LG K10 (2017) im Test: Mutige Möchtegern-Mittelklasse

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LG K10 (2017)
Bildquelle: Michael Büttner / inside-digital.de

LG K10 (2017) – LGs Mittelklasse

LGs Produktportfolio beinhaltet zur Zeit drei Smartphone-Linien, die herstellerseitig entweder unter 300 oder über 500 Euro kosten. In der „echten“ Mittelklasse hat LG lediglich seine abgespeckte Version des LG G5, das LG G5 SE für einen Einstiegspreis von 500 Euro, zu bieten. Preislich bewegt es sich allerdings nur wegen des Preisverfalls auf Mittelklasse-Niveau.

LGs K-Familie und auch die X-Familie bewegen sich beide preislich und überwiegend auch technisch eher auf mittlerem bis hohem Einsteiger-Niveau. Damit gibt es keine eindeutige Zuordnung einer Smartphone-Familie zur Einsteiger- oder Mittelklasse. LG selbst zählt K10 und K8 als einzige Geräte zur Mittelklasse und nennt seine X-Reihe durchweg „Oberklasse“.

Design und Verarbeitung

Das LG K10 (2017) wirkt nicht nur durch das 5,3 Zoll große Display recht korpulent. Auch die breiten Ränder und der geschwungen-runde Rahmen sorgen für einen optisch wuchtigen Auftritt. Der verschwindet sobald die Hand das größte Smartphone der K-Reihe berührt: Die organischen Linien und das geringe Gewicht lassen das Handy leicht und behände steuerbar wirken. Kleinhändige Zeitgenossen werden dabei allerdings Schwierigkeiten haben, die Lautstärkewippe auf der linken Flanke mit dem Zeigefinger locker zu erreichen – die Breite des K10 wirkt ungewöhnlich groß. Ganz anders verhält es sich beim Home- / Powerbutton: Er ist in die Rückseite integriert, führt damit die Tradition der Rear-Keys fort und erleichtert die Bedienung gewaltig.

Die Optik des K10 wird jedoch nicht allein von der Größe bestimmt. Auffällig ist die mutige Zusammensetzung der Farben Schwarz und Kupfer sowie Gold und Silber. Doch Mut wird nicht immer belohnt und besonders nicht, wenn er bei der Umsetzung irgendwann ausgeht. Wirkt die Kombination auf den ersten Blick edel, verschwindet dieser Eindruck beim genauen Hinsehen auf den in Kupfer eingefärbten Rahmen flott: Die Farbe sieht billig aus und wirkt nur am unteren Rahmen. Auf den seitlichen Flanken und der Oberseite des Smartphones sind die kupfernen Linien so dünn, dass sie keinen Akzent mehr setzen können.

Bei der Haptik gibt es ebenso Abzüge, jedoch halten sie sich in Grenzen. Das 2,5D-Glas und die dünnen Rahmenenden fühlen sich hochwertig an, jedoch kann der abnehmbare Rückdeckel nicht ganz mithalten. Das Material wirkt nicht hochwertig und ihm geht Griffigkeit völlig ab. Auch nicht toll: Die Tasten an der Flanke besitzen kaum Druckpunkte. In Kombination mit der knapp gestalteten Zugänglichkeit eine unglückliche Kombination.

Schade, LG ist beim Design des K10 der Mut ausgegangen. Die überzeugenden Ansätze mit 2,5D-Glas, tollen Farbkombinationen und einem gelungenen organischem Rahmen, werden von günstigen Materialien und einer billig wirkenden Farbe zunichte gemacht. Trotzdem gibt es Lob für das Gesamtkonzept und die zum Teil auch gelungene Haptik.

Zwischenwertung: 3,5 von 5 Sterne

Display

LG verbaut ein 5,3 Zoll großes Display mit einer HD-Auflösung in das K10. Am Selbstverständnis der Koreaner, mit dem LG K10 (2017) ein Mittelklasse-Gerät auf den Markt gebracht zu haben, kann an dieser Stelle freilich gezweifelt werden. Eine HD-Auflösung muss per se nicht schlecht bewertet werden, jedoch wird durch die Display-Größe eine Pixel-Größe von lediglich 277 ppi erreicht. Ein ordentlicher Wert, jedoch dürfen es in der aktuellen Mittelklasse schon 300 ppi sein.

