Netflix-Abgang: Darum geht der Erfolgsserien-Macher

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Erst kürzlich entwickelte sich das letzte Projekt des Serienmachers Mike Flanagan zum Erfolgshit bei Netflix. „Der Untergang des Hauses Usher“ wird jedoch die letzte Serie sein, die der Regisseur für den Streaming-Giganten liefert. Zukünftig werden seine Werke nicht mehr bei Netflix erscheinen.
Warum der Kopf hinter Netflix-Erfolgsserie Netflix den Rücken kehrt
Warum der Kopf hinter Netflix-Erfolgsserie Netflix den Rücken kehrtBildquelle: Foto von Mollie Sivaram auf Unsplash

Netflix-Abonnenten müssen künftig auf einen der fähigsten Serienmacher aus Netflix‘ Repertoire verzichten. Der Schöpfer der Netflix-Erfolgsserie „Der Untergang des Hauses Usher“ verlängert seinen Vertrag mit dem Streaming-Anbieter nicht. Stattdessen wechselt er zu den Amazon Studios. Wer auf weitere Serien-Perlen wie „Spuk in Hill House“, „Doctor Sleep“ oder „Der Untergang des Hauses Usher“ hofft, wird sie künftig bei Amazon suchen müssen.

Flanagan nennt Einmischung in Inhalte als Hauptgrund für den Wechsel

Lange Zeit genoss Netflix unter Filmemachern einen guten Ruf. Der Streaming-Gigant stand dafür, seinen kreativen Köpfen freien Lauf zu lassen und sich nicht in die inhaltlichen Belange der Produktionen einzumischen. Offensichtlich scheint sich das jedoch innerhalb der letzten Jahre stark geändert zu haben. Ein gewisses Maß an Einmischungen in ein Projekt sind bei Sendern, Streaming-Services und Studios normal. Sie richten sich mit Wünschen, Fragen oder Änderungsvorschlägen an den Serienschöpfer, wenn Drehbücher oder erste Schnittfassungen von Projekten vorliegen. Allem Anschein nach nahm die Einmischung seitens der Netflix-Verantwortlichen jedoch Ausmaße an, die für Flanagan nicht mehr zumutbar waren. Seine Beweggründe schilderte Mike Flanagan in mehreren Interviews, seit sein Wechsel bekannt wurde.

Offensichtlich gab es, seit er 2016 anfing, mit Netflix zusammenzuarbeiten, zahlreiche Wechsel in der Führungsriege des Streaming-Giganten. Viele der Verantwortlichen, mit denen er ursprünglich zusammenarbeitete, verließen Netflix und wurden durch andere ersetzt, die unterschiedliche Auffassungen zur Zusammenarbeit hatten. Diese sorgten dafür, dass die Arbeit an seinen Serien für Flanagan deutlich erschwert wurde. Besonders schlimm empfand der Serienschöpfer die Einschnitte in seinen Arbeitsbereich wohl bei der veröffentlichten Miniserie „Midnight Mass“.

„Midnight Mass“ handelt von dem ehemaligen Investmentbanker Riley (Zach Gilford), der frisch aus dem Gefängnis entlassen wurde. Riley verbrachte vier Jahre hinter Gittern, weil er unter Alkoholeinfluss einen Autounfall mit Todesfolge verursacht hatte. Obwohl er seine Freiheit zurückerlangt hat, hat der Mann keine wirklichen Zukunftsaussichten. Mittellos kehrt er in sein Heimatstädtchen zurück, wo zur selben Zeit ein neuer Pfarrer sein Amt antritt. Schnell wird klar, dass in dem Ort unerklärliches geschieht.

Verantwortliche drängten Flanagan zu Änderungen

Für die Entwicklung der Geschichte ist es laut Flanagan entscheidend, dass Riley keine Perspektiven, weder Ehrgeiz noch Hoffnung auf eine bessere Zukunft besitzt. Riley ist nicht imstande, sich seinen Schuldgefühlen zu stellen oder sich gegen übernatürliche Mächte zu wehren. Er ist bewusst so konzipiert, um seine Rolle in „Midnight Mass“ entsprechend zu erfüllen. Trotzdem wollten die Produzenten bei Netflix unbedingt Änderungen an dem Konzept. Sie verstanden nicht, warum der Mann keinen Job habe und so deprimiert sei. Flanagan versuchte den Verantwortlichen zu erklären, dass dies eine realistische Verkörperung von Ex-Häftlingen darstellt, die im realen Leben oft Schwierigkeiten haben, sich wieder in die Gesellschaft zu integrieren. Trotz allem bestanden die Netflix-Mitarbeiter darauf, dass Riley wenigstens Bewerbungsschreiben aufsetzen sollte.

Lediglich mit der Argumentation, wie teuer die Kosten der gewünschten Montage-Szene ausfielen, bei der Riley wieder und wieder Bewerbungen aufsetzen sollte, gelang es ihm, die unerwünschten Änderungen zu stoppen. Stattdessen musste er mehrere Bemerkungen im Drehbuch ergänzen und Dialogszenen drehen – nur, damit diese im Schnitt später herausgekürzt wurden. Wesentlich schlimmer und hartnäckiger erwiesen sich jedoch die Änderungswünsche der Netflix-Verantwortlichen für die Pilotfolge der Serie. Netflix wollte sie gruselig gestalten und verlangte daher, dass zu Beginn ein Monster zu sehen sein sollte, dass die Katzen tötet. Laut Flanagan hasste er diese Idee, die Produzenten ließen jedoch nicht locker. Dementsprechend findet sich nun eine Sequenz in der Pilotfolge, in der die Kamera einer Katze folgt, die einfach nur herumläuft. Gefolgt von einem POV-Shot durch das Gebüsch, bei dem das Tier aus dem Bild gerissen wird. „Die dümmste Szene, die ich je gefilmt habe“, bezeichnet Flanagan das Ergebnis.

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