Die Wahrheit ist: Ja, langfristig soll die Kupferleitung der Telekom verschwinden. Über diese Leitung wird heute DSL und VDSL geschaltet. Das sind mehr als 60 Prozent aller Internetanschlüsse. Zu erkennen sind sie für dich daran, dass dein Internetmodem in der Wand in einer länglichen Telefondose steckt. Der Fachbegriff dafür lautet TAE-Dose. Aber: Niemand muss heute oder morgen Angst vor einer DSL-Abschaltung haben. Denn auch wenn die Schlagzeilen suggerieren, dass du dich jetzt kümmern musst: Niemand muss Angst haben, morgen keinen Internetanschluss mehr zu haben.
Warum soll DSL überhaupt abgeschaltet werden?
Die DSL-Technik basiert auf dem alten Kupfernetz. Dieses ist nicht nur wartungsintensiv und energiehungrig, sondern auch limitiert in der Leistungsfähigkeit. Ein echter Glasfaseranschluss (FTTH) bietet mehr Bandbreite, bessere Stabilität und ist zukunftssicher. Mit ihm sind heute schon Datenraten bis 2 Gbit/s im Privatkundenmarkt möglich, vereinzelt sogar 10 Gbit/s. Zum Vergleich: Mit DSL ist bei 0,016 Gbit/s (16 MBit/s) Schluss, bei VDSL bei 0,25 Gbit/s (250 Mbit/s). Deshalb bauen Telekom, Vodafone & Co. derzeit massiv Glasfaserleitungen aus. Ein weiterer Grund für die DSL-Abschaltung: Das für viele Millionen Euro errichtete Glasfasernetz soll besser ausgelastet werden.
Viele Kunden bleiben dennoch beim Kupfernetz. Das hat unter anderem den Grund, dass ihr DSL-Anschluss funktioniert und sie aktuell keinen Bedarf für höhere Geschwindigkeiten sehen. Studien gehen allerdings davon aus, dass schon in acht bis zehn Jahren ein Großteil der Haushalte mit VDSL nicht mehr auskommt. Andere Haushalte setzen auf Internet per Kabel, was schneller als DSL sein kann. Ein weiteres Problem der Nicht-Buchung von Glasfaser ist aktuell aber auch, dass die meisten Anbieter das Glasfaserkabel nur in den Bürgersteigen vorm Haus verlegen, nicht aber bis in die Häuser oder Wohnungen. Das macht es Kunden schwer und unkalkulierbar, zu einem Glasfaseranschluss zu wechseln.
Was plant die Bundesnetzagentur?
Die Bundesnetzagentur hat ein Impulspapier veröffentlicht, das den Wechsel vom Kupfer- zum Glasfasernetz („Kupfer-Glas-Migration“) regeln soll. Es geht dabei vor allem um Planungssicherheit – für Unternehmen, aber auch für Verbraucher.
Klar ist:
- Die Telekom kann frühestens ein Jahr nach Ankündigung in einem konkreten Gebiet DSL abschalten. Die Ankündigung kann (nach aktuellem Stand) nur durch die Telekom erfolgen. Dort, wo alternative Anbieter Glasfaser ausgebaut haben, wird sie also kein Interesse an einer Abschaltung ihrer eigenen Infrastruktur habe.
- Die Abschaltung erfolgt schrittweise, nicht bundesweit auf einen Schlag. Auszugehen ist von Cluster-Größen von 50 bis 200 Haushalten. Also so viele, wie ein grauer VDSL-Kasten versorgt.
- Verbraucher sollen vor einer Abschaltung umgezogen werden, niemand darf einfach „abgeklemmt“ werden. Wenn der Umzug nicht möglich ist, soll keine Abschaltung erfolgen.
Derzeit läuft eine Konsultation, in der sich alle Marktteilnehmer äußern können. Ein rechtsverbindlicher Plan wird nicht vor Ende 2025 erwartet – und selbst dann dauert die Umsetzung je nach Region viele Jahre. In Thüringen und Hessen wurde der Umstieg von DSL auf Glasfaser in Testgebieten untersucht. Die Erkenntnisse:
- Es reicht nicht, Glasfaser bis zur Straße zu legen („Homes Passed“) – die Leitung muss bis ins Haus.
- Der Wechsel scheitert teils an Wartezeiten, Eigentümern oder mangelnder Information.
- Manche Kunden beklagen höhere Kosten, da sie von langsamen DSL-Leitungen auf Glasfaser-Tarife mit höheren Mindestbandbreiten wechseln müssen. Das betrifft wohl vor allem Kunden, die bisher mit 16 Mbit/s und weniger ausgekommen sind. Zumindest bei schnelleren Tarifen kann Glasfaser sogar günstiger als DSL sein.
DSL-Abschaltung geplant: Muss ich jetzt aktiv werden?
Aktuell gibt es keine automatische Abschaltung, und es ist nicht vorgesehen, dass bestehende DSL-Verträge ohne Alternative gekündigt werden. Wenn in deiner Region Glasfaser ausgebaut wird, lohnt es sich jedoch, den Wechsel frühzeitig zu prüfen – auch, um doppelte Bauarbeiten oder Anschlussprobleme zu vermeiden. Insbesondere, wenn du Eigentümer eines Hauses bist, solltest du ein ureigenes Interesse daran haben, dass dein Haus einen Glasfaser-Anschluss bekommt, um fit für die Zukunft zu sein.
Die DSL-Abschaltung kommt mit großer Wahrscheinlichkeit – aber nicht morgen oder übermorgen. Es gibt keinen bundesweiten „Tag X“. In manchen Regionen könnte es ab 2026 losgehen. Andere hängen womöglich noch bis 2040 am Kupfernetz, wenn der Glasfaser-Ausbau nicht entsprechend vorankommt. Auch Telekom-Technik-Chef Abi Mudesir beruhigte bereits im Januar die Gemüter zu einer schnellen DSL-Abschaltung: „Wir werden das Kupfernetz nicht über Nacht abschalten“, sagte er damals in einem Telekom-Video. Kein Kunde müsse sich Sorgen machen, dass er plötzlich kein Internet mehr habe. „Ja, Glasfaser ist die Zukunft.“ Nur dort, wo es schon Glasfasernetze gibt, werde die Telekom auch DSL abschalten. Viele Fragen, etwa was in Gebieten passiert, in denen alternative Anbieter ihre Glasfasernetze ausgebaut haben, sind noch komplett offen.
