Testbericht zum LG G2

12 Minuten

LG G2
Bildquelle: inside-digital.de

Verarbeitung und Design

Wie viele andere Hersteller setzt auch LG auf Kunststoff als Gehäuse für das G2. Dieser Umstand trägt sicherlich nicht unbedingt zur Hochwertigkeit bei, tut der sehr guten Verarbeitung aber keinen Abbruch. Letztendlich ist es aber wohl immer eine Geschmackssache, ob man Tag für Tag ein Smartphone aus Alu, Glas oder Kunststoff bei sich hat und ständig aus der Tasche zieht.

Die Tatsache, dass LG es schafft, trotz 5,2 Zoll großem Display das Gehäuse ähnlich klein zu halten wie HTC mit seinem 4,7-Zoll-Bildschirm im One, ist ein klarer Pluspunkt. Zudem liegt das G2 dank weicher Rundungen und einem optimalen Gewicht von 140 Gramm sehr gut in der Hand. Die Displayabdeckung ist aus Gorilla Glass 3 gefertigt, schließt nahezu bündig mit dem Gehäuserand ab und bekommt zu den Kanten hin eine leichte Wölbung.

Vom Design her hat sich gegenüber dem Vorgänger einiges verändert. Das Optimus G hat eine Rückseite aus Glas und abgerundete Ecken. Im Vergleich dazu sind beim G2 nicht nur die Ecken gerundet, sondern beide Querseiten über und unter dem Display. Somit ähnelt das G2 vom Aussehen her ein wenig dem Galaxy S4.

Einzigartiges Merkmal des G2 ist, dass LG die Lautstärkewippe samt Ein- und Ausschalter auf die Rückseite unterhalb der Kamera verlegt hat. Die Koreaner nennen die Taste „Rear Key“. Somit findet man an keiner Flanke des Gerätes einen Knopf und – im Gegensatz zum bereits genannten S4 – auch keinen Taster unter dem Display, mit dem man das Display auch mal aus dem Standby-Modus holen kann, wenn das Gerät flach auf einem Tisch liegt. Dies gelingt aber dank durchdachter Software dennoch: Mit einem zweimaligem Antippen des Displays wacht das Gerät aus dem Standby auf und durch einen erneuten Doppel-Tipp wird es wieder in den Schlafmodus versetzt. „Knock On“ nennt LG dieses Feature, das erlaubt, einen kurzen Blick auf das Handy zu werfen, um nachzusehen, ob beispielsweise eine Nachricht hereingekommen ist.

Ob die Verlegung der Tasten auf den Rücken des Gerätes aber Vorteile mit sich bringt, bleibt fraglich. „Der Rear Key vereint Bedienung mit Design – und zwar exakt an der Stelle, an der sich der Zeigefinger natürlicherweise befindet“, wirbt LG. Im Test zeigt sich, dass man gewohnheitsbedingt den Ein- und Ausschalter an den Flanken und am oberen Rand sucht. Man gewöhnt sich aber recht schnell an die andere Position der Tasten. Störend wirkt sich die Lautstärkewippe im Kamera-Modus aus, denn die Tasten fungieren dabei als Auslöser. Dadurch, dass die Wippe zu nah an der Kamera liegt, ist auch schon mal der Finger im Weg. Nur gut, dass man die Kamera auch über einen virtuellen Button auf dem Display auslösen kann. Zudem berührt der Daumen – als Gegendruck – automatisch das Display, wenn man beispielsweise während einer Video-Wiedergabe die Lautstärke regulieren möchte. Somit werden möglicherweise Aktionen ausgeführt, hinter denen keine Absicht stand. Von Vorteil erweist sich die Wippe auf der Rückseite, wenn man das Gerät am Ohr hält und telefoniert. Hier liegt der Zeigefinger tatsächlich so optimal, dass man bequem die Lautstärke regulieren kann.

