BlackBerry KEYone im Test: Der Kombi unter den Rennwagen

21 Minuten

Geprüft: BlackBerry KEYone
Bildquelle: Simone Warnke / inside-digital.de

Nachdem die chinesische Firma TCL einen Lizenzvertrag mit Blackberry abgeschlossen hat, konnte das Unternehmen auf der in Las Vegas stattfindenden CES das neue Blackberry-Smartphone ankündigen. Auf dem Mobile World Congress in Barcelona wurde das Mercury zum KeyOne. Anfang Mai startete des Smartphone in Deutschland und steht nun im Fokus des nachfolgenden Tests von inside-digital.de.

Design und Verarbeitung

BlackBerry hat gemeinsam mit TCL ein Smartphone geschaffen, das in weiten Teilen von den mittlerweile üblichen Designvorgaben abweicht. Dies geschieht nicht nur durch die Hardware-Tastaur auf der Front, sondern auch durch die Kombination von Aluminium, Polycarbonat, Kunststoff und Edelstahl. Insgesamt misst das KEYone 149,3 x 72,5 x 9,4 Millimeter und kommt laut Herstellerangaben auf ein Gewicht von 180 Gramm. Obligatorisch wird jedes Gerät von der Redaktion abermals gewogen, sodass etwaige Differenzen ermittelt werden können. Dies ist auch hier der Fall: Das KEYone kommt auf 188 Gramm und ist somit um einiges schwerer als gedacht. Woher dieser Unterschied kommt, ist nicht eindeutig klar. Trotzdem ist das Smartphone nicht so schwer, als dass es seinen Nutzer unerträglich zur Last fallen würde.

Ein wenig mehr Willen hätte BläckBerry bei IP-Zertifizierung zeigen können. So muss das KEYone gänzlich ohne Schutz gegen Wasser, Staub und Co auskommen. Ein Merkmal, das heutzutage beinah alle höherpreisigen Smartphones aufweisen. Auch bei der Farbauswahl machen die Kanadier und TCL keine Kompromisse und beharren auf ein Smartphone in Schwarz.

Unboxing

Genau wie das Smartphone selbst, kommt das KEYone in einer eben so schwarzen Verpackung angereist. Der eigentliche Karton wird von einer weiteren Kartenschicht umhüllt, auf der das Gerät samt Namen abgebildet ist. Leicht lässt sie sich abschieben, sodass einem nichts mehr im Wege steht, den Karton zu entklappen.

Unboxing BlackBerry KEYone
Bildquelle: Simone Warnke / inside-digital.de

Im Innern dessen befindet sich keine Überraschung: Geschichtet sind das KEYone in einer Einlegeschale, darunter befindet sich die Bedienungsanleitung samt SIM-Werkzeug, Headset mit neuen In-Ear-Köpfchen, Steckdosen-Adapter und das USB-Ladekabel. Auf besondere Beigaben, wie beispielsweise eine Hülle, verzichtet BlackBerry.

Hands-On

Sobald man das KEYone aus den Fängen seines Kartons befreit hat und das Resultat kanadisch-chinesischer Eltern erblickt, muss man unweigerlich an Autos denken. Die kühle und geradlinige Kombination aus silbernem Metall, schwarz-glänzender Tastatur, gummierter Rückseite und dem breiten Rahmen um die Hauptkamera scheint sich optisch an elegante Karosserien anzulehnen, gar so, als wolle es selber in jeder Sekunde den Motor aufheulen lassen. Zugegebenermaßen ist das KEYone, zumindest optisch, ein Handy mit maskulinen Zügen, das vor allem männliche Smartphone-Fans anspricht.

Was für ein Smartphone klobig zu sein mag, löst BlackBerry elegant zu lösen: Die untere Hälfte des KEYone ist wunderbar abgerundet, sowohl die Gehäusekanten als auch von der Tastatur und Display hin zum metallenen Rahmen. Trotz seiner stattlichen Größe, aber auch durch seine schlanke Linie liegt das Handy angenehm in der Hand, ohne dass man einen Krampf in den Fingern zu befürchten hat. Im Kontrast steht das Design des oberen Gehäuserandes. Anstelle einer Abrundung wählt BlackBerry hier eine gerade Fläche und eckige Kanten, die ein wenig an Smartphones von Sony erinnern. Diese Divergenz macht das Erscheinungsbild des KEYone allerdings zu einem interessanten Blickfang.

