10 Mythen über Wärmepumpen im Check

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Wärmepumpen bleiben als beworbenes Heizsystem der Regierung dauerhaft in den Nachrichten. Bei so viel Interesse um die Heizart lässt es sich kaum verhindern, dass sich auch zahlreiche Fehlinformationen oder falsche Vorstellungen im Netz verbreiten. Wir räumen mit den häufigsten Irrtümern auf.
Mythen über Wärmepumpen im Check
Mythen über Wärmepumpen im CheckBildquelle: Vaillant

Über kaum ein anderes Heizsystem ranken sich so viele Mythen und Behauptungen wie um Wärmepumpen. Von der Regierung als einzig sinnvolle Möglichkeit beworben, die Wärmewende in Deutschland zu vollbringen, bleiben die Geräte im Fokus der Öffentlichkeit. Wir räumen mit den häufigsten Mythen über Wärmepumpen auf.

Wärmepumpen lohnen sich nur im Neubau

Selbstverständlich sind Wärmepumpen in Neubauten besonders effizient, da die Gebäude über eine gute Dämmung verfügen und von Beginn an perfekt auf die Wärmepumpe abgestimmt werden. Allerdings bedeutet dies keineswegs, dass unsanierte Bestandsbauten nicht ebenso mit Wärmepumpen geheizt werden können. Das Fraunhofer-Institut analysierte in einer Studie konkret, ab wann es sich lohnt, eine Wärmepumpe in ein altes Gebäude einzubauen.

Als Faustregel ermittelten die Forschenden dafür einen Wärmebedarf von 150 kWh/m². Liegt ein Gebäude also bereits unter diesem Wert oder kann ihn mit einigen Sanierungsmaßnahmen erreichen, kann eine Wärmepumpe darin eingebaut werden. Eine weitere kürzliche Studie im Auftrag des WWFs ermittelte zudem, dass eine Luftwärmepumpe auch in Altbauten die günstigere Alternative zur Gasheizung darstellt – insbesondere in Kombination mit einer PV-Anlage.

Eine Wärmepumpe kann nicht in ein Mehrfamilienhaus integriert werden

Wärmepumpen können auch mit verschiedenen Heizkreisläufen kombiniert werden. Hersteller bieten sogar explizit Modelle an, die in ihrer Leistung für mehr als einen solchen Kreislauf geeignet sind. Somit kannst du eine Wärmepumpe sehr wohl auch in ein Mehrfamilienhaus integrieren, die Art der Wärmepumpe muss jedoch konkreter auf den Bedarf und die Anzahl der Heizkreisläufe abgestimmt werden. Ebenso kommt nicht jede Wärmepumpe für einen Einbau innerhalb von Wohnräumen in Betracht.

Bei einer Wärmepumpe werden die Heizkörper nicht richtig warm

Tatsächlich erreichen Heizkörper bei Wärmepumpen sehr wohl die benötigten Temperaturen, sie werden im Gegensatz zu anderen Heizsystemen jedoch nicht glühend heiß. Wärmepumpen sind Niedrigtemperaturheizungen, die keinerlei Heizmedium verbrennen. Die meisten von ihnen erreichen daher Vorlauftemperaturen von 35 bis 55 Grad. Explizit für den Einsatz in älteren Gebäuden finden sich jedoch auch Modelle, die Vorlauftemperaturen von bis zu 75 Grad unterstützten.

Je niedriger die Vorlauftemperatur jedoch eingestellt werden kann, desto günstiger fällt das Heizen mit der Wärmepumpe aus. Durch die niedrigeren Vorlauftemperaturen benötigt eine Wärmepumpenanlage allerdings länger als konventionelle Heizanlagen, um Räume wieder aufzuheizen. Ein Umstand, an den sich Besitzer erst gewöhnen müssen.

Eine Wärmepumpe ist nicht klimafreundlicher als eine Gasheizung

Wie klimafreundlich die Nutzung einer Wärmepumpe ausfällt, hängt stark von dem Strom ab, der zum Betrieb der Wärmepumpe genutzt wird. Eine Gastherme kann jedoch keineswegs besser abschneiden als eine Wärmepumpe, wie Angaben des Umweltbundesamtes (UBA) offenbaren. Im Schnitt produziert eine Gastherme pro kWh erzeugter Wärme etwa 218 Gramm umweltschädliches Kohlenstoffdioxid (CO₂). Ein Einfamilienhaus mit rund 20.000 kWh Wärme pro Jahr erzeugt somit rund 4,4 Tonnen CO₂. Beim aktuellen deutschen Strommix fallen ungefähr 434 Gramm CO₂ pro Kilowattstunde Strom an. Eine Wärmepumpe arbeitet jedoch so effizient, dass sie aus einer Einheit Strom im Schnitt bis zu fünf Einheiten Wärme gewinnen kann. Eine durchschnittliche Wärmepumpe mit einer Jahresarbeitszahl (JAZ) von 3 würde lediglich 2,9 Tonnen CO₂ produzieren. Deutlich weniger als die Gasheizung.

