Lebenserwartung der Wärmepumpe steigern? Smarte Technologie ermöglicht es

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Die Lebenserwartung der Wärmepumpe ist für viele Menschen einer der Gründe, warum sie zögern, zur neuen Technologie zu greifen. Die Investitionskosten sind trotz der staatlichen Förderung hoch, weshalb es einige Jahre dauert, bis sich die entsprechenden Kosten amortisiert haben.
Vaillant-Wärmepumpe bei der Installation, Bild zur Verfügung gestellt von vamo
Lebenserwartung der Wärmepumpe steigern? Smarte Technologie ermöglicht es Bildquelle: vamo

Erst vor wenigen Wochen stellte die ETH Zürich fest, dass jede sechste Wärmepumpe in Europa ineffizient arbeitet. Dabei ist jedoch häufig nicht die Wärmepumpe selbst schuld, sondern fehlerhafte Einstellungen. Als Folge drohen hohe Stromkosten für Verbraucher: Bis zu 2.000 überflüssige Kilowattstunden pro Jahr kommen dabei durchschnittlich in Haushalten zusammen. Doch auch für die Lebenserwartung der Wärmepumpe kann das negative Folgen haben. Taktet das Modell deutlich häufiger als nötig, belastet dieser Prozess den empfindlichsten Teil der Wärmepumpen: ihren Verdichter. Er ist maßgeblich dafür, wie lange die Wärmepumpe benutzt werden kann. Dr. Jan Ossenbrink hat Elektrotechnik studiert und ist Gründer des Wärmepumpen-Start-ups vamo. Mit den durch sein Start-up installierten Wärmepumpen liefert er ein besonderes Versprechen: Auf alle durch vamo verbaute und ferngesteuerte Wärmepumpen bietet das Unternehmen 20 Jahre Garantie. Deutlich höher als alle Garantiezeiten, die Konkurrenten in dem Umfeld bieten. Wir haben mit Herrn Ossenbrink über Wärmepumpen und deren Fernsteuerung gesprochen.

1. Herr Ossenbrink, warum ist eine smarte Steuerung für Wärmepumpen so entscheidend?

Die Wärmepumpe ist für unsere Kundinnen und Kunden die höchste Investition in Energietechnik in ihrem Gebäude und sie holen sich den absehbar größten Stromverbraucher ins Haus. Daher ist es aus unserer Sicht entscheidend, dass nicht nur die Grundeinstellungen der Anlage einmal korrekt gesetzt werden, sondern dass die Anlage im Betrieb optimiert wird. Wir sehen dabei einen Dreiklang aus möglichst langer Laufzeit, zuverlässigem Betrieb ohne Störungen und maximaler Effizienz. Mit der Einführung zeitvariabler Stromtarife und Netzentgelte kommt ein gänzlich neuer Aspekt hinzu, den eine optimale Betriebsstrategie berücksichtigen muss. Erhebliches Optimierungspotenzial sehen wir im Bereich „netzdienliches Verhalten”, da dies den Ausbaubedarf lokaler Stromnetze erheblich verringern kann. Aber das ist noch ein bisschen Zukunftsmusik.

Unser Ziel dabei ist immer das gleiche: Wir wollen die Betriebskosten der Anlage – die den Kaufpreis in Summe deutlich übersteigen – für unsere Kunden möglichst minimieren bei uneingeschränktem Nutzerkomfort. Denn wir sind überzeugt: Die Wärmepumpe wird sich in der Breite der Bevölkerung nur dann durchsetzen, wenn wir handfeste Ersparnisse gegenüber fossilen Heizungssystemen nachweisen können. Das geht nur mit einer smarten Steuerung.

2. Welche Wärmepumpenarten und -marken sind für die Fernwartung über vamo geeignet?

Unsere digitale Leitwarte – die HeatFleet – haben wir bewusst herstellerunabhängig aufgesetzt. Da wir derzeit überwiegend Wärmepumpen von den deutschen Premium-Herstellern Vaillant und Viessmann verbauen, liegt unser Fokus bei der Integration derzeit hier. Aber das ist nur der Anfang und wir sprechen bereits mit zahlreichen Herstellern, um sukzessive alle wichtigen Marken abzudecken. Das bedeutet aber schon heute: Kundinnen und Kunden mit Bestandsanlagen von Vaillant und Viessmann können wir sofort in unser System integrieren. Nach dem Start unserer neuen Website Ende Juni werden wir diese Kundengruppe auch gezielt ansprechen.

3. Kann das Fernwartungsmodul auch für Wärmepumpen nachgerüstet werden, die nicht von vamo installiert wurden?

Bei der Hardware setzen wir nicht auf eine eigene „Box” im Keller , sondern auf die IoT-Schnittstellen der Hersteller. Sofern die Anlage über ein WLAN– oder LAN-Modul verfügt und online ist, kann der Kunde uns als Fachpartner hinterlegen und wir können ihn sofort in unser System integrieren. Damit die zusätzlichen Funktionen einfach bedienbar sind und der Kunde auf kurzem Wege mit uns kommunizieren kann, haben wir auch eine eigene App entwickelt, die sich gerade in der Testphase befindet und die man zeitnah in den App Stores finden wird.

4. Können Sie uns ein Beispiel dafür liefern, woran Hausbesitzer erkennen, dass ihre Wärmepumpe schlecht eingestellt ist?

