Oppo Watch im Test: Smarter Begleiter mit Potenzial nach oben

10 Minuten
Die Oppo Watch ist der erste Versuch des chinesischen Smartphone-Herstellers, auch auf dem Markt für Smartwatches Fuß zu fassen. Das gelingt in so manchen Bereichen leider nur unzureichend. Wir verraten dir, woran es der Oppo Watch mangelt.
Oppo Watch
Die neue Oppo Watch.Bildquelle: inside digital / Hayo Lücke

Sie kostet knapp 250 Euro, basiert auf Wear OS von Google und lässt sich dank ihres geringen Gewichts (circa 30 Gramm) gut am Handgelenk tragen. Das ist die eine Seite der Medaille, die wir dir an dieser Stelle zur neuen Oppo Watch aufzeigen möchten. Es gibt aber noch die andere Seite: Und die ist weniger überzeugend. Denn die neue Smartwatch von Oppo kann leider im Alltag nicht in allen Situationen glänzen. Das hat ein zweiwöchiger Test von inside digital gezeigt. Vor allem in einem Punkt versagt die digitale Armbanduhr des aufstrebenden chinesischen Herstellers, der kürzlich in Hamburg als Untermieter von Saturn seinen ersten eigenen Shop eröffnete.

Die Einrichtung

Im Rahmen unseres Tests haben wir die Oppo Watch mit einem iPhone 11 Pro von Apple verwendet. Die Einrichtung der Uhr läuft innerhalb von circa 20 Minuten ab; ohne Probleme. Zwingende Voraussetzung ist aber die Installation der Wear OS-App auf dem iPhone. Am längsten dauert der Kopiervorgang des Google-Kontos und die anschließende Abfrage der Kalender-Synchronisation. Vor der ersten Nutzung zeigt dir ein Assistent, wie du das Touch-Display der Oppo-Watch nutzen kannst. Das ist hilfreich, aber wie so oft bei einem technischen Gerät gilt: Mit der Zeit lernst du mit ein bisschen Ausprobieren schnell selbst, welche Funktionen du durch welche Wischgesten über den Bildschirm abrufen kannst. Zum Beispiel: Flache Hand kurz auf das Display halten, um den Bildschirm auszuschalten.

Die erste große Überraschung folgt, wenn man die Oppo Watch das erste Mal am Handgelenk anlegen möchte. Ich würde von mir selbst behaupten, dass ich nicht sonderlich dicke Handgelenke habe, trotzdem erweist sich das Kautschuk-Armband der Uhr als viel zu kurz. Gerade noch war es mir möglich, das letzte Loch des Armbands zu nutzen, um die Uhr (eng anliegend) am Handgelenk zu tragen. Hier muss Oppo dringend nachbessern und ein längeres Armband in den Lieferumfang stecken. Am Handgelenk meiner Freundin bleiben übrigens noch drei Löcher nach unten frei. Für Frauen ist die Oppo Watch rein von der Größe her betrachtet also ganz offensichtlich besser geeignet als für Männer.

Oppo Watch Armband
Viel zu kurz für Männer-Arme: das Armband der Oppo Watch.

Oppo Watch im Test

Grundsätzlich gilt: Die Oppo Watch ist mit 8 GB Speicher und einem rechteckigen AMOLED-Touchscreen ausgestattet. Größe: 1,6 Zoll bei einer Auflösung von 320 x 360 Pixeln. Der Bildschirm ist in einem 41 Millimeter großen Gehäuse aus Aluminium integriert und lässt sich auch bei starker Sonneneinstrahlung gut ablesen; sofern du die Helligkeit nicht zu dunkel eingestellt hast. Das ist in fünf Stufen oder automatisch über einen Helligkeitssensor möglich.

Schon auf den ersten Blick wird deutlich, dass sich Oppo beim Design klar von Smartwatch-Marktführer Apple hat inspirieren lassen. Auch die Apple Watch Series 5 gibt es mit einem 40-Millimeter-Gehäuse (für größere Handgelenke ist übrigens auch eine 44-Millimeter-Variante zu haben) und die äußeren Ähnlichkeiten der Oppo Watch sind schon frappierend. Allerdings verzichtet Oppo bei seiner smarten Uhr auf eine Krone an der rechen Seite. Stattdessen ist dort eine Funktionstaste zum Aufrufen der App-Übersicht (App-Drawer) zu finden.