Wertung: 4,5/5

Display

LG stattet das G2 mit einem 5,2 Zoll großen IPS-Display aus, das in Full-HD auflöst. Der Bildschirm ist einer der besten, den man derzeit in einem Smartphone unterbringen kann.

Bereits auf den ersten Blick wird klar, dass LG ein Display-Spezialist ist: Farben werden realitätsgetreu angezeigt, Schwarz- und Weißwert sind sehr gut und der Blickwinkel bei einem Winkel von nahezu 90 Grad noch stabil. Texte und Details auf Fotos sind knackescharf, Treppchenbildung ist nicht wahrzunehmen. Zudem fällt der sehr dünne Rand (2,6 Millimeter zu den Seiten rechts und links) um das Display herum auf, der fast die gesamte Vorderseite des Smartphones zu einem Display macht.

Die automatische Helligkeitsregulierung funktioniert recht ordentlich. Man sollte sich aber nicht wundern, dass man trotz Aktivierung dieser den Regler immer noch zwischen 0 und 100 Prozent Helligkeit verschieben kann. Das Display wird automatisch viel dunkler, wenn der Regler im Automatik-Modus auf 30 statt auf 70 Prozent steht.
Die Mittagssonne kann dem Display nichts anhaben: Texte sind auch unter Einfluss des leuchtenden Sterns gut lesbar und Bilder deutlich zu erkennen.

Wertung 5/5

Ausstattung und Leistung

Auch in Sachen Prozessor verbaut LG nur die Crème de la Crème. So wird das G2 von einem Snapdragon 800 aus dem Hause Qualcomm angetrieben. Bedeutet: Vier Kerne, die jeweils mit einer Taktfrequenz von 2,3 GHz takten. Laufende Prozesse finden in dem 2 GB großen Arbeitsspeicher Platz. Dateien wie Fotos, Videos und Musik nimmt der interne Speicher auf, der je nach Modell 16 oder 32 GB beträgt. Nach Abzug von Android und LGs zurückhaltender Nutzeroberfläche bleiben dem Nutzer 10 beziehungsweise knapp 25 GB. Leider akzeptiert das G2 keine Micro-SD-Karten, weshalb das Datendepot nicht aufgestockt werden kann.

Nutzer profitieren von der engen Kooperation zwischen Qualcomm und LG: Die Einheit aus Prozessor und Arbeitsspeicher sorgt für eine sehr angenehme Betriebsgeschwindigkeit und eine flüssige Bedienung. Verzögerungen treten so gut wie nie auf. Das Wischen durch die Homescreens und das Öffnen von Apps funktionieren geschmeidig.

Im AnTuTu-Benchmark erreicht das LG G2 35.855 Punkte, so viele wie noch kein anderes Smartphone zuvor. Das Sony Xperia Z Ultra verfügt zwar über den selben Prozessor, kam aber im Test, auf knapp 30.000 Punkte.

Das LG G2 im AnTuTu-Benchmarktest

AnTuTu-Benchmarktest

Die Sprachqualität ist gut, allerdings ist die Freisprecheinrichtung über die eingebauten Lautsprecher an der Unterseite recht leise.

An Verbindungsmöglichkeiten bietet das LG G2:

Feature

Ja Nein Funktion

HSPA

X   Erweiterung des Mobilfunkstandards UMTS, Down-max. 21 Mbit/s
HSPA+ X   Erweiterung des Mobilfunkstandards UMTS, Down-max. 42 Mbit/s
LTE X   Mobilfunkstandard, Down-max 100 Mbit/s
USBOTG   Ermöglicht den Anschluss externer Geräte wie USB-Sticks, Festplatten oder Tastaturen
DLNA X   Standard zu kabellosen Übertragung von Medieninhalten, zum Beispiel auf einen Fernseher
NFC X   Ermöglicht eine Bluetooth-Verbindung zu einem anderen Gerät durch kurzes Berühren
Miracast X   Ermöglicht das kabellose Teilen der Anzeige mit einem anderem Gerät
MHL X   Erlaubt die kabelgebundene Verbindung über die Micro-USB-Schnittstelle zu einem HDMI-Port
Infrarot-Fernbedienung X   Ermöglicht den Einsatz als Universal-Fernbedienung
Bluetooth-Version X   4.0
WLAN-Standards X   802.11 b/g/n


