Telekom greift Konkurrenz an: „Wollen kein Schrottwichteln bei der Glasfaser“

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Hauptversammlung bei der Telekom: Für Telekom-Chef Tim Höttges traditionell der Zeitpunkt, seine Sicht der Dinge zu schildern. In der Regel kommt die Konkurrenz dabei nicht gut weg. So auch dieses Mal. Es geht um das Thema Glasfaser-Ausbau.
Glasfaser-Leerrohr
Glasfaser-LeerrohrBildquelle: Thorsten Neuhetzki / inside digital

Die Telekom baut seit kurzem massiv eigene Glasfasernetze aus. So wie die Wettbewerber verlegt auch sie eigene Leitungen neu in die Erde und wollen neue Haushalte ans Netz bringen. Anders als bisher soll die Glasfaser dabei bis zu dir in die Wohnung gehen. Das Problem dabei: Der Ausbau gilt als sehr teuer. Bis 2030 hat sich die Brache vorgenommen, alle Haushalte in Deutschland an das Netz anzuschließen. Ende 2022, so eine Schätzung des Branchenverbandes VATM, waren bereits 12,3 Millionen Haushalte zumindest mit einer Glasfaser-Leitung vor ihrem Haus versorgt.

Streit mit Wettbewerbern um doppelten Glasfaser-Ausbau

Da es bis zum Vollausbau noch ein weiter Weg ist, sind die Wettbewerber oftmals erbost, wenn die Telekom ihr ins Gehege kommt. Immer wieder berichten die Wettbewerber, dass die Telekom den Netzausbau in Gebieten plane oder beginne, in denen sie bereits aktiv sind. Das Problem: Oftmals rechnet sich bei einem Doppelausbau der Ausbau für die Wettbewerber nicht mehr. Sie setzen darauf, ihre Leitungen auch an die Telekom und andere vermieten zu können. Das klappt aber nicht mehr, wenn die Telekom ihre Leitung selbst verlegt.

Telekom-Chef Höttges sieht das wenig überraschend anders. Er freut sich, dass der Glasfaserausbau endlich in Fahrt kommt. Die Telekom selbst hatte lange Zeit fast ausschließlich auf VDSL gesetzt. „Jetzt beschweren sich manche Wettbewerber. Sie wollen lokale Monopole. Wir sollen nur bauen, wo sonst keiner baut“, so Höttges. „Jahrelang hieß es, wir brauchen Wettbewerb bei der Infrastruktur‘. Endlich haben wir ihn. Bei uns weiß jeder, woran er ist.“

Höttges wiederholte, allein in diesem Jahr drei Millionen Haushalte mit Glasfaser zu versorgen. Bis 2030 sollen es 25 bis 30 Millionen sein. Das erfolge auf drei Wegen: Einen Großteil baue die Telekom allein. „Aber wir holen auch Investoren an Bord. Den australischen Fonds IFM zum Beispiel. Gemeinsam haben wir die GlasfaserPlus gegründet. Die baut vor allem im ländlichen Raum.“

Die Telekom setze aber auch auf Kooperationen. So baue man in Münster, Coburg, Bochum, Stuttgart und anderen Orten gemeinsam mit anderen Firmen – insbesondere mit Stadtwerken. 20 derartiger Kooperationen gebe es bereits. Höttges unterstrich in seiner fast einstündigen Rede vor den Aktionären, dass die Rechnung der Kooperation für alle aufgehen müsse. „Für das Partnerunternehmen. Für die Telekom. Aber vor allem für unsere Kundinnen und Kunden. Die Deutsche Telekom steht für Qualität.“ Diese liefere die Telekom, aber auch die Partner müssen diese liefern können. „Mit uns gibt es kein Schrottwichteln bei Glasfaser. Sondern wir werben für fairen Wettbewerb.“ Er machte auch ein Angebot der Zusammenarbeit. „Wir bieten zum Beispiel an, die Glasfaser von Wettbewerbern mitzuverlegen. Einmal Bürgersteig aufreißen reicht. Das sollte aber auch umgekehrt gelten.“

Telekom droht Handy-Herstellern mit Rauswurf

Insgesamt hob Höttges in seiner Rede sehr auf das Thema Nachhaltigkeit an. Er demonstrierte, wie aus alten Routern neue Router werden und wie man aus aussortierten Handys wichtige Rohstoffe sichert. Und er machte eine klare Ansage an die Hersteller von Smartphones und anderen Geräten: „Wir wollen die klimaneutrale Produktion von Handys. Dafür kaufen wir anders ein. Wir schauen nicht mehr nur auf den Preis des Produkts. Sondern auch auf den Preis für die Umwelt. Beides soll niedrig sein. Wer die grüne Produktion nicht schafft, fliegt irgendwann aus dem Sortiment.“

Eine weitere Maßnahme ist übrigens, dass man Sendemasten nachts und am Wochenende je nach Region bei der Sendeleitung reduziert. Wenn niemand einen Sendemast, etwas in einem Gewerbegebiet, nutze, müsse er nicht mit der vollen Frequenzausstattung senden und Strom verbrauchen, so Höttges.

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