Jeep Compass Elektro Test: Echt scharf!

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Wir haben den neuen Jeep Compass Elektro getestet: leise, kraftvoll und überraschend alltagstauglich. Wie sich der erste vollelektrische Compass im Stadtverkehr, auf der Landstraße und im Jeep-typischen Look schlägt, zeigt unser ausführlicher Fahrbericht. Bereit? Los geht's!
Hayo Lücke neben dem Jeep Compass Elektro.
Auffällig und gut? Wir haben den neuen Jeep Compass Elektro getestet.Bildquelle: Dani Heyne / Stellantis

Mit der dritten Generation des Jeep Compass schlägt die Offroad-Marke aus dem Stellantis-Konzern ein neues Kapitel auf: Erstmals gibt es den Compass als rein elektrisches SUV. Der Compass Elektro kommt nicht nur als logischer Schritt in Richtung Elektromobilität, sondern will zugleich typische Jeep-Stärken wie Vielseitigkeit, Robustheit und Alltagstauglichkeit in ein modernes, emissionsfreies Paket packen. Gelingt das?

Jeep Compass Elektro: Design und Gesamteindruck

Auf den ersten Blick wirkt der neue Jeep Compass Elektro wie eine gelungene Evolution des bisherigen Modells. Charakteristische Jeep-Designelemente bleiben erhalten, während Details wie der geschlossene Kühlergrill mit den sieben „Slots“ und ein (fast) durchgehendes Hecklichtband ein modernes, elektrisches Gesicht zeichnen. Diese Anmutung verbindet traditionelle Geländewagen-Optik mit zeitgemäßer SUV-Ästhetik.

Jeep Compass Elektro - Front
Typischer Jeep-Look: der Compass Elektro zeichnet sich an der Front durch eine robuste Optik aus.

Die Abmessungen sind mit rund 4,55 Metern Länge, knapp 1,93 Metern Breite und rund 1,68 Metern Höhe typisch für sein Segment. Das sorgt für einen souveränen Auftritt, ohne in der Stadt zu überdimensioniert zu wirken. Als Fahrer hinter dem Lenkrad fällt aber sofort die recht mächtige Schnauze auf. Die gleichermaßen lange wie breite Motorhaube lässt von der ersten Sekunde an echtes Geländewagen-Feeling aufkommen. Daran muss man sich zwar gerade im Stadtverkehr zunächst gewöhnen, es gehört aber zu dieser Marke einfach dazu. Und das ist auch gut so!

Innenraum und Ausstattung

Im gut von Außengeräuschen abgeschirmten Innenraum setzt Jeep auf ein funktionales, durch viel Hartplastik dominiertes Ambiente mit klar strukturierter Bedienung. Die Kombination aus großem digitalem Cockpit (10,25 Zoll) und einem 16-Zoll-Infotainmentsystem schafft eine moderne Bedienwelt, ohne den Fahrer mit überflüssiger Technik zu überfordern.

Jeep Compass Elektro Test - Cockpit
Aufgeräumt und übersichtlich: das Cockpit im Jeep Compass Elektro.

Zahlreiche Assistenzsysteme wie Abstandstempomat, Notbremssystem und Connectivity-Features inklusive kabellosem Apple CarPlay und Android Auto steigern die Alltagstauglichkeit erheblich. Gut gelöst: Unter dem Center-Display sind mehrere physische Tasten zu finden, um die wichtigsten Klimafunktionen und allgemeine Pkw-Einstellungen ohne Umwege über den Touchscreen (de)aktivieren zu können.

Gegen Aufpreis kannst du den Wagen auch mit Extras wie einer 360-Grad-Kamera, aktivem Totwinkelassistent oder teilautomatischem Spurwechselassistent, seitlichen Parksensoren, adaptiver, vorausschauender Geschwindigkeitsregelanlage oder Ausparkassistent ausstatten. Schade: Auch eine Wärmepumpe für einen effizienteren Betrieb im Winter kostet extra: 990 Euro. Ein Premium-Audiosystem mit mehr Lautsprechern und Subwoofer ist modellabhängig mit zusätzlichen Kosten von bis zu 1.990 Euro verbunden. Und auch ein Panorama-Glasschiebedach gibt es nicht automatisch ab Werk, sondern nur gegen einen Aufpreis in Höhe von 1.190 Euro – und auch nur, wenn du dich für die First Edition entscheidest.

Ordentliches Kofferraumvolumen

Mit einem Kofferraumvolumen von 550 Litern und einer 40/20/40-Rückbank bietet der Compass Elektro Flexibilität für Alltag und Freizeit. Auch längere Reisen lassen sich so komfortabel meistern. Auf Wunsch ist eine Erweiterung des Ladevolumens auf bis zu 1.387 Liter möglich. Einen Frunk unter der Motorhaube gibt es beim Jeep Compass Elektro nicht. Dafür aber einen recht tiefen Kofferraum-Unterboden, wo sich problemlos ein AC-Ladekabel und anderes Zubehör vor neugierigen Blicken verstecken lässt.