Wertung 5/5

Kamera 

LG stattet das G2 mit zwei Kameras aus. Auf der Vorderseite befindet sich oberhalb des Displays eine 2-Megapixel-Kamera, die ordentliche Selbstporträts liefert und für Videotelefonate völlig ausreicht. Zudem bekommt der Nutzer eine 13-Megapixel-Kamera an die Hand, die sich auf der Rückseite über dem Rear Key befindet.  

Bei guten Lichtverhältnissen liefert die Kamera sehr gute Bilder. Diese lassen sich sogar auf einem 47 Zoll großen Fernseher sehen. Anders sieht es hingegen in dunklen Räumen aus. Bei weniger guten Lichtverhältnissen nimmt das Farbrauschen sichtbar zu und die Detaildichte und Schärfe ab. Für solche Begebenheiten stattet LG das G2 aber mit einer LED aus, die für Abhilfe sorgen kann. Darüber hinaus gelingen mit der Kamera auch recht gute Nahaufnahmen, auch wenn diese nicht an jene herankommen, die mit einem Lumia 925 gemacht wurden. 

LG Electronics G2: Kamera-Testfotos


Mit dem LG G2 gemachte Testaufnahmen gibt es hier in voller Auflösung 

Dank zahlreicher Einstellungsmöglichkeiten, die recht komfortabel erreichbar und bedienbar sind, kann der fortgeschrittene Nutzer vielleicht noch etwas mehr aus der Kamera herausholen.

Videos können in Full-HD aufgenommen werden. Positiv ist, dass man während der Aufnahme diese pausieren und fortsetzen kann und dass man den Fokus während der Videoaufnahmen auch manuell mit einem Tipp auf das Display setzen kann. Gleichzeitig wird aber auch automatisch fokussiert. 

Wertung 4,5/5

Musik und Spiele 

Mit „Musik“ hat LG auf dem G2 eine App installiert, die alles bietet, was man sich als Musikhörer wünscht. Die eigene Musik ist sortierbar nach Alben, Interpreten oder Ordnern, es gibt zahlreiche Audio-Effekte und für Musikgenießer auch einen Equalizer. 

Musik-App des LG G2

Musik-App des LG G2

Einen überraschend guten Klang liefert das von LG beigefügte In-Ear-Headset. Zwar fehlen ein wenig die Bässe, allerdings sind die Kopfhörer um Längen besser als das, was die Konkurrenz manchmal dazu packt. Der Lautsprecher ist recht laut und klingt auch auf höchster Lautstärke sehr ausgewogen. Bei Songs mit mehr Bass wird es zwar blechern, aber nicht übersteuert. Dennoch kann sich das G2 nicht mit dem HTC One und seinen Lautsprechern messen. Diese sind im Smartphone-Bereich momentan das Nonplusultra. 

Schließt man ein paar hochwertige Kopfhörer an das G2 an, macht das Musikhören aber deutlich mehr Spaß. Ein weiteres nettes Feature, das nicht am Internetvolumen zehrt, ist das eingebaute FM-Radio. 

FM-Radio des LG G2

Radio-App des LG G2

Grafisch aufwendigere Spiele wie Real Racing 3 sind auf dem G2 ein Erlebnis. LGs Top-Modell punktet mit seinem großen Full-HD-Display und dem rasend schnellen Prozessor. Die Rückseite des Geräts wird bei längerem Spielen lauwarm. 

Wertung 5/5

Akku 

LG baut im G2 eine 3.000 mAh starke Batterie ein. Das ist ein recht guter Wert für eine Akkuladung, allerdings sind ein derart großes und hochauflösendes Display sowie ein rechenintensiver Chip auch dementsprechend energiehungrig – denkt man. 

