Glasfaser-Überraschung: Telekom übernimmt komplettes Mitbewerbernetz

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Ein bislang regionales Glasfasernetz wechselt den Besitzer – für tausende Kunden steht ein Anbieterwechsel an. Was das für deinen Anschluss, deinen Vertrag und deine Optionen bedeutet, ist noch nicht in allen Punkten geklärt.
Ein Bauhelm und Glasfaser-Speedpipes liegen auf einem Tisch
Glasfaser SpeedpipesBildquelle: Thorsten Neuhetzki / inside handy

Die Telekom kauft ein rund 75 Kilometer langes Telekommunikationsnetz in den Essener Stadtteilen Frohnhausen und Huttrop. Darüber lassen sich perspektivisch rund 25.000 Haushalte mit Glasfaser versorgen. Der bisherige Betreiber DOKOM21 zieht sich aus diesem Markt zurück und konzentriert sich wieder auf sein Kerngebiet Dortmund. Beide Unternehmen betonen, dass Internet- und TV-Dienste möglichst ohne Unterbrechung weiterlaufen sollen. Kundinnen und Kunden sollen schrittweise in das Telekom-Netz oder zu Partnern der Telekom überführt werden. Wie genau der Zeitplan aussieht und welche Angebote am Ende konkret auf dem Tisch liegen, bleibt zunächst offen.

Was sich für Kundinnen und Kunden konkret ändert

Bist du DOKOM21-Kunde in Essen, bedeutet der Schritt vor allem, dass dein bisheriger Anbieter abtritt und die Telekom übernimmt. Versprochen wird eine „möglichst reibungslose Übergangslösung“ – eine harte Ausfallgarantie ist das nicht. Beide Unternehmen arbeiten nach eigenen Angaben aber eng zusammen, um Störungen zu vermeiden. Da es sich auch nicht um eine Insolvenz handelt, dürfte der Übergang deutlich reibungsloser laufen. Schließlich gibt es keinen Zeitdruck, die Technik im Netz umzustellen.

Offen ist, wie sich der Wechsel auf Preise, Vertragsmodelle und Laufzeiten auswirkt. Klar ist nur, dass du dich mittelfristig mit neuen Angeboten beschäftigen musst – direkt von der Telekom oder von Marken, die das Netz mitnutzen. Für DOKOM21 ist der Verkauf nach eigenen Angaben eine Konzentration auf den Kernmarkt. „„Wir konzentrieren uns auf unser Kerngebiet und setzen unseren Fokus auf den Glasfaserausbau in Dortmund, um unsere bestehenden Kundinnen und Kunden in der Region weiterhin bestmöglich zu betreuen. Die Veräußerung der Netze in Essen ist dabei ein weiterer konsequenter Schritt innerhalb unserer regionalen
Wachstumsstrategie.“, erklärt Marko Iaconisi, Geschäftsführer bei DOKOM21.

Hintergrund: Wie die Telekom mit fremden Netzen umgeht

Dass die Deutsche Telekom ein schon fertig gebautes Glasfasernetz übernimmt, ist eine Besonderheit. Denn üblicherweise baut die Telekom ausschließlich selbst oder im Rahmen von Joint Ventures und Partnerschaften. Oder sie pachtet komplette Glasfaser-Netze, beispielsweise von Stadtwerken.

Wie die Telekom solche Konstruktionen grundsätzlich sieht, erklärte Thilo Höllen, bei der Telekom für Glasfaser- und Breitbandkooperationen zuständig, vor einigen Wochen im Interview mit inside digital. Dort macht er deutlich, dass die Telekom in Partnerschaften „nicht nur eine einzelne Leitung zum Kunden, sondern ein gesamtes Netz“ anmietet und dieses anschließend auch für andere Anbieter über Bitstream-Zugänge öffnet. Genau dieses Modell nutzt die Telekom auch, um ihre Wholesale-Partner parallel auf die angeschlossenen Haushalte zu lassen.

Gleichzeitig stellt Höllen klar, dass die Telekom beim Zukauf von Vorleistungen sehr selektiv vorgeht und den eigenen Netzausbau oder gemeinsame Netze mit Partnern bevorzugt. Warum der Konzern nur selten Netze anderer Anbieter nutzt, welche Bedingungen für Kooperationen gelten und wie er Überbau rechtfertigt, erklärt er ausführlich im Interview mit inside digital – das komplette Gespräch findest du hier.

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