Schaden PV-Anlagen Hausdächern? Beschwerden häufen sich

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Immer mehr Dachdecker sehen sich mit Beschwerden über Schäden an Hausdächern konfrontiert. Hier zeichnet sich eine der Schattenseiten des großen und schnellen Ausbaus von PV-Anlagen ab. Doch sind PV-Anlagen tatsächlich Gift für Häuserdächer? Häufig sind nicht die Anlagen selbst das Problem.
Schaden PV-Anlagen Hausdächern - Beschwerden häufen sich
Schaden PV-Anlagen Hausdächern? Beschwerden häufen sichBildquelle: Foto von Istvan Hernek auf Unsplash

Stell dir vor: Eine neue PV-Anlage wurde frisch auf deinem Dach installiert und plötzlich stellst du fest, dass dein Dach einen Schaden aufweist. Immer häufiger sehen sich Dachdecker mit Anrufen von Hausbesitzern konfrontiert, die nach der Montage ihrer PV-Anlage Ungewöhnliches am eigenen Hausdach bemerken. Nicht immer handelt es sich bei jeder Nachfrage um einen Schaden, dennoch häufen sich die Fälle seit dem Sommer dieses Jahres. Doch sollten PV-Anlagen tatsächlich Hausdächern schaden? Grundsätzlich lässt sich eine PV-Anlage ohne Beschädigung auf Dächern installieren. Warum also kommt es zu immer wieder zu Schwierigkeiten an Hausdächern?

Schaden PV-Anlagen Hausdächern?

Seit der Bund immer mehr Solaranlagen auf den Dächern sehen will, haben immer mehr Haushalte in Deutschland in eigene PV-Anlagen investiert. Infolgedessen wurden in Deutschland mehr PV-Anlagen installiert als je zuvor in einem Jahr. Laut Bundeswirtschaftsministerium sind 12 Gigawatt Solarenergie neu hinzugebaut worden, rund 84 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. In keinem Bundesland war die Anzahl der installierten Solaranlage bis September dabei höher als in Nordrhein-Westfalen. Hier zählt das Bundeswirtschaftsministerium über 436.000 neue Anlagen, ein ordentliches Plus von 31,5 Prozent. Dabei werden es mit dem Jahreswechsel zunehmend mehr PV-Anlagen, trotz gekürzter Förderprogramme. Denn im Januar tritt in Nordrhein-Westfalen die neue Landesbauordnung mit einer Solar-Pflicht für gewerbliche Neubauten in Kraft.

So erfreulich der schnelle Zubau an PV-Anlagen auf der einen Seite ausfällt, so stark spüren die Dachdecker nun die Schattenseiten dieses Wachstums. Installiert man eine PV-Anlage auf dem eigenen Dach, ist das Zusammenspiel zweier Handwerke dafür notwendig, wie der Bundesverband Solarwirtschaft betont: das Dachdecker- und Elektrohandwerk. Mittlerweile gäbe es viele Dachdeckerbetriebe, die Elektrofachkräfte einbinden und eigene PV-Manager fortbilden, damit Solaranlagen montiert werden können. Den Netzanschluss einer PV-Anlage dürfen nur Elektrofachbetriebe durchführen. Wann immer man eine Solaranlage auf einem Dach befestigt, müssten also Fachkräfte aus beiden Handwerken zusammenarbeiten, um ein gutes Ergebnis zu gewährleisten.

Montagefehler könnten schuld an Schäden sein

In der Praxis scheint das jedoch nicht immer problemlos zu funktionieren. „Solarteure kennen sich oft nicht mit Dächern aus“, so erklärt Fritz-Marius Sybrecht, Hauptgeschäftsführer des Dachdeckerverbands Westfalen. Entstehen während der Montage einer Solaranlage Schäden, könnten Solarteure sie häufig nicht beseitigen. Wie die vermehrten Beschwerden zeigen, scheinen sich die Schäden durch PV-Anlagen an Dächern zu häufen. Am häufigsten seien sie in Dachfolien oder an den Pfannen zu finden. Beide Schwierigkeiten könnten durch die Befestigung einer Vorkonstruktion entstehen, auf die man Solarpaneele montiert. Grundsätzlich können auch bei Fachleuten Schäden entstehen. Die Häufigkeit, mit der die Schäden aktuell bei Dachdeckern gemeldet werden, lassen jedoch darauf schließen, dass sie nicht mit der üblichen Fehlerquote von Fachkräften zu erklären sind. Sybrecht weist darauf hin, dass Dachdecker oft nicht angemessen bei PV-Montagen involviert werden. „Mein Eindruck ist, dass es oft darum geht, die Anlagen nur irgendwie aufs Dach zu bringen“, teilt er der WAZ gegenüber mit.

Der Bundesverband Solarwirtschaft widerspricht dieser Behauptung klar. Er unterstreicht, dass die Fachregeln des Dachdeckerhandwerks berücksichtigt würden. Tatsächlich dürften Elektrofachkräfte keine Schäden am Dach reparieren, ganz gleich, ob es sich um bereits vorhandene oder neue handelt. Umgekehrt dürften auch Dachdecker ohne Unterweisung keine Elektroinstallationen durchführen. Problematisch kann das für Hausbesitzer aus mehreren Gründen werden. Zum einen erlischt die Gewährleistung eines Dachdeckers, sobald ein anderes Gewerk auf dem Dach tätig war. Bei entstandenen Schäden ist es daher oft schwierig, herauszufinden, wer sie verursacht hat. Arbeiten im Unternehmen, das deine PV-Anlage montiert, nicht Dachdecker und Elektrofachkräfte zusammen, steigt somit das Risiko für Schäden an der Dachkonstruktion.

Bundesverband Solarwirtschaft sieht Hauseigentümer in Verantwortung

Dennoch betonen Dachdecker, dass es ihnen nicht um Kritik an der PV-Anlage selbst geht. Die Anlagen seien weniger das Problem, als die mangelnden Informationen an Kunden. Sie müssten belehrt werden, dass eine Bestandsanalyse des Daches notwendig ist, um die Statik abzuklären und zu gewährleisten, dass es die Kräfte einer Anlage verkraftet. Darauf sollten Kunden bestehen. Montiert man PV-Anlagen ohne notwendige Dachsanierungen, sind Schäden vorprogrammiert. Aus Sicht des Bundesverbandes Solarwirtschaft liegt die Bestandsanalyse des Daches jedoch im Verantwortungsbereich des Eigentümers. Somit sollen Hausbesitzer eine Analyse der Statik beauftragen und bezahlen. Solar-Installateure müssen lediglich wissen, dass diese Informationen nötig sind und auf Mängel hinweisen, die ihnen während der Arbeiten auffallen.

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