freenet Funk ist eine Allnet-Flatrate samt LTE-Datenflatrate für nur 99 Cent pro Tag. Das ist durchaus wörtlich zu nehmen. Der Anbieter verspricht: Keine Laufzeit, keine Kündigungsfrist, voll flexibel. Wer will, kann direkt zu Mitternacht kündigen. Per Klick in der App. Ein mutiges Konzept.
- Mehr Details: Das ist freenet Funk
- Update: Neue Tarife ab Januar 2020
Es ist Montag, kurz vor 9 Uhr morgens, als die Meldung kommt, dass die freenet AG mit freenet Funk gestartet ist. Es ist ein Start, der nicht unerwartet aber zu früh kommt. Denn eigentlich hätte man erst 24 Stunden später mit dem Produkt an die Öffentlichkeit gehen wollen. Doch scheinbar konnten es die Verantwortlichen selbst gar nicht abwarten und haben die Webseite mit allen Informationen zu früh online gestellt. Dennoch: Die Apps sind im Google Play Store und bei iTunes zu finden und funktionieren. Kurz nach 11 Uhr erfolgt dann die Testbestellung von inside handy.
Die Bestellung
Zwei Dinge braucht der Neukunde, um freenet-Funk-Kunde zu werden: Ein Android- oder Apple-Gerät mit Internet und seinen Ausweis. Die App ist betont einfach gehalten und spricht den Nutzer direkt an. Er kann sich zwischen den beiden Tarifen entscheiden – was aber aufgrund der täglichen Wechselmöglichkeit keine Rolle spielt – und kann anschließend seine persönlichen Daten eingeben.
Zuvor aber geht es noch um die Rufnummer. Eine Wunschrufnummer kann mit Hilfe einer fünfstelligen Zahl annähernd herausgesucht werden. Alternativ gibt es Vorschläge vom Anbieter oder die Möglichkeit der Portierung einer bestehenden Rufnummer. inside handy entscheidet sich für eine Wunschrufnummer.
Nach Eingabe einer E-Mail-Adresse und eines Passwortes ist das Funk-Benutzerkonto angelegt. Im Test stürzte an dieser Stelle die App ab und konnte nur durch Neuinstallation wieder zum Arbeiten bewegt werden. Durch den Login war die Rufnummer aber gesichert und die Registrierung ging weiter. Unter der launigen Überschrift “Wer bist du und seit wann” bringt Funk Name, Geburtsdatum und Adresse in Erfahrung. Die Adresse muss die Meldeadresse sein. Im nächsten Schritt der Registrierung erfolgt dann noch die Erfassung der Personalausweis-Nummer.
Im letzten Schritt geht es um den Versand der SIM-Karte. Hier können sich einige Anbieter eine Scheibe abschneiden. Beim Test in Berlin wird ermöglicht, die Sendung noch am gleichen Abend über den Kurierdienst Liefery zu erhalten. Einzige Voraussetzung: Bis 16 Uhr bestellen. Alternativ wird ein normaler Paketversand angeboten, der bis 15 Uhr angestoßen werden muss. Nach Angaben von freenet soll dieser mit DHL erfolgen, nach Erfahrungen von inside handy kommt aber auch UPS zum Einsatz. Und wer nicht zu Hause ist: Ein ganz normaler Brief ist auch möglich. Wohlgemerkt: Alle drei Varianten sind für den Kunden kostenlos.
Die Lieferung
Unklar ist nach der Bestellung zunächst, wann Liefery kommt. Es zeichnet sich aber ab, dass es sich um eine Abendzustellung handeln wird. Ab dem späten Nachmittag meldet sich dann auch die Funk-App mit einer Push-Nachricht zu Wort und informiert, dass die Sendung unterwegs ist. In der App ist ein Verweis auf den Liefer-Dienstleister zu finden. Dieser verspricht, zwischen 20:04 Uhr und 20:34 Uhr zu liefern.
