Der chinesische Autohersteller BYD sorgt seit einiger Zeit für mächtig Bewegung auf dem europäischen Automarkt. Mit dem BYD Seal 6 DM-i Touring bringt die Marke jetzt ein Fahrzeug nach Europa, das nicht nur optisch einiges hermacht, sondern auch technisch spannend ist: einen modernen Plug-in-Hybrid-Kombi, der Langstreckenkomfort mit alltagstauglicher Effizienz verbinden soll. Wir haben uns den Seal 6 DM-i Touring im Rahmen der IAA in München im Detail angesehen und verraten dir, wie er sich im Alltag schlägt. Interessant auch für das Taxigewerbe und Uber-Fahrer. Denn auch die möchte BYD mit dem speziell für Europa entwickelten Auto ansprechen.
BYD Seal 6 DM-i Touring: Sportlicher Kombi mit klarer Linienführung
Schon beim ersten Blick wird klar: Der BYD Seal 6 DM-i Touring will auffallen. Die Front wirkt dynamisch, mit schmalen LED-Scheinwerfern und einem selbstbewussten Kühlergrill. An den Seiten prägen klare Linien und eine leicht coupéhafte Dachlinie das Bild – typisch für moderne Shooting Brakes. Hinten setzt BYD auf ein durchgehendes LED-Leuchtenband, das dem Kombi nicht nur Breite, sondern auch einen Hauch von Sportlichkeit verleiht.
Mit einer Länge von rund 4,84 Metern ordnet sich der Seal 6 DM-i Touring in der Mittelklasse ein und tritt damit in Konkurrenz zu Fahrzeugen wie dem VW Passat Variant, dem Peugeot 508 SW oder auch dem Škoda Superb Combi. Drei Ausstattungslinien (Boost, Comfort Lite und Comfort) stehen zur Wahl. Die Boost-Variante fährt mit einem Leergewicht von 1,7 Tonnen auf 17-Zoll-Felgen, während die Comfort-Varianten mit rund 1,8 Tonnen Gewicht auf 18-Zoll-Leichtmetallfelgen unterwegs sind. Alle Modelle bieten einen Radstand von 2,79 Metern und Platz für bis zu fünf Personen.

Innenraum: Platz, Premium-Feeling und Hightech
Im Cockpit mit integrierter 2-Zonen-Klimaautomatik und zwei nutzbaren USB-Anschlüssen merkt man schnell: BYD will in Europa nicht nur mithalten, sondern auch beeindrucken. Der Innenraum ist schlicht, aber gut verarbeitet, Materialien wirken solide, und das Layout ist modern. Die Sitze sind komfortabel gestaltet und bieten einen guten Seitenhalt. Besonders auffällig ist das zentrale, schwebende Touch-Display, das sich – untypisch für BYD – nicht elektrisch um 90 Grad drehen lässt. Es steht immer im Querformat bereit. Übrigens ist es nur in der Comfort-Variante mit 15,6 Zoll besonders groß. Bei den beiden anderen Ausstattungslinien müssen 12,8 Zoll reichen.

Das digitale Kombiinstrument hinter dem Lenkrad liefert auf einem 8,8-Zoll-Display alle für den Fahrer relevanten Infos. Wir haben während unserer Fahrt einen Tageskilometerzähler vermisst, er soll sich aber in den Einstellungen des Fahrzeugs aktivieren lassen, wurde uns versichert. Dazu kommen im Auto selbst einige clevere Details wie ein großes Panorama-Schiebedach mit elektrischer Sonnenblende, eine Ambientebeleuchtung und viel Platz im Fond. Der Kofferraum bietet mit 508 Litern genügend Stauraum für den Familienalltag oder lange Reisen; erweiterbar auf satte 1.535 Liter.

