PV-Anlagen und Stromspeicher sind heute deutlich günstiger, obwohl Lebensdauer und Effizienz der Modelle zugleich gestiegen sind. Indes kostet der Strom zunehmend mehr in Deutschland. Ein Trend, den wohl auch die Bemühungen um eine Erneuerung der Netzentgeltsystematik nicht vollständig abfangen werden. Das Bedürfnis danach, die eigenen Energiekosten zu senken und den produzierten Strom möglichst effizient zu nutzen, wächst. Eine Tendenz, die auch die Hersteller von Stromspeicher längst verinnerlicht haben. Nicht umsonst stellten allein in diesem Jahr gleich mehrere namhafte Hersteller ihre eigenen Energiemanagementsysteme vor.
Was ist ein Energiemanagementsystem?
Ein Energiemanagementsystem soll dich dabei unterstützen, den gewonnenen Strom möglichst sinnvoll zu nutzen. Die Abkürzung HEMS (Home Energy Management System) stammt aus Übersee, setzt sich aber zunehmend auch als Begriff hierzulande durch. Es handelt sich um smarte Programme, die Stromerzeugung und Stromverbrauch auf unterschiedliche Arten miteinander abstimmen können. Das kann etwa durch Automatisierungen erfolgen, die zu bestimmten Tageszeiten aktiviert werden oder bei einer bestimmten Menge an Strom, der ins Netz eingespeist wird. Viele der modernen Systeme bieten dabei Schnittstellen an, um sich auch mit dynamischen Stromtarifen abzustimmen. Der Gedanke dabei: Den eigenen Solarstrom möglichst in Phasen verbrauchen, in denen der Strombezug am teuersten ausfällt.
HEMS bieten viele Vorteile
HEMS können deinen Stromverbrauch optimieren und dadurch helfen, einen guten Teil deiner Stromkosten zu reduzieren. Dabei sollte dir jedoch bewusst sein: Je größer die Strommenge, die du beliebig über den Tag hinweg verschieben kannst, desto effizienter kannst du deinen produzierten Strom verwenden. Wer etwa eine Wärmepumpe oder ein E-Auto bewusst in Hochzeiten des Solarstroms mit Energie versorgt, kann dabei deutlich mehr Geld einsparen, als ein Haushalt, der lediglich die Haushaltsgeräte mit dem günstigen Strom betreibt. Grundsätzlich gab es schon länger Möglichkeiten, nützliche Automatisierungen in Smart Homes vorzunehmen, die sich an deiner Stromproduktion anpassten. So konntest du etwa deine Waschmaschine und ihren Start so in Apps vorplanen, dass sie zurzeit mit hohem Solarstrom anspringen.

Die neuen Energiemanagementsysteme heben das jedoch auf eine neue Stufe. Sie können Automatisierungen für dich vornehmen, Empfehlungen aussprechen oder kommen bereits mit nützlichen Voreinstellungen von Herstellern. Dazu zählen etwa Funktionen, die automatisch zum Sonnenaufgang aktiviert werden können oder bestimmte Erzeugungs- und Einspeisungsgrenzen, die variabel festgelegt werden können. Verfügst du über einen dynamischen Stromtarif, kannst du etwa einmal einstellen, dass bestimmte Geräte anspringen sollen, wann immer die Preise am Tag am günstigsten ausfallen. So könntest du als Wärmepumpen oder E-Auto-Besitzer sogar ohne eine PV-Anlage von einer Vergünstigung deiner Stromkosten profitieren. Klar ist: HEMS sorgen dafür, dass du deine Energie smarter und sinnvoller nutzen kannst. Da auch die KI-Unterstützung immer tiefer in den Systemen verankert wird, dürfte unsere Stromnutzung zunehmend eine Transformation durchlaufen. Doch es gibt auch einen Nachteil, den die Entwicklung mit sich bringt.
Leider sind viele der smarten Systeme keine Einmalinvestition
Obwohl du viele der Komponenten wie Smart Plugs, Smart Meter oder Stromspeicher mit einem Kauf einmalig erwerben kannst, gibt es einen entscheidenden Nachteil. Viele der Systeme bieten dir den vollen Funktionsumfang nur an, wenn du dich zugleich für ein kostenpflichtiges Abonnement für die Software entscheidest. So kannst du zwar häufig Basisfunktionen ohne zusätzliche Gebühren nutzen. Doch je automatisierter und klüger dein System ausfallen soll, desto mehr musst du bereit sein, im Jahr in die Abogebühren zu investieren. Viele der Hersteller bieten dabei auch eine künstliche Intelligenz in ihren Systemen integriert an, die dein Nutzungsverhalten lernt oder auch Prognosen für die Zukunft aus bisherigen Daten erstellen kann. Diese Methoden erlauben es dir, deine Stromnutzung noch individueller auf dich abzustimmen.

Trotzdem solltest du gerade bei kleineren PV-Anlagen vorab abwägen, ob es dir den gewünschten Mehrwert für das jährliche Abonnement bringt. Am besten sieht es bei großen PV-Anlagen aus, die man mit einem Stromspeicher kombiniert. Ab einer Leistung von wenigstens 5.000 Watt, lohnt es sich meiner Meinung nach finanziell immer. Im Bereich zwischen 2.000 und 5.000 Watt kann es sich lohnen, wenn du einen guten Teil deines Verbrauchs damit sinnvoll planen und optimieren kannst. Bei Anlagen, die kleiner als 2.000 Watt ausfallen oder nicht mit einem Stromspeicher kombiniert sind, würde ich sogar von der Benutzung kostenpflichtiger Optionen abraten. Hier läufst du nämlich schnell Gefahr bei Jahresabo-Kosten zwischen 50 bis 99 Euro einen Großteil deiner Einsparung wieder abzutreten.
