Irrer Alleskönner im Test: Hochwertige Technik oder immernoch nur Spielerei? 

7 Minuten
Notebook, Tablet, Desktop-PC? Die Neuauflage des ThinkPad X1 Fold 16 bietet nicht zuletzt dank des größeren Bildschirms mehr Flexibilität. Allerdings müssen Interessierte bereit sein, das Portemonnaie dafür sehr weit zu öffnen. Doch lohnt sich das auch wirklich? Der Test bringt es ans Licht.
Lenovo ThinkPad X1 Fold 16

Vor nunmehr zwei Jahren preschte Lenovo mit einem bis dahin einzigartigen Tablet vor: Das ThinkPad Fold X1 ließ sich in der Mitte zusammenfalten. Und das war nicht einfache eine Demonstration technischer Fähigkeiten, sondern erweiterte die Möglichkeiten der Nutzung im Vergleich zu einem klassischen Tablet mit Tastatur, wie etwa Microsofts Surface, durch die Entkopplung von Tasten und Bildschirm erkennbar. Allerdings litt diese erste Version noch unübersehbar an Kinderkrankheiten. Nun folgt die zweite Auflage – und so viel sei vorweggenommen – sie macht einiges besser.

Lenovo ThinkPad X1 Fold 16
Knackig Farben, aber auch starke Reflektionen

Lenovo ThinkPad X1 Fold 16 klappt vollständig zusammen

Dass sich beim ThinkPad Fold X1 einiges getan hat, zeigt sich schon auf den ersten Blick. Zusammengeklappt liegen die beiden Hälften des Falt-Tablets vollständig aufeinander. Auch der an ein Notizbuch erinnernde Einband der Rückseite ist verschwunden, wenngleich Lenovo hier immer noch auf eine textile Struktur setzt. Das Scharnier und der Rahmen sind aus Metall gefertigt. Schon optisch unterstreicht Lenovo damit, dass auch das ThinkPad X1 Fold 16 weder ein klassisches Notebook noch ein Tablet ist. 

Die erste Änderung zeigt schon die “16” im Namen. Das neue ThinkPad X1 Fold ist deutlich größer geworden und misst jetzt 34,5 x 27,5 cm. Auch das Gewicht hat entsprechend zugelegt: Die 1,3 kg werden auf Dauer ein kleines Training für die Muskulatur. Mit einer Bauhöhe von knapp 9 mm ist es zwar nicht der flachste Vertreter seiner Art, zusammengeklappt, liegen die beiden Hälften nun aber vollständig aufeinander. Dennoch wirkt das Tablet in der Hand ein wenig wie ein aufgeschlagenes Buch. Am Scharnier scheint sich der Bildschirm minimal durchzubiegen, wenn das Fold X1 in der Hand gehalten wird. Auf dem Tisch liegt es dagegen völlig gerade, auch optisch ist der Knick nicht wahrnehmbar. 

Lenovo ThinkPad X1 Fold 16
Display:16,3 Zoll, OLED, 2540 x 2024
Prozessor: Intel Core i7-1250U
Grafik: Intel Iris Xe
Arbeitsspeicher: 32 GB, LPDDR5
DatenspeicherSSD, 1 TB, PCIe 4.0
Kamera5MP Webcam
Anschlüsse: 1x USB Typ-C (3.2 Gen 2), 2x USB Typ-C (Thunderbolt 4), Klinke,
Drahtlos: WiFi 6E, Bluetooth 5.1
Akku: 64 Wh
Lieferumfang:Ständer, Stift, Tastatur, Netzteil
Abmessungen: 34,5 x 27,5 x 0,9 cm
Gewicht:1,3 kg
Betriebssystem: Windows 11 Home
Preis:5.139 Euro

