RedMagic 6S Pro im Test: Schnellstes Handy der Welt zum Budget-Preis?

9 Minuten
Vorab: Das RedMagic 6S Pro aus dem Hause Nubia hängt in puncto Preis-Leistungs-Verhältnis nahezu die gesamte Konkurrenz ab. Es ist ein wahres Leistungsmonster mit zahlreichen Highlight-Features, doch es gibt auch einige Schwächen. Mehr Details zum RedMagic 6S Pro im Test.
Nubia-Smartphone
RedMagic 6S Pro im TestBildquelle: Artem Sandler / inside digital

Bei dem Neuankömmling Nubia RedMagic 6S Pro handelt es sich um ein sogenanntes Gaming-Smartphone. Unterm Strich bedeutet das allerdings nur, dass das Gerät besonders leistungsstark ist und über passende Gaming-Software verfügt. Das ist auch beim RedMagic 6S Pro der Fall, und als High-End-Smartphone kann das Gerät wirklich überzeugen, wie unser Test gezeigt hat.

Einzelne Wertungen im Detail:

  • Gehäuse: 3,5 von 5 Sternen
  • Display: 4,5 von 5 Sternen
  • Ausstattung: 4 von 5 Sternen
  • Kamera: 3,5 von 5 Sternen
  • Software: 4 von 5 Sternen
  • Akku: 3 von 5 Sternen

Nubia RedMagic 6S Pro im Test: Zwischen Stärken und Schwächen

Das RedMagic 6S Pro kam in drei Versionen auf den Markt. Da wäre zunächst die „normale“ Cyborg-Version mit einer metallisch-wirkenden Rückseite und wahlweise 12+128 GB oder 16+256 GB Speicher. Bei unserem Testgerät handelte es sich allerdings um das Ghost-Modell mit 16+256 GB Speicher und einer durchsichtigen Rückseite. Wirklich durchsichtig, wie in einigen YouTube-Videos, ist die Rückseite zwar nicht, sie bietet allerdings zumindest eine gute Sicht auf den verbauten Lüfter (später mehr dazu), der in RGB-Farben leuchtet.

Mit seinem 6,8-Zoll-Display ist das neue Gaming-Handy alles andere als klein, und entsprechend auch alles andere als handlich. Außergewöhnlich groß ist das RedMagic 6S Pro dann allerdings auch wieder nicht. Dafür sorgt ein gutes Display-Gehäuse-Verhältnis von 92,28 Prozent. Das AMOLED-Panel selbst bietet eine klassische Full-HD-Plus-Auflösung mit 1.080 x 2.400 Pixeln (387 ppi) und dazu – Trommelwirbel – eine Bildwiederholrate von 165 Hz. Die meisten Gaming-Geräte beschränken sich auf 144 Hz, darum ist die hohe Frequenz des Nubia-Geräts technisch gesehen ein wahres Highlight. Ob der Unterschied mit dem bloßen Auge wirklich gut erkennbar ist, ist dagegen eine gänzlich andere Frage. Wir würden diese mit „nein“ beantworten.

Nubia-Handy

Nun zur Leistung: Im Inneren des RedMagic 6S Pro steckt der Prozessor Snapdragon 888+. Dabei handelt es sich um den diesjährigen Flaggschiff-Chip aus dem Hause Qualcomm, der Taktfrequenzen von bis zu 3 GHz erreichen kann. Wir haben den Prozessor mithilfe des Benchmark-Tests von AnTuTu überprüft. Dabei erreichte das Gerät eine Wertung von 874.463 Zählern. Zum Vergleich: Das schnellste Smartphone in unserer Liste erziehlte gerade einmal 842.168 Zähler. Und dabei handelt es sich um das Vorgängermodell Nubia RedMagic 6. Die High-End-Größe Samsung Galaxy S21 Ultra 5G erreichte dagegen „nur“ 781.833 Zähler und damit den 9. Platz.

Auch im Bereich der Konnektivität kann dem RedMagic 6S Pro niemand so schnell das Wasser reichen. So unterstützt das Smartphone die jeweils neuesten Übertragungsstandards 5G (SA+NSA) und Wi-Fi 6E. Damit können selbst unterwegs theoretische Download-Geschwindigkeiten von bis zu 7,5 GB/s erreicht werden. Im Alltag dürfte das allerdings nahezu unmöglich sein.

Nubia RedMagic 6S Pro
Nubia RedMagic 6S Pro
Software Android 11
Prozessor Qualcomm Snapdragon 888+
Display 6,8 Zoll, 1.080 x 2.400 Pixel
Arbeitsspeicher 12 GB, 16 GB
interner Speicher 128 GB, 256 GB
Hauptkamera 9248×6936 (64,1 Megapixel)
Akku 5.050 mAh
induktives Laden
USB-Port 3.0 Typ C
IP-Zertifizierung (kein Schutz)
Gewicht 220 g
Farbe Cyborg, Ghost
Einführungspreis RedMagic 6S Pro (12/128 GB): 599 €, RedMagic 6S Pro (16/256 GB): 729 €
Marktstart September 2021

