Test des LG Optimus G

13 Minuten

LG Electronics Optimus G

Etliche Monate nach dem Start auf dem Weltmarkt schickt LG das Optimus G nun auch in Deutschland für knapp 600 Euro ins Rennen um die Gunst der Android-Nutzer. Interessant ist das Smartphone vor allem aufgrund seiner Ähnlichkeit zum Dauerbrenner Nexus 4, welches ebenfalls von LG stammt. Ob das Gerät mit der offiziellen Typbezeichnung E975 allerdings genug eigenständige Funktionen bietet, um den satten Aufpreis zum eigenen Referenzmodell in der Oberklasse zu rechtfertigen, zeigt der Test auf inside-digital.de.

Schon bei der Wahl der Verpackung ist der Anspruch des Optimus G zur Oberklasse zu gehören sichtbar. Der recht aufwändig gestaltete Pappkarton gibt nach dem Öffnen sofort den Blick auf das E975 frei. In den Fächern darunter hat LG die üblichen Zugaben untergebracht. Neben einer gedruckten Anleitung ist dies ein USB-Kabel inklusive Ladeadapter für die Steckdose, der Akku ist fest im Smartphone verbaut. Ein Blickfang ist das mitgelieferte Headset. Die Ohrstecker der In-Ear-Kopfhörer sind im Stil des Logos von LG gehalten, die Kabel dazu flach und breit ausgeführt. Damit sollten sie sich in der Praxis etwas weniger schnell in der Tasche verknoten als die sonst üblichen Kabel. Da die Stecker aufgrund ihrer Positionierung im Gehörgang recht anfällig für Schmutz sind, haben die Koreaner dem Optimus G noch einige Ersatzstecker in verschiedenen Passformen spendiert.

LG Electronics Optimus G
LG Electronics Optimus G

Das Optimus G wirkt auf den ersten Blick eher unscheinbar, aber wertig. Statt der abgerundeten Formen vieler Konkurrenten geht es hier eher eckig zu. Mit Abmessungen von 131,9 x 68,9 x 8,45 Millimetern und einem Gewicht von 145 Gramm ist das E975 gerade noch als handlich zu bezeichnen. Ein kleines optisches Highlight ist die Crystal Reflection Oberfläche hinter einer Glasfassade auf der Rückseite. Diese schimmert je nach Lichteinfall unterschiedlich intensiv, was ein wenig an das Nexus 4 erinnert. Abseits dieser optischen Spielerei ist die Haptik des Optimus G in jedem Fall gut. Durch die geschlossene Bauweise sind auch keine größeren Spaltmaße oder Knackgeräusche während der Bedienung zu vermelden.

LG Electronics Optimus G

Ebenso dezent wie das gesamte Gehäuse fügen sich die einzelnen Anschlüsse und Tasten in das durchaus positive Gesamtbild ein. Neben dem nicht abgedeckten Micro-USB-Port an der Unterseite und der 3,5-Millimeter-Klinkenbuchse für das Headset an der Kopfseite unterbrechen nur zwei kleine Bohrungen mit Schrauben den Unibody des Optimus G. Letztere sind aber ebenfalls an der Unterseite platziert und machen sich optisch daher kaum bemerkbar. Auf der Rückseite gibt es dazu eine schmale Aussparung für den kräftigen Lautsprecher, die Linse der Kamera sticht etwas aus dem Gehäuse heraus und liegt daher ohne eine Schutzhülle auf dem Schreibtisch direkt auf dem Glas auf. Oben an der rechten Seite hat LG den Ein/Aus-Schalter untergebracht, auf der gegenüberliegenden Seite findet sich die auch blind gut zu bedienende Lautstärkewippe.

Bei der weiteren Bedienung setzt LG beim E975 auf Sensortasten, die komplette Displayfläche bleibt also für Inhalte wie Videos frei. Die Tasten sind von links nach rechts mit den gewohnten Funktionen „Zurück“, „Home“ und „Einstellungen“ belegt. Im Auslieferungszustand werden die Tasten erst beleuchtet, wenn man sie mit dem Finger berührt. Eine ständige Beleuchtung lässt sich dafür in den Optionen zuschalten, mindert dann aber natürlich die maximal mögliche Betriebsdauer. Rechts über dem Display hat LG dem Optimus G eine Status-LED spendiert, die auf verpasste Nachrichten und an der Steckdose auf einen vollgeladenen Akku hinweist. Eine separate Kamerataste fehlt hingegen.