Wer sein Smartphone mit dem Auto koppeln möchte, kann das über Android Auto und Apple CarPlay tun – kabelgebunden und kabellos. An der Mittelkonsole sind zwei Smartphone-Schalen zu finden, von denen aber nur eine belüftet ist und sich zum Aufladen des Handys nutzen lässt. Schade: Das Navigationssystem lässt sich nur über das Center-Display nutzen, nicht (auch) über den Infoscreen hinter dem Lenkrad. Ein Head-up-Display gibt es nicht.
Antrieb: Das Herzstück – DM-i Hybridtechnologie
Ein besonderes Augenmerk müssen wir bei BYDs erstem Plug-in-Hybrid für den europäischen Markt auch dem Antrieb widmen. Das Kürzel DM-i steht für „Dual Mode – intelligent“. Dahinter steckt ein seriell-paralleles Plug-in-Hybrid-System, das Elektro- und Benzinmotor intelligent kombiniert. Das Besondere: Der Verbrenner dient hauptsächlich als Generator, während der Elektromotor den Großteil der Fahrleistung übernimmt. Nur wer richtig Gas gibt – zum Beispiel auf der Autobahn oder bei Überholvorgängen – bewegt sich nur mit dem Verbrennungsmotor über den Frontantrieb vorwärts.
Im Seal 6 DM-i Touring arbeitet ein 1,5-Liter-Vierzylinder-Benziner mit einem Elektromotor zusammen. Je nach Variante steht eine Systemgesamtleistung von 135 kW/184 PS (Boost) oder 156 kW/212 PS (Comfort-Varianten) zur Verfügung. Damit beschleunigt der Kombi in 8,9 respektive 8,5 Sekunden auf 100 km/h. Keine Spitzenwerte, aber absolut ausreichend für komfortables Reisen. Auffällig ist, dass der Wagen recht kräftig anzieht, bei höheren Geschwindigkeiten aber etwas Zugkraft vermissen lässt. An dieser Stelle macht sich deutlich bemerkbar, dass der Verbrennungsmotor nur eine Leistung von maximal 72 kW/98 PS vorweisen kann.

Für den Vortrieb stehen übrigens vier Fahrmodi zur Verfügung: Eco, Normal, Sport und Schnee. Zudem sind zwei Rekuperationsstufen auswählbar. Allerdings fällt der spürbare Unterschied bei den beiden Stufen zur Energierückgewinnung überschaubar aus. Die Gänge werden über einen Lenkradschalthebel eingelegt, Windgeräusche sind auch bei höheren Geschwindigkeiten kaum wahrnehmbar.
Elektrische Reichweite und Effizienz
Ein zentrales Kaufargument für den Seal 6 DM-i Touring ist die elektrische Reichweite. Je nach Batteriegröße (10,1 kWh im Boost/19 kWh in den Comfort-Varianten) schafft der Plug-in-Kombi bis zu 50 respektive 100 Kilometer rein elektrisch. Das bedeutet: Für den täglichen Pendelweg oder Einkäufe lässt sich das Auto problemlos als fast reines Elektroauto nutzen.
Auf der Langstrecke übernimmt dann der effiziente Benziner (Tankinhalt: 65 Liter), der den Akku nachlädt und so für eine kombinierte WLTP-Reichweite von bis zu 1.350 Kilometern sorgt. Damit eignet sich der Seal 6 DM-i Touring perfekt für alle, die zwar elektrisch fahren wollen, aber nicht ständig auf Ladeinfrastruktur angewiesen sein möchten.