Durch die gummierte Rückseite ist das Smartphone mehr oder weniger fest an die Hand gekettet, ohne großartig herum zu rutschen. Ein gutes Gefühl, wo so viele andere Hersteller auf ein eher glattes Gewand setzen. Die Hauptkamera sitzt wie ein Bullauge oben links, umrandet von einem silbernen Rahmen. Dieser geht in den abgesetzten Rand, der den kompletten oberen Gehäuseteil sowohl hinten als auch vorne umfasst, hinüber. Der Kamerarahmen steht ein wenig aus dem Gehäuse hervor, was unter Umständen nervig sein kann, aber eben nicht sein muss. Das BlackBerry-Logo sticht silbrig glitzernd aus den schwarzen Tiefen des Rückens hervor.

Die QWERTZ-Tastatur

Zu früheren Zeiten ein eindeutiges Markenzeichen BlackBerrys, darf auch beim KEYone die charakteristische QWERTZ-Tastatur nicht fehlen. Im Vergleich recht klein prangt sie im unteren Drittel auf der Front mit darüber liegenden Menütasten – will man im stereotypischen Bild bleiben, scheinen die Miniaturtasten eher für weibliche, doch zumindest kleine Hände gemacht zu sein. Durch die Durchsetzung von Touchscreens ist es anfänglich schwierig, Eingaben über die Hardware-Tasten zu unternehmen, nach kurzer Eingewöhnungsphase macht das Tippen dann aber umso mehr Freude. Sie bietet darüber hinaus ergänzende Funktionen, die das hin und her springen zwischen Tastatur und Touchscreen vereinfachen. So kann man einfach über die Tasten nach rechts wischen, um zur nächsten Seite zu gelangen oder mit einer Wischgeste nach oben durch Webseiten, Kontakte oder Ähnliches scrollen. In der Leertaste ist der Fingerabdrucksensor versteckt, mit dem sich das KEYone in sekundenschnelle entsperren lässt.

BlackBerry gelingt mit dem KEYone ein klassisch-elegantes Smartphone, das zwar ein wenig schwer in der Hand liegt, aber dennoch durch sein erfrischendes Äußeres überzeugen kann. Ein Pluspunkt ist zudem die Hardware-Tastatur. Negativ ist hingegen die fehlende IP-Zertifizierung, die als Manko betrachtet werden muss.

Einzelwertung 4,5 von 5 Sternen

Display

Der Bildschirm des KEYone hat ein eher ungewöhnliches Format, da es Platz an die Tastatur sowie auch die Menütasten, die keine On-Screen-Tasten sind, abtreten muss. Resultierend daraus ist das Display in der Diagonale 114 Zentimeter groß, was 4,5 Zoll entspricht. BlackBerry weicht von den Standard-Auflösungen ab, denn das Display stellt Inhalte mit 1.080 x 1.620 Pixel dar. Da es auf eine Pixeldichte von 433ppi kommt, bewegt es sich damit zwischen HD und Full-HD. So oder so ist das 4,5-Zoll-Display für Nutzer durchweg gestochen scharf und absolut tauglich für jedwede Situation.

Während andere Hersteller oftmals auf Super-AMOLED-Technologie bei der Anfertigung des Bildschirms setzen, wählen TCL und BlackBerry den IPS-Standard, der kurzum eine hervorragende Blickwinkelstabilität bietet. Die Vor- und Nachteile anderer Display-Technologien stellt die Redaktion in einem separaten Artikel vor.

Blickwinkelstabilität BlackBerry KEYone
Die Blickwinkelstabilität im Test                              Bildquelle: Simone Warnke / inside-digital.de

Das von Gorilla Glass 4 geschützte Display nimmt Befehle rasant in Empfang und führt sie ohne Umschweife direkt aus. Da das Glas zum Rand hin abgerundet ist und gut mit dem Rahmen abschließt, kann der Finger geschmeidig über das Display hinweg rutschen. Eine unschöne Wahl treffen die Kanadier und Chinesen im Falle der Menü-Tasten: Anstatt auf On-Screen-Tasten zu setzen, die man je nach Bedarf beispielsweise ein- und ausklappen könnte, befinden sie sich unverrückbar über der Hardware-Tastatur - ideal ist anders. Zur Platzverschwendung gehören außerdem die relativ dicklich geratenen schwarzen Ränder ringsherum um das Display, die bei hellen Hintergründen direkt auffallen. Die Möglichkeiten hätten hier mehr ausgeschöpft werden können.