Am einfachsten geht das mit der Jahresarbeitszahl. Diese gibt an, wie viel Wärmeenergie Sie pro eingesetzter Kilowattstunde Strom im Jahresdurchschnitt erhalten. Werte zwischen 3 und 5 sind gut, was einem Wirkungsgrad von 300 bis 500 % entspricht. Zum Vergleich: Eine Gasheizung erreicht einen Wirkungsgrad von maximal 98 %, in der Praxis liegen die Werte eher bei 90 %, bei Öl typischerweise nochmal deutlich darunter. Ganz genau weiß das niemand, weil die Heizungen ihre Wärmeerzeugung schlichtweg nicht messen und ihren eigenen Wirkungsgrad nicht berechnen. Liegt die Jahresarbeitszahl unter 3, sollte sich ein Wärmepumpentechniker die Einstellungen im Detail ansehen.

Dr. Jan Ossenbrink, Gründer von vamo
Dr. Jan Ossenbrink, Gründer von vamo

Das sogenannte Takten ist ein weiteres Warnsignal. Dann ist die Wärmepumpe wahrscheinlich so schlecht eingestellt, dass der Kompressor innerhalb kurzer Zeit an- und wieder ausgeht. Im schlimmsten Fall wurde die Wärmepumpe zu groß ausgelegt. Was bei Öl- und Gasheizungen üblich war, getreu dem Motto „lieber eine Nummer größer”, gilt bei der Wärmepumpe so nicht, weil eine zu große Anlage im Dauerbetrieb zu viel Wärme produziert und „unterfordert” ist. Besser ist es, wenn die Wärmepumpe über längere Zeit kontinuierlich heizt und dann über einen längeren Zeitraum in den Ruhemodus gehen kann. Wenn man ganz viel Zeit hat, kann man das direkt an der Außeneinheit beobachten – oder man schaut einfach in seine App.

5. Wie sollten die Daten bei einer gut eingestellten Wärmepumpe aussehen?

Das lässt sich pauschal nicht beantworten, weil das von den baulichen Rahmenbedingungen abhängt und weil wir hier über Dutzende von Messdaten reden, die ganzheitlich ausgewertet werden müssen. Man kann sich das ein bisschen vorstellen, wie die Audiospuren bei einem Symphonieorchester. Ein Wärmepumpen-Ingenieur kann mit geschultem Auge eine solche Kurvenschar sofort interpretieren. Bei uns macht das die HeatFleet automatisch für unsere Kunden.

Die wichtigsten Werte, die die meisten Kunden kennen, verstehen und direkt einstellen können, sind die Zieltemperatur in den Räumen, die Abschaltzeiten im Regelbetrieb und der Urlaubsmodus. Bei allen anderen Werten sagen wir: erstmal messen, dann interpretieren, dann optimieren. Die Wärmepumpe bringt zum ersten Mal Licht ins Dunkel, was das Heizsystem im Haus angeht. Und hier gibt es regelmäßig die größte Überraschung am Anfang – nämlich, dass man auch mit deutlich geringerer Vorlauftemperatur alle Räume wunderbar warm bekommt. Falls das nicht der Fall ist, sieht man das durch die Raumthermostate sofort und kann gegensteuern.

6. Sie gewähren auf von vamo installierte und (fern)gewartete Wärmepumpen eine Garantiezeit von bis zu 20 Jahren. Was hat Sie zu dieser Entscheidung bewogen?

Die Mission von vamo ist, die neue Ära des Heizens einzuläuten. Mit der Wärmepumpe wird Heizen elektrisch, aber – wenn man es richtig angeht – auch digital und vernetzt. Da die Wärmepumpe insbesondere in Deutschland aber noch als „neue” Technologie wahrgenommen wird, trotz 100-jähriger Entwicklung und absoluter Marktreife, wollten wir ein klares Zeichen setzen: nämlich, dass die Wärmepumpe mindestens so lange hält wie eine Öl- oder Gasheizung. Leider sind die Hersteller selbst noch sehr zurückhaltend und arbeiten eher mit Garantieverlängerungen von 5 bis 10 Jahren.

Daher haben wir uns mit einem starken Versicherungspartner zusammengetan und uns überlegt, welche Kriterien erfüllt sein müssen, damit wir unseren Kunden bis zu 20 Jahre garantieren können. Herausgekommen ist unser Standardprodukt „vamo Care”, dem ersten herstellerübergreifenden Vollwartungsvertrag für Wärmepumpen am Markt, der die Kunden über zwei Jahrzehnte absichert. Die kontinuierliche Fernwartung spielt hier eine Schlüsselrolle, weil wir Probleme datengetrieben frühzeitig identifizieren können und proaktiv verhindern können, dass es zu Störungen der Anlage kommt. Über die Zeit sammeln wir wertvolle Erfahrungen, welche Komponenten Kopfschmerzen auslösen und wo sich Muster abzeichnen. All das senkt die Kosten erheblich.

7. Haben Sie selbst eine Wärmepumpe bei sich installiert? Wenn ja, für welches Modell haben Sie sich entschieden und warum?

Nein, noch nicht.  Wir haben unser Haus 2021 gekauft und die Vorbesitzerin hatte 2019 noch eine Viessmann-Gasheizung installiert. Aber wir haben eine Fußbodenheizung verbaut und bereits einen Aufstellort für die Wärmepumpe festgelegt. Es ist absolut klar, dass unsere nächste Heizung eine Wärmepumpe sein wird. So beraten wir übrigens auch unsere Kunden: Eine neue, funktionierende Heizung zu entsorgen, ist in den meisten Fällen nicht sinnvoll.

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