Zwei CPUs an Bord

Rein technisch ist die Oppo Watch mit einem Qualcomm Snapdragon 3100 ausgestattet. Doch nicht nur das. Flankiert wird der Qualcomm-Prozessor noch von einem Apollo 3 Prozessor, der auch in vielen Fitness-Trackern von Huawei zum Einsatz kommt. Er wird aber nur benötigt, wenn man die Uhr im Energiesparmodus verwenden möchte, um die Akkulaufzeit deutlich zu verlängern, um gleichzeitig aber auch auf verschiedene Smartwatch-Funktionen verzichten zu müssen.

Grundsätzlich gilt: Flott und ohne störende Ruckler ist eine Navigation durch das Menü von Wear OS möglich. Umso überraschender ist es, dass unser Testgerät zwar jederzeit die Bluetooth-Verbindung zum Smartphone halten konnte, aber immer wieder in den heimischen vier Wänden die Verbindung zum WLAN-Router verlor.

Das ist insbesondere dann ärgerlich, wenn man auf der Uhr neue Apps installieren oder vorhandene Applikationen aktualisieren möchte. Ebenso überraschend: Ein schneller App-Download funktioniert nur, wenn die Uhr mit einem wirklich starken WLAN-Signal versorgt ist. Ansonsten dauert es eine gefühlte Ewigkeit, bis die gewünschte App auf der Uhr installiert ist.

Oppo Watch

Außerdem ist in diesem Zusammenhang eher unzufriedenstellend: Bei fehlender WLAN-Verbindung ist auch der Google Assistant nur eingeschränkt nutzbar. Wenn man es beispielsweise gewohnt ist, regelmäßig Erinnerungen per Sprachbefehl zu erstellen, ist das mit der Zeit ein Stück weit nervenaufreibend.

Benachrichtigungen am Handgelenk

Wie nahezu jede moderne Smartwatch ist auch die Oppo Watch in der Lage, Benachrichtigungen von Apps am Handgelenk anzuzeigen. Nicht von allen, aber von vielen wichtigen, die man sich wünscht. In den Einstellungen der Uhr lässt sich schnell und komplikationslos hinterlegen, von welchen Apps man sich Benachrichtigungen wünscht und von welchen nicht.

Mitunter wohl am wichtigsten: WhatsApp. Während des Trainings oder Einkaufens schnell am Handgelenk die Textnachrichten deiner Freunde lesen? Kein Problem! Per WhatsApp verschickte Fotos und GIFs kann die Oppo Watch aber nicht anzeigen. Zur Ansicht musst du zwingend wie gewohnt dein Smartphone aus der Tasche ziehen. [Anmerkung der Redaktion: Einige Leser berichten, dass die Darstellung von Fotos nach einem Software-Update direkt auf der Uhr möglich sein soll.]

Doch Benachrichtigungen sind nur ein Aspekt, der bei einer Smartwatch eine Rolle spielen kann. Für die meisten Nutzer viel essentieller: Die integrierten Fitness-Funktionen. Und hier ist die Oppo-Watch für die meisten Nutzer gut aufgestellt. Über eine zusätzliche Funktionstaste an der rechten Seite – gekennzeichnet mit einem grünen Streifen – kannst du bequem das Workout-Menu aufrufen. So ist es möglich, in wenigen Sekunden die Protokollierung eines Fitness-Laufs, einer Wanderung, eines Fahrrad-Ausflugs oder deines Schwimmtrainings – die Uhr ist laut Hersteller bis zu drei Meter wasserdicht – zu starten. Und das auf Wunsch auch ohne gekoppeltes Smartphone. Denn die Oppo Watch ist mit einem eigenen GPS-Empfänger ausgestattet.

Oppo Watch Funktionstasten
An der Seite ist eine Menütaste (oben) und eine Funktionstaste zum Starten von Workouts zu finden.

Nicht ganz zu Ende gedacht wirkt leider die Tatsache, dass der Sprach-Coach, der zum Beispiel vor dem Start eines Trainings einen Countdown nach unten zählt oder über die zurückgelegten Kilometer informiert, nur auf Englisch mit dem Nutzer kommuniziert. Das tut er übrigens auch dann, wenn man die an sich praktische App „5 Minuten“ nutzt. Mit ihr ist es möglich, Kurz-Workouts zu starten, die mit anschaulichen Video-Sequenzen untermalt sind.