Der Akku muss sich im Test bei dauerhaft aktiviertem Bluetooth, WLAN und GPS sowie E-Mail-Push einem 30-minütigen Gespräch, 30 Minuten Musikhören per Webstream sowie 30 Minuten Spielen und einer 30-minütigen HD-Video-Wiedergabe über YouTube stellen. Hinzu kommt die Aufnahme mehrerer Fotos und Videos und das Surfen auf verschiedenen Webseiten. 

Am Ende eines 9-stündigen und anspruchsvollen Arbeitstages ließen sich 60 übriggebliebene Prozent von der Akkuskala ablesen. Nach weiteren 18 Stunden im Standby waren noch 41 Prozent übrig. Das sind sehr gute Werte, die dem Nutzer erlauben, das G2 einen Tag lang intensiv zu benutzen, ohne dabei auf eine Stromquelle angewiesen zu sein. Normal-Nutzer kommen problemlos auch zwei und mehr Tage ohne Steckdose aus. 

Akkulaufzeit beim LG G2

Akkulaufzeit beim LG G2

Für ein Smartphone mit so viel PS unter der Haube liefert der Akku überragende Laufzeiten. 

Wertung 5/5 

Fazit 

LG hat seit langem nicht mehr so einen Volltreffer gelandet wie mit dem rund 499 Euro teuren G2. Das Gerät ist momentan das schnellste Android-Smartphone auf dem Markt und bietet dem Nutzer eines der besten Displays, das ein Hersteller in einem Smartphone unterbringen kann. Kunststoff als Gehäusematerial ist wohl eine Frage des Geschmacks, die Verarbeitung weist aber keine Mängel auf. Zudem liefert die Kamera nicht nur Schnappschüsse, sondern sehr gute Fotos – wenn die Lichtbedingungen dementsprechend gut sind. 

Kritik hingegen erntet der nicht erweiterbare Speicher und nicht austauschbare Akku. Auch ist fraglich, ob man den „Rear Key“ derart groß bewerben muss. Der hat vielleicht hier und da einen Vorteil gegenüber einer Lautstärkewippe an der Flanke eines Smartphones, jedoch erweist sich die Platzierung auf dem Rücken des Gerätes unter der Kameralinse als fragwürdig. Ob LG hier tatsächlich auf Nutzererfahrungen und -kritik eingegangen ist, sei einmal dahingestellt. Im Vordergrund stand vermutlich etwas ganz anderes: Etwas zu haben, was die Konkurrenz nicht hat und sich damit abzuheben – und das schafft LG mit dem von einer LED beleuchteten Rear Key auch. 

Gespickt mit durchdachter Software und einem Akku mit langem Atem katapultiert LG das G2 an die Pole-Position des Rennens um das beste Smartphone des Jahres. Jetzt kann nur noch das Werbebudget und der Endkunde darüber entscheiden, ob das G2 letztlich auch als Sieger aus dem Rennen hervorgeht. 

Testsiegel LG G2Pro

  • Schnellstes Android-Smartphone 
  • Überragendes Display 
  • Sehr gute Akkulaufzeit 

Contra

  • Kein erweiterbarer Speicher 
  • Nicht austauschbarer Akku

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Alternativen 

Als Alternative zum G2 kommen Android-Smartphones der führenden Hersteller in Betracht. Das heißt, dass sowohl das Galaxy S4 von Samsung (hier im Test) als auch das Sony Xperia Z1 und das HTC One (hier im Test) mit im Wettbewerb um das beste Android-Smartphone des Jahres gut platziert sind. 

Das Galaxy S4 ist mit aktuell rund 450 Euro eine Spur günstiger als das G2. Das HTC One kostet genau so viel wie das G2. Wer mit einem etwas schwächeren und kleineren dafür aber deutlich günstigeren LG-Smartphone leben kann, der kann sich auch den Vorgänger des G2 ansehen – das Optimus G (hier im Test). Das immer noch aktuelle und leistungsstarke Android-Smartphone kostet derzeit gut 320 Euro. 

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