Jeep Compass Elektro - Kofferraum
Ein praktischer Unterboden ergänzt den schon solide bemessenen Kofferraum im Jeep Compass Elektro.

Das Raumgefühl überzeugt: Vorn ist für Fahrer und Beifahrer mehr als ausreichend Platz. Die Mittelkonsole schränkt die Beinfreiheit etwas ein, doch das ist eigentlich nicht der Rede wert. Enger geht es hinten zu. Insbesondere dann, wenn Fahrer und Beifahrer weit mit ihren Sitzen nach hinten rücken. Knapp 2,80 Meter Radstand lassen grüßen. Ansonsten dürfen sich aber auch Personen bis zu einer Größe von 1,95 Metern über ausreichend Bein- und richtig viel Kopffreiheit im Fond freuen. Auch bei lang gewachsenen Menschen liegen die Oberschenkel noch komfortabel auf der hinteren Sitzbank auf.

Im Fond des Jeep Compass Elektro kann es – abhängig von der Positionierung der Vordersitze – schnell eng werden.

Technik und Antrieb

Das Herzstück des Fahrzeugs ist der Elektromotor mit 157 kW (213 PS) und 345 Nm Drehmoment, der die Vorderachse antreibt. Ein Allradmodell gibt es (noch) nicht. Die Standardversion basiert auf einem 80-kWh-Batteriepaket (netto nutzbar sind nur 74 kWh), das nach WLTP-Norm bis zu 500 Kilometer Reichweite ermöglicht. Die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h gelingt in entspannten 8,5 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 180 km/h – für ein kompaktes SUV dieser Gewichtsklasse ein ordentlicher Wert. Auf unserer Autobahn-Testfahrt zeigte der Digitaltacho bis zu 182 km/h an.

Vier Fahrmodi stehen über einen Wippschalter an der Mittelkonsole zur Wahl (Sport / Auto / Schnee / Sand & Schlamm). Sie signalisieren klar, dass dieses E-Auto auch mal gefordert werden möchte. Auch die Gänge werden über einen Drehschalter eingelegt, der an der Mittelkonsole zu finden ist. Zudem können Fahrer und Beifahrer auf jeweils einen USB‑C‑Anschluss zugreifen.

Die Ladeinfrastruktur ist alltagstauglich: An Wechselstrom lädt der Compass mit bis zu 11 kW, optional sind auch 22 kW möglich. Dieses im Alltag sehr wertvolle Extra kostet beim Jeep Compass 690 Euro zusätzlich. An Schnellladern per Gleichstrom liegt die Ladeleistung bei bis zu 160 kW. Damit lässt sich der Akku unter optimalen Bedingungen von 20 auf 80 Prozent in etwas mehr als 30 Minuten auffüllen, was auf Langstrecken einen reibungslosen Ablauf ermöglicht. Testen konnten wir die Ladeleistung im Rahmen unseres zweistündigen Tests noch nicht.

seitliche Frontansicht des Jeep Compass Elektro
Ein Jeep im Crossover-Kleid: der Compass Elektro.

Jeep plant künftig übrigens weitere Varianten des Jeep Compass Elektro anzubieten. Modelle mit größerer Batterie (96 kWh / ~ 650 km Reichweite) sowie Allradversionen mit bis zu 375 PS stehen in Aussicht und runden das Angebot ab.

Fahrverhalten und Effizienz

Im Stadtverkehr zeigt der Compass Elektro seine Stärken: Das elektrische Antriebssystem liefert eine homogene Leistungsentfaltung. In urbanen Situationen fühlt sich der Wagen agil und souverän an. Man könnte auch sagen, dass sich ziemlich schnell ein ungemein bequemes Fahrgefühl einstellt. Die Rekuperation lässt sich in drei Stufen einstellen, was den Energiefluss und das Bremsgefühl im Alltag spürbar beeinflusst. Einstellen kannst du sie über praktische Schaltwippen, die hinter dem Lenkrad zu finden sind.

Auch auf Landstraße und Autobahnetappen bleibt der Compass komfortabel: Das Fahrwerk ist eher auf Komfort denn auf sportliche Performance ausgelegt, absorbiert Bodenunebenheiten gut und vermittelt ein sicheres, ruhiges Gefühl. Allerdings lässt die Effizienz bei höherem Tempo etwas nach: Der reale Verbrauch lag in unserem Test mit rund 21 kWh deutlich über dem von Jeep angegebenen WLTP-Wert (17,5 kWh/100 km), was sich unter dem Strich auch in einer spürbar geringeren Langstrecken-Reichweite bemerkbar machen dürfte. Hier macht sich das Leergewicht inklusive Fahrer, das bei rund 2,2 Tonnen liegt, negativ bemerkbar.