Genau das passiert auch. Kurz nach 20 Uhr klingelt der Kurier, übergibt dem Kunden einen Umschlag und will eine Unterschrift auf sein Smartphone. Fertig. Keine Ausweiskontrolle, kein Post-Ident. Und wohlgemerkt: Das ganze funktioniert einen Tag, bevor der Tarif offiziell starten sollte.
Die Aktivierung
Bevor die SIM ins Handy wandert, muss sie aktiviert werden. Dazu scannt der Kunde mit der Funk-App einen Barcode, den er auf der Rückseite des SIM-Karten-Trägers findet. Das System ordnet die SIM erst dann dem Nutzeraccount und der Rufnummer zu.
Jetzt wählt der Kunde noch einmal seinen Wunschtarif aus. Das hatte er schon bei der Bestellung getan, insofern ist dieser Schritt überraschend. Die Auswahl an dieser Stelle scheint jedoch die entscheidende zu sein. Zudem geht es jetzt auch erstmals um die Bezahlung. Per PayPal wird bezahlt. Alternativen gibt es zum Start nicht. Wer nicht will, dass sein Bankkonto oder die Kreditkarte mit täglichen Kleinst-Abbuchungen geflutet wird, sollte Guthaben auf das Paypal-Konto laden. Andernfalls erfolgt Tag für Tag eine Abbuchung über 69 oder 99 Cent.
Im Test war die SIM-Karte unmittelbar nach der Aktivierung auch nutzbar, es kann aber auch mal länger dauern.
freenet Funk unlimited | freenet Funk 1GB | freenet Funk Pause | |
---|---|---|---|
Datenvolumen | unlimitiert | 1 GB/Tag | unlimitiert (gedrossel auf 64 kbit/s) |
Telefonie | Allnet-Flatrate | Allnet-Flatrate | Allnet-Flatrate |
SMS | Flatrate | Flatrate | Flatrate |
Einrichtungskosten | 10 Euro | 10 Euro | 10 Euro |
Grundkosten | 99 Cent/Tag | 69 Cent/Tag | 29 Cent/Tag 30 Tage pro Kalenderjahr kostenlos |
Mindestlaufzeit | 1 Tag | 1 Tag | 1 Tag |
Kündigungsfrist | keine | keine | keine |
Netz | O2 mit LTE bis zu 225 MBit/s | O2 mit LTE bis zu 225 MBit/s | O2 mit LTE bis zu 64 kBit/s |
Roaming | nein, 30 Tage pro Jahr je 1 GB Datennutzung in der EU kostenlos möglich | ||
Kosten/Monat (bei 30 Tagen) | 29,70 Euro | 20,70 Euro | 8,70 Euro |
Die Nutzung
Auch wenn freenet Funk am Ende “nur” ein Mobilfunktarif ist, so gibt es doch einige Besonderheiten. So sind alle Dienste und Nummern, die zusätzliche Kosten verursachen können, gesperrt. Damit sind keine 0180-Nummern erreichbar und auch Telefonate ins Ausland geben einen Fehlerton. Auch Roaming soll derzeit gesperrt sein, ließ sich aber mangels Auslandsaufenthaltes nicht testen.
Nicht gesperrt sind hingegen MMS. Diese konnten im Test verschickt werden. Ob und wie sie berechnet werden ist offen. Sie tauchen nicht in den Preislisten auf. Zu erwarten ist, dass hier noch eine Sperrung erfolgt. Zudem wird freenet wohl auch noch beim 1-GB-Tarif technisch nachbessern. Im Test stellte sich nämlich heraus, dass dieser derzeit nur auf dem Papier existiert. Tatsächlich ist der 1-GB-Tarif zum Start ebenfalls eine unlimitierte Flatrate – nur 30 Cent pro Tag günstiger als die eigentliche Flatrate.
