtliche Benutzung des Touchscreens zu verhindern.

Das Hintergrundbild des iPhones kann der Benutzer entweder aus einer der Vorlagen oder aus der eigenen Bilderdatenbank auswählen. Ein Bildschirmschoner ist nicht vorhanden.

Apple iPhone: KameraEine Schwachstelle des Apple-Handys ist die Kamera. Das 2-Megapixel-Modell macht eher durchschnittliche Fotos und hat bis auf den Auslöseknopf keine weiteren Funktionen in petto. Man kann nichts einstellen und muss die Fotos so hinnehmen, wie sie das iPhone schießt. Außerdem fehlt die Möglichkeit, Videos zu drehen. Die Geschwindigkeit der Aufnahme ist in Ordnung. Die Bilder werden im Bereich „Fotos“ abgelegt, wo man sie später ansehen oder in einer kleinen Diashow abspielen kann. Zusätzlich lassen sich die Bilder einzelnen Kontakten zuordnen und per E-Mail verschicken. Ein Ersatz für die Digitalkamera ist das iPhone bei weitem nicht.

Apple iPhone: Foto Schloss
Apple iPhone: neue SMS

Apple iPhone: YouTube

Apple iPhone: Karte

Apple iPhone: iPod

Apple iPhone: Telefon

Apple iPhone: Rechner

Das Hauptmenü des iPhones ist durch Bilder mit Unterschrift strukturiert. In der untersten Zeile findet man die wichtigsten Funktionen wie Telefon, Mail, den Internet-Browser Safari und den Multimedia-Player iPod. Alle anderen Programme sind ebenfalls über den Hauptbildschirm verfügbar. Das Menü ist verständlich aufgebaut und erklärt sich von selbst. In wenigen Schritten erreicht man jede Ebene des Menüs.

Eine SMS mit dem iPhone zu tippen ist nicht schwer. Die Texteingabe funktioniert zuverlässig und kann sogar in gewissem Umfang vertippte Zeichen richtig deuten. Besonders nützlich: Drückt man zweimal auf die Leertaste, fügt das iPhone einen Punkt und ein Leerzeichen ein, so dass man direkt mit dem nächsten Satz starten kann. Führt man einen längeren SMS-Dialog, erscheinen die Nachrichten direkt untereinander, so dass man den Überblick behält. Leider zählt das iPhone die Zeichen der SMS nicht mit, so dass man entweder auf gut Glück versenden oder mühselig nachzählen muss. SMS an mehrere Empfänger und MMS sind nicht möglich.

Während eines Gesprächs kann man mit dem iPhone die Lautstärke beliebig variieren, den Anruf halten, eine Telefonkonferenz starten oder das Gespräch auf den Lautsprecher umschalten. Das gesamte Menü inklusive Mails, Kalender und Telefonbuch ist während des Telefonats ebenfalls verfügbar. Eine Einschränkung macht Apple jedoch: Gleichzeitiges Surfen via EDGE oder GPRS und Telefonieren ist nicht möglich. Internetnutzung über W-LAN funktioniert während eines Gesprächs dagegen einwandfrei.

Das iPhone verfügt nicht über Kurzwahltasten für häufig gewählte Nummern. Durch ein doppeltes Drücken der „Home“-Taste kann man aber eine Liste mit den eigenen Nummern-Favoriten aufrufen. Wenn man möchte, kann man diesen Tastendruck auch als Schnellwahl für den Multimedia-Player verwenden. In der Anrufliste lassen sich alle Anrufe und verpasste Anrufe getrennt darstellen. Eine Unterdrückung der eigenen Nummer und eine Gesprächsweiterleitung ist möglich.

Das E-Mail-Programm des iPhones gibt eine durchwachsenes Bild ab. Einerseits lassen sich die Accounts leicht einrichten und der Abruf der Mails funktioniert auch via EDGE zügig. Dateianhänge im PDF-Format, Textdokumente und Tabellen lassen sich ohne Probleme öffnen. Andererseits ist das Löschen der Mails sehr mühselig, da man jede Nachricht einzeln aufrufen und löschen musst. Auch Spam landet ungefiltert vom Server auf dem iPhone. Wer das Handy gerne auch für E-Mails nutzen möchte und viele Mails empfängt, ist mit dem iPhone schlecht bedient.

Den Nutzern stehen insgesamt 25 Klingeltöne zur Verfügung. Eine MP3 als Klingelton ist nicht möglich. Die Tastensperre lässt sich manuell über den Standby-Knopf auf der Oberseite aktivieren oder kann auf Wunsch auch automatisch nach einem Zeitintervall von einer bis zu fünf Minuten ausgelöst werden.

Apple iPhone: USB-KabelÜber die Bluetoth-Schnittstelle kann das iPhone nur Verbindung zu einem Headset aufnehmen. Einen Laptop oder ein anderes Handy erreicht man mit dem Apple-Gerät nicht. Als Modem für den Laptop lässt es sich daher nicht nutzen, obwohl dieses Feature eine tolle Ergänzung gewesen wäre. Der W-LAN-Empfänger ist um einiges nützlicher und ermöglicht mit dem iPhone auch schnelles Surfen und größere Downloads.

