Außen hui, innen pfui

13 Minuten

LG Magna
Bildquelle: inside-digital.de

Verarbeitung und Design

LGs Designsprache unterscheidet sich im Jahr 2015 von Geräteklasse zu Geräteklasse nur in Nuancen. Das G4 gibt dabei den Ton an und Handys im Mittel- und Einsteigersegment folgen. So erinnert das Magna optisch nicht zufällig an das aktuelle Top-Smartphone der Koreaner – auch wenn es nicht die Version mit Leder-, sondern die mit Kunststoff-Rückseite imitiert.

Denn auch das LG Magna besitzt ein Kleid aus Kunststoff. Beim ersten Hinsehen könnte man den Eindruck gewinnen, dass der Akkudeckel aus Metall besteht. Dazu trägt wohl auch die Optik bei, die gebürstetes Aluminium vortäuscht. Lediglich der kalte Charakter von Metall fehlt.

Die Verarbeitung des Gehäuses ist solide. Ein Knarzen lässt sich dem Handy auch bei Beanspruchung auf Torsion nicht entlocken. Zudem liegt das Magna trotz 5 Zoll großem Display mit seinem Gewicht von 136 Gramm angenehm leicht in der Hand. Die Bautiefe von 10,4 Millimetern an der dicksten Stelle nimmt man gar nicht richtig wahr, da das Gehäuse zu den Kanten hin flacher wird.

Einzig die Displayabdeckung erntet Kritik. Diese saugt das Fett förmlich aus den Fingern und ist bei der Bedienung des Geräts nahezu ausnahmslos mit einem Schleier bedeckt.

LG Magna: Hands-On-Fotos

Seit dem LG G2 setzt LG auf den sogenannten Rear Key. Die Lautstärkewippe sowie der Ein- und Ausschalter befinden sich in einem Element auf der Rückseite unterhalb der Kamera. Die Tasten sind von Werk aus doppelt belegt. Bedeutet: Drückt man im Standby-Modus die Lautstärkewippe nach unten, wird die Kamera aktiviert. Beim längeren Gedrückthalten der Lauter-Taste gelangt man zu einem Notizblock. Hält man den Ein- und Ausschalter länger gedrückt, lässt sich das Gerät ausschalten. In den Einstellungen kann man die Doppelbelegung auch deaktivieren, jedoch nicht anders belegen. In der Kamera-App fungieren die Lautstärke-Tasten als Auslöser.

An der Verarbeitung gibt es fast nichts auszusetzen. Beim Design orientiert sich LG am aktuellen Flaggschiff. Punktabzug gibt es aufgrund der fetthungrigen Displayabdeckung.

Wertung: 4/5

Display

Der vermeintliche Display-Spezialist LG stattet das Magna mit einem leicht gebogenen 5 Zoll großen IPS-Bildschirm aus, der in HD-Qualität auflöst. Die Pixeldichte liegt somit bei 294 ppi. Ungewöhnlich erscheint trotz der an sich gute Auflösung: Einzelne Pixel werden bei einem etwas geringeren Betrachtungsabstand sichtbar. Vor allem bei App-Icons macht sich diese Tatsache bemerkbar. Das können andere Hersteller bei ihren Smartphones mit 5-Zoll-HD-Display besser. Beim Lesen von Texten oder dem Betrachten von formatfüllenden Bildern wird man allerdings keine Schärfeprobleme feststellen.

An der Darstellung von Farben hingegen gibt es nichts auszusetzen. Der RGB-Farbraum wird sehr gut abgedeckt.

Farbraum LG Magna
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Auch die automatische Helligkeitsregelung funktioniert schnell, nahezu stufenlos und bietet zu jedem Zeitpunkt eine angenehme Helligkeit. Außerdem lässt die Automatik auch einen manuellen Wert zu, der mithilfe eines Schiebereglers eingestellt werden kann. Wischt man die Fettschlieren, die die Finger auf der Displayabdeckung hinterlassen haben, am Hosenbein ab, lassen sich Inhalte auch bei direkter Sonneneinstrahlung noch gut ablesen.

Blickwinkelstabilität LG Magna
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Die Blickwinkelstabilität ist gut, weshalb man Inhalte auch bei schräger Draufsicht gut erkennen kann.

