Krasse Fehlkalkulation: Der schleichende Tod der Plug-in-Hybride

3 Minuten
Plug-in-Hybride soll(t)en eine Übergangstechnologie vom Verbrenner zur E-Mobilität sein. Um die Fabriken noch lange bei der Produktion von Verbrennungsmotoren auslasten zu können, setzten insbesondere deutsche Hersteller aber nur halbherzig auf die Plug-in-Hybrid-Technologie. Das rächt sich jetzt.
Stecker an einem Elektroauto.
Plug-in-Hybride finden immer seltener Käufer.Bildquelle: Juice / Unsplash

Halb Verbrenner, halb Elektroauto: Plug-in-Hybride (PHEV) vereinen die Vorteile einer hohen Reichweite auf der Langstrecke mit emissionsfreiem Fahren im Stadt- und Regionalverkehr. Trotzdem verlieren sie in Deutschland zunehmend an Bedeutung. In erster Linie vor dem Hintergrund, dass für sie kein Umweltbonus mehr gezahlt wird, die Anschaffungskosten gegenüber einem Diesel oder Benziner aber deutlich höher ausfallen. Neue Zahlen vom Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) verdeutlichen, wie schlimm die Lage wirklich ist. Während im März 44.125 E-Autos für den Betrieb auf deutschen Straßen neu zugelassen wurden, lag die Zahl der neu zugelassen PHEVs deutlich darunter.

Markt für Plug-in-Hybride bricht zusammen

Gerade einmal 16.776 Plug-in-Hybride wurden im März neu zugelassen. Im bisherigen Jahresverlauf waren es 37.545 Einheiten. Im Vergleich zum ersten Quartal 2022 entspricht das einem Minus von 45 Prozent. Fast 95.000 Käufer entschieden sich im laufenden Kalenderjahr hingegen bereits für einen rein elektrisch betriebenen Pkw. Aber nicht nur in Deutschland läuft das Geschäft mit den teilelektrischen Pkw-Modellen schleppend. Und das sind unter anderem für die deutschen Hersteller schlechte Nachrichten. Das „Handelsblatt“ berichtet davon, dass sich Volkswagen, BMW und Mercedes insbesondere in China verkalkuliert haben. Bitter, denn der chinesische Markt ist aufgrund seines hohen potenziellen Volumens besonders wichtig.

Es gab Zeiten, da hatten deutsche Automobilhersteller auf dem PHEV-Markt in Fernost einen Marktanteil von in Summe 34 Prozent, weiß das „Handelsblatt“ unter Berufung auf eine Analyse des Datendienstleisters MarkLines zu berichten. Gegenwärtig sind es nur noch 7 Prozent. Und das hat einen einfachen Grund: Zahlreiche chinesische Marken laufen den etablierten Herstellen aus „good old Germany“ den Rang ab. BYD, Aiways, Nio, Ora und viele andere Marken sorgen für Aufsehen – und drängen zunehmend auch auf die europäischen Märkte; wo sie für ihre Fahrzeuge deutlich höhere Renditen erzielen als in Asien.

Audi gibt Plug-in-Hybride in China komplett auf

Ein erster deutscher Hersteller kapituliert jetzt vor der chinesischen Konkurrenz. „Den Markt für Plug-in-Hybride überlassen wir den inländischen Herstellern“, erklärte ein Sprecher von Audi gegenüber dem „Handelsblatt“. Bei einem Marktanteil von nur noch 0,2 Prozent ist dieser Schritt aber wohl eher logisch als überraschend. Insbesondere hohe Preise und eine vergleichsweise geringe elektrische Reichweite wegen zu kleiner Batterien sorgen dafür, dass PHEVs aus Deutschland in China immer seltener nachgefragt werden. Hinzu kommt: Teilelektrifizierte Pkw müssen in China mindestens 100 Kilometer rein elektrisch fahren können, um subventioniert werden zu können. Deutsche Plug-in-Hybride können das nur selten bieten.

Also voller Fokus auf die E-Mobilität? Offiziell schon, bisher aber in erster Linie mit dem Fokus auf hochpreisige(re) SUV-Modelle. Günstige Kleinwagen mit Elektroantrieb sind in Deutschland weiter kaum zu finden. Insbesondere die deutschen Hersteller missachten günstige E-Autos bisher sträflich. Profit vor Volumen lautet die Devise. Auch in China, wo deutsche Hersteller bei Elektroautos im Januar und Februar laut „Handelsblatt“-Recherchen gerade einmal auf einen summierten Marktanteil von unter 5 Prozent kamen.

Hyundai greift auf dem Elektroautomarkt an

Diese Zurückhaltung öffnet insbesondere asiatischen Herstellern die Möglichkeit, in Deutschland weitere Marktanteile einzusammeln. So kündigte jüngst etwa die Hyundai Motor Group, zu der unter anderem auch Kia gehört, an, bis 2030 zu den Top 3 der Elektrofahrzeughersteller gehören zu wollen. Dafür will das Unternehmen umgerechnet 16,3 Milliarden Euro in die Hand nehmen. Ziel sei es, bis zum Ende des laufenden Jahrzehnts mehr als 30 Elektromodelle im Programm zu haben.

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11 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild Harald Hohenzollern

    Ohne Reichweitenangst, ohne nervige Ladezeiten. Weiß der denn, wovon er spricht? MINI Cooper SE Countryman ALL4nwir lieben unseren Plugin-Hybrid MINI.

