Nach vier Monaten hat der Wohnungskonzern Deutsche Wohnen das Hausverbot für Telekom-Vertreter aufgehoben. Betroffen waren rund 130.000 Wohnungen in Berlin, Dresden und Magdeburg. Hintergrund waren zahlreiche Beschwerden über aggressive Vertriebsmethoden beim Verkauf von Glasfaseranschlüssen. Jetzt soll alles anders werden – verspricht zumindest die Telekom gegenüber der Welt am Sonntag. Das Unternehmen habe seine Partner nachgeschult und ein neues Konzept für den Haustürvertrieb vorgelegt. Die Besuche sollen nun in enger Abstimmung mit der Deutschen Wohnen erfolgen. Doch was bedeutet das für dich – und wie solltest du reagieren, wenn es erneut klingelt?
Haustürgeschäft mit Systemfehler
Dass Vertreter in deinem Haus auftauchen, ist kein Zufall. Für Anbieter wie Telekom, Vodafone oder Deutsche Glasfaser ist der Direktvertrieb ein zentraler Kanal: Laut dem Branchenverband VATM entsteht fast die Hälfte aller Glasfaserverträge im Gespräch an der Haustür. Das persönliche Gespräch soll Hemmschwellen abbauen, Informationen liefern – und vor allem Verträge sichern.
Genau hier liegt das Problem. Die Vertreter sind meist nicht direkt bei den Netzbetreibern angestellt, sondern arbeiten für externe Vertriebsfirmen. Ihre Bezahlung ist oft provisionsbasiert – je mehr Verträge, desto mehr Geld. Im Fall der Telekom war es die Firma Ranger Marketing, deren Name immer wieder in Erscheinung tritt, wenn es um Berichte über das Haustürgeschäft geht. Selten sind es dabei positive Berichte. Der Vertragsdruck kann zu fragwürdigen Methoden führen: unvollständige Informationen, missverständliche Aussagen oder unterschwelliger Verkaufsdruck.
Was du bei einem Haustürbesuch beachten solltest
Wenn ein Glasfaserberater bei dir klingelt, gilt: Ruhe bewahren. Du bist zu nichts verpflichtet – auch wenn es manchmal so klingen mag. Aussagen wie „Ihr DSL wird bald abgeschaltet“ sind in der Regel überzogen. Selbst wenn das langfristig technisch geplant ist, wirst du nicht plötzlich ohne Internet dastehen.
Ein Blick auf das Erkennungszeichen kann helfen: Seriöse Vertreter tragen nach Branchenangaben ein Siegel des sogenannten Haustürkodex. Dieser wurde von Branchenverbänden wie dem VATM ins Leben gerufen und verpflichtet Verkäufer zu Transparenz und Fairness. Trotzdem solltest du dich niemals an der Tür zu einem Vertragsabschluss drängen lassen.
Besser: Lass dir Unterlagen geben, informiere dich in Ruhe – und vergleiche auch andere Anbieter. Glasfaser ist eine Investition in die Zukunft, aber kein Produkt, das du spontan an der Tür abschließen solltest. Immer wieder gibt es nämlich auch Berichte, wonach der angebliche Glasfaseranschluss am Ende nur ein VDSL-Anschluss war, den die betroffenen Kunden abgeschlossen haben. Übrigens: Beim Haustürgeschäft gilt ein 14-tägiges Widerrufsrecht.
Glasfaser bleibt ein hart umkämpfter Markt
Die Telekom und andere Anbieter bauen in Deutschland mit großem Aufwand Glasfasernetze auf. Dabei geht es nicht nur um Technik, sondern auch um Marktanteile. Wer frühzeitig möglichst viele Verträge sichert, verbessert seine Position im Ausbaugebiet. Deshalb ist der Haustürvertrieb so hart umkämpft – und für viele Unternehmen unverzichtbar.
Wichtig ist gleichzeitig, den Ausbau von Glasfaserinfrastruktur in der eigenen Straße nicht zu verschlafen. Insbesondere als Eigentümer ist der Anschluss an das Breitbandnetz der nächsten Jahrzehnte ein Investment. Dieses Investment ist in der Regel im Rahmen des allgemeinen Ausbaus kostenlos, sofern ein Vertrag abgeschlossen wird. Später kann ein nachträglicher Anschluss mehrere tausend Euro kosten. Das verwundert nicht: Nach Branchenangaben kann das Verlegen einer Glasfaserleitung bis in deine Wohnung den Anbieter bis zu knapp 4.000 Euro netto kosten.