Wiederum positiv: Mit der Oppo Watch am Handgelenk habe ich mich an normalen Arbeitstagen zwischendurch sehr viel häufiger bewegt als in der Vergangenheit. Denn immer wieder musste mich die Uhr daran erinnern, nach einer Stunde sitzender Tätigkeit am Schreibtisch doch mal wieder für ein bisschen Bewegung in meinem Leben zu sorgen. Praktisch, gut und belebend.

Oppo Watch: Der Akku ist das größte Manko

Die größte Schwachstelle der neuen Oppo Watch ist aber der 300 mAh kleine Akku. Hier muss der Hersteller bei einer möglichen Nachfolgegeneration der Armbanduhr dringend Hand anlegen. Denn wenn man die Uhr im Smartwatch-Modus nutzt, ist es in den Standardeinstellungen unmöglich, die versprochenen 24 Stunden Akkulaufzeit zu erreichen.

Wenn du den rückseitig integrierten Herzfrequenzmesser durchgehend arbeiten lässt und es der Uhr zudem gestattest, automatisch das Display zu aktivieren, wenn du sie am Handgelenk leicht in Richtung Blickfeld drehst, ist es sogar schwierig, die Uhr mit einer Akkuladung von morgens bis abends zu nutzen. Nicht grundsätzlich ein Problem, aber eine Erwähnung wert: Unter der Dusche sorgt das Wasser aus der Brause dafür, dass das Display immer wieder aufblinkt. Da hilft auch eine aktivierte Touchscreen-Sperre nichts. Auch das nagt natürlich an der Akkulaufzeit. Helfen kann hier, den Kinomodus in den Schnellstart-Einstellungen zu aktivieren.

Rückseite der Oppo Watch
Auf der Rückseite der Oppo Watch sind optische Herzschlagsensoren verbaut.

Das mitgelieferte Ladegerät ist in der Lage, die Smartwatch zügig wieder aufzuladen. Von 20 auf 100 Prozent gelang uns dies in etwas mehr als einer Stunde. Allerdings ist das Ladegerät (wie bei eigentlich allen Smartwatches) nur mit einem USB-Anschluss und nicht mit einem Netzstecker ausgestattet. Eine Aufladung funktioniert folglich nur an USB-Steckdosen oder direkt am Computer.

Schlaf-Tracker analysiert deinen Schlaf – aber wie gut?

Dass die Oppo Watch auch über einen Schlaf-Tracker verfügt, ist erfreulich. Mit ihm kannst du morgens überprüfen, wie lange du tatsächlich geschlafen hast und welchen Anteil in der Nacht Leicht- beziehungsweise Tiefschlaf-Phasen ausmachten. Die Frage jedoch ist: Wie zuverlässig sind diese Angaben?

Wir werfen diese Frage ganz bewusst auf, denn die Uhr protokolliert eigentlich auch jene Zeitfenster, in denen du wach in deinem Bett gelegen hast. Zumindest in der Theorie. In der Praxis versagt die Oppo Watch in dieser Disziplin ziemlich kläglich.

Egal ob eine locker 30-minütige Wachphase am frühen Morgen oder ein nächtlicher Kurztripp zum Kühlschrank: in unserem Test waren morgens eigentlich immer 0 Minuten bei den Wachphasen verzeichnet. Werte, die schlicht und ergreifend nicht stimmen. Zum Beispiel die Polar Vantage V bietet hier deutlich nachvollziehbarere Werte an.

Fazit: Oppo muss nachbessern

Unter dem Strich bleibt die Erkenntnis, dass die Oppo Watch in vielen Bereichen ihr Potenzial leider nur andeutet. Das ist schade, denn die Verarbeitung des Gehäuses und das geringe Gewicht sorgen dafür, dass man die Uhr im Alltag nicht nur gerne trägt, sondern zuweilen auch vergisst, dass die Uhr überhaupt existiert. Und auch die starke Performance dank integriertem Qualcomm-Prozessor bereitet im Alltag viel Freude.

Oppo Watch Handgelenk
Oppo Watch am Handgelenk.