Jeep Compass Elektro - Motorraum
Ein Blick in den Motrraum des Jeep Compass Elektro.

Geländetauglichkeit und Jeep-Charakter

Obwohl elektrisch angetrieben, verliert der Compass nicht vollständig den Jeep-Charakter. Mit einer Bodenfreiheit von etwa 200 Millimetern, bis zu 470 Millimetern watbarer Tiefe und robust gestalteten Karosserieelementen vermittelt der Kompakt-SUV ein Gefühl von Outdoor-Tauglichkeit, auch wenn das jetzt verfügbare Modell mit Frontantrieb eher für Straßen- und leichte Feldwege ausgelegt ist.

In der Praxis überzeugt der Compass Elektro durch sein durchdachtes Raumkonzept, die Übersichtlichkeit im Verkehr und die einfache Handhabung der Assistenz- und Infotainmentsysteme. Der Komfort ist insgesamt hoch, und Annehmlichkeiten wie elektrisch verstellbare Sitze, Klimaautomatik, Ambientebeleuchtung und ein modernes Infotainment tragen zu einem uneingeschränkt positiven Eindruck bei.

Was kostet der Jeep Compass Elektro?

Zum Marktstart liegt der Basispreis des Compass Elektro in Deutschland bei 47.900 Euro in der Einstiegsvariante "Altitude". Die besser ausgestattete "First Edition" beginnt bei 50.400 Euro. Serienmäßig ist der Wagen in einem auffälligen Lemongrün (Hawaii Green) lackiert. Andere Lackierungen – fünf stehen zur Wahl – sind mit einem Aufpreis zwischen 890 und 1.290 Euro verbunden.

Jeep Compass Elektro - Seitenansicht.
Bullig, ohne zu aufdringlich zu wirken: der Jeep Compass Elektro.

In der First Edition sind unter anderem Matrix-LED-Scheinwerfer, ein beleuchteter Kühlergrill und Nebelscheinwerfer zusätzlich an Bord. Zudem sind die Seitenscheiben hinten und die Heckscheibe abgedunkelt. Fahrer und Beifahrer dürfen sich über eine Sitzheizung freuen, auch das Lenkrad und die Frontscheibe sind hier auf Knopfdruck beheizt. Zudem gibt's eine elektrische Kofferraumklappe und eine Rückfahrkamera sowie 20- statt 19-Zoll-Leichtmetallfelgen.

Neben dem Elektro-Modell stehen auch Mild-Hybrid- und später Plug-in-Hybrid-Varianten im Portfolio. Im Leasing bietet Jeep seinen neuen Crossover ab 429 Euro pro Monat an.

Fazit: Echtes Jeep-Feeling im Crossover-Kleid

Der Jeep Compass Elektro zeigt, dass Jeep den Übergang zur Elektromobilität ernst nimmt, ohne seine Identität aufzugeben. Er kombiniert die bekannten Qualitäten eines SUV – wie Platzangebot, robuste Anmutung und Alltagstauglichkeit – mit den Vorzügen der Elektromobilität: emissionsfreiem Fahren, ordentlichen Reichweiten und alltagstauglichen Ladezeiten. Für Kunden, die ein elektrifiziertes SUV mit Jeep-DNA und moderner Technik suchen, ist der Compass Elektro ein überzeugender Einstieg in die neue Stromer-Ära der Marke.

Der recht kantig gehaltene Wagen und in Italien produzierte Jeep Compass soll übrigens das meistverkaufte Modell von Jeep in Europa werden. Und mit dem gebotenen Gesamtpaket ist ein Gelingen praktisch jetzt schon garantiert. Auch wenn die Konkurrenz aus eigenem Hause (Opel Grandland, Peugeot 3008, Citroën e-C5 Aircross) bereits groß ist und auch andere Wettbewerber wie der VW Tiguan um Kunden buhlen.

Jeep Compass Elektro - Heckansicht
Jeep Compass Elektro in der Heckansicht mit auffälligen LED-Leuchten.

Vorteile Jeep Compass Elektro

  • attraktives Design mit robuster Anmutung
  • bequeme Sitze
  • ordentliche Ladeeigenschaften

Nachteile Jeep Compass Elektro

  • mäßiges Platzangebot im Fond
  • eher für die Stadt und seichteres Gelände ausgelegt, (noch) kein Offroader
  • recht hoher Verbrauch

Bildquellen

  • Jeep Compass Elektro – Kofferraum: Hayo Lücke / inside digital
  • Jeep Compass Elektro Test: Kompakt-SUV im Check: Dani Heyne / Stellantis
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