Schön ist, dass sich die Helligkeit ja nach Lichtverhältnis an eben jenes anpasst, sprich also mal heller, mal dunkler wird. Die automatische Regelung ist dabei weitestgehend zufriedenstellend. Wem dies zu dunkel ist, kann die Helligkeit ebenso manuell regeln. Die Farben werden, egal ob ein bunter Papagei oder Motive in Pastelltönen, kräftig und unverfälscht dargestellt.

Das Display des KEYone ist gut, wenn auch nicht sehr gut. Es reicht für den alltäglichen Gebrauch vollkommen aus und erfüllt die Ansprüche, die ein Smartphone-Bildschirm haben sollte. Ärgerlich sind hingegen die unsaubere Lösung der Menü-Tasten und fehlende Innovationen, wie beispielsweise Force Touch und Co.

Einzelwertung: 4 von 5 Sternen

Ausstattung und Leistung

Ein wenig unverständlich ist die Wahl des Prozessors: Auch wenn Qualcomm sich in den vergangenen Jahren bei vielen Herstellern als erste Wahl etablieren konnte, setzen TCL und BlackBerry zwar auch auf ein Modell aus dem Hause, allerdings auf eine bereits leicht angestaubte Generation, die im vergangenen Frühjahr präsentiert wurde. Die Rede ist vom Snapdragon 625, der beispielsweise auch im Huwei nova, Asus ZenFone 3 oder auch Lenovo Motorola Moto Z Play zu finden ist. Mit der Spitzenklasse dieser Welt wird das KEYone somit aber nicht mithalten und - um in der Motivik des Autos zu bleiben – seinen Motor nicht aufheulen lassen können.

Der Achtkerner kommt auf eine maximale Taktrate von 2 GHz und ist mit dem Grafikprozessor Adreno 506 kombiniert. Im AnTuTu-Benchmarktest in der Version 6.2.7 erarbeitet sich das KEYone somit einen Wert von 60.596 Punkten. Ein Platz im Mittelfeld, in direkter Nachbarschaft zum Sony Xperia XA1 oder Huawei P10 lite. Aktuelle Spitzenmodelle wie das Galaxy S8 von Samsung oder LG G6 sieht das Smartphone jedoch nur in weiter Ferne.

Benchmark-Tests im Vergleich

Umfeld Modell Benchmark-Wert
  Sony Xperia XA1 60.538
direkte Konkurrenten Huawei P10 Lite 61.115
  Lenovo P2 63.457
  Samsung Galaxy S6 61.179
ehemalige Spitzenmodelle LG G4  58.677
  BlackBerry Priv  51.995
  LG G6  157.689
aktuelle Referenzen Samsung Galaxy S8  174.550
  OnePlus 3T 

163.521

Der Prozessor tut der Schnelligkeit bei Bedienungseingaben augenscheinlich jedoch nichts ab. Nach Herzenslust und mit einem grandiosen Tempo kommt der Nutzer durch das Menü, Galerien oder durch verschiedene Webseiten im Netz. Auch Fotos werden ohne Verzögerungen geladen. Das im Rahmen des Tests gespielte 3D-Spiel Asphalt 8 mit aufwändiger Grafik lässt sich gnadenlos einfach gewinnen, da Ruckler rar gesät sind. Lediglich beim Laden des nächsten Levels verschluckt sich der Prozessor ein wenig, sodass es teils zu kurzen Wartezeiten kommen kann.

Tastatur

Die Hardware-Tastatur wird für jeden Nutzer Geschmackssache sein. Die Frage nach der Notwendigkeit wird ebenfalls in eine Glaubensfrage ausarten. Tatsache ist: Die QWERTZ-Tastatur ist eine willkommene Abwechslung zu den mittlerweile standardisierten Touchscreens. Da sie nur einen kleinen Teil der Vorderseite für sich beansprucht, ist sie kein großer Störfaktor – im Gegenteil: Hält man das KEYone horizontal in den Händen, bietet sie eine gute Griffigkeit.

