Balkonkraftwerke und PV-Anlagen: So schützt du sie vor Wetterextremen

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PV-Anlagen sind für ihre Besitzer eine wertvolle und häufig langfristige Investition. Mit zunehmenden Starkwetterereignissen drohen jedoch hohe Schäden am Eigentum. Wie kann man sich davor schützen? Wir haben mit einem PV-Experten darüber gesprochen.
Neue Pflicht für PV-Anlagen greift bald - Sie beschränkt zulässige Anschlüsse
PV-Anlagen und Wetterextreme – Die PV-Anlage vor Unwetter schützenBildquelle: Daniele La Rosa Messina/unsplash

Extreme Wetterlagen sind inzwischen Teil unseres Alltags. Der Klimawandel hat dazu geführt, dass Phänomene wie Hagel, Starkregen oder Stürme deutlich häufiger auftreten als noch vor wenigen Jahren. Was früher selten war, hat heute direkte Auswirkungen auf alle, die in erneuerbare Energien investieren. Besonders Photovoltaikanlagen, ob auf dem Hausdach oder als Balkonkraftwerk, sind diesen Naturgewalten direkt ausgesetzt. Auch wenn moderne Module für bestimmte Belastungen ausgelegt sind, stellen sich Anlagenbesitzer berechtigterweise die Frage: Was passiert bei Hagel oder Schnee? Wie sicher ist die Technik bei Blitz und Sturm? Und wie sieht es im Schadensfall aus? Peter Knuth von enerix hat für uns einige Fragen rund um Wetterextreme bei PV-Anlagen beantwortet.

PV-Anlagen sind eine robuste Technologie. Doch gibt es eine Garantie für jeden Extremfall?

Photovoltaikmodule sind grundsätzlich auf typische Wetterereignisse vorbereitet. Die meisten Systeme sind so konstruiert, dass sie selbst stärkeren Hagel mit Durchmessern bis zu 2,5 Zentimetern ohne Schäden überstehen. Bevor PV-Module zugelassen werden, müssen sie einen Test bestehen, bei dem sie mit Stahlkugeln beschossen werden, die Hagel simulieren. Wenn das Sicherheitsglas dabei standhält, wird das Modul zertifiziert.

Doch auch wenn die Technik robust ist: Bei Extremwetter wie golfballgroßem Hagel oder Starkregen mit Sturmböen können trotzdem Schäden entstehen – einige davon nicht sofort erkennbar. Mikrorisse im Glas oder Beschädigungen an den Zellverbindungen machen sich manchmal erst durch sinkende Erträge in der Energiemanagement-App bemerkbar.

Nach Unwettern solltest du Anlagen auf Störungen prüfen

Nach einem Unwetter gilt: Blinkt der Wechselrichter oder zeigt der Speicher eine Störung an, sollte man genauer hinsehen. Besonders nach einem Gewitter kann es vorkommen, dass der FI-Schalter (Fehlerschutzschalter) in der Unterverteilung ausgelöst hat. In vielen Fällen reicht es, diesen wieder einzuschalten.

Häufig treten Starkregen und Hagel zusammen mit Blitz und Donner auf. Auch wenn direkte Blitzeinschläge selten sind, sind sie nicht völlig auszuschließen. „Ein Überspannungsschutz ist daher seit 2018 Pflicht“, erklärt Peter Knuth, Geschäftsführer der Fachbetriebskette für Smart Energy Home Lösungen. So lassen sich viele Risiken zumindest eingrenzen.

Schäden an den Modulen lassen sich nicht immer leicht erkennen – vor allem dann nicht, wenn die Module schwer zugänglich sind. Wenn die Leistung nach einem Unwetter rückläuft, sollte eine fachliche Prüfung erfolgen. Denn ist ein Modul defekt, wirkt sich das auf den gesamten Modulstrang aus. Ein Drohnenflug kann hier erste Hinweise liefern. Sobald etwas auffällt, ist es ratsam, einen Fachbetrieb zu kontaktieren.

Welche Gefahren gehen für PV-Anlagen im Winter bei Wetterextremen aus?

Im Winter sind es nicht die Temperaturen, sondern oft die Schneemengen, die zur Belastung werden – insbesondere im Süden Deutschlands. Entscheidend ist, dass die Module sicher und normgerecht befestigt sind. Dafür gibt es spezielle Unterkonstruktionen. Wichtig ist aber auch, dass die Montage fachgerecht erfolgt und die Module so angebracht werden, dass es nicht zu einer Durchbiegung kommt.

