Vernichtendes Problem: Warum macht Amazon das?

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Immer wieder steht Amazon in der Kritik. Menschenunwürdige Arbeitsbedingungen oder Rassismus innerhalb des Konzerns sind nur zwei der vielen Vorwürfe. Jetzt wird deutlich: Amazon hat noch ein weiteres Problem, das man eigentlich längst gelöst haben wollte.
Vernichtendes Problem: Warum macht Amazon das?
Vernichtendes Problem: Warum macht Amazon das?Bildquelle: inside digital mit Material von Amazon & Marek Piwnicki /Unsplash

Ob Online-Shopping oder Video-Streaming: Für viele führt an Amazon kein Weg vorbei. Kein anderer Online-Shop ist bei den Deutschen beliebter als Amazon. Kein Wunder bietet der US-Konzern, der einst nur mit Büchern angefangen hat, heute von A bis Z nahezu alles, was das Herz des Käufers begehrt. Übrigens weist Amazon in seinem Logo mit dem Pfeil vom Buchstaben A zum Z auch darauf hin. Hinzu kommt, dass die Preise meist den Takt für den gesamten Online-Markt angeben. Nur selten findet man Produkte woanders günstiger. Doch all das hat auch eine Schattenseite.

Trotz Versprechen: Amazon hört nicht auf

Mitte des vergangenen Jahres berichteten wir darüber, dass Amazon alles dafür macht, seinen Profit zu maximieren. Das zeigte ein heimlich aufgenommenes Video eines ehemaligen Amazon-Mitarbeiters, das er dem britischen Fernsehsender ITV News zur Verfügung gestellt hat. Die Bilder zeigen, wie Amazon neue und originalverpackte Waren einfach vernichtet. Von ungelesenen Büchern über Schmuck und Werkzeug bis zu Notebooks, Smart-TVs und Spielzeug: Pro Woche vernichten Amazon-Mitarbeiter in nur einem Warenlager rund 130.000 Produkte, hieß es. Dabei gelangen beileibe nicht nur minderwertige und unverkäufliche Produkte in den Schredder. Auch MacBooks oder iPads, Ventilatoren von Dyson mussten Mitarbeiter zerstören. Und wie reagierte Amazon auf die Enthüllung?

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Gegenüber dem TV-Sender sagt Amazon: „Wir arbeiten auf das Ziel hin, keine Produkte entsorgen zu müssen. Unsere Priorität ist der Wiederverkauf, die Spende an gemeinnützige Organisationen oder das Recycling unverkaufter Produkte.“ Doch nun zeigen das ZDF und Business Insider, dass das offenbar nichts weiter als Worthülsen und leere Versprechen waren. Amazon lässt weiterhin Hunderte Tonnen Neuware und Retouren wegwerfen – und das trotz einer Gesetzesänderung. So sagt etwa ein Mitarbeiter gegenüber ZDF und dem Business Insider: „Vernichtet wird weiter, in jedem Fall. Es ist nicht erkennbar, dass es irgendwelche Veränderungen gibt.“

Warum macht der Konzern das?

Allein in Deutschland soll Amazon in rund anderthalb Jahren, nur in der Produktgruppe „Verschiedenes“, Produkte im Gegengewicht von knapp 1.840 Tonnen weggeworfen haben. Eigentlich soll die sogenannte „Obhutspflicht“ verhindern, dass Neuware auf dem Müll landet. Doch das Bundesumweltministerium räumt auf Nachfrage des ZDF-Magazins „Frontal“ ein, dass „derzeit keine Rechtsverordnung zur Umsetzung der Obhutspflicht existiert“. Das bedeutet: Man kann bei der Warenvernichtung kein Bußgeld erheben – zumal Kontrollen fehlen.

Amazon macht also da weiter, wo man nie aufgehört hat. Doch warum vernichtet der US-Konzern neue Waren? Der Grund ist simpel: Für internationale Anbieter, die ihre Waren bei Amazon verkaufen, ist es aufwendiger, die Produkte zurücksenden zu lassen, als sie zu entsorgen. Zwar spendet Amazon auch einige Produkte, die sich nicht verkaufen. Im Vergleich werden aber deutlich mehr Waren zerstört und landen auf Mülldeponien, wie ITV News und nun auch ZDF und Business Insider herausgefunden haben. Der Fernsehsender verfolgte 2021 einen LKW mit Waren, die zur Vernichtung vorgesehen waren. Endziel: Müllkippe. Hier gibt es die Reportage von iTV News und hier die vom ZDF-Magazin Frontal.

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5 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild Karin

    Wenn das alles zu teuer wird mit dem zurück schicken, dann könnten sie doch besser einen Second Hand Laden damit öffnen. Wobei sie dann natürlich sagen werden, das die Kunden sonst wohl das „neue“ Produkt kaufen würden, was ja mehr Geld einbringt. Ich denke allerdings wenn man in so einen Laden geht, kauft man mehr ein, als man sonst online gekauft hätte.
    Allerdings habe ich zurück geschickte Ware bei Amazon gekauft. Einen wieder aufbereitetes Notebook und ich bin sehr zufrieden damit. Hätte ich dafür mehr Geld ausgeben müssen, hätte ich es mir nicht gekauft.

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  2. Nutzerbild Ines Stoll

    Das Problem ist die teils minderwärtige Qualität Der Produkte die angeboten wird. Die gekaufte Ware stimmt nicht mit den angebotenen Anschauungsbild/Fakebilder überein. Auch die angebotenen Konfektionsgrößen, die aus China kommen stellen ein enormes Problem dar. Amazon sollte anfangen diese Shops auszusortieren, die uns zwingen diese Artikel aufgrund von schlechter und irritierender Qualität, wieder zurückzusenden.

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  3. Nutzerbild Fabi

    Das Problem ist bei weitem nicht Amazon, auch dumme Kommentare zur Qualität sind Blödsinn. Es ist versicherungstechnisch besser, Sachen zu vernichten… Ein 800€ Fernseher von Samsung hat keine mindere Qualität.
    Wer sich aufregt: wacht auf! Jack Wolfskin vernichtet regelmäßig komplette Saisonware auf die gleiche Art. ich gehe davon aus, dass so ziemlich jede andere Firma das gleiche macht

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    • Nutzerbild Ines Stoll

      Hier gibt es keine dummen Kommentare!! Wer so etwas äußert ist dumm und realitätsfremd. Was die Qualität angeht, ist nun mal fakt das der größte Teil, was Bekleidung betrifft, zurückgesendet werden muss, weil es nicht dem Verkaufsbild, der Größe und – ja ich sags nochmal der Qualität entspricht. Ich spreche aus Erfahrung.

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  4. Nutzerbild Birgitt

    Im Grundsatz haben wir als Kunden doch genauso eine Mitschuld an den Verhalten der Onlinehändler (denn AMAZON ist da nicht allein). Wie oft liest man in Produkt-Rezessionen, dass die Ware nicht mehr 100% Originalverpackt oder sogar bereits genutzt wurde und allein deshalb Punkte abgezogen werden, obwohl die Ware ansonsten einwandfrei ist.. Da kann sich doch bestimmt (fast) jeder an die eigene Nase fassen.
    Und der 2. Punkt: ein Gesetz was nicht kontrolliert wird/werden kann, bzw. in dem der „Schuldige“ weiß, dass ihm keine Strafe für das schuldhafte Verhalten droht ist, nicht das Papier wert auf dem es steht. Da würden sich auch andere Unternehmen nicht daran halten – warum denn auch? Denn es kann ja bei einem Verstoß nichts passieren. Und solange in den zuständigen Behörden einfach viel zu wenig Kontrollpersonal beschäftigt wird, kann sich auch bei den mangenden Kontrollen nichts ändern.
    Und auch hier sind wir als Bürger mit schuld: wollen wir doch unbedingt einen „schlanken Staat“ – beides zusammen (also: viele Kontrollen und ein schlanker Staat) widerspricht sich aber und ist daher leider nicht möglich.

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