Davon abgesehen ergänzt BlackBerry die Tastatur mit nützlichen Funktionen, die den Touchscreen ergänzen. Wenn man nicht bis zum Display hoch langen, aber beispielsweise zwischen den einzelnen Homescreens hin und her wechseln will, reicht eine Wischgeste nach links über die Tastatur hinweg, und man gelangt zur nächsten Seite. Gleichermaßen funktioniert das Prinzip zum herunter scrollen, nur dass man dann von unten nach oben streichen muss. Wer nun daran denkt, das Prinzip von SwiftKey ebenfalls aufgreifen zu können, liegt leider falsch. Die Tastatur bietet lediglich eine Autokorrektur beziehungsweise Wortvorschläge, sobald ein paar Buchstaben aneinander gereiht wurden. Nach Bedarf kann man auch Tastenkombinationen für spezielle Apps festlegen und diese mit Hilfe der Tastatur aufrufen.

Die Tastatur des BlackBerry KEYone
Bildquelle: Michael Büttner / inside-digital.de

In der kleinen Leertaste befindet sich außerdem der Fingerabdrucksensor, der auch beim KEYone nicht fehlen darf. Ein guter Weg, um die Integration eines zusätzlichen Buttons zu vermeiden. Sobald der Abdruck registriert ist, entsperrt der Sensor das Smartphone in Windeseile. Darüber hinaus wird der Leertaste die Funktion zuteil, als Fotoauslöser zu dienen.

Verbindung und Kommunikation

Bei den Verbindungsmöglichkeiten bietet das KEYone alles, was das Herz begehrt. Die Hersteller gehen hier mit dem Trend. Das Gerät funkt im WLAN-Frequenzen 2,4 und 5 GHz und in der eher unterdurchschnittlichen LTE-Kategorie Cat.4, bietet NFC sowie auch die Funktion Smart Ready. Letzteres bedeutet, dass Nutzer sich mit dem KEYone sowohl mit traditionellen Bluetooth-Geräten verbinden können, als auch mit sogenannten „Low Energy“-Bluetooth-Zubehör, die energieeffizienter arbeiten sollen.

Fehlanzeige ist allerdings ein Hybrid- oder Dual-SIM-Fach. Nutzer müssen auf diese vielfältige Ausgabe verzichten und bekommen nur einen Karten-Slot, in dem eine SIM- und Micro-SD-Karte zur Speichererweiterung Platz finden.

Verbindungsmöglichkeiten des BlackBerry KEYone

Feature Vorhanden Funktion

HSPA

▲  Erweiterung des Mobilfunkstandards UMTS, Down-max. 21 Mbit/s
HSPA+ ▲  Erweiterung des Mobilfunkstandards UMTS, Down-max. 42 Mbit/s
LTE ▲  Mobilfunkstandard, Down-max 300 Mbit/s, Up-max: 50 MBit/s
USB-OTG ▲  Ermöglicht den Anschluss externer Geräte wie USB-Sticks, Festplatten oder Tastaturen
DLNA ▲  Standard zu kabellosen Übertragung von Medieninhalten, zum Beispiel auf einen Fernseher
NFC ▲  Ermöglicht eine Bluetooth-Verbindung zu einem anderen Gerät durch kurzes Berühren
Kabellose Display-Übertragung ▲  Ermöglicht das kabellose Teilen der Anzeige mit einem anderem Gerät (z.B. Miracast/AirPlay/Google Cast)
MHL ▼  Erlaubt die kabelgebundene Verbindung über die Micro-USB-Schnittstelle zu einem HDMI-Port
Infrarot-Fernbedienung ▼  Ermöglicht den Einsatz als Universal-Fernbedienung
Bluetooth-Version ▲  4.2
WLAN-Standards ▲  IEEE 802.11 a/b/g/n 2,4 / 5 GHz
Qi ▼  Ermöglicht das kabellose Laden des Smartphones

Obgleich BlackBerry den Snapdragon 625 in sein Smartphone verbaut, wird der mittlerweile ein Jahr alte Prozessor für den normalen Gebrauch ausreichen. Die QWERTZ-Tastatur ist ein erfrischendes Extra, das mit gut ergänzenden Funktionen versehen ist. Hier und da hätte der Hersteller die Möglichkeiten allerdings mehr ausschöpfen können.

