Schufa hat sich verbrannt – großer Sieg für Verbraucher

2 Minuten
Mit einem schlechten Schufa-Score winkt weder eine Wohnung, noch ein Kredit und sogar kein Handyvertrag. Dabei weiß niemand, wie dieser Score zustande kommt. Nun steckt die Schufa in rechtlichen Schwierigkeiten und rudert daher in einer aus Verbrauchersicht wichtigen Angelegenheit zurück.
Schufa
Verbraucherzentrale warnt vor Schufa-SchreibenBildquelle: nitpicker / shutterstock.com

Kritik ist die Schufa gewohnt. Demnach bewege sich die privat geführte und gewinnorientierte Auskunftei bestenfalls am Rande der Legalität – insbesondere mit Blick auf die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO). Doch größere Konsequenzen zog dies bisher nicht nach sich. Doch diesmal scheint alles anders zu sein. Diesmal befasst sich das Europäischer Gerichtshof (EuGH) in gleich mehreren Fällen mit Auskunfteien wie der Schufa. Und nun rudert das Unternehmen präventiv zurück. Doch das könnte erst der Anfang sein.

Schufa verkürzt Dauer der Datenspeicherung

Die Schufa bezieht Daten über deutsche Bürger aus vielen unterschiedlichen Quellen. Und dazu gehören auch Informationen aus dem öffentlichen Register der Insolvenzbekanntmachungen. Gleich mehrere Parteien wie der EuGH-Generalanwalt Priit Pikamäe und das Verwaltungsgericht Wiesbaden (VG) bemängelten die dazugehörigen Speicher- und Löschfristen. Diese überstiegen die sechsmonatige Speicherfrist des Registers bisher um zweieinhalb Jahre.

Nun rudert die Schufa jedoch laut Medienberichten zurück und verkürzt die Speicherdauer der Privatinsolvenz-Einträge mit sofortiger Wirkung auf ebenfalls sechs Monate. Damit sollten abgeschlossene Privatinsolvenzen den Schufa-Score von Bürgern nicht mehr länger als ein halbes Jahr negativ beeinflussen. Ein großer Sieg für die Verbraucher also, und dennoch möglicherweise nur ein erster Schritt.

Auskunfteien in dieser Form schon bald illegal?

Abseits der Speicherdauer zweifelt das VG Wiesbaden auch daran, ob solche „Parallelhaltungen“ von Daten neben den staatlichen Registern überhaupt zulässig seien. Denn dies sei gesetzlich nicht geregelt. Noch wichtiger ist allerdings ein weiteres Verfahren, das gegenwärtig vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) behandelt wird. Denn dieses rückt den Schufa-Score respektive den Bonitätsscore in den Fokus.

Bei dem dahinterstehenden Berechnungsprozess soll es sich nämlich um eine automatisierte Entscheidung handelt. Die DSGVO verbietet allerdings, dass Computer Entscheidungen über Menschen treffen, die diese rechtlich oder auf eine vergleichbare Weise beeinträchtigen können. Zudem stünde das deutsche Bundesdatenschutzgesetz (§ 31) nach Auffassung des VG Wiesbaden der DSGVO entgegen. Daher könnte der Schufa auch generell die Rechtsgrundlage fehlen. Weitere Details zur Ausgangslage verrät der folgende Artikel:

Nach Auffassung des EuGH-Generalanwalt Pikamäe stellt die zuvor aufgeführte automatisierte Erstellung eines Wahrscheinlichkeitswerts, eindeutig eine verbotene automatische Entscheidung dar. An diese Einschätzung sind die EuGH-Richter zwar nicht gebunden, dennoch folgen sie solchen oft. Experten rechnen bereits in einigen Monaten mit einem Urteil.

Deine Technik. Deine Meinung.

9 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild Chopsas Mum

    Wird Zeit, dass man nicht gefühlt zeitlebens für ne temporäre Zahlungsschwierigkeit und seinen Wohnort gestraft wird durch Misskredit. Diese Schnüffelei im Privatesten birgt oft Missverständnisse, so können zuverlässige Zahler keine Wohnung bekommen, weil sie irgendwo auf Raten zahlen. Das ist so absurd.

    Antwort
  2. Nutzerbild M.P.

    Dies ist nicht nur bei der Schufa so das computergestützte score verwalten. Auch bei Banken und Sparkassen ist das so üblich.

    Antwort
  3. Nutzerbild Strati

    Ich finde es echt gut das so einer Bande an den Kragen geht.

    Antwort
  4. Nutzerbild ChrisB

    Es ist höchste Zeit, dass etwas gegen diese illegalen Datenkraken Schufa, Kreditreform und wie sie alle heißen, etwas getan wird. Bis dato saß man als privater Verbraucher immer am kürzeren Hebö, sei es nur, weil man selbst nie weiß, wie sich verschiedene Dinge auf den Score auswirken und was man zur positiven Veränderung des selbigen tun kann. Auch ein Algorithmus sollte im Einzelfall nachvollziehbar sein.

    Antwort
  5. Nutzerbild Dieselknecht

    Schufa, schon lange überholt. Auch wenn Schulden schon lange zurück bezahlt wurden, wird nicht im Score gelöscht. Diese Mittelalter Anstalt gehört eingestampft, pulverisiert und weggepustet.

    Antwort
  6. Nutzerbild H.St.

    Die Schufa muss weg die Schaden nur der Gesellschaft ich habe sehr viel erlebt

    Antwort
  7. Nutzerbild Torsten Tomaszewski

    Gut so. Man fühlte sich absolut machtlos und irgendwie gehörte man auch nicht mehr dazu, zur Gesellschaft! Aber man sollte die individuellen Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen! Großes Aufatmen.

    Antwort
  8. Nutzerbild Mister Ed

    weiß jemand ob das entscheidung Rückwirkung geht??

    bin von Staat 2 Jahre Restschulden befreit aber wegen diese Mist privat Firma, kann ich mir kein Kredit holen.

    Antwort
  9. Nutzerbild Bekim

    Schämen sollten sich diejenigen, die solche private Schnüffel-Dienste in Anspruch genommen haben, und immer noch tun, nur um schnell online Verträge/Umsätze zu machen. Es gibt ein staatlichen Kreditwürdigkeitsnachweis, das nennt sich „Führungszeugnis“, und ist zuverlässig, transparent, und jeder kann sich ohne in eine Glaskugel zu gucken dieses Zeugnis sauber halten. Vielleicht kann man sowas digitalisieren und mit einer Authorisierungsprozedur (eAusweis) Banken und Vermietern einmalig darauf Zugriff gewähren.
    Diese privaten Kreditbewertungen, übrigens auch diese meist amerikanischen Ratingagenturen, taugen so gut wie nichts, Lehman Banken hatten bis vorm Zusammenbruch beste Scores erhalten, andere Institutionen ähnlich, was auch kein Wunder ist, jede Dieser Mafia-Finanz-Pyramide ist zuverlässig bis kurz vorm Zusammenbruch, und in innerste Finanzströme können nicht mal Finanzämter, geschweige denn private Schnüffel-Dienste rein gucken.
    Es bleiben Unternehmen übrig, die eigentlich nutzlos sind, die vor allem sich selbst Einkommen sichern, aber beiden betroffenen Gruppen nicht, weder Kunden noch Verkäufern.

    Antwort

Und was sagst du?

Bitte gib Dein Kommentar ein!
Bitte gibt deinen Namen hier ein