Display mit ungewöhnlichem Format

Das ThinkPad X1 Fold 16 ist nicht nur aufgrund seiner Faltbarkeit eine Besonderheit. Auch mit seinem Format als solchem ist es ein Sonderling, denn der Bildschirm mit einer Diagonale von 16,3 Zoll hält eine Auflösung von 2.540 x 2.024 bereit. Das entspricht einem Seitenverhältnis von 5:4. Gerade beim Arbeiten erweist sich die Höhe als angenehm. Hinter der glänzenden Oberfläche setzt Lenovo auf die OLED-Technologie, sodass die Kontraste hoch und die Farben knackig sind. Allerdings ist es mit der Blickwinkelunabhängigkeit nicht so weit her. Schon eine leichte Bewegung des Kopfes reicht für farbliche Veränderungen, auch wenn diese stets Verhalten bleiben und keinen Einfluss auf die Nutzbarkeit haben. Störender ist da schon eher der Kunststoffüberzug über dem Display, der den Reflexionen einen Moment der Beschleunigung verleiht.

Lenovo ThinkPad X1 Fold 16
Der Ständer ist nicht mehr Teil des Tablets

Ständer, Stift und Tastatur gehören dazu

Durch seinen Knick lässt sich das X1 Fold 16 nicht nur wie ein Notebook aufklappen, sondern auch direkt als solches verwenden. Allerdings ist die von Microsofts Windows bereitgestellte Software-Tastatur, insbesondere für längere Texte, erwartungsgemäß nicht das Gelbe vom Ei. Wie schon beim Vorgänger legt Lenovo dem Tablet daher eine zusätzliche Tastatur bei, die auf der unteren Bildschirmhälfte dank eines Magnets haftet und dann kaum von einer “richtigen” Notebook-Tastatur unterschieden werden kann. Die Tasten werden per Bluetooth ans System gekoppelt und können ebenso losgelöst vom Gerät genutzt werden. 

Dann lohnt sich auch der Griff zu dem ebenfalls beiliegenden Ständer. Anders als bei der ersten Fold-Version ist dieser nicht mehr in die Außenhaut integriert, sondern eine leichte Faltlösung, in die der Flachrechner gestellt werden kann. Außerdem nimmt der Ständer die Tastatur beim Transport auf und schützt so die Tasten. Als weitere Eingabemöglichkeit – neben den eigenen Fingern – bietet Lenovo einen digitalen Stift. Für echte Künstler ist dieser jedoch nichts, er kann keine Druckstufen darstellen. 

Lenovo ThinkPad X1 Fold 16
Auf dem Schreibtisch ein Desktop-PC

Der Prozessor ist nicht neu, aber immer noch flott

Lenovo tüftelte eine ganze Weile an der Neuauflage des X1 Fold. Das wird nicht zuletzt durch den Prozessor deutlich. Denn selbst der Nachfolger des Intel Core i7-1250U, der in dem Falt-Tablet steckt, hat mittlerweile einen Nachfolger bekommen. Allerdings sind die architektonischen Unterschiede begrenzt, vor allem die Taktgeschwindigkeiten wurden über die Zeit erhöht. Der ganze neue Core i7 U155 bringt zudem noch mal zwei zusätzliche Kerne mit, die aber auf einen noch geringeren Energieverbrauch getrimmt sind. Mit Blick auf die gebotenen Leistungen ist das Alter also weniger dramatisch. Die zwei leistungsfähigen P- und acht effizienten E-Kernen liefern zwar bei Weitem keine Benchmark-Werte, die Performance-Junkies verzücken, können aber nach wie vor gut mithalten.

Ähnlich sieht es bei der GPU aus, die mit einem Takt von lediglich 950 MHz arbeitet. Der große Unterschied im Vergleich zu den P- und H-Versionen der 14. Generation der Intel-Core-Chips liegt in der niedrigeren Leistungsaufnahme. Selbst bei kurzfristig eingeschaltetem Turbo darf sich der 1250U maximal 29 W gönnen. Die CPU-Kerne halten im Geekbench bei Einzelkernanwendungen noch mit den großen Brüdern mit, bei Mehrkern- und Grafiktests sinkt die Leistung dagegen um etwa 30 Prozentpunkte. Beim Testspiel Asphalt 9: Legends merkt man dem Prozessor seinen Mühen bereits an, es bleibt aber flüssig spielbar. Dabei hilft nicht zuletzt der Arbeitsspeicher: Das von Lenovo zur Verfügung gestellte Testgerät verfügte über 32 GB RAM im LPDDR5-5200-Format.