Einzelwertung: 3,5 von 5 Sternen

Kamera

Eine Dual-Kamera ist eine feine Sache, aber noch längst kein Standard. So besitzt das KEYone eine Hauptkamera, dessen Sensor von Sony kommt und 12 Megapixel samt f/2.0-Blende und 4fach-Zoom bietet. Wie schon des Öfteren bewiesen, sagt die Megapixelzahl nichts über die Qualität der aufgenommenen Fotos aus. Zieht man bei sonnigem Wetter hinaus, erzielt die Kamera des KEYone grandiose Ergebnisse: Die Ergebnisse können sich mit natürlichen, aber kräftigen Farbtönen sehen lassen. Sowohl Macroaufnahmen als auch Objekte, die sich in weiterer Ferne befinden, werden scharf abgelichtet; verpixelt wird es nur, wenn man stark in das Bild hinein zoomt.

Strahlt die Sonne direkt in die Kamera herein oder nimmt man ein Motiv auf, auf dem sowohl Schatten und ein lichtdurchfluteter Teil zu sehen sind, werden beide Teile je recht dunkel beziehungsweise ein wenig grell. In Innenräumen fällt die Leistung der Kamera bei wenig Licht gering ab: Die Farben werden teils blasser abgelichtet. Abhilfe schafft hier der Blitz, der trotz strahlender Umrandung des Objekts die kräftigen Töne zurück ins Bild holt.

Die Leistung der Kamera des BlackBerry KEYone wird anhand der Testfotos-Galerie gezeigt:

Die Kamera des BlackBerry KEYone im Test

Auch Videoaufnahmen lassen sich mit der Hauptkamera festhalten, erfreulicherweise in 4K-Qualität. Einen optischen Bildstabilisator integriert BlackBerry nicht in sein Kamera-Paket, stattdessen hilft bei niedriger Qualität eine Software Bildstabilisierung, das Ergebnis auf Vordermann zu bringen.

An der Frontkamera mit 8 Megapixeln, 84-Grad-Weitwinkelobjektiv und Autofokus ist nichts auszusetzen. Sie fokussiert Gesichter schnell und lichtet sie relativ scharf sowie auch mit gesättigten Farben ab. Sie kann außerdem Gesichter automatisch erkennen, sofern diese Funktion vorab aktiviert wird. Außerdem: Wem die Realität zu langweilig ist, kann nach Belieben Filter über sein Gesicht legen. Neben Selfies kann man auch Videos drehen, die in HD-Qualität festgehalten werden.

App und Kamera-Software

Softwareseitig bietet die Kamera-App des KEYone eine eher simple Palette an Möglichkeiten. Nach individuellen Bedürfnissen kann man alle Werte, die zum Fotografieren notwendig sind, manuell einstellen oder automatisch einstellen lassen. Wie bei den meisten anderen Smartphones können Panoramen und Serienaufnahmen geschossen werden, die je nach Lichtverhältnis durch einen Multi-Frame verbessert wird. In den Nachtmodus wechselt die Kamera automatisch, sodass der vermeintliche Fotograf auf dieses Detail nicht achten muss. Fotos im hochauflösenden RAW-Format sind leider nicht möglich. Weitere Filter stehen zur Verschönerung und farblichen Umgestaltung bereit. Einfach, aber sauber gelöst ist die Helligkeitsregulierung, die bequem durch ein Streichen nach links oder rechts nach Empfinden zurecht gerückt werden kann.

BlackBerry KEYone: Die Kamera-App

Die Hauptkamera erzielt solide Ergebnisse – sowohl bei Nahaufnahmen als auch bei Motiven in weiterer Ferne. Im Innenraum oder bei schlechten Lichtverhältnissen flacht die Leistung ein wenig ab, was der Krone im Grunde aber keinen Zacken ausbricht. Die zugehörige App ist teilweise rudimentär, wird aber für den normalen Gebrauch ausreichen.

Einzelwertung: 4 von 5 Sternen

Software und Multimedia

BlackBerry tut ein Gutes, anstelle eines eigenen Betriebssystems Googles Android auf dem KEYone zu installieren. Das hauseigene BlackBerry OS konnte, wie das Rad der Zeit gezeigt hat, gegenüber den großen Marktführern wie Android oder iOS keinen Bestand haben. So fällt die Wahl auf die Version 7.1.1 Nougat, was der aktuellen Zeitlage entspricht. Das bedeutet für Nutzer, dass alle üblichen Google-Apps auf dem BlackBerry-Smartphone zur Verfügung stehen und durch hauseigene Apps ergänzt werden. Zum Beispiel führt der BlackBerry Hub alle Nachrichten, egal welcher App, übersichtlich zusammen, sodass Nutzer alles an einem Fleck finden.