LG Electronics Optimus GGetestet wurde die Sprachqualität im Netz von O2, in dem sich das Optimus G ohne Probleme behauptet. Die Lautstärke des Gesprächspartners ist sehr gut, was besonders in lauten Umgebungen ein Vorteil ist. Auch das Feedback der jeweiligen Gesprächspartner war stets positiv. Störgeräusche fielen uns im Test keine auf. Zur guten Qualität der Gespräche passt auch der von LG offiziell angegebene SAR-Wert. Dieser verdient mit 0,426 W/kg ein klares „sehr gut“.

Nicht ganz optimal schnitt im Test der verbaute Akku ab. Dieser hat mit 2.100 mAh auf dem Papier eine sehr ordentliche Kapazität, das Optimus G gab sich im Test aber vergleichsweise energiehungrig. LG verspricht eine Stand-by-Zeit von bis zu 411 Stunden und eine Gesprächszeit von bis zu 13 Stunden (jeweils 3G). Nach unserem zweistündigen Testdurchlauf mit allen aktivierten Schnittstellen, maximaler Helligkeit und deaktivierten Energiesparfunktionen zeigte das E795 dann aber lediglich noch einen Akkustand von 60 % an, was deutlich unter dem Wert von Smartphones mit ähnlicher Akkubestückung wie dem Huawei Ascend G 615 liegt. Der gemischte Testparcours beinhaltete einige Gespräche, SMS, Ausflüge ins Web und etwa eine halbe Stunde Videos auf YouTube. Damit sollte er zusammen mit einigen Belastungstests das Verhalten von Nutzern abbilden, die ihr Smartphone intensiv nutzen.

In einem zweiten Versuch musste sich das Optimus G mit vollem Akkustand der Dauerbelastung durch drei verschiedene Benchmarks stellen. Hier machte der Energiespeicher schon nach knapp unter vier Stunden schlapp. Normale Anwender sollten mit der automatischen Regelung der Helligkeit, ausgeschalteter ständiger Tastenbeleuchtung und den verschiedenen Energiesparfunktionen sicher über den kompletten Arbeitstag kommen.

LG Electronics Optimus GEin Highlight des LG Optimus G ist das verbaute True HD IPS+ Display mit einer Bilddiagonale von 4,7 Zoll (11,9 cm) bei einer Auflösung von 1.280 x 768 Pixeln (WXGA), geschützt durch Gorilla Glas. Die Kombination aus Auflösung und Bildfläche ergibt eine sehr gute Pixeldichte von circa 318 ppi. Damit sind selbst in höchsten Zoomstufen keine Treppeneffekte feststellbar, dazu überzeugt die IPS-Technik durch die gute Bildqualität beim Blick von der Seite auf das Display ohne verfälschte Farben. Als Videoplayer macht das Optimus G in jedem Fall eine sehr gute Figur.

Etwas zu defensiv hat LG die automatische Regelung der Helligkeit beim E975 eingestellt. Besonders beim Einsatz im Freien wünscht man sich in vielen Situationen etwas höhere Werte. Im Zweifel kann man den entsprechenden Regler wenigstens ohne Umwege durch zusätzliche Menüs über die obere Infoleiste feinjustieren und die Automatik so überstimmen. Davon abgesehen platziert sich das E975 im Display-Spitzenfeld. Ob man IPS oder eher die hohen Kontraste der bei Smartphones von Samsung verwendeten Super-AMOLED-Displays bevorzugt, bleibt am Ende Geschmackssache.

Einen deutlichen Sprung gegenüber dem Nexus 4 und dem LG Optimus 4X HD stellt die Kamera mit einer Auflösung von 13 Megapixelndar. Dazu spendiert der Hersteller dem Gerät eine eigene Kamerasoftware, die schnell startet, den Zoom ebenso zügig justiert und auch beim Speichern der Bilder die wichtige Marke von etwa einer Sekunde nicht überschreitet. Aufnahmen geraten bei guten Lichtverhältnissen sehr gut und zeigen auch feine Details, die Bildqualität nimmt aber auch hier wie bei praktisch allen Smartphone-Kameras bei schlechter werdenden Lichtverhältnissen stark ab. Dennoch holt das Optimus G bei der Lichtausbeute noch einiges heraus und verfügt natürlich über einen LED-Blitz.