Lenovo ThinkPad X1 Fold 16
Textile Struktur: Auch die Außenhaut ist ungewöhlich

Die SSD ist nicht besonders schnell

Beim Datenspeicher vertraut Lenovo auf eine Samsung-SSD, die eine Kapazität von einem Terabyte zur Verfügung stellt. Allerdings sind die Geschwindigkeiten nicht gerade berauschend. Beim Lesen der Daten werden Geschwindigkeiten von rund 3.700 MB/s, beim Schreiben liegen die Übertragungsraten bei etwa 2.900 MB/s.  

Im Akku-Betrieb ist schnell Schluss

Mit einer Größe von 64 Wh ist der Energiespeicher nicht übermäßig groß dimensioniert, aber auch nicht mehr mickrig. Dennoch scheint das Display vergleichsweise energiehungrig. Trotz des auf einen niedrigen Energiebedarf getrimmten Prozessors sind nach einer Stunde im Browser bereits 26 Prozent der Energiereserven verbraucht. Beim Spielen von Asphalt 9: Legends sind laut Füllstandsanzeige nach einer Stunde noch 54 Prozent im Akku. Wer also viel von Unterwegs mit dem Tablet arbeiten will, sollte das Netzteil nicht vergessen. 

Lenovo ThinkPad X1 Fold 16
Lenovo ThinkPad X1 Fold 16: Kann auch Notebook

Lenovo ThinkPad X1 Fold 16 geht auch unterwegs ins Netz

Wenig verwunderlich sind die begrenzten Anschlussmöglichkeiten. Hier sind Tablets zumeist nicht sonderlich gut aufgestellt. Immerhin bringt das X1 Fold 16 drei USB-C-Ports mit, wobei zwei auf dem Thunderbolt-4-Standard basieren, während der dritte der Spezifikation USB 3.2 Gen 2 entspricht. Gerade wer klassische Peripheriegeräte verwendet, muss auf ein USB-Hub zurückgreifen, denn dann dürfte auch Bluetooth 5.1 an Grenzen stoßen.

Für den Netzwerkverkehr setzt Lenovo auf WLAN 6E. Außerdem verbaut der Hersteller eine Nano-SIM-Kartenslot, mit dem auf 5G-Netze zugegriffen werden kann.

Fazit zum Lenovo ThinkPad X1 Fold 16

Das ThinkPad X1 Fold 16 sorgt nach wie vor für Staunen: Äußerlich wirkt es wie ein kompaktes Notebook, aufgeklappt ist es ein riesiges Tablet. Die durchdachte Peripherie in Form des Standfußes, des Stifts und der Tastatur macht daraus auf dem Schreibtisch einen gar nicht mal so kleinen Desktop. Auch die Hardware-Leistung ist für den angedachten Office-Betrieb vollkommen ausreichend. Gegen das Falt-Tablet spricht vor allem der Preis. Auch wenn klar sein sollte, dass eine solch außergewöhnliche Konstruktion nichts für die Grabbelkiste großer Elektronikmärkte ist, sind 5.139 Euro für die von uns getestete Konfiguration schon eine Ansage.

Pro

  • Flexibilität ohne Grenzen: Kompaktes Notebook, kleiner Desktop und Tablet in einem 
  • Sehr gut verarbeitet
  • 5G an Bord
  • Standfuß, Stift und Tastatur sind im Paket inbegriffen

Contra

  • Mäßige Akku-Laufzeit
  • Teuer

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