Twitter schafft sich ab: Dieser Schritt ändert alles

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Ein kleiner Tweet mit großer Wirkung: Nahezu beiläufig kündigte Twitter diese Woche an, keinen kostenlosen Zugang mehr zu API-Schnittstellen zu gewähren. Was technisch klingt, ist die Vorstufe der Abschaffung von Twitter, findet unser Redakteur Thorsten Neuhetzki. Ein Kommentar.
Ein Smartphone mit Twitter-Logo liegt auf einem Karton
Twitter schafft sich abBildquelle: Ravi Sharma/Unsplash

„We will no longer support free access to the Twitter API […]. A paid basic tier will be available instead.“ Mit diesen Worten kündigt die Entwicklungsabteilung von Twitter über ihren Twitter-Account @TwitterDev das Aus von Twitter an, wie wir es heute kennen. Denn zahlreiche Accounts, die automatisch Tweets versenden, werden ab 9. Februar, dem Datum der Änderung, voraussichtlich nicht mehr auf Twitter stattfinden. Twitter-Eigentümer Elon Musk sperrt sie aus, wenn sie nicht zahlen.

Infobots sollen ab nächster Woche zahlen

Nun mag man in einer ersten Reaktion sagen „Wer braucht schon automatische Tweets?“. Wer aber mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist, weiß die Tweets der Deutschen Bahn, der S-Bahn Berlin, der ODEG oder Zuginfo NRW zu schätzen. Sie informieren automatisch, sobald eine Störung im System ist, per Tweet über diese Störung. Auch andere Infobots sorgen dafür, dass eine Information schnell verbreitet werden kann – etwa bei einer Störung im Stromnetz. Zum Einsatz kommt die API auch bei zahlreichen Medien. Sie schicken ihre Nachrichten automatisiert auf die Plattform und nutzen so ebenfalls die API. Von tausenden Freizeit-Projekten, die die API nutzen, will ich gar nicht erst sprechen.

Twitter zerdeppert damit einmal mehr das, was den einstigen Branchenprimus groß gemacht hat: Eine Plattform für kostenlose Kurznachrichten zu sein, die nur durch die Inhalte der Twitter-Nutzer groß geworden ist – egal ob Privat oder Unternehmen. Jeder Nutzer konnte sich jahrelang den Newsfeed zusammenstellen, der für ihn interessant war und mehr und mehr Unternehmen bedienten diese Nachfrage.

Nun aber bekommen alle, die nicht mit dem Smartphone oder der Tastatur über Twitter-eigene Programme Tweets absetzen, einen vor den Latz geknallt. Egal, ob Infobots, Tools wie IFTTT oder Nutzer von Twitterwalls: Binnen nicht einmal einer Woche sollen sie darüber entscheiden, ob sie künftig für das Absetzen ihrer Tweets zahlen wollen. Dabei wissen sie noch nicht einmal, was die Nutzung der API künftig kosten soll. Kostet die Nutzung der API 1 Euro pro Tag? 10 Euro pro Monat? Oder will Musk von Unternehmen andere Summen als von Privatleuten? Das alles ist unklar – sechs Tage bevor der Schalter umgelegt werden soll. Und die Tweets manuell absetzen? Das dürfte für die allermeisten keine Option sein, weil es schlichtweg zu teuer ist, eine Person nur dafür zu beschäftigen.

Musk: Der Twitter-Chef mit Realitätsverlust

Wer die Abläufe für derartige Entscheidungen und Umsetzungen in größeren Unternehmen kennt, der weiß: Ab Ende kommender Woche wird es sehr ruhig auf Twitter. Selbst wenn es heute noch Informationen zu den Preisen geben sollte – was nicht geplant ist. Es muss über Budgets entschieden werden, möglicherweise müssen Programmierungen angepasst werden und mehr. Diese Brachial-Methoden von Musk zeigen einerseits, wie weit weg der neue Chef des Unternehmens sich von der Realität befindet und zeigen andererseits, wie verzweifelt er sein muss. Schließlich hat er Milliarden Dollar für Twitter ausgegeben, die sich nun in Luft auflösen.

Twitter schafft sich unter der Führung von Elon Musk weiter ab. Selbst wer Musk seine bisherigen Aktionen verziehen hat oder sie schulterzuckend hinnimmt, der dürfte nun darüber nachdenken, seinen Twitter-Account zu den Akten zu legen. Denn wer seine gewohnten Infoquellen nicht mehr findet, nutzt den Account nicht mehr. Das dürfte das Aus des Sozialen Netzwerks eher noch beschleunigen, als dass Musk mit den Einnahmen aus dem API-Zugang die Ausfälle der Werbebranche wettmachen könnte. Twitter schafft sich ab.

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1 KOMMENTAR

  1. Nutzerbild Mark

    Selten einen so schlechten Beitrag gelesen.

    1. Twitter war vor Musk unprofitabel. Die durchgeführten Änderungen sind zwingend notwendig.

    2. Der Autor mutmaßt, dass die API 1 oder 10 Euro im Monat kosten könnte. Selbst wenn es 100 Euro sind: Das ist Kleingeld für größere Unternehmen.

    Man kann Musk kritisieren, dieser Artikel hier ist rein wirtschaftlich Quark.

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