Die Akkulaufzeit muss Oppo aber in jedem Fall verbessern. Denn in der aktuell vorliegenden Fassung hält der Energiespeicher einfach viel zu kurz. Und wenn man als Träger die Smartwatch-Funktionen einschränkt oder gar ganz ausschaltet, nur um die Akkulaufzeit irgendwie zu verlängern, macht ein Kauf dieser Smartwatch eigentlich kaum noch Sinn.

Umso spannender dürfte auch sein, wie die Akkulaufzeit der größeren Oppo Watch 46mm LTE ausfällt, die in Kürze mit eSIM von Vodafone zu haben sein wird. Denn eine aktive Mobilfunkverbindung knabbert nun einmal ebenfalls am Akku – und das nicht zu knapp. Apropos Mobilfunk: Anrufe kannst du übrigens auch mit der kleinen Oppo Watch entgegen nehmen, wenn du sie mit einem Smartphone gekoppelt hast. Sie ist dafür extra mit einem Mikrofon und einem Lautsprecher ausgestattet.

Unterwegs Musik zu hören macht über die integrierten Lautsprecher weniger Spaß. Zu blechern klingt der Sound. Macht aber nichts, weil du Bluetooth-Kopfhörer auch direkt mit der Uhr koppeln kannst. Außerdem erfreulich: Die Oppo Watch ist mit einem NFC-Chip ausgestattet, erlaubt also auch das mobile Bazhlen über Google Pay.

Kommentar

Von Hayo Lücke

Würde ich die Oppo Watch empfehlen? Wahrscheinlich nicht. An zu vielen Stellen erweckt die Smartwatch den Eindruck, einfach nicht konsequent zu Ende entwickelt worden zu sein. Die englische Sprachausgabe kann ich noch verschmerzen, den unzuverlässigen Schlaf-Tracker weniger. 

Unverzeihlich ist aber, dass die Uhr im Smartwatch-Modus daran scheitert, mich einen kompletten Tag zuverlässig bis zum Ende zu begleiten. Wenn meine Armbanduhr schon am späten Nachmittag oder frühen Abend den Dienst quittiert, kann ich auf ein Tragen auch verzichten. Das ist - sorry Oppo - schlicht und ergreifend mangelhaft.

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Bildquellen

  • Oppo Watch Armband: inside digital / Hayo Lücke
  • Oppo Watch: Oppo
  • Oppo Watch Funktionstasten: inside digital / Hayo Lücke
  • Rückseite der Oppo Watch: inside digital / Hayo Lücke
  • Oppo Watch Handgelenk: inside digital / Hayo Lücke
  • Oppo Watch: inside digital / Hayo Lücke

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7 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild Heinz Multhaup

    Alles klar.

    Antwort
  2. Nutzerbild Sandro

    Meine zeigt Bilder auf What’s App an.

    Antwort
    • Hmm… merkwürdig… könntest du mir vielleicht ein Foto schicken, das dies belegt? Ich habe die Bild-Darstellung extra getestet und es hat nicht funktioniert… 🤷‍♀️

      Antwort
      • Nutzerbild gb

        meine zeigt auch Bilder an

        Antwort
  3. Nutzerbild PeterL

    Bei meiner OPPO Watch gibt es die Einstellung „Display immer eingeschaltet“ und das funktioniert auch. Sie Sinnhaftigkeit dieser Einstellung ist aber wegen der sehr begrenzten Akkulaufzeit nur selten gegeben.
    Ansonsten habe ich bezüglich der Akkulaufzeit und auch der WLAN-Abbrüche genau die gleichen Erfahrungen gemacht.

    Antwort
  4. Nutzerbild Manuel

    Also das kann ich auch bestätigen. Sowohl Whatsapp Bilder werden angezeigt, als auch das Always on Display geht. Denke das ist mit dem Update auf die neue Firmware mitgekommen. Was bei mir aber aktuell der Fall ist, dass ich in Wear OS meine Mail App (Aquamail) aktiviert habe, dass Benachrichtigungen zur Oppo gesendet werden, diese werden aber nicht aktiv angezeigt. Weder durch Vibrieren noch durch Aufblinken des Bildschirms. Wenn ich an der Uhr aber dann schaue, dann sind die Nachrichten da.

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    • Danke für dein Feedback. Ich werde das mal im Text oben entsprechend anpassen.

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