Stromanbieter kündigen: Dieser Grund ist wichtiger als eine Preiserhöhung

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Die Strompreisbremse ist da. Und trotzdem belasten die steigenden Kosten für Strom und Gas die Menschen besonders stark. Kein Wunder: In den vergangenen Monaten hab es teils drastischen Preiserhöhungen. Die Folge: Die Kunden kündigen. Drei Anbieter sind offenbar besonders betroffen.
Stromzähler
StromzählerBildquelle: Shutterstock / Jochen Netzker

Wie eine Auswertung des Vertragsmanagers Volders ergab, nahmen die Kündigungen von Strom- und Gastarifen im vergangenen Jahr um 36 Prozent zu. Direkt nach den Ankündigungen von höheren Preisen explodieren die Kündigungszahlen regelmäßig. Da immer mehr Versorger an der Preisschraube drehen, verzeichnete Volders im Jahr 2022 einen starken Kündigungsanstieg von 33 Prozent bei Stromverträgen. Bei Gasverträgen waren es sogar plus 49 Prozent (jeweils gegenüber 2021).

Angefeuert wird der Trend durch die Preiserhöhungen der Energieversorger, wie ein Blick auf die von Volders erfassten Kündigungsgründe zeigt. Demnach erfolgte jede vierte