Das KEYone kann zudem noch ein vollständiges Menü sein Eigen nennen, das nicht mehr nur aus dem Einstellungs-Icon besteht, sondern daneben auch viele weitere Apps aufführt. Das Menü sowie die Homescreens sind schon bei der Ankunft des Geräts mit derart vielen Apps bepackt, dass die Übersichtlichkeit darunter leiden muss. Will man etwas finden, muss man sich erst in die Katakomben des Menüs graben, anstatt es mit wenigen Handgriffen zu finden. Kleinigkeiten die geändert werden sollen, wie beispielsweise die Displayhelligkeit, können aber auch über den Schnellzugriff erledigt werden, der sich mittels Wischgeste von oben nach unten über den Homescreen entrollt.

Das Menü des BlackBerry KEYone

Sound und Kopfhörer

Zum Test dazu gehört außerdem ein halbstündiges Telefonat, dessen Qualität sich als ausgezeichnet erweist. Der Anrufer als auch der Angerufene sind klar und deutlich zu verstehen, ohne Rauschen oder Störgeräusche. Auch Stimmen oder Ähnliches im Hintergrund werden vom KEYone sauber heraus gefiltert. Lediglich der Lautsprecher ist ein wenig leise, hier hätte die Lautstärke noch ein wenig höher sein können.

Hört man hingegen Musik über der Mono-Lautsprecher, der am unteren Ende des Smartphones platziert ist, wird der Ton schnell blechern, sobald die Lautstärke hoch geschraubt wird. Allerdings ist letztere, wenn sie bis zum Anschlag aufgedreht ist, erstaunlich laut. Die beigelegten In-Ear-Kopfhörer liefern ein einigermaßen gutes Sound-Erlebnis, allerdings klingen sie im Gegensatz ein wenig zu leise. Auf dem Markt gibt es somit wohl bessere Alternativen.

Sicherheits-Software: Mehr Transparenz

Seit der kanadische Hersteller aufgrund nicht gewinnbringender Zahlen dem Hardware-Geschäft entsagte, wurde der Fokus des Tagesgeschäfts auf die Entwicklung von Software, speziell Sicherheitssoftware, gelegt. Die mit Namen DTEK gehandelte Software ist auch offensiv auf dem KEYone vertreten. Anstatt auf eine externe Sicherheits-App zurückgreifen zu müssen, hält DTEK das Smartphone und dessen Bewegungen im Blick und teilt mit, sobald das KEYone in Gefahr ist. Insbesondere wird geprüft, ob ohne die entsprechende Erlaubnis Fotos oder Videos von Apps aufgezeichnet werden, das Mikrofon eingeschaltet ist oder eine SMS verschickt wird und wenn eine App unbefugt auf gespeicherte Kontakte, den Standort oder sensible Finanzdaten zugreift. Dadurch soll dem Nutzer sowohl mehr Transparenz als auch Kontrolle zuteil werden.

Daneben stellt BlackBerry auch einen Password Keeper bereit, der vergesslichen Menschen Protokolle oder Anmeldedaten jedweder Anwendung abspeichert. Der Knackpunkt dabei ist, dass sämtliche Daten verschlüsselt werden.

Letztlich entpuppt sich das Feature, eine Sperrtaste festzulegen, als sehr sinnvoll. Durch die Funktion kann der Bildschirm gesperrt und der Fingerabdrucksensor deaktiviert werden, sodass man auf das Smartphone folglich nur noch per PIN oder Passwort zugreifen kann.

Dass BlackBerry mittlerweile auf Android als Betriebssystem setzt, verschafft dem KEYone vermutlich eine bessere Chance auf dem Markt, als wenn ein eigenes System zum Einsatz gekommen wäre. DTEK ist eine gute Alternative, um sein Smartphone im Blick zu halten, ohne dabei auf Apps Dritter zurückgreifen zu müssen. Schön ist außerdem, dass keine Bloatware auf dem Handy vorinstalliert ist.