Mit PC oder Mac lässt sich das iPhone mit dem Programm iTunes synchronisieren. Schon die Aktivierung des Geräts erfolgt über dieses Apple-Programm. Das Abgleichen von Terminen, Kontakten und E-Mail-Konten läuft wie am Schnürchen. Auch der Transfer von Musik und Videos zwischen den Geräten funktioniert einwandfrei. Für die Synchronisierung muss allerdings eine Verbindung über das Datenkabel bestehen.

Das iPhone verfügt über zwei Profile: Töne an und Töne aus. Man kann zwar deutlich differenzierter im Menü einstellen, welche Töne zu hören sein sollen, unterschiedliche Profile lassen sich aber nicht anlegen. Wenn man je nach Situation unterschiedliche Einstellungen haben möchte, müssen diese immer wieder manuell eingestellt werden.

Im Telefonbuch gibt es für jeden Kontakt verschiedenste Felder, um Informationen abzulegen. Von Telefonnummern über Adressen bis zum individuellen Klingelton bleibe keine Wünsche offen. Die Kontakte lassen sich nach Name oder Vorname sortieren und anzeigen.

Die Termine im Kalender können als Liste, im Überblick für den Monat oder für einen bestimmten Tag angezeigt werden. Für kurze Notizen gibt es einen Notizblock, den man wie den Taschenrechner über das Hauptmenü aufrufen kann. Die Uhr verfügt über die Standard-Funktionen Uhrzeit, Wecker, Timer und Stoppuhr. Zusätzlich kann man über die Weltuhr die Uhrzeit in verschiedenen Zeitzonen anzeigen lassen.

Auf dem iPhone lassen sich keine Fremdprogramme installieren. Der Nutzer muss daher mit dem Vorlieb nehmen, was Apple ihm mit auf den Weg gibt. So verfügt das iPhone über eine Wettervorhersage, eine Börsenkursabfrage und über Kartenmaterial von Google Maps. Zur Zerstreuung hat man mit einem speziellen Programm Zugriff auf die Clips der bekannten Videoplattform Youtube. Zusätzlich kann der Nutzer im iTunes-Onlineshop Musik kaufen und per W-LAN auf das Handy laden. Spiele bietet Apple für das iPhone über den AppStore an.

Apple iPhone: Seitenansicht oben
Apple iPhone: Ecke oben links
Apple iPhone: Seitenansicht limks
Apple iPhone: Ecke unten links

Für das mobile Internet liefert Apple eine abgespeckte Version seines Browsers Safari mit. Das Programm stellt alle Inhalte bis auf Flash-Videos einwandfrei dar und ist auch mit EDGE-Geschwindigkeit bei den meisten Seiten noch im Rahmen des Erträglichen. Hat man ein W-LAN-Netz in der Nähe, erinnert nur die Displaygröße daran, dass man mit einem Handy surft. Besonders die innovative Bedienung mit den unterschiedlichen Zoom-Möglichkeiten kommt hier voll zur Geltung und erhöht die Lesbarkeit der Seiten und den Surfspaß erheblich.

Der Multimedia-Player des iPhones ist eine Version des bekannten MP3-Players iPod. Auch hier kann Apple punkten: Die Navigation des Players ist erstklassig und die Qualität der Musik kommt voll zur Geltung. Auch die mitgelieferten Kopfhörer bieten ein interessantes Extra: Ein Drücken des Mikrofons hält den Song an und durch ein erneutes Drücken läuft die Musik weiter. Besonders hübsch ist die ansprechende Albenübersicht, die es möglich macht, in der eigenen Musiksammlung zu stöbern. Die Musik lässt sich auf eine individuelle Lautstärke begrenzen und mit dem Equalizer optimal aussteuern. Über den iPod kann man auch Videos in hervorragender Qualität ansehen, die sogar via PAL-Kabel an einen Fernseher geleitet werden können.

Apple iPhone: RückansichtApple hat mit dem iPhone erneut ein technisches Gerät auf den Markt gebracht, dessen Design überzeugt. Das Handy sieht edel aus, fühlt sich edel an und ist sehr hochwertig verarbeitet.

Ein besonderes Lob gilt Apple für die leichte Menüführung und die innovative Bedienung. Die Steuerung mit den Fingern funktioniert einwandfrei und Elemente wie beispielsweise das Zoomen mit den Fingergesten erleichtern das Handling eines Touchscreen-Handys.

Das iPhone ist nicht nur ein Hingucker, sondern macht auch Spaß. Internet, Musik und Telefonieren finden allerdings auf Kosten der Akkuleistung statt. Die Handykamera fällt sogar hinter das Niveau zurück, das inzwischen als allgemeiner Standard anerkannt ist.

Zu kurz kommen mit dem iPhone definitiv die Business-Kunden. Das E-Mail-Programm ist zu wenig komfortabel, der Organizer ist Mittelklasse und die fehlenden Bluetooth-Möglichkeiten wie Synchronisation oder Modem sind bei anderen Herstellern mittlerweile Standard.

Eins ist sicher: Das iPhone ist den Wirbel, den es verursacht hat, nicht wert. Die leidenschaftlichen Diskussionen um das Gerät sind Ergebnis einer geschickten Marketingkampagne von Apple, die das iPhone in die Nähe einer göttlichen Offenbarung gerückt hat. Nüchtern betrachtet handelt es sich um ein schickes Handy mit vielen Stärken und einigen Schwachstellen. Die Suche nach dem heiligen Gral der Mobilfunkwelt geht also weiter und das nächste Hype-Handy kommt bestimmt.

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