Kamera des RedMagic 6S Pro

Das Hauptkamera-Modul des Nubia-Smartphones besteht aus drei Sensoren: einem Standard-Sensor mit einer Auflösung von 64 Megapixeln und einer Blendenöffnung von f/1.79, einem Ultra-Weitwinkel-Sensor (120 Grad) mit 8 Megapixeln und f/2.2 sowie einem Makro-Sensor mit 2 Megapixeln und f/2.4. Eine nicht allzu beeindruckende Konstellation also, wie es bei Gaming-Smartphones beinahe schon traditionell der Fall ist. Im Kameratest konnte das RedMagic 6S Pro zumindest bei guten Lichtverhältnissen dennoch durchaus passable Ergebnisse erzielen (siehe Bilder 1 bis 9). Lediglich der Makro-Sensor war alles andere als überzeugend (siehe Bild 10). Es ist daher empfehlenswert, auch für Makro-Aufnahmen den Standard-Sensor zu verwenden (siehe Bild 11) – idealerweise mit der höchsten Auflösung, damit man nachträglich digital in das Motiv hineinzoomen kann. Weitwinkel-Aufnahmen bieten indes weder eine gute noch eine schlechte Qualität (siehe Bild 12). Von dem fünffachen Zoom sollte man derweil auf jeden Fall die Finger lassen (siehe Bild 14).

Auch die Frontkamera kann mit ihren 8 Megapixeln und f/2.0 höchstens als zweckmäßig bezeichnet werden. Dafür ist die Anzahl an verfügbaren Kamera-Features durchaus beachtlich. Von Klassikern wie einer Zeitlupe bis zu Nachthimmel-, Klon- und Kunst-Modi ist so ziemlich alles dabei.

Akku des RedMagic 6S Pro

Die Akkukapazität des RedMagic 6S Pro beträgt 5.050 mAh. Damit sticht das Gerät nicht gerade aus der Masse hervor, muss sich allerdings auch nicht verstecken. Noch wichtiger als die verfügbare Kapazität ist jedoch die Akkulaufzeit. Wir haben diese mithilfe der Anwendung PCMark getestet. Dabei simuliert die App eine normale Nutzung, bis die Akku-Anzeige von 100 auf 20 Prozent gesunken ist. Die dafür benötigte Zeit wird gemessen und stellt den Maßstab dar. Beim RedMagic 6S Pro betrug diese 10 Stunden und 15 Minuten. Damit findet sich das Gerät eher im unteren Bereich aller von uns getesteten Smartphones wieder. Außergewöhnlich schlecht ist der Wert allerdings ebenfalls nicht – insbesondere, da der mechanische Lüfter die gesamte Zeit über arbeitete. Auf der anderen Seite haben wir den Test bei 90 Hz durchgeführt, da diese ab Werk voreingestellt sind. Wenn man das volle Potenzial des Displays ausschöpfst, wird die Akkulaufzeit geringer ausfallen.

Sobald die Energiereserven erschöpft sind, muss das Smartphone an die Steckdose. Da das Nubia-Handy jedoch mit 66 Watt geladen wird, fällt die Ladedauer ziemlich gering aus. Richtig? Falsch! Denn das mitgelieferte Ladegerät lädt mit einer Leistung von lediglich 30 Watt. Folglich musst du ein separates Netzteil erwerben, solltest du von der Schnellladefunktion profitieren wollen.

Das Gaming-Smartphone

Das Nubia RedMagic 6S Pro ist ein waschechtes Gaming-Smartphone. Im Hardware-Bereich lässt sich das abseits der hohen Leistung und Bildwiederholfrequenz primär an zwei Merkmalen erkennen: Zunächst einmal verfügt das Gerät über die bei Gaming-Smartphones bereits etablierten Schultertasten. Diese entsprechen etwa den L2- und R2-Tasten am Controller und lassen sich manuell auf jeden Display-Bereich einstellen. Zudem können die Schultertasten verschiedene Aktionen ausführen – wenn man die Taste etwa für einen längeren Zeitraum betätigt. Und zu guter Letzt: Das RedMagic 6S Pro verfügt darüber hinaus auch über eine dritte Taste auf der Rückseite, die mit dem Mittelfinger der rechten Hand betätigt wird. Diese stellt zwar keine Weltneuheit dar, kann „im Eifer des Gefechts“ allerdings dennoch durchaus praktisch sein.

Das wohl beste Alleinstellungsmerkmal der RedMagic-Serie stellt ein mechanischer Lüfter dar, der in das Gehäuse integriert wurde und die restliche Hardware mit einer Drehzahl von bis zu 20.000 Umdrehungen pro Minute abkühlt. Da das Gehäuse teilweise durchsichtig ist, kann der Fan mit dem bloßen Auge bei der Arbeit beobachtet werden. Dabei ist der Anblick durchaus interessant, da der eingeschaltete Lüfter in RGB-Farben leuchtet.