In Regionen mit häufigen Schneefällen ist eine fundierte Planung essenziell. Dabei spielen sogenannte Schneelastzonen und Normen wie DIN EN 1991 eine wichtige Rolle. Wer hier korrekt plant, schützt nicht nur die Technik, sondern auch das Dach.

Sehr steile Dächer sind in der Regel unproblematischer, da sich dort kaum Schnee hält. Flacher montierte Module können hingegen zur Lastfalle werden, wenn sich Schnee aufstaut und plötzlich in großer Menge abrutscht. Dabei kann es zu Schäden an den Modulrahmen kommen. Selbst den Schnee zu entfernen, ist nicht zu empfehlen: Das Unfallrisiko ist hoch und unsachgemäßes Räumen kann die Modulflächen beschädigen.

Wie sieht es mit Balkonkraftwerken aus? Sind sie ebenso gefährdet?

Auch kleine Balkonkraftwerke sind denselben Witterungsbedingungen ausgesetzt wie große Dachanlagen. Aufgrund ihrer einfacheren und oft eigenständigen Montage sind sie jedoch anfälliger – vor allem bei Windlast. Entscheidend ist, dass die Module sicher befestigt sind.

„Gerade bei der Montage bestehen große Lücken“, sagt Peter Knuth. Viele Systeme werden in Eigenregie installiert, häufig ohne handwerkliches Know-how. „Weil es bislang keine klaren Bauvorschriften für Balkonanlagen gibt, besteht das Risiko, dass sich schlecht befestigte Module bei starkem Wind lösen.“

Die richtige Befestigung liefert den besten Schutz

Ob Hausdach oder Balkon – auf die Befestigung kommt es an. Wer hier spart oder sich auf ungeeignete Handwerker verlässt, spart am falschen Ende. Immer wieder findet man Angebote für Bausätze in Baumärkten oder Supermärkten. Doch wenn Dachziegel durch unsachgemäße Montage brechen, gelangt Feuchtigkeit ins Haus. Der Schaden ist oft erheblich, denn meist muss die gesamte Anlage demontiert werden, um die betroffene Stelle im Dach zu erreichen.

Bei Balkonkraftwerken ist die Lage aus Sicht von Peter Knuth noch kritischer. „Welches Geländer wurde jemals für solche Zusatzlasten konzipiert?“ fragt er. „Kaum jemand prüft das, die meisten Module werden einfach installiert.“

Peter Knuth von Enerix
Peter Knuth beurteilt die Lage für Balkonkraftwerke noch kritischer als für PV-Anlagen

Ist eine PV-Anlage automatisch über die Versicherung abgedeckt?

Ein verbreiteter Irrtum: PV-Anlagen seien automatisch über die Wohngebäudeversicherung abgesichert. Das ist nicht immer der Fall. Wer sichergehen will, sollte prüfen, ob die Anlage in der Police explizit aufgeführt ist und ob Schäden durch Sturm, Hagel oder Überspannung abgedeckt sind.

Spezielle PV-Versicherungen bieten darüber hinaus Schutz bei Ertragsausfällen, technischen Defekten oder Diebstahl. Je nach Tarif können auch Reparaturkosten oder der Austausch durch einen Fachbetrieb enthalten sein. Für Balkonanlagen empfiehlt sich ein Blick in die Hausratversicherung. Einige Tarife erfassen auch diese Anlagen.

Wichtig im Schadensfall: Eine sorgfältige Dokumentation mit Fotos und Leistungsdaten erleichtert die Abwicklung. Zudem sollte geprüft werden, ob Änderungen an der Anlage – etwa durch den Austausch eines Moduls – dem Netzbetreiber gemeldet werden müssen.

Mit Plan und Kontrolle durch Sturm und Hagel

Extreme Wetterereignisse nehmen zu – auch in Regionen, die bisher kaum betroffen waren. Umso wichtiger ist es, Technik, Montage und Versicherung regelmäßig zu prüfen. Wer von Anfang an auf belastbare Komponenten setzt, den Betrieb der Anlage aufmerksam begleitet und bei Veränderungen schnell reagiert, schützt nicht nur die Technik, sondern auch die eigene Energieversorgung. Ein ganzheitlicher Blick lohnt sich: Wer plant, seine PV-Anlage mit Stromspeicher, Wärmepumpe oder Wallbox zu kombinieren, sollte frühzeitig auf ein abgestimmtes System achten und sich mit den jeweiligen Anforderungen an Montage und Technik vertraut machen.

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