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  2. Nutzerbild Nichtdieselfahrer

    plugin ist cool! Reichweite kein Thema, egal wohin man fährt. Die 825 Nm Drehmoment überzeugen immer, egal ob vorwärts oder rückwärts. Selbst, den 2t Anhänger am Hacken mitgezogen, merkt man nicht wirklich.
    Und das Wichtigste… die 460 PS bei nur 10.2 Liter Benzinverbrauch, sind einfach mehr als nur eine durchschnittliche Leistung der Konstrukteure von PHEV Motoren, sorry Systemen.
    Ich fahre seit 3 Jahren einen PHEV und würde es immer wieder empfehlen. Das Auto wird alle paar Tage zu Fahrten ins Geschäft geladen und wenn es mal länger dauert, einfach auf hybrid schalten, dann habe ich die Reichweite wie beim Diesel und den Sound eines Benziner. Ein Traum! Schade nur, dass die lächerliche Prämie als Hauptargument für ein Kaufargument herhalten soll. Aus meiner Sicht ist der PHEV voller Erfolgt, leider zum falschen Zeitpunkt auf den Markt gebracht und wirklich schlecht beworben. Schade nur, dass die neue Rennleitung seit 2021 alles nur noch schlimmer macht, ist aber ein anderes Thema und gehört hier nicht rein. Übrigens, die Chinesen bauen inzwischen keine schlechte Autos für die Chinesen. Für den gescheiden Otto-Europäer müssen die Autos aber noch einiges an Überzeugungsarbeit/jahre leisten.

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  3. Nutzerbild Mike

    Bin vor knapp 2 Jahren von einem Hybrid auf einen Plugin Hybrid umgestiegen.
    Satte Rabatte & Bafa machten die Entscheidung leicht.
    Kostenlos parken und kostenlos LADEN an
    5 Ladepunkten in der Nähe.
    Heute: Kein kostenloses Parken mehr und der Strom (AC) kostet zwischen 45 und 69c/kW.
    Keine Bafa und keine deutlichen Nachlässe beim Händler. Mich wundert das nicht.
    Ich habe das Ladekabel jetzt nicht mehr dabei und lade nur noch zuhause, fahre also etwas mehr auf Benzin. Ein BEV kommt für mich nicht in Frage.

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    • Nutzerbild Bolli

      @Mike
      Du machst das absolut richtig.

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  4. Nutzerbild Tommy

    Top 265Ps 4,5l Verbrauch besser geht es nicht

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  5. Nutzerbild H. Paulitz

    Ich fahre mit dem Hybrid 90% im Jahr mit Strom kann daheim aufladen besser geht’s nicht. Hohes Drehmoment und 300PS Systemlösungen, super.

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  6. Nutzerbild Skotty

    Nach dem Wegfall der Prämie hat
    das kein Sinn. Ein Hybrid, der 5L verbraucht finde ich viel. Der müsste 1-2 Liter höchstens haben. Habe ein 2 Jahre alten Diesel mir angeschafft. Wie neu. Hat mich die Hälfte gekostet. Vollausstattung, verbrennt in der Stadt 5,3. Auf der Autobahn. unter 5. Der hat fast 150 PS. Der Hybrid hat auch ein Nachteil das er. 2 Techniken hat. Also mehr Wartungskosten und die Werkstatt muss sich damit auskennen. Ich kann zu jedem Schrauber un die Ecke.

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  7. Nutzerbild Pauli

    Alle, die so schlecht über PHEV reden, sind selbst noch keinen gefahren. Zu Hause aufladen, geringer Benzinverbrauch bei 225 PS 4 Liter ist super. Dieser scheiss Staat redet positive Sachen kaputt. Und viele glauben, diesen Dummschwätzern, zu Munde reden zu müssen. Ich fahre meine täglichen Wege alle nur elektrisch, leider wird der Strom immer teurer, auch wieder ist diese dümmste Regierung, die wir je hatten, mit ihrer falschen Energiepolitik schuld.

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  8. Nutzerbild Ronny G.

    Ein Verweis auf den seit Frühjahr letzten Jahres seitens der VW AG verhängten Verkaufsstopp für PHEV aller Marken, welcher aktuell weiterhin noch besteht, wäre für die Einordnung der Zahlen sehr relevant. Somit leider wieder nur einer der hier üblichen Clickbait-Artikel ohne Differenzierung.

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  9. Nutzerbild Theodor H.

    Fahre seit vier Jahren einen Hybrid. Davor Diesel mit 7,8l/100 Km. Bei gleicher Nutzung konnte der Schnitt auf 2,8l/100Km gesenkt werden. Spare so € 8 auf 100 Km oder € 1600 p.a. Nebenbei werden 2500 Kg weniger CO2 erzeugt und der Service kostet auch nur noch die Hälfte. Für mich genügend Argumente, auch weiterhin mit Hybrid unabhängig unterwegs zu sein.

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  10. Nutzerbild Woolfen

    Hallo zusammen, ja der Hybrid wäre nach wie vor eine sehr gute Übergangstechnologie wenn die schlechte Regierung und neben der Kappe stehen Hersteller wie VW nicht im Weg stehen würden. Ich fahre seit 2 Jahren einen Hybrid und kann mich den meisten Vorrednern nur anschließen ; Top ein Fach nur Top und Co2 sparend wenn man die Technik nutzt. Ich liege im Mix aus Strom und Benzin bei 3,7 l Verbrauch bei 225.PS Systemleistung. Zusätzlich ist es ein wahnsinnig geschmeidiges Fahren im Hybrid Modus. Ich habe schon jetzt den nächsten und wahrscheinlich letzten seiner Art von einem Herstellern der in Valencia baut für Anfang nächstes Jahr bestellt. Dieser Herstellers fördert gerade den Hybrid sehr mit Rabatten. Im übrigen hätte man diese Technik sehr gut weiterentwickeln können mit einem sparsamen kleinen Diesel und vielleicht 200 Km E Reichweite. Die technischen Möglichkeiten zur Reinigung der Diesel Motoren könnten den Motor sauber machen.

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