Nubia-Smartphone

Nun zur Gaming-Software: Wenn man den roten Schalter auf der linken Seite des Smartphones umlegt, gelangt man in den Gamer-Bereich. Hier werden Spiele wie in einer Bibliothek angezeigt. Nachdem ein Game ausgewählt ist, lässt sich im Spiel ein spezielles Menü aus der Seite herausziehen. Hier können zahlreiche Spezifikationen wie etwa die Bildwiederholrate eingestellt werden. Darüber hinaus lassen sich hier die Schultertasten anpassen, Macros aufzeichnen und vieles mehr. Auch interessant: Während des Spiels können andere Apps in bester Picture-in-Picture-Manier eingeblendet und benutzt werden. Dadurch verpasst man nichts vom Spiel, auch wenn man die eigene Aufmerksamkeit zwischendurch auf andere Anwendungen verlagert.

Highlights des RedMagic 6S Pro

Die meisten Highlights des RedMagic 6S Pro, wie etwa die Bildwiederholrate, den mechanischen Lüfter, die Leistungsfähigkeit sowie dessen Gaming-Qualitäten haben wir bereits thematisiert. Daneben verfügt das Gerät natürlich auch über ein Always-On-Display und einen Fingerabdrucksensor im Bildschirm, doch das sind heutzutage bereits keine richtigen Highlights mehr – zumindest teilweise. Denn der Fingerabdrucksensor des Nubia-Handys bietet die Möglichkeit, die Herzfrequenz zu messen. Ein interessantes Feature, das in unserem Test jedoch nicht allzu genau funktionierte. Und dann gibt es noch das letzte Highlight: einen 3,5-Millimeter-Klinkenanschluss für kabelgebundene Kopfhörer. Im High-End-Segment stellen diese bereits eine regelrechte Rarität dar.

Schwächen des RedMagic 6S Pro

Manchmal hat ein Smartphone keine nennenswerten Stärken, dafür allerdings auch keine nennenswerten Schwächen. Beim RedMagic 6S Pro sieht die Situation jedoch gänzlich anders aus. Als Gegengewicht zu den zahlreichen Highlights ist das Mobiltelefon in anderen Bereichen des Öfteren nur unterdurchschnittlich. Da wären etwa der fehlende Telebrennweite-Sensor sowie die nicht vorhandene optische Bildstabilisierung (OIS). Zudem ist der LED-Blitz nur einfarbig, die Stereo-Lautspreche haben nahezu keine Bässe und eine Speichererweiterung per Micro-SD-Karte ist nicht vorgesehen. Auch eine IP-Zertifizierung und folglich Schutz vor Staub und Wasser sucht man hier vergebens – wobei sich dieser Sachverhalt hier zumindest leicht erklären lässt (anders als bei der Konkurrenz): Ein abgeschottetes Smartphone kann über keinen Lüfter verfügen.

So viel zu den „normalen“ Schwächen, die in dieser oder ähnlicher Form vergleichsweise oft vorkommen. Hinzu kommt allerdings auch die nicht ausgereifte Software (NX669S_ENCommon_V4.08), die im Test für zahlreiche Probleme sorgte. So ließ sich etwa eine Anwendung (GTA San Andreas) nicht öffnen, während die USB-Verbindung zum Rechner ständig abstürzte (getestet mit mehreren USB-Kabeln). Darüber hinaus wurden Teile des Betriebssystems nicht in die deutsche Sprache übersetzt. Und das ging sogar so weit, dass einzelne Menüs manchmal Texte in drei unterschiedlichen Sprachen enthielten: Deutsch, Englisch und Mandarin. Es kann allerdings sein, dass diese Probleme im weiteren Velauf mit einem Systemupdate behoben werden. Im Test haben wir die Wertung des Bereich „Software“ jedoch aus den oben genannten Gründen um einen Punkt herabgesetzt.

Fazit

Das RedMagic 6S Pro ist ein extrem leistungsfähiges Gaming-Smartphone mit zahlreichen Highlights wie einem mechanischen Lüfter, Schultertasten und einer Bildwiederholrate von 165 Hertz. Gamer können mit dem Nubia-Smartphone somit nichts falsch machen. Beim anspruchsvollen Otto Normalverbraucher sieht die Situation dagegen anders aus. So ist die Kamera nur Mittelmaß, es fehlt eine IP-Zertifizierung und die Software ist (zumindest zum Testzeitpunkt) ebenfalls nicht gerade optimal, wenn man über keine Mandarin-Kenntnisse verfügt. Unterm Strich kann man sagen, dass das RedMagic 6S Pro kein rundes Gesamtpaket ist. Dafür glänzt das Handy in einigen Bereichen heller als ein Gros der Konkurrenz. Zudem ist das Gerät in puncto Preis-Leistungs-Verhältnis nahezu unschlagbar. Das aktuell schnellste Handy der Welt legt je nach Modell lediglich 599 bis 729 Euro auf die Preiswaage.

Nubia-Smartphone

Pros des RedMagic 6S Pro:

  • mechanische Lüfter
  • extrem hohe Leistung
  • 165 Hz-Bildwiederholfrequenz
  • Schultertasten & rückseitige Taste
  • praktische Gaming-Software

Contras des RedMagic 6S Pro:

  • Speichererweiterung nicht möglich
  • keine OIS
  • keine IP-Zertifizierung
  • Software nicht ausgereift
  • Netzteil mit „nur“ 30 Watt Leistung

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