Schnelles Internet: „Kabelnetze sind die anfälligsten Netze“

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Die Zukunft liegt im Glasfaser – dennoch wird ein Großteil der heute möglichen gigabitfähigen Anschlüsse im Kabelnetz realisiert. Vodafone sieht sich daher als Treiber der Gigabit-Versorgung in Deutschland – zum Verdruss der Glasfaseranbieter.
Anga Com 2022: Telekom-Deutschland-Chef Srini Gopalan mit Thorsten Dirks, Chef der Deutsche Glasfaser
Anga Com 2022: Telekom-Deutschland-Chef Srini Gopalan mit Thorsten Dirks, Chef der Deutsche GlasfaserBildquelle: Thorsten Neuhetzki / inside digital

„Deutschland hat zu lange auf Kupfernetze wie VDSL und Kabelnetze (HFC) gesetzt, statt in Glasfaser zu investieren. Deswegen ist Deutschland nicht da, wo wir sein sollen.“ Das sagte der Geschäftsführer des Kölner Regionalanbieters NetCologne, Timo von Lepel, auf der Anga Com. Auf dem Digitalgipfel stritt er sich mit Vodafone-Privatkundenchef Andreas Laukenmann und forderte ihn auf, endlich in Glasfaserleitungen zum Kunden zu investieren. „Ich wäre froh, wenn Vodafone sein HFC komplett in Glasfaser umwandeln würde.“

Der Vodafone-Manager blieb aber gelassen. „Glasfaser ist teuer und der Ausbau dauert lange. Der Kunde will die Anschlüsse schnell und er will sie bezahlbar“ Man könne heute bereits 24 Millionen Haushalte mit Gigabit-Datenraten versorgen. „Wir sind froh, diesen Beitrag leisten zu können.“ Man müsse dafür nicht erst jeden Haushalt anbohren, sondern könne bestehende Netze nutzen, um das Gigabit in die Wohnungen zu bringen. „Und wir bauen immer wieder nach und bringen die Glasfaser näher zum Kunden.“ Dort, wo man noch kein Kabelnetz habe, setze man inzwischen auch auf Glasfaser – allerdings im Rahmen von Betreibermodellen. Hier baut Vodafone nicht selbst, sondern pachtet von anderen gebaute Netze und betreibt sie.

Den NetCologne-Chef überzeugte das nicht. NetCologne betreibt VDSL, Glasfaser-Netze und Kabelnetze (HFC). „Die HFC-Netze können Sie nicht als Glasfaserkunden bezeichnen. Kabelnetze sind die anfälligsten Netze.“ Für Lacher sorgte ein Vergleich, den man so in anderem Zusammenhang schon mal gehört hat: „Kabelnetze sind wie ein VW Käfer, auf den man Beatle draufgeschrieben hat. Aber deswegen wird daraus noch lange kein Porsche.“

21 Genehmigungen für Glasfaser in einer Straße

Ein ganz anderes Thema haben auf dem gleichen Diskussionspanel die Manager der Deutschen Telekom und der Deutschen Glasfaser aufgemacht. So sagte Telekom-Deutschland-Chef Srini Gopalan: „Ich brauche 21 Genehmigungen, um eine Straße auszubauen. Das geht nicht.“

Und auch der Chef der Deutschen Glasfaser, Thorsten Dirks, appellierte, mehr auf der politischen Seite zu tun. „3 Punkte: Genehmigung, Bauverfahren, Förderungen. Alle drei sind im Koalitionsvertrag sinnvoll aufgeführt. Aber: Die Regierung muss in die Hufe kommen. Die Regierung muss klare Ansagen machen, auch und insbesondere gegenüber den Ländern.“ Seit dem Aufsetzen des Koalitionsvertrages sei nichts mehr passiert. Doch die Zeit dränge.

Telekom wird kein deutschlandweites Netz mehr haben

Die Telekom indes hat inzwischen merklich eingesehen, dass sie die ihre Stellung aus der Vergangenheit, jedes Haus in Deutschland mit einem eigenen Netz zu versorgen, in Zeiten der Glasfaser nicht mehr halten kann. „Wir werden alle zusammen Deutschland mit Glasfaser versorgen“, so Telekom-Manager Gopalan. Das Ziel dafür: 2030. Der Beitrag der Telekom an diesem Projekt werde bei 60 bis 65 Prozent liegen. Absprachen, wer in welchen Regionen ausbaue, um einen gegenseitigen Überbau zu verhindern, erteilte er eine Absage. Das sei nicht nur kartellrechtlich schwierig. „Wir glauben an Infrastrukturwettbewerb. Wir können uns die Städte nicht per Absprache aufteilen.“

Das Problem, so der Telekom-Manager, sei im Übrigen nicht, dass Deutschland zu wenig Glasfaser habe. Im Gegenteil, im Schnitt fehlen nur 400 Meter von einer Glasfaserstrecke bis zum Haushalt. Das Problem seien vielmehr die enormen Kosten und die umständlichen Verfahren, um diese zu überbrücken.

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