LG K10 (2017)
Bildquelle: Michael Büttner / inside-digital.de

Die Sekundärtugend automatische Helligkeitsregelung schwächelt auch ein wenig: Sie regelt sehr träge und legt sie dann mal los, ruckelt sie sich durch das Helligkeitsband des LG-K10-Panels als sei es für sie eine echte Herausforderung. Die Blickwinkelstabilität ist dagegen über viel Zweifel erhaben. Sie kann beim Abwinkeln des Displays vor den Augen trotz eindunkelnder Intensität Grafiken und Schriften noch ordentlich abbilden.

Trotz Schwächen bei Schärfe und automatischer Helligkeitsregelung kann das Display im Alltag eine ordentliche Leistung abrufen. Trotzdem reicht es hier nicht, um Begeisterung auszulösen.

Zwischenwertung: 3 von 5 Sterne

Ausstattung und Leistung

Im LG K10 (2017) pocht ein MediaTek-Herz, das auf den Namen MT6750 hört, auf acht Cortex-A53-Kernen mit 1,5 Ghz taktet und von 2 GB Arbeitsspeicher und einer Mali-T860-Grafikeinheit unterstützt wird. Damit erarbeitet sich LG im K10 einen AnTuTu-Benchmark-Wert von knapp 40.000 Punkten. Ein respektabler Wert, der jedoch mit High-End soviel zu tun

hat, wie eine Currywurst mit einem Steak vom Kobe-Rind. Trotzdem schmeckt die Leistung in der Praxis dem Nutzer, mit kleinen Einschränkungen muss man gleichwohl rechnen. Das Spiel Asphalt 8: Airborne wird mit etwas heruntergeschraubter Grafik dargestellt, läuft dafür jedoch relativ flüssig. Die Ladezeiten zwischen den Runden sind jedoch für gemütliche Zeitgenossen dimensioniert. Beim Benchmark-Test wie auch beim Spielen wird das K10 nicht über Gebühr heiß, sondern meist nur handwarm.

LG K10 (2017)
Bildquelle: Michael Büttner / inside-digital.de

Der Speicherplatz des LG K10 (2017) beläuft sich in der Testversion auf 16 GB intern und kann mittels Micro-SD-Karte um 32 GB erweitert werden. Damit wird ein großer Teil der Nutzer zurechtkommen, jedoch wirkt die maximale Speicherkapazität in Zeiten immer größerer Apps und immer höheren Datenaufkommens altbacken und wenig ambitioniert.

Die Konnektivitätsmöglichkeiten beim K10 sind umfangreich, sparen jedoch an manchen Details. So ist kein Dual-Band-WLAN verfügbar und die LTE-Geschwindigkeit beläuft sich im Download auf maximal 300 Mbit/s. Beides kein Beinbruch, wer jedoch auf rasend schnelle Übertragungen angewiesen ist, sollte sich woanders umsehen.

Verbindungsmöglichkeiten des LG K10 (2017)

Feature Vorhanden Funktion

HSPA

▲  Erweiterung des Mobilfunkstandards UMTS, Down-max. 21 Mbit/s
HSPA+ ▲  Erweiterung des Mobilfunkstandards UMTS, Down-max. 42 Mbit/s
LTE ▲  Mobilfunkstandard, Down-max 300 Mbit/s
USBOTG ▲  Ermöglicht den Anschluss externer Geräte wie USB-Sticks, Festplatten oder Tastaturen
DLNA ▲  Standard zu kabellosen Übertragung von Medieninhalten, zum Beispiel auf einen Fernseher
NFC ▲  Ermöglicht eine Bluetooth-Verbindung zu einem anderen Gerät durch kurzes Berühren
Kabellose Display-Übertragung ▲  Ermöglicht das kabellose Teilen der Anzeige mit einem anderem Gerät (z.B. Miracast/AirPlay/Google Cast)
MHL ▼  Erlaubt die kabelgebundene Verbindung über die Micro-USB-Schnittstelle zu einem HDMI-Port
Infrarot-Fernbedienung ▼  Ermöglicht den Einsatz als Universal-Fernbedienung
Bluetooth-Version ▲  4.2
WLAN-Standards ▲  802.11 b/g/n 2,4 GHz
Qi ▼  Ermöglicht das kabellose Laden des Smartphones

Die Telefon-Qualität ist ebenfalls durchwachsen. Grundrauschen und ein paar Hakler im Testtelefonat zwingen hier zu Abzügen. Dazu kann der Freisprechmodus nicht überzeugen. Dafür ist der Lautsprecher zu schnell überfordert. Hier bleibt das LG K10 (2017) auf Einsteigerniveau.