Tarifwechsel und Pause
freenet Funk hält Wort. Wer den Tarif zeitweise nicht braucht, kann ihn in die Pause schicken. Bis zu 14 Tage muss dann nichts gezahlt werden – dann ist aber auch eine Nutzung unmöglich. Nur ankommende Telefonate und SMS sind zugelassen. Die Pause startet jeweils um Mitternacht, bis dahin ist die Nutzung ohne Einschränkung möglich. Auch eine Kündigung des Tarifes greift um Mitternacht. Und wer es sich doch noch anders überlegt, kann sich bis Mitternacht auch noch umentscheiden.
Nach maximal 14 Tagen reaktiviert sich der Tarif selbst für mindestens einen Tag. Das bedeutet, der Mindestumsatz liegt bei 69 Cent pro 14 Tage. Das sind im Jahr knapp 18 Euro. Über die Reaktivierung soll der Nutzer per Push-Nachricht in der App benachrichtigt werden. Die manuelle Reaktivierung greift innerhalb von zehn Minuten nachdem sie ausgelöst wurde. Im Test waren es sieben Minuten, der Nutzer musste an seinem Handy nichts machen – nur warten.
Allerdings müssen Kunden eines berücksichtigen: Zum Beenden der Tarifpause brauchen sie Internet. Das ist in der Tarifpause aber abgeschaltet, somit funktioniert auch die App nicht. Ohne WLAN kann der Kunde also nicht wieder online kommen. Hier sollte freenet Funk noch nachbessern und – sofern technisch möglich – die App online lassen oder die Buchung auf einem anderen Weg ermöglichen.
Ebenfalls jederzeit zu Mitternacht greift auch ein Tarifwechsel – egal ob Up- oder Downgrade. Nach Angaben des Anbieters soll ein Upgrade zur Flatrate auch sofort möglich sein, wenn die Drossel bei 1 GB gegriffen hat. Mangels korrekt eingestelltem Tarif ließ sich das jedoch nicht testen. Getestet werden konnte aber die Pause. Morgens aufgewacht, ist das Handy offline. Der Datenträger ist abgeschaltet und das Handy auch nicht mehr im LTE-Netz von O2, sondern nur noch im UMTS-Netz eingebucht. Da in diesem Zustand ohnehin nur ankommende Telefonate und SMS möglich sind, ist der Verzicht auf LTE kein Problem. Abgehende Telefonate sind übrigens komplett gesperrt. Wer also darauf hofft, wenigstens die kostenlosen 0800-Nummern anrufen zu können, der darf seine Hoffnung begraben.
Fazit
Das Ärgerlichste am neuen freenet-Funk-Tarif dürfte die unflexible Kündigungsfrist der bisherigen Handyverträge sein. Denn zwei Verträge parallel laufen zu lassen, dürfte für die wenigsten Nutzer sinnvoll sein. Wer aber punktuell zumindest eine LTE-Flatrate als sinnvoll erachtet, der ist bei freenet Funk durchaus gut aufgehoben. Knackpunkt ist je nach Standort des Kunden allerdings das O2-Netz.
Nicht geeignet ist freenet Funk als regulärerer Handytarif für alle, die ins Ausland telefonieren müssen und nicht auf Dienste wie WhatsApp Call oder aber auf SIP-basierte VoIP-Apps ausweichen wollen. Ebenfalls nicht geeignet ist freenet Funk für all jene, die in den nächsten Wochen ins Ausland wollen – das Roaming soll erst noch kommen. Ob dieses ebenfalls unlimitiert ist, muss abgewartet werden.
Wer aber sonst Schwierigkeiten hat, einen Handyvertrag zu bekommen, keine Lust auf Prepaid und Vertragsbindung hat oder einfach viel Leistung für wenig Geld erwartet, der ist bei freenet Funk gut aufgehoben.
Tipp: Mit einem Dual-SIM-Handy lässt sich die Flatrate sporadisch dazubuchen, wenn sie gebraucht wird, auch wenn der alte Vertrag noch läuf