Fahrgefühl: Komfort trifft Dynamik
Auf der Straße überzeugt der Seal 6 DM-i Touring mit einem geschmeidigen Antritt – typisch Elektroantrieb. Besonders in der Stadt fährt er leise, entspannt und fast vibrationsfrei. Auf der Autobahn zeigt der Plug-in-Kombi, dass er auch lange Strecken locker wegsteckt: Der adaptive Fahrmodus schaltet intelligent zwischen Elektro- und Hybridbetrieb, sodass man kaum etwas vom Wechsel mitbekommt. Wer mag, kann über eine Taste an der Mittelkonsole auch manuell zwischen Hybrid- und Elektromodus frei wählen. Ebenfalls an der Mittelkonsole ist der Start/Stopp-Knopf zu finden.
Das Fahrwerk ist komfortabel abgestimmt, bleibt auch bei höheren Geschwindigkeiten stabil. Die Lenkung wirkt direkt genug für ein Kombi-Modell dieser Klasse, ohne übermäßig sportlich zu sein. Wer möchte, kann den Seal 6 DM-i Touring mit bis zu 180 km/h bewegen. Muss der LFP-Akku aufgeladen werden, ist das an einer Wallbox oder an einer Normalladesäule mit 3,3 kW (Boost) bzw. 6,6 kW (Comfort-Modelle) möglich. Die beiden Comfort-Modelle sind zudem schnellladefähig. Per Gleichstrom fließt Strom an einer Schnellladesäule mit bis zu 26 kW.
Zusätzlich bietet BYD beim Seal 6 DM-i Touring serienmäßig Vehicle-to-Load (V2L) an. Das bedeutet: Ihr könnt den Kombi als mobile Stromquelle nutzen, etwa beim Camping oder um Werkzeuge zu betreiben.
Assistenzsysteme und Sicherheit
Auch bei den Fahrerassistenzsystemen zeigt sich BYD modern: An Bord sind Spurhalteassistent, adaptiver Tempomat, Notbremsassistent, Querverkehrswarner und eine 360-Grad-Kamera. Damit positioniert sich der Seal 6 DM-i Touring klar im Premiumsegment und spielt auf Augenhöhe mit europäischen Wettbewerbern.

Preis und Marktstart
Der Einstiegspreis für den BYD Seal 6 DM-i Touring liegt bei 42.990 Euro für die Boost-Variante. Mehr elektrische Reichweite und mehr Leistung stehen über die beiden Comfort-Varianten zur Verfügung. Das Modell Comfort Lite, das sich im Kern nur durch den kleineren Touchscreen von der Comfort-Variante unterscheidet, kostet mindestens 48.990 Euro. Das Comfort-Modell startet bei 49.990 Euro. Damit bietet BYD ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis als VW und Škoda mit ihren PHEV-Modellen von Passat und Superb. Auswählbar sind vier Lackierungen, nur in Polarweiß ist kein Aufpreis in Höhe von 1.100 Euro zu bezahlen.
Fazit zum BYD Seal 6 DM-i Touring: Hybrid-Kombi mit Elektro-DNA
Mit dem 1,51 Meter hohen Seal 6 DM-i Touring zeigt BYD, dass die Marke ernsthaft in Europa Fuß fassen will. Der Plug-in-Hybrid-Kombi verbindet lange elektrische Reichweite, effizienten Benzinmotor, viel Platz und modernes Design in einem Paket, das perfekt für Familien und Vielfahrer geeignet ist. Wer also nach einem zukunftssicheren Kombi sucht, der sowohl im Alltag rein elektrisch fährt als auch auf langen Reisen keine Ladeangst aufkommen lässt, sollte den BYD Seal 6 DM-i Touring definitiv auf die Liste setzen.

Der Verbrauch nach einer 50 Kilometer langen Testfahrt rund um München lag übrigens bei 8,3 kWh/100 km respektive 2,4 Litern/100 km. Fairerweise möchten wir an dieser Stelle aber betonen, dass wir das Gaspedal streckenweise ordentlich getreten haben, um unseren Testwagen auf Herz und Nieren testen zu können. Das hat den Verbrauch etwas in die Höhe getrieben. Im tatsächlichen Alltag darfst du mit etwas niedrigeren Werten rechnen.
Vorteile BYD Seal 6 DM-i Touring
- gute Verarbeitung
- stattliche Platzverhältnisse
- hohe Reichweite
Nachteile BYD Seal 6 DM-i Touring
- im Vortrieb besonders bei höheren Geschwindigkeiten etwas schwach
- kein Head-up-Display verfügbar
- etwas umständliche Menüstruktur am Touchscreen
