Dieses Fliegengewicht hört auf deinen Herzschlag: Pendler-E-Bike C.B.T. Italia UB77 im Test

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Dicke Akkuklötze und schwere Rahmen gehören schon seit Längerem in die Billig-Klasse auf dem E-Bike-Markt. Was aber C.B.T. Italia mit dem UB77 veranstaltet spottet jeder Beschreibung. Gut 13 Kilogramm bringt das Leichtgewicht auf die Waage.
C.B.T. Italia UB77 von allen Seiten
C.B.T. Italia UB77 von allen SeitenBildquelle: Michael Büttner / inside digital

C.B.T. Italia dürfte in Deutschland noch nicht vielen Menschen bekannt sein, jedoch sind die Italiener drauf und dran den E-Bike-Markt umzukrempeln. Dabei setzen sie nicht auf integrierte Elektronik oder Spezialteile, sondern konzentrieren sich auf Leichtbau. Und dem wird beim C.B.T. Italia UB77 vieles untergeordnet.

Das ist ein E-Bike?

Das UB77 urban E-Bike Sora/Alfine 1×9 bringt es entsprechend auf lächerliche 13,2 Kilogramm. Und da ist der Akku schon dran. Oder besser: drin. Denn er schmiegt sich wunderbar an das Unterrohr des Stadtrads und verschwindet so für das Auge praktisch im Rahmen. Der ist komplett aus Carbon und trägt somit den Hauptanteil an der Gewichtsreduktion. Der Nachteil an dem Look, der vor allem auf herkömmliche Fahrradkomponenten setzt, ist das unaufgeräumte Cockpit. Die Kabel und Züge laufen vom Lenker recht wild ins Freie, bis sie vom Rahmen aufgenommen werden. Dafür lassen sich alle Komponenten durch handelsübliche Stücke austauschen und du kannst noch vieles selbst schrauben. Das ist keine Selbstverständlichkeit mehr.

Der Antrieb des C.B.T. Italia UB77

Im Antriebsstrang des E-Bikes kommt eine 9-Gang-Schaltung von Shimano aus der Sora-Reihe zum Zug. Das Hinterrad wird zusätzlich durch einen Nabenmotor mit 250 Watt angetrieben. Der versteckt sich gekonnt zwischen der Kassette und der Bremsscheibe, wodurch das „E“ im Bike noch mehr versteckt wird. Die Steuerung des E-Antriebs kannst du per Hand in fünf Stufen über eine Schalteinheit am Lenker regeln. Im angeflanschten Display wird dir neben der Unterstützungsstufe und der Geschwindigkeit, der Akkustand und die momentane Unterstützungsleistung angezeigt.

C.B.T. Italia UB77 von allen Seiten
C.B.T. Italia UB77 von allen Seiten

Der Clou am C.B.T. Italia UB77 ist jedoch die Herzfrequenzsteuerung. Denn zusammen mit einem mitgelieferten Aktivitätstracker und der eigenen App des Herstellers, kannst du festlegen, ab welcher Herzfrequenz in welchem Umfang der E-Motor eingreifen soll. Hier gibt es aber ein paar Kritikpunkte am italienischen E-Bike, trotz der gerade für sportliche Fahrer phänomenalen Funktion. Doch zuerst zu den positiven Eigenschaften: Die App ist schnell heruntergeladen und verbindet das Armband und das Bike in Windeseile mit dem Handy. Das kleine Programm ist übersichtlich, schlank und intuitiv bedienbar. Gibst du beim Fahren mehr Gas und kommst über deine vorher gewählte Belastungsgrenze, packt der Motor mit an und schiebt dich – unterhalb von 25 km/h – nach vorne. Das Ganze ist also ein äußerst praktischer Überlastungsschutz für dich.

Leider ist die App bisher nur auf Italienisch verfügbar. Jedoch kommt man selbst ohne Sprachkenntnisse recht simpel darauf, welche Einstellungen wofür sind. Ein schwerwiegenderes Problem ist, dass die App die Verbindung zum Fahrrad sehr regelmäßig verliert. Zumindest mit einem OnePlus 8 Pro lässt sich die Herzfrequenzfunktion nur bedingt benutzen, solange bis das Display abgeschaltet ist und das Handy in die Tasche wandert. Wird der Bildschirm des Handys auch als Navi und mit der App als rudimentärer Bordcomputer genutzt, klappt das Ganze hervorragend.

So fährt sich das C.B.T. Italia UB77

Mit dem flachen und breiten Lenker, Straßenbereifung und ohne Federung will sich das UB77 klar als Pendler- und Fitnessbike profilieren. Und hier stecken auch seine Stärken. Der Vortrieb ist auch ohne Motorunterstützung stark, die Sitzposition sportlich, aber noch nicht Rennrad-like gebückt. Die täglichen Kilometer durch die Stadt gelingen dank der agilen Geometrie schnell, dank der bissigen Bremsen sicher und dank des Motors bei Bedarf auch ohne Schweißflecken.

Schon die Zaffiro Pro IV 30-622 von Vittoria verbieten eigentlich den Ausflug ins Gelände. Wenn du doch mal keine Lust auf Asphalt hast, setzen sie spätestens hinter der ebenen Wiese und feinkörnigem Schotter als Untergrund die physikalische Grenze. Spätestens wenn sich die Räder NIX 27.27 lautstark melden, ist es Zeit den Schotter zu verlassen. Ähnliche Signale sendet im Gelände auch das kleine Bord-Display. Es klappert und rappelt in der Halterung und deutet so an, dass ihm der ruppige Umgang mit dem Rad nicht gefällt. Schade ist in dem Bereich, dass die Gabel, aber vor allem der Platz zwischen den Sitzstreben verhindern, massiv breitere Reifen aufzuziehen.

C.B.T. Italia UB77 Hinterrad
C.B.T. Italia UB77 Hinterrad

Zurück auf Asphalt kann der Motor sein Potenzial ausspielen. Auf der höchsten Antriebsstufe und in einem kleinen Gang katapultiert dich das Fahrrad an der Ampel schneller auf die maximale Unterstützungsgeschwindigkeit von 25 km/h als ein handelsübliches Auto. Im Stadtverkehr mitschwimmen ohne Schweißnass zu werden ist also kein Problem. Überland das gleiche Spiel: Der Antritt ist grandios. Einziges Manko hier: Steht ein Berg an, könnte der Antrieb bei abfallender Geschwindigkeit früher eingreifen, um nicht zu weit unter die 25 km/h-Grenze zu rutschen.

Wenig Bandbreite, starke Bremsen

Berge sind jedoch sowieso nicht die absolute Spezialität: Das C.B.T. Italia UB77 kommt zu dir mit 9 Gängen, deren Bandbreite nicht gerade ausladend ist. Wer also auf maximalen Speed auf der Geraden oder eben die Alpenetappe ohne Motor im Blick hat, sollte sich woanders umschauen. So ist es auch für die Langstrecke. Anschraubpunkte für Gepäck sind Mangelware und der Gepäckträger nur optional.

Zum Thema Bremsen: ziehst du die Shimano-Bremshebel BL-RS600 greifen die Bremszylinder satt in die Eisen, ohne übertrieben giftig zu sein. Die beiden Scheiben können wohldosiert eingesetzt werden, bringen dich aber auch unter Wimmern der Gabel oder mit blockiertem Hinterrad schnell auf 0.

Akku und Reichweite

Bei der täglichen Pendelei auf der Teststrecke von 20 Kilometern und wenig Steigung kommt der Akku nach 80 Kilometern noch nicht in seinen roten Bereich. Bei maximaler Unterstützung und bergigem Gelände gibt er jedoch schon etwas früher auf. Trotzdem wird der normale Stadtpendler mit Arbeitswegen von 5 bis 10 Stadtkilometern einfach eine Arbeitswoche mit einer Tankfüllung abdecken. Danach dauert es aber auch nur wenige Stunden, um wieder fahrbereit zu sein. Für Fitness- und Sport-orientierte E-Bike-Fahrer sei gesagt: Das C.B.T Italia UB77 macht ohne Antrieb eigentlich mehr Spaß. Bist du doch mal schlecht drauf oder hast einfach keine Lust auf die derben Anstiege, wird der Akku auf der Trainingsrunde wohl trotz allem eher länger durchhalten als du.

C.B.T. Italia UB77 von allen Seiten
C.B.T. Italia UB77: Die Akkuintegration und das Oberrohr

Preis-Leistung des E-Bikes

Das C.B.T. Italia UB77 ist kein billiger Spaß. Es kostet knapp 4.000 Euro und ist damit ein ganz anderes Kaliber, als E-Bikes aus dem Discounter um die Ecke. Dafür bekommst du aber auch einen Carbonrahmen, ein intelligentes Antriebssystem, einen ausdauernden Akku und einige feine Komponenten. Wenn du das berücksichtigst, ist der Preis für das C.B.T. Italia UB77 im Marktvergleich fair.

Fazit zum C.B.T. Italia UB77

Reichweite, Gewicht und das herzfrequenzgesteuerte Antriebssystem können beim C.B.T. Italia UB77 voll überzeugen. Die Komponenten sind rundherum solide und an den klappernden Bordcomputer gewöhnt man sich. Trotz der wenigen Schwächen ist das Urban-Bike für Pendler und sportlich orientierte E-Bike-Fahrer einen genauen Blick wert.

Pros des C.B.T. Italia UB77

  • ultraleicht
  • intelligent
  • tolle Reichweite

Contras des C.B.T. Italia UB77

  • kaum vielseitig
  • klappernder Bordcomputer
  • etwas träge reagierender Antrieb

Bildquellen

  • C.B.T. Italia UB77 von allen Seiten: Michael Büttner / inside digital
  • C.B.T. Italia UB77 Hinterrad: Michael Büttner / inside digital
  • C.B.T. Italia UB77 von allen Seiten: Michael Büttner / inside digital
  • C.B.T. Italia UB77 von allen Seiten: Michael Büttner / inside digital

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