Bei den Konnektionsmöglichkeiten macht LG das große Kreuz; beim Prozessor, bei den Ausstattungsdetails und der Telefonfunktion eher nicht. Trotzdem bewegt sich LG hier auf einem seriösen Niveau, das Einsteiger zufriedenstellen dürfte.

Zwischenwertung: 2,5 von 5

Kamera

LG verbaut in das K10 eine mit 13 Megapixel auflösende Hauptkamera, die mit einem Objektiv mit einer Blende von 1:2,2 kombiniert wird. Damit bewegt man sich auf einem soliden Niveau, das so schon in sehr vielen Smartphones zu finden ist. Spannend wird daher die Frage, wie es LG schafft, die Hardware mit der Software zu verknüpfen.

Der Hauptkritikpunkt vorweg: Der Autofokus ist nicht zuverlässig. Er stellt häufig nicht auf die gewünschte Ebene scharf und es fällt schwer, beziehungsweise im Nahbereich ist es sogar fast unmöglich, ein an der richtigen Stelle scharfes Bild zu erzeugen. Dass es trotzdem geht, erkennt man daran, dass man die Kamera mit einer flachen Ebene mit eindeutigen Kontrasten dazu zwingen kann, die Schärfe richtig zu setzen. Dann können sich die Ergebnisse sogar sehen lassen. Trotzdem ist die Kameraleistung keine Jubelstürme wert.

Die detaillierte Bild-Kritik

LG K10 (2017) – Testfotos

Die Foto-App ist einfach gestrickt – zu einfach. Sie bietet außer ein paar Filterchen und Grundeinstellungen wie der Bildgröße keine weiteren Beeinflussungsmaßnahmen. Damit muss sich der Nutzer auf die schwächelnde Automatik verlassen und ist somit dem Zufall des Autofokus hilflos ausgeliefert.

LG K10 (2017)
Bildquelle: Michael Büttner / inside-digital.de

Die Kamera des LG K10 (2017) hat mit der nicht sitzenden Schärfe eine entscheidende Schwäche, die auch durch die ordentlichen Farben und den kräftigen Blitz nicht ganz abgefangen werden kann. Vom Kameraspezialisten LG kann man hier mehr erwarten.

Zwischenwertung: 2,5 von 5 Sterne

Software und Multimedia

Neben Googles Android 7.0 Nougat installiert LG auch seine eigene Benutzeroberfläche auf das K10. Sie konnte schon des Öfteren in den Tests von inside-digital.de überzeugen und kommt auch beim LG K10 (2017) ohne großen Schwächen aus. Die Oberfläche ist in weiten Teilen umfangreich anpassbar und kann großzügig auf den eigenen Geschmack optimiert werden. LG bietet dem Nutzer beispielsweise verschiedenen Darstellungen des Home-Bildschirms. So kann der Anwender mit und ohne App-Drawer arbeiten oder einen vereinfachten Homescreen aktivieren.

Die Software in der Übersicht

LG K10 (2017) – Software

Neben der Software ist für viele Nutzer die Multimedia- und hier vor allem die Musikleistung von entscheidender Bedeutung. Dabei gibt sich LG nicht ganz so viel Mühe wie bei der Software. Der Musik-Player liegt auf einem Niveau mit der Foto-App: Er ist sehr rudimentär ausgestattet und beinhaltet keine Beeinflussungsmaßnahmen von Seiten der Nutzer. Der Lautsprecher liegt im Standardbereich der Smartphone-Welt und ist damit nur zum Nerven von gebeutelten Bahnmitreisenden zu gebrauchen. Ebenso ergeht es dem Nutzer bei der Kopfhörer-Krücke, die nicht nur schlecht sitzt, sondern auch klanglich wenig bietet.