Eine Wärmepumpe rentiert sich auf Dauer finanziell nicht

Erst vor ein paar Wochen kam eine Studie im Auftrag des WWFs zum Schluss, dass sich eine Wärmepumpe im Vergleich zur Gasheizung auf die Dauer finanziell stets rechnet. Das liegt zum einen an den zurzeit hohen Fördergeldern für Wärmepumpen, zum anderen jedoch ebenso an den bald steigenden CO₂-Preisen, die auf sämtliche andere Heizmedien anfallen werden. Experten rechnen daher bereits heute mit deutlich höheren Preisen für Gas- und Ölheizungen. Trotz hoher Investitionskosten fallen Wärmepumpen auf 15 bis 30 Jahre betrachtet daher günstiger aus.

Mythen über Wärmepumpen im Check
Mythen über Wärmepumpen im Check

Der Einbau einer Wärmepumpe kostet bis zu 300.000 Euro

Obwohl der Einbau von Wärmepumpe wesentlich teurer als bei fossilen Heizungen ausfällt, liegen sie keineswegs derart hoch. Ein so hoher Betrag ist eher bei Gebäuden fällig, die grundsätzlich einen hohen Sanierungsbedarf besitzen. Das kann beispielsweise der Fall bei einem schlecht isolierten Mehrfamilienhaus sein – und ist keineswegs allein auf den Einbau einer Wärmepumpe zurückzuführen. Die durchschnittlichen Kosten für einen Wechsel liegen laut Katja Weinhold vom Bundesverband Wärmepumpen (BWP) zwischen 25.000 und 65.000 Euro. Dabei ist nicht nur die Wärmepumpe selbst berücksichtigt, sondern ebenso der mögliche Austausch verschiedener Heizkörper sowie Boden- und Leitungsarbeiten. Reine Luft-Wasser-Wärmepumpe können in der Anschaffung sogar noch günstiger ausfallen.

Nur der Einbau von teuren Wärmepumpen-Arten lohnt sich dauerhaft

Auch günstigere Wärmepumpen-Arten wie die Luftwärmepumpe lohnen sich bereits und senken dauerhaft die Energiekosten. Ihre Jahresarbeitszahl (JAZ) fällt jedoch teilweise weniger effizient aus als die anderer Wärmepumpen-Arten. Welches System sich in deinem individuellen Fall am stärksten lohnt, hängt von vielen Faktoren ab. Nicht in jeder Region ist es möglich, eine Erdwärmepumpe oder eine Grundwasserwärmepumpe zu installieren. Ganz gleich für welches Modell du dich entscheidest, dauerhaft senkt deine Wärmepumpe die Heizkosten. Je effizienter die Wärmepumpe, die du nutzen kannst, desto größer deine Ersparnis.

Im Winter heizen Wärmepumpen nicht ausreichend oder gar nicht mehr

Auch bei Minusgraden besteht in der Wärmepumpe noch immer ein Temperaturunterschied zwischen dem benutzten Kältemittel und der Umgebungstemperatur. Dieser fällt jedoch erheblich kleiner aus als im Sommer, wodurch die Effizienz des Heizens abnimmt. Besonders hoch ist dieser Effekt bei Luftwärmepumpen, die die kalte Winterluft als Heizmedium verwenden müssen. Bei Erdwärmepumpen oder Grundwasserwärmepumpen fällt dieser Effekt weniger stark aus, da sie die Wärme aus den gleichbleibenden Temperaturen im Boden beziehungsweise Grundwasser ziehen. Es ist im Winter trotzdem möglich, mit einer Wärmepumpe zu heizen, bedarfsweise kann sich jedoch die Kombination mit einem weiteren Heizgerät wie einem elektrischen Heizstab für besonders kalte Tage des Jahres lohnen.

Wärmepumpen lohnen sich nur in Kombination mit PV-Anlagen

Wärmepumpen heizen auch ohne den Betrieb mit eigenproduziertem Strom bereits günstiger als andere Heizsysteme. Wer eine PV-Anlage hat, kann den Strom natürlich nutzen. Doch gerade in den kältesten Zeiten des Jahres, in denen die Wärmepumpe besonders stark arbeitet, fällt der Solarstrom häufig zu gering aus, um sie allein zu betreiben. Wer in eine PV-Anlage kombiniert mit der Wärmepumpe investieren kann und will, profitiert eher aus dem durch die Wärmepumpe gestiegenen Eigenverbrauch.

Neue Bosch Wärmepumpen - Optimiert für Nutzung mit PV-Anlagen
Neue Bosch Wärmepumpen – Optimiert für Nutzung mit PV-Anlagen

Wärmepumpen sind laut im Betrieb  

Tatsächlich fallen Wärmepumpen im Betrieb tendenziell lauter aus als andere Heizsysteme. Einige Systeme wie beispielsweise die neuen Bosch Wärmepumpen Compress 5800i AW sowie Compress 6800i AW verfügen jedoch über einen integrierten Schalldämpfer, der die Betriebslautstärke erheblich senkt. Wer durch die Nähe zu einem Nachbargrundstück oder im eigenen Haus bestimmte Grenzwerte an Lärm einhalten muss, kann daher gezielt nach möglichst leisen Modellen suchen.

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