Der Funktionsumfang der Kamera-App liegt ebenfalls deutlich über dem Android-Durchschnitt. Sie bietet Fernauslöser via Sprachkommando oder Timer, manuelle Korrektur von Helligkeit, automatische Gesichtserkennung, Geotagging, HDR-, Panorama- und Serienaufnahmen. Interessant ist auch die Time Catch genannte Momentaufnahme. Hier werden schon vor Betätigung des Auslösers erste Bilder geschossen. Nach der Aufnahme erscheint dann eine Auswahl von fünf zeitlich leicht versetzt aufgenommen Motiven. Aus diesen lässt sich im Anschluss der beste Schnappschuss wählen, die anderen werden gelöscht. Darüber hinaus bietet das Optimus G noch weitere Möglichkeiten zum manuellen Eingriff in die Aufnahmen:

Bildmodi

LG Electronics Optimus G
  • Porträt
  • Landschaft
  • Sport
  • Sonnenuntergang
  • Nacht
  • Intelligenter Blendverschluss

ISO

  • 100
  • 200
  • 400

Weißabgleich

  • Innen
  • Sonnig
  • Leuchtstoff
  • Bewölkt
  • Farbeffekte
  • Schwarzweiß
  • Sepia
  • Negativ

Videos nimmt das LG Optimus G in Full HD auf. Auch hier ist die Bildqualität gut, Schwenks gelingen ohne auffällige Ruckler und der Fokus justiert sich zügig neu. Die Qualität des Tons ist für eine Aufnahme mit einem Smartphone ebenfalls erstaunlich gut. Die Auflösung der Frontkamera reicht dagegen nur für schnelle Selbstporträts und Videotelefonate.

LG setzt auch beim Optimus G auf die eigene Bedienoberfläche Optimus UI. Apps und Widgets werden hier auf sieben virtuelle Screens verteilt. Beim Look des zentralen Homescreens hat sich LG mit digitaler Zeitanzeige und lokalen Wetterinformationen ein wenig bei Sense von HTC bedient, auch wenn die Umsetzung hier nicht ganz so hübsch geraten ist. Eines fällt aber sofort auf: LG versucht mit dem Optimus UI so viele Optionen wie möglich in eine knallbunte Verpackung zu pressen. Dazu werden viele Aktionen wie das Entsperren des Bildschirms mit Soundeffekten untermalt, was jedoch schnell seinen Reiz verliert. Über die Optionen lassen sich alle Zusatzeffekte aber sehr zügig auf ein erträgliches Maß herunterschrauben.

Unterm Strich vermissen ehemalige User eines Standard-Androids aber nichts. Viele Menüs und Einstellungen lassen sich zudem direkt über die herunterziehbare Infoleiste bearbeiten. Von hier lässt sich auch jederzeit auf den Audioplayer oder das Radio zugreifen, ohne direkt zur jeweiligen App wechseln zu müssen. Auch wenn die Summe der Schaltflächen zunächst etwas überladen wirkt, will man auf die kleine Schaltzentrale bald nicht mehr verzichten. Die grafischen Elemente wie die Wähltasten des Telefons sind im Vergleich zu den Eigengewächsen anderer Hersteller recht groß ausgeführt und damit gerade für Einsteiger leicht zu erreichen. Dies gilt besonders für die sehr angenehme Tastaturmit sichtbaren Lücken zwischen den einzelnen Tasten. Fehleingaben sind damit nach kurzer Eingewöhnung auch für Anfänger eher unwahrscheinlich. Einen Anteil hieran hat natürlich das große Display.

Trotz der vergleichsweise großen Eingriffe durch Optimus UI lässt sich das LG Optimus G zu jeder Zeit flüssig bedienen. Der Bootvorgang ist nach knapp 20 Sekunden abgeschlossen, Ruckler oder auffällige Verzögerungen beim Wechsel zwischen Apps gab es im Test keine. Angesichts der potenten Hardware war dies auch nicht anders zu erwarten. Die Bestätigung des subjektiven Eindrucks liefern die Ergebnisse der Benchmarks. Unter AnTuTu kommt das E975 auf 11292 Punkte, Quadrant vergibt 7558 Zähler an das Optimus G. Beide Ergebnisse sind die Mittelwerte aus vier Testdurchläufen. Dabei wurde das Smartphone allerdings spürbar warm und der Überhitzungsschutz von LG regelte die Displayhelligkeit in der Spitze auf Werte von unter 65 % herunter.

LG Electronics Optimus GBei Anzahl und Ausführung der vorhanden Schnittstellen bewegt sich das LG Optimus G auf der Höhe der Zeit. Ob LTE, NFC, MHL-HDMI oder Bluetooth 4.0 HS BLE, das E975 ist für praktisch alle denkbaren Aufgaben gerüstet. Lediglich USB-OTG lies unser Testgerät vermissen. Auch die mobile Datenanbindung fällt mit HSPA+ (42 Mbit/s) sehr gut aus, im Nahbereich gibt es dazu WLAN nach den schnellen Standards 802.11a/n.

