Internet per Glasfaser: Hier ist DSL klar im Vorteil

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Internet kommt in Deutschland in weiten Teilen per DSL oder Kabel zu dir nach Hause. Doch das Glasfaserkabel gewinnt an Bedeutung. Doch wenn es so weit ist, dass du Glasfaser in deiner Wohnung liegen hast, wird dir ein gravierender DSL-Vorteil fehlen.
Glasfaser-Leerrohr
Glasfaser-LeerrohrBildquelle: Thorsten Neuhetzki / inside digital

Bei einem DSL-Anschluss, der von der Telekom verlegt wurde, hast du seit vielen Jahren die Wahl zwischen vielen verschiedenen Anbietern. Sie alle können die Leitung der Telekom einkaufen und unter eigenem Namen weiterverkaufen. Dabei können sie nur die blanke Kupferleitung mieten und eigene DSL-Anschlüsse produzieren oder aber die kaufen einen „fertigen“ DSL-Anschluss der Telekom ein und kleben nur ihren Namen und ihr Preisschild drauf. So oder so: Als ehemaliger Monopolist, der das Kupfernetz der Bundespost übernommen hat, ist die Telekom bei DSL reguliert.

Anders beim Glasfaser-Anschluss. Wettbewerb gibt es hier erst seit einigen Wochen durch die 1&1. Davor war die Telekom-Glasfaserleitung eine Monopol-Infrastruktur. Das ist so gewollt und jetzt ist bekannt: Das wird auch so bleiben. Denn die zuständige Bundesnetzagentur hat jetzt der Europäischen Kommission ihren Vorschlag zur zukünftigen Regulierung des Festnetzes der Telekom vorgelegt. Hier ist von einer Regulierung für den Glasfaseranschluss nichts zu sehen.

Zugang zu Telekom-Leerrohren kommt

„Wir setzen uns konsequent für den Glasfaserausbau, fairen Wettbewerb und stabile und transparente Rahmenbedingungen ein“, heißt es von Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur. Doch in seinem Fokus steht weniger der Einkauf und Weiterverkauf von Telekom-Leitungen. Er sieht den Wettbewerb vor allem im Ausbau und hier insbesondere beim Zugang zu Leerrohren. „Der Leerrohrzugang ist ein wirksames Instrument zur Beschleunigung des Glasfaserausbaus. Zudem fördert er den Wettbewerb“, so Müller. Der Glasfaserausbau belaste Bürger und Kommunen, wenn Bürgersteige und Straßen wiederholt aufgerissen werden. „Der Leerrohrzugang schont die ohnehin knappen und teuren Tiefbaukapazitäten. Sie anderweitig einzusetzen, ist sinnvoll.“

Nach dem Vorschlag der Bundesnetzagentur soll die Telekom als marktbeherrschendes Unternehmen anderen Netzbetreibern verfügbare und ungenutzte Kapazitäten in ihren Leerrohren zugänglich machen. Dafür darf sie „ein angemessenes Entgelt“ verlangen, Wettbewerber können ihre Leitungen in diesen Rohren schnell und effizient verlegen. Bis diese Entgeltdiskussionen abgeschlossen sind, wird es aber wohl noch dauern: Ende 2023 nennt sie selbst als Termin.

Zugang zur Glasfaser bleibt schwierig

Beim Zugang zu Glasfasernetzen hält die Bundesnetzagentur nach eigenen Angaben am eingeschlagenen Flexibilisierungskurs fest.  Das heißt im Klartext: Einen Wettbewerb wie bei DSL, wo auch kleinere Anbieter auftreten, wird es so bald nicht geben. „Die bis Ende 2031 vereinbarten sogenannten Commitment-Verträge haben auch nach erweiterter Prüfung den sogenannten Nachbildbarkeitstest bestanden“, heißt es von der Bundesnetzagentur. Diese hat die Telekom bisher mit 1&1, Vodafone und O2 geschlossen. Allerdings bietet bisher nur 1&1 auch Produkte auf der Glasfaser-Infrastruktur der Telekom an.

Dieses Vertrags-Modell stößt nicht überall auf Gegenliebe. So heißt es vom Branchenverband Breko, die Bundesnetzagentur sollte sich nicht zu sehr auf das Modell verlassen. Der Verband, aber auch die Monopolkommission, hätten bereits starke Bedenken geäußert, dass dieses Modell zu einer Marktmachtübertragung der Telekom vom Kupfer- auf den Glasfasermarkt führen könnte. Eine solche Beeinträchtigung des Wettbewerbs würde den Wechsel von Kupfer- auf Glasfaseranschlüsse bremsen.

Kaum Wettbewerb auf lange Sicht

Auch der VATM hat Bedenken.  Die Behandlung dieser abgeschlossenen Volumenverträge müsse überdacht werden. Sie dürften keinesfalls pauschal als Rechtfertigung für eine zukünftig geltende „Regulierung light“ herangezogen werden, so der Verband. Der Abschluss solcher Massenverträge sei für die vielen kleineren und regionalen Anbieter, insbesondere aber die im VATM organisierten Geschäftskundenanbieter, die individuell die Wirtschaft versorgen, keine Option.

Den Zugriff auf die bisherige Kupferleitung will die Bundesnetzagentur jetzt auf lange Sicht preislich regulieren. Einen Vorschlag dafür hatte sie vor einiger Zeit zur Kommentierung gestellt. Die Bundesnetzagentur hält nach der Auseinandersetzung mit den zum Teil sehr kontroversen Stellungnahmen im Wesentlichen an ihrem ersten Entwurf vom vergangenen Oktober fest.

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3 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild Andree von Oesen

    Ich bin bereit mehr Geld zu investieren, für schnelles Internet, auch mit dem Blick in die Zukunft. Ausserdem wertet es meine Immobilie auf, was viele nämlich vergessen, gerade auf dem Lande.

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  2. Nutzerbild Rafael

    Anders läuft es in andere Europäische Länder, wie in Spanien. Ich habe dort für meinem Vater ein Glasfaseranschluss letztes Jahr an einen Freitag bestellt. Ein Tag später am Samstag ist auch schon der Techniker gekommen und hat das Kabel verlegt, auch wenn man dazu sagen muss als Freileitung über ein Mast direkt zum Haus. Die Preise sind auch unglaublich. Geht schon bei einem Telekommunikations Anbieter für 20 Euro los, für eine 1Gb Leitung symmetrisch inklusive Telefonflat.

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  3. Nutzerbild Peter Funk

    Die Möglichkeiten in schnelles Internet zu investieren beschränken sich auf die Infrastruktur innerhalb der eigenen Immobilie. Der schnelle Hausanschluss muss durch ein Unternehmen bereit gestellt werden und ist praktisch nur durch verlegte Kabel in hoher Qualität und Bandbreite möglich. Dabei muss auch das ländliche Deutschland erschlossen werden. Denn in der Tat: fehlende Kabel Breitbandanschlüsse entwerten Standorte und Immobilien. Die Investitionen müssen durch die öffentliche Hand mit klaren Zielen und Bedingungen gefördert werden. Und es muss schnell gehen!

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