LG K10 (2017)
Bildquelle: Michael Büttner / inside-digital.de

Die Software ist auf gutem, die Multimedia-Sektion auf schlechtem Niveau. Damit gleichen sie sich in diesem Bereich aus und es erfolgt eine durchschnittliche Wertung.

Zwischenwertung: 3,5 von 5 Sterne

Akku

Der Akkutest beinhaltet in den ersten acht Stunden eine aktive Nutzung des Smartphones mit jeweils 30 Minuten spielen, Video streamen, Radio hören und telefonieren. Dazu werden in dieser Zeit Screenshots und Testbilder erstellt, Uploads und Downloads getätigt und im Internet gesurft. Nach der ersten Phase schließt sich eine zweite an, in der die Standby-Zeit von 16 Stunden durchlaufen wird in der nichts mit dem Smartphone getan wird.

LG K10 (2017)
Bildquelle: Michael Büttner / inside-digital.de

Im Test zeigt sich, dass hier die wahre Stärke des LG K10 (2017) liegt. Trotz des vermeintlich großen Displays behält es sich nach acht wie auch nach insgesamt 24 Stunden Testzeit noch jeweils satte Reserven. 66 und 54 Prozent der Gesamtkapazität liegen nach den beiden Zwischenzeiten an. Das reicht nicht nur um einen, sondern um knapp zwei Tage ohne Netzanschluss klar zu kommen – immer noch keine Selbstverständlichkeit auf dem Smartphone-Markt und deshalb eine starke Leistung. Dazu kann der Akku trivial gewechselt werden, was in Zeiten von Unibodys und immer schlankeren Gehäusen ebenfalls keine Selbstverständlichkeit mehr ist.

Zwischenwertung: 4 von 5 Sterne

Fazit

Ob LG es sich selbst eingestehen will oder nicht, das K10 ist kein Mittelklasse-Handy und daran können auch das mutige Design und ein paar Schmankerl wie das 2,5D-Glas etwas ändern. Die Leistung liegt maximal im Durchschnitt des Marktes und auch die „Anbau-Teile“ Kamera und Lautsprecher wissen nicht zu überzeugen. Trotzdem hat das Einsteiger-Flaggschiff von LG auch etwas zu bieten: Das extravagante Design paart sich mit einem starken Akku und einer variablen und übersichtlichen Software. Damit kann es in so manchen Punkten überzeugen, die man für 200 Euro nicht immer geboten bekommt.

LG K10 (2017)

Pros des LG K10 (2017) 

  • Alltagstaugliche Gesamtleistung
  • mutiges und extravagantes Design
  • starker und wechselbarer Akku

Contras des LG K10 (2017) 

  • schwache Kamera
  • miese Multimedia-Leistung
  • wenig performant

Preis-Leistung

Der Preis ist heiß: Das LG K10 (2017) kommt für gut 200 Euro auf den Markt und befindet sich so im Preisbereich der ambitionierten Einsteiger-Smartphones. Ein solches ist es zwar nur bedingt, jedoch nagt der Zahn des Marktes schon jetzt am Preis und wird wohl in naher Zukunft noch einmal kräftig zubeißen. Es fällt schnell die 200er-Marke und spätestens dann wird es interessant für all diejenigen, die ein außergewöhnliches Smartphone mit mutigem Design und starkem Akku für schmales Geld ihr Eigenen nennen wollen. Doch Vorsicht: Es gibt bessere Smartphones zu diesem Preis. Das LG K10 (2017) besetzt mit seinem Design eine Nische, kann technisch jedoch mit vielen direkten Konkurrenten nicht mithalten.

Alternativen

Im Preisbereich des LG K10 (2017) befinden sich so viele Smartphones auf dem Markt, dass schnell die Übersicht verloren geht. Nicht nur eine schier unendliche Anzahl an Modellen von verschiedensten Herstellern, auch die jährlichen Modellpflege-Maßnahmen erschweren die Suche nach geeigneten Alternativen. Die geeignetsten Mittel hierfür sind die Bestenlisten von inside-digital.de, die nach aktuellem Preis aufgeschlüsselt, die besten Smartphones in den unterschiedlichen Preisbereichen aufzeigen:

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