Einzelwertung: 3,5 von 5 Sternen

Akku

Nicht nur das KEYone macht Freude – auch der fest verbaute Akku vermag einiges zu leisten. Mit 3.505 mAh Größe ist der Energieversorger satt bemessen und kann sich auch im Akkutest der Redaktion bewähren. Dieser Test unterteilt sich in eine achtstündige Intensivphase und eine darauffolgende 16-stündige Standby-Phase. Nach acht Stunden, in denen Telefonate geführt, Spiele gespielt und wie wild gesurft wurde, bleiben dem KEYone am Ende des Tages noch 59 Prozent Akkuladung. Ein Wert, der sich durchaus sehen lassen kann und einer guten Leistung entspricht – vor allem unter Beachtung der beleuchteten Tastatur, die ebenfalls Akku frisst.. Über Nacht im Standby-Modus verliert der Akku gerade einmal 6 Prozent, sodass am nächsten Tag noch 53 Prozent zur Verfügung stehen.

Zwar lässt sich der Akku des KEYone nicht kabellos laden, dafür ist aber der Standard QuickCharge 3.0 mit an Bord, der das Smartphone in geringer Zeit wieder aufladen soll. Wem schnell immer noch zu langsam ist, kann mit Boost-Einstellungen weiter Abhilfe schaffen. So kommt das KEYone mithilfe des Boost-Modus innerhalb von knapp 35 Minuten von 30 auf 80 Prozent.

Das BlackBerry KEYone im Akku-Test

Der Akku mit einer Nennladung von 3.505 mAh reicht vollkommen aus, um das KEYone gut durch den Tag zu bringen. Egal ob das Smartphone intensiv genutzt wird oder unberührt bleibt, bleibt die Leistung konstant und bricht nicht unerwartet schnell ein.

Einzelwertung 4,5 von 5 Sternen

Fazit

Das aus der Gemeinschaft von BlackBerry und TCL entstandene KEYone ist ein wunderbares Smartphone, mit dem sich gut und gerne arbeiten lässt. Die physische Tastatur mag Geschmackssache sein, findet in der inside-digital.de-Redaktion jedoch Anklang. Durch die kleine Größe und nützliche Funktionen bietet sie Abwechslung und erinnert an die Blütezeiten BlackBerrys. Das geradlinige Design bleibt trotz recht dickem Gehäuse klassisch-elegant und wird nicht nur männliche, sondern auch weibliche Vertreter von sich überzeugen können.

Durch die Wahl von teils älterer Technik, wie beispielsweise dem Prozessor Snapdragon 625, oder fehlender Features bleibt das KEYone aber im gehobenen Mittelklasse-Bereich hängen. Hier hätten die Hersteller die Zügel deutlich anziehen können, um aus dem Smartphone einen echten Rennwagen zu machen.

Gesamtwertung 4 Sterne von 5 Sternen

Pros

  • physische Tastatur mit nützlichen Funktionen
    Testsiegel BlackBerry KEYone
  • Sicherheits-Software
  • individuell
  • gute Kamera
  • ausdauernder Akku

Cons

  • teils ältere Technik
  • hoher Preis
  • fehlende Ausstattung wie Dual-SIM oder IP-Zertifizierung
  • unübersichtliches Menü

Preis-Leistung

Während die Hardware im Mittelfeld hinterher hinkt, ist der Preis schon in die Oberklasse entflohen. Mit 599 Euro schießen BlackBerry und TCL ein wenig übers Ziel hinaus. Was der technischen Ausstattung des KEYone an Schärfe fehlt, könnte beim Kostenpunkt deutlich lascher sein. Interessenten werden für diesen Preis weitaus aktuellere oder für weniger Geld die gleiche Ausstattung bekommen

Alternativen

Wenn es Smartphones mit physischer Tastatur sein sollen, wird man größtenteils auf andere BlackBerry-Smartphones zurückgreifen müssen. Als Alternative für das KEYone bieten sich folgende Smartphones an:

Auch Samsung bietet seit dem Galaxy S7 (edge) Hardware-Tastaturen an, die einfach an das Smartphone angeklippt werden können:

Hinsichtlich der Ausstattung und Preiskategorie bilden diese Modelle eine Alternative zu BlackBerrys neuem Smartphone:

Einen Überblick über die besten ehemaligen Flaggschiffe unter 500 Euro hat die Redaktion von inside-digital.de in einem separaten Artikel zusammengestellt.

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