Fernwärme statt Wärmepumpe: Der Plan hat einen heftigen Haken

4 Minuten
Der neue Kabinettsbeschluss zum Wärmeplanungsgesetz mag positiv erscheinen, doch er ist kein Grund zum Feiern. Die politischen Vorsätze zu einer kommunalen Wärmeplanung wiegen zahlreiche Bewohner Deutschlands in trügerischer Sicherheit, die vielen von ihnen auf die Füße fallen wird.
Fernwärme statt Wärmepumpe - der Plan hat einen heftigen Haken
Fernwärme statt Wärmepumpe - der Plan hat einen heftigen HakenBildquelle: Ronnie George auf Unsplash

Im Juni bereits hatten sich die Ampel-Chefs darauf geeignet, dass das umstrittene Heizungsgesetz nicht, wie zunächst geplant, im Januar in Kraft treten soll. Haushalte sollen statt nur bis 2024 nun bis 2026 beziehungsweise 2028 Zeit haben, ihre Heizungsanlagen entsprechend auszutauschen. Ganz abhängig davon, wie groß die eigene Kommune ausfällt und ab wann sie Bürger über die Möglichkeit eines Fernwärmeanschlusses informieren wird. Fernwärme statt Wärmepumpen kann jedoch für zahlreiche Haushalte keine Lösung sein.

Fernwärme statt Wärmepumpen keine Alternative: Nur 14 Prozent an Fernwärmenetz

Lediglich 14 Prozent der Haushalte in Deutschland heizen heutzutage mit Fernwärme. Diese Zahl kommt keineswegs zufällig zustande. Das Heizen mit Fernwärme lohnt sich lediglich in Gebieten, die eine entsprechend dichte Besiedlung aufweisen. Ein Faktor, der vielen Menschen heute gern verschwiegen wird. Auch wenn Hausbesitzer in ländlichen und städtischen Randgebieten die neuen Stichjahre von 2026 beziehungsweise 2028 abwarten, ist es unwahrscheinlich, dass ein Fernwärmeanschluss dort erfolgt. Dort lohnt sich Fernwärme wirtschaftlich nur, wenn die Wärme lokal auch günstig bereitgestellt werden kann. Beispiele dafür wären die Verwendung von Biogas oder Holzhackschnitzeln, die jedoch keineswegs überall zur Verfügung stehen.

Selbst dort, wo Kommunen die Versorgung der Bevölkerung sicherstellen wollen, stößt das Vorhaben auf viele Hürden. Überall muss der Boden aufgegraben werden, um Leitungen zu verlegen, sowie eine Wärmeerzeugung mit Großwärmepumpen für die spätere Versorgung eingerichtet werden. Das verschlingt nicht nur Unsummen an finanziellen Mitteln, die zahlreichen Kommunen fehlen. Es nimmt auch Zeit in Anspruch – ein solches Mammutprojekt kann nicht „über Nacht“ gelingen. Ein Fernwärmeanschluss wäre für viele Menschen zweifelsohne günstiger als in eine teure, klimafreundliche Heizung zu investieren. Es könnte sich jedoch als Fehler erweisen, zu lange auf diesen zu warten.

Kosten für Wärmepumpen könnten durch höhere Nachfrage ansteigen

Wie vielen der 11.000 Kommunen tatsächlich gelingt, den eigenen Bürgern einen Fernwärmeanschluss zu liefern, ist ungewiss. Die bittere Wahrheit ist, dass viele Menschen künftig keine Wahl haben werden, als in eine Wärmepumpe oder eine vergleichbare Heizungstechnologie zu investieren. Wer sich dieser Einsicht zu lange verwehrt, könnte mit höheren Kosten in Zukunft rechnen müssen. Kristallisiert sich in den Jahren 2026 und 2028 für viele Kommunen gleichzeitig heraus, dass die Fernwärme nicht kommt, während zahlreiche Menschen gleichzeitig eine Wärmepumpe wollen. Die Anzahl der Betriebe, die diese installieren, mag bis dahin zwar gestiegen sein. Dennoch dürfte sich die Nachfrage nicht gleichzeitig bedienen lassen. Je mehr Menschen an der Technologie interessiert sind und je weniger Handwerker sie liefern, desto höher könnten die Preise für die Heizsysteme ansteigen.

Trügerische Sicherheit verschlimmert das Problem

Durch die Verschiebung, die die trügerische Sicherheit des vermeintlich kommenden Fernwärmenetzes vermittelt, könnte Deutschland noch vor mehr Problemen stehen. Laut Umweltbundesamt werden dadurch „künftig deutlich größere Anstrengungen nötig, um die Treibgashausemissionen in den kommenden Jahren zu reduzieren.“ Die angestrebten Ziele können bereits jetzt mit einer Kombination aus ambitionierten Instrumenten und Maßnahmen nicht mehr erreicht werden. Anstatt auf eine Wärmeplanung zu warten und damit das Problem fortwährend zu verschlimmern, seien kurzfristig wirksame Instrumente nötig.

Dazu bringt ein großzügiger Ausbau der Fernwärme weitere Schwierigkeiten mit sich. Die Fernwärme gelangt über Rohrleitungen aus einem Kraftwerk direkt in Häuser. Eigene Heizanlagen müssen dafür nicht installiert werden, allerdings stellt jedes Fernwärmenetz ein eigenes, kleines Monopol dar. Ein Wechsel zu einem anderen Versorger ist nicht möglich, wodurch Kunden häufig permanent an einen Anbieter gebunden sind – und damit auch an seine Preise. Ohne Konkurrenzdruck ist keineswegs gewährleistet, dass Fernwärmeversorger Kunden stets mit günstigen Tarifen versorgen werden.

Und was sagst du?

Bitte gib Dein Kommentar ein!
Bitte gibt deinen Namen hier ein