LG verbaut im Optimus G eine Quad-Core-CPU mit 1,5 GHz pro Kern (Qualcomm APQ8064), unterstützt von zwei Gigabyte Arbeitsspeicher. Der Grafikbeschleuniger bringt auch aufwendige Games wie Dead Trigger in guter Geschwindigkeit auf den Schirm. Wie auch schon bei den zuvor durchgeführten Benchmarks fällt hier wieder die spürbare Wärmeentwicklung bei leistungsintensiven Anwendungen auf.

Der interne Speicher des E975 ist mit 32 Gigabyte recht gut bestückt, für einige Anwendungen stehen davon etwa 25 Gigabyte zur freien Verfügung. Dafür lässt sich der Speicher mangels passendem Slots nachträglich nicht durch eine Speicherkarte erweitern. Damit liegt das Optimus G aber immer noch ein gutes Stück vor dem Nexus 4. Hier müssen bei der größten Speicherbestückung 16 Gigabyte reichen.

Der Browser des LG Optimus G hinterlässt einen guten Eindruck. Via WLAN vergehen bis zur kompletten Darstellung der Startseite von inside-digital.de etwas mehr als neun Sekunden. Der Wert von 13 Sekunden über das Mobilfunknetz ist ebenfalls im oberen Bereich anzusiedeln. Den SunSpider Benchmark absolvierte das E975 mit Werten von durchschnittlich ca. 1.100 ms, was ebenfalls in Ordnung geht.

Passend zum guten Display überzeugt die Anzahl der unterstützten Videoformate des Videoplayers. Dieser kommt mit H.264, H.263, MPEG4, DivX und XviD spielend klar. Full-HD-Material gibt das Optimus G ohne Ruckler wieder. Dazu unterstützt auch der Audioplayer eine Vielzahl an Formaten und bietet dazu verschiedene Soundprofile inklusive Equalizer. Die Ausgabe von Sound meistert das E975 sehr gut, in der höchsten Einstellung kommt dieser mit viel Kraft aus dem Lautsprecher, ohne dabei zu verzerren. Letzteres zahlt sich auch aus, wenn das Optimus G mittels der Standard-App von Google als Navi genutzt wird. Besser ist der Sound natürlich bei der Ausgabe über das mitgelieferte Headset oder einen separaten Kopfhörer. Dann funktioniert auch das integrierte Radio.

LG Electronics Optimus G
LG Electronics Optimus G
LG Electronics Optimus G
LG Electronics Optimus G

Für User, die unterwegs auf Office-Dokumente zugreifen wollen, hat LG Polaris Office vorinstalliert. Dazu gibt es eine ganze Reihe von LG-Apps wie einen Taskmanager, Videoschnitt und -bearbeitung und einen eigenen App Store. Die beiden herausstechenden Merkmale sind aber die QSlide-Apps und die Quick-Memo-Funktion. QSlide blendet kleine Hilfsapps als kleine verschiebbare Fenster über dem aktuellen Bildschirminhalt. So lassen sich etwa Werte auf einer Website ohne den ständigen Wechsel zum separaten Taschenrechner berechnen. QuickMemo macht aus der aktuellen Ansicht dagegen ein Flipchart, das sich mit verschiedenen Tools bearbeiten lässt. So kann etwa der optimale Weg von einer U-Bahn-Station zu einem Treffpunkt direkt in eine Karte unter Google Maps eingezeichnet und im Anschluss an die eigenen Freunde verschickt werden.

LG Electronics Optimus G

Sehr spät schickt LG das Optimus G auf den deutschen Markt. Auffällig sind die exklusiven Features wie die Benutzeroberfläche Optimus UI, die Kamera mit 13 Megapixeln und die Leistung des Smartphones in jedem Fall. Einen echten Grund zu finden, das E975 den seit Monaten auf dem Markt verfügbaren Modellen der Konkurrenz vorzuziehen, fällt dagegen schwer. Dazu kostet es im Vergleich zu Modellen wie dem Nexus 4 und dem Huawei Ascend G 615 bei in den meisten Kategorien vergleichbarer Leistung auch einfach zu viel. Zudem tritt es im harten Konkurrenzkampf unter Android jetzt schon fast genau mit der nächsten Generation von Smartphones der anderen Hersteller an. Selbst Fans von LG sollten sich am Ende gut überlegen, ob die Vorteile des Optimus G den Preisunterschied zum Optimus 4 HD rechtfertigen.

Pro

LG Electronics Optimus G
  • Display
  • Kamera
  • Software

Contra

  • Preis
  • Akkulaufzeit
  • Wärmeentwicklung
  • Speicher nicht erweiterbar

Das LG Optimus G wurde zur Verfügung gestellt von getgoods.de

Und was sagst du?

Bitte gib Dein Kommentar ein!
Bitte gibt deinen Namen hier ein