Display-Einstellungen, die dem Nutzer zum Beispiel eine Farbtemperatur-Anpassung erlauben, fehlen. Auch die für ein HD-Display ungewohnt schlechte Auflösung sorgt für Punktabzug.

Wertung 4/5

Ausstattung und Leistung

Gegenüber seinem Top-Modell verzichtet LG beim Mittelklasse-Handy Magna auf einen Hochleistungs-Prozessor von Qualcomm und setzt auf eine CPU aus dem Hause MediaTek. Im Detail handelt es sich dabei um einen Quad-Core-Chip mit 32-Bit-Architektur und einer Taktfrequenz von 1,3 GHz. Laufende Prozesse werden in einen 1 GB kleinen Arbeitsspeicher ausgelagert.
Die Kombination aus einem schwachen Prozessor und dem vergleichsweise kleinen Arbeitsspeicher macht sich vor allem bei der Bedienung bemerkbar. Des Öfteren gelangt man nur mit Rucklern und langen Ladezeiten ans Ziel.

Der AnTuTu-Benchmarktest bestätigt eine insgesamt schwache Performance. Das LG Magna erreicht hierbei 18.946 Punkte. Smartphones in der gleichen Preiskategorie wie das Wiko Ridge 4G oder das Sony Xperia M4 Aqua überschreiten die 20.000-Punkte-Grenze zum Teil deutlich.

LG Magna im Benchmarktest
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Der minderbemittelte Eindruck setzt sich beim internen Speicher fort. Hier stehen dem Nutzer von 8 möglichen GB nach Abzug der vorinstallierten Software nur 3,6 GB zur Verfügung – zu wenig in der heutigen Zeit, in der eine App wie Facebook über 200 MB groß ist. Zwar ist der Speicher per Micro-SD-Karte erweiterbar, jedoch lässt sich nicht jede App ins externe Datendepot verfrachten.

Die Sprachqualität bei Telefonaten bewegt sich auf einem guten Niveau. Auch der Gesprächspartner hatte am Klang nichts auszusetzen. Der Lautsprecher liefert im Freisprechmodus aber eher eine durchschnittliche Leistung ab. Etwas zu dünn kommt die Stimme am Ohr an. Die Lautstärke hingegen geht in Ordnung.

Bei den Verbindungsmöglichkeiten muss man auf den einen oder anderen Anschluss verzichten. Dass USBOTG nicht an Bord ist, dürfte den meisten Nutzern des Magna egal sein. Der Verzicht auf LTE hingegen trifft den einen oder anderen schon etwas härter.

Verbindungsmöglichkeiten des LG Magna:

Feature

Ja Nein Funktion

HSPA

X   Erweiterung des Mobilfunkstandards UMTS, Down-max. 21 Mbit/s
HSPA+ X   Erweiterung des Mobilfunkstandards UMTS, Down-max. 42 Mbit/s
LTE   Mobilfunkstandard, Down-max 150 Mbit/s
USB-OTG   Ermöglicht den Anschluss externer Geräte wie USB-Sticks, Festplatten oder Tastaturen
DLNA   Standard zu kabellosen Übertragung von Medieninhalten, zum Beispiel auf einen Fernseher
NFC   Ermöglicht eine Bluetooth-Verbindung zu einem anderen Gerät durch kurzes Berühren
Miracast   Ermöglicht das kabellose Teilen der Anzeige mit einem anderem Gerät
MHL   X Erlaubt die kabelgebundene Verbindung über die Micro-USB-Schnittstelle zu einem HDMI-Port
Infrarot-Fernbedienung   X Ermöglicht den Einsatz als Universal-Fernbedienung
Bluetooth-Version X   4.0
WLAN-Standards X   802.11 b/g/n
Qi   X Ermöglicht das kabellose Laden des Smartphones
Dual-SIM   Ermöglicht den Betrieb von zwei SIM-Karten parallel

Insgesamt ist der Prozessor in Verbindung mit dem für ein aktuelles bei Android-Smartphone kleinen Arbeitsspeicher nicht seinen Aufgaben gewachsen. Auch der interne Speicher ist zu klein. Zudem fehlt es dem Magna an Verbindungsmöglichkeiten.

Wertung 3/5

Kamera

Zwei Kameras baut LG im Magna ein. Auf der Rückseite befindet sich hinter der Optik mit einer Blende von f/2.4 ein 8-Megapixel-Sensor. Bei Dunkelheit hilft eine LED, den Raum halbwegs auszuleuchten. Über dem Display befindet sich eine 5-Megapixel-Kamera. Videos können beide in Full-HD aufzeichnen.

Die Hauptkamera kommt im Test nicht über Schnappschuss-Qualität hinaus. Zu viele Versuche werden benötigt, um ein Bild scharf aufzunehmen. Außerdem hat die Linse oft Probleme, wenn es viele helle und dunkle Bereiche im Bild gibt. Farben werden entweder nicht realitätsgetreu dargestellt oder leuchten derart grell, dass es abermals nicht richtig aussieht. Das Bokeh, wenn man denn von einem solchen sprechen kann, überzeugt nicht. Zudem fehlt es dem Objektiv an Detailschärfe.

LG Magna: Kamera-Testfotos

Auch beim Kamera-Menü beschränkt sich LG auf das Nötigste. Der Nutzer kann ein Foto per Sprachbefehl auslösen, einen Selbstauslöser auf drei oder zehn einstellen und den LED-Blitz ein- und ausschalten – das war’s. Die Frontkamera liefert ganz gute Selbstporträts – auch mit Gegenlicht. Die Videoqualität ist gut, der dazugehörige Ton aber weder in Stereo noch überzeugend.

Die Kamera des LG Magna überzeugt in den wenigsten Fällen. Selbst Foto-Laien dürften erkennen, dass diese viele Schwächen aufweist. Keiner erwartet in dieser Preisklasse einen optischen Bildstabilisator oder eine Zeitlupenfunktion. Scharfe und detailgetreue Fotos sollten aber nicht erst nach dem zweiten oder dritten Versuch gelingen.

Wertung 3/5

Software und Multimedia

LG stattet das Magna mit der neuesten Android-Version 5.0.1 Lollipop aus. Leichte Anpassungen seitens der Koreaner gibt es in Form der hauseigenen Nutzeroberfläche. Zusätzlich hat man einige Apps installiert, die dem Nutzer – auf Kosten des internen Speichers – einen Mehrwert bieten sollen. Aber: QuickMemo+, der Taschenrechner oder LGs SmartWorld lassen sich auch deinstallieren. So schaufelt man schnell ein paar MB frei.

Das Knock-On-Feature ist auch beim LG Magma dabei. Nach einem zweimaligem Antippen des Displays lässt sich das Gerät aus dem Standby aufwecken und wird durch ein abermaligen Doppel-Tipp wieder in den Schlafmodus versetzt. LG kombiniert diese Funktion mit dem Feature „Knock-Code“. Der Bildschirm lässt sich also nicht nur per Face Unlock, mit einem Muster oder einem Passwort entsperren, sondern auch mit einer Tipp-Kombination. Tippt man im Standby-Zustand die falsche Kombination aufs Display, leuchtet die Benachrichtigungs-LED zwei mal kurz rot auf.

Außerdem lässt sich im gesperrten Zustand mit einem Wisch über das Display von oben nach unten die Uhrzeit und das Datum anzeigen. So erkannt man auch in der Statusleiste, ob es irgendwelche Benachrichtigungen gibt.

LG Magna: Screenshots der Benutzeroberfläche

Mit „Musik“ hat LG auf dem Magna eine App installiert, die alles bietet, was man sich als Musikhörer wünscht. Die eigene Musik ist sortierbar nach Alben, Interpreten oder Genres, es gibt zahlreiche Audio-Effekte, Tonlage und Tempo können bei Bedarf eingestellt werden und Musikgenießern steht ein Equalizer zur Verfügung.

Musik-App des LG Magna
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Der auf der Rückseite untergebrachte Lautsprecher ist zwar laut, kann darüber hinaus aber nicht vollends überzeugen. Bei voller Lautstärke neigt er zum übersteuern und liefert auch sonst einen eher dünnen Klang ohne Tiefen. Das Headset, das sich im Lieferumfang befindet, kann ebenfalls nicht glänzen. Für Telefonate oder zum Hören seines Lieblingssenders über das eingebaute UKW-Radio reicht es zwar, schließt man ein paar hochwertige Kopfhörer an, macht das Musikhören aber deutlich mehr Spaß.
Grafisch aufwendige Spiele wie Real Racing 3 oder Extreme Landings machen bei der schwachen CPU nur bedingt Spaß. Vor allem beim Auto-Rennspiel muss man mit längeren Ladezeiten und einigen Rucklern rechnen.

Das Software-Paket ist für ein Modell dieser Klasse recht umfangreich. Zudem kommt die neueste Android-Version zum Einsatz und auch der Musik-Player gehört zu den besseren auf dem Markt.

Wertung 4/5

Akku

LG pumpt den Akku auf eine Kapazität von 2.540 mAh auf und macht diesen für den Nutzer so zugänglich, dass er ihn bei Bedarf austauschen kann.

Im standardisierten Test der Redaktion muss sich der Energiespeicher bei dauerhaft aktiviertem Bluetooth, WLAN und GPS (Stromsparmodus) sowie E-Mail-Push und automatischer Helligkeitsregelung einem 30-minütigen Gespräch, 30 Minuten Musikhören per Webstream sowie 30 Minuten Spielen und einer 30-minütigen HD-Video-Wiedergabe über YouTube stellen. Hinzu kamen die Aufnahme mehrerer Fotos und Videos, das Surfen auf verschiedenen Webseiten und ein Benchmarktest.

Am Ende dieses anspruchsvollen 8-stündigen Arbeitstages blieben dem LG Magna 54 Prozent. In einer 16-stündigen Standby-Phase verlor der Akku lediglich 5 Prozentpunkte – beides sehr gute Werte. Im Vergleich: Das Galaxy S6 verfügt über einen 2.550 mAh starken Akku und wies im Test nach 8 Stunden 62 Prozent auf, verlor aber dafür in der Standby-Phase 17 Prozent seiner Ladung.

Akkulaufzeit LG Magna
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Volle Punktzahl für den Energiespeicher des LG Magna. Ginge es um die reine Akkulaufzeit, wäre die Wertung etwas schwächer ausgefallen. Da der Akku aber auswechselbar ist, erntet das Magna ein paar Punkte mehr.

Wertung 5/5

Fazit

Das Flaggschiff der Mittelklasse nennt LG das Magna. Diese hohe Anforderung kann das Handy aber nur in puncto Akku und Software erfüllen. Sowohl der Prozessor in Kombination mit dem Arbeitsspeicher als auch der recht kleine interne Speicher degradieren das Gerät und machen aus dem Magna ein Einsteiger-Smartphone.

Auch die Kamera verspricht auf dem Datenblatt mehr, als sie einhalten kann. Zu selten gelingt ein gutes Foto. Das 5-Zoll-Display ist mit seiner HD-Auflösung zwar auf einem guten Niveau, allerdings hat man bei anderen Herstellern Smartphones des gleichen Formats gesehen, deren HD-Bildschirm deutlich besser war. Außerdem ist der Bildschirm des Magna, wie ein Ölsardine, zu jedem Zeitpunkt mit Fett überzogen.

Testsiegel LG Magna

Pro

  • Gute Akkulaufzeit
  • Speicher erweiterbar
  • Akku austauschbar
  • Umfangreiches Software-Paket

Contra

  • Schwaches HD-Display
  • Schlechte Kamera
  • Miese Performance
  • Kleiner interner Speicher

Preis/Leistung

LG verlangt für das Magna rund 200 Euro. Etwas zu viel für die Leistung, die das Handy abliefert. Fällt der Preis in den kommenden Monaten um 50 Euro, bekommt man aber ein solides Smartphone mit aktueller Android-Version.

Alternativen

Im Preisrahmen um die 200 Euro gibt es viele Alternativen. Neben dem Huawei P8 lite, das aktuell 220 Euro kostet und erst kürzlich im Test von inside-digital.de mit dem Preis-Leistungs-Siegel ausgezeichnet wurde, kommt auch das Wiko Ridge 4 G in Frage. Das Android-Smartphone besitzt ebenfalls ein 5 Zoll großes HD-Display, hat aber das Doppelte an Speicher an Bord. Aktuell ist das Handy ab 215 Euro zu haben und räumte im Test 4,5 von 5 Sternen ab.

Zwei technisch identische aber preislich etwas günstigere Alternativen sind zum einen das Motorola Moto G der zweiten Generation, das ab 160 Euro erhältlich ist. Zum anderen gibt es das Lumia 640 mit Windows Phone 8, das im Laufe des Jahres mit Windows 10 Mobile versorgt wird, LTE und einen etwas besseren Akku an Bord hat und derzeit ab 150 Euro zu haben ist.

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