Verbraucherschutzzentrale rät von Windrädern ab – das sind die Gründe

4 Minuten
Für Haushalte, die keine Mini-PV-Anlage nutzen können, erscheinen Kleinwindkraftanlagen als geeignete Alternative. Allerdings könnten die Hoffnungen von Besitzern schwer enttäuscht werden. Die Verbraucherzentrale rät sogar explizit von Windrädern ab – und führt dafür zahlreiche gute Gründe an.
Verbraucherschutzzentrale rät von Windrädern ab – das sind die Gründe
Verbraucherschutzzentrale rät von Windrädern ab – das sind die GründeBildquelle: Foto von Rabih Shasha auf Unsplash

Nicht jeder Haushalt besitzt die Möglichkeit, ein Balkonkraftwerk zu installieren. Zwar finden sich unter modernen Bauweisen viele Optionen zur Befestigung der Geräte, doch nicht immer lohnt sich der erwartete Ertrag vor Ort, insbesondere bei großer Verschattung. Kleinwindkraftanlagen erscheinen wie eine mögliche Alternative, doch es sprechen viele Gründe dagegen. Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen rät von Windrädern ab.

Verbraucherzentrale: Windräder keine Alternative zum Balkonkraftwerk

Auf den ersten Blick erscheint eine Kleinwindkraftanlage eine sinnvolle Alternative zum Balkonkraftwerk zu sein. Der Wind weht stetig, auch während der Nacht, sodass die Stromerzeugung weniger abhängig vom Sonnenschein ausfällt. Dazu sind die Anlagen auch schon in kleinen Größen erhältlich, die sich auch bei weniger Platz aufstellen ließen. Was also spricht dagegen, in die Kleinwindkraftanlagen zu investieren? Allen voran die geringe Menge an Strom, die tatsächlich von Mini-Windrädern erzeugt wird. Im Vergleich zu den hohen Anschaffungskosten lohnen sich Mini-Windrädern in Privathaushalten bisher finanziell nicht.

Mehrere Faktoren sind für die bisher geringen Erträge von Kleinwindkraftanlagen verantwortlich. Zum einen spielt der Aufstellungsort eine große Rolle. Je ungehinderter der Wind das Windrad erreicht, desto besser fällt der Ertrag aus. In Städten mit vielen Gebäuden, die Windkraft ausbremsen, musst du daher mit Verlusten in der Produktion deines Mini-Windrades rechnen. Doppelte Windgeschwindigkeit bedeutet dabei das Achtfache deines Ertrages, während die halbe Windgeschwindigkeit ihn auf ein Achtel begrenzt. Der Geschwindigkeitsverlust des Windes in Städten wirkt sich somit deutlich negativ auf deinen gewonnenen Strom aus.

Damit Nachbarn sich nicht übermäßig durch das Windrad beeinträchtigt fühlen, ist die Größe solcher Kleinwindkraftanlagen begrenzt. Nur, wenn du sowohl über ausreichend Platz verfügst, als auch deine Nachbarschaft mitspielt, kannst du ein Windrad mit größeren Rotorblättern verwenden. Ironischerweise ist genau diese Größe der Rotorblätter jedoch die treibende Kraft hinter der Stromerzeugung deiner Kleinwindkraftanlage. Dadurch, dass du mehrere Rotorblätter an einem Windrad besitzt, wirkt sich eine Veränderung des Durchmessers deutlich auf den Ertrag aus. Der doppelte Durchmesser vervierfacht deinen Ertrag, während die Hälfte ihn auf ein Viertel reduziert. Windkraftanlagen zur Versorgung mit Strom werden darum im großen Maßstab errichtet, um rentabel zu sein. Auf deinem heimischen Grundstück sind diese Dimensionen für dich kaum umsetzbar.

Kleinwindkraftanlagen sind nur in wenigen Ausnahmen rentabel

Sinnvoll kann eine kleine Windkraftanlage eigentlich nur dort sein, wo die Bedingungen für sie ideal ausfallen. Das bedeutet, sie müsste auf einer freien Fläche stehen, in der der Wind sie ungehindert von anderen Gebäuden und Bäumen erreichen kann. Auch die allgemeine Lage deines Grundstücks ist dabei entscheidend. In einer Tallage fällt der Ertrag geringer aus. Im Rechenbeispiel der Verbraucherzentrale betrachtet diese eine Kleinwindkraftanlage mit einem Rotordurchmesser eines Meters. Dazu gehen die Verbraucherschützer von einer optimistischen Lage auf einem Hausdach im Binnenland aus und setzen die Produktion auf 120 kWh/m² fest. Die Beispielanlage würde damit lediglich 96 kWh pro Jahr gewinnen. Obwohl die Kosten von Kleinwindkraftanlagen ähnlich und teurer, wie die bei Balkonkraftwerken ausfallen, ist der Ertrag erschreckend gering.

Bei guten Bedingungen können bei Mini-PV-Anlagen 560 bis 760 kWh im Jahr erzeugt werden. Selbst wenn man diesen Wert halbiert, um von deutlich schlechteren Aufstellungsorten auszugehen, blieben dir noch immer 280 bis 380 kWh erhalten. Das sind drei- bis viermal so viel Ertrag wie ein Mini-Windrad unter günstigen Bedingungen. Ähnlich traurig fallen daher auch die gesparten Stromkosten aus. Das Windrad kann dir lediglich Strom für 33 Euro bereitstellen, während dir Steckersolargeräte Strom für 196 bis 266 Euro liefern können. Die tatsächliche Ersparnis bei deinem Balkonkraftwerk dürfte zwar niedriger ausfallen, da du nicht allen Strom direkt selbst verbrauchen kannst, dennoch bleibt der Ertrag wesentlich höher als bei Mini-Windrädern. Bei aktuellen Preisen für Wind-Generatoren mit einem Rotordurchmesser von einem Meter kann es über 30 Jahre dauern, bis du die Anschaffungskosten ausgeglichen hast. Einzig größere Modelle mit einem höheren Ertrag könnten sich schneller rentieren.

Deine Technik. Deine Meinung.

2 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild Michael

    Die Schlagzeile und das Bild ist total irreführend! Es geht hier um sogenannte Klein und Kleinstwindräder, die nur selten an div. exponierten Standorten wirtschaftlich sind.

    Antwort
  2. Nutzerbild Helmut

    Das nenne ich Schrott-Presse
    Zuerst Photos von großen Windrädern zeigen, das vermittelt den Eindruck es hanlde sich um diese, dann über kleine schreiben.
    Pfui

    Antwort

Und was sagst du?

Bitte gib Dein Kommentar ein!
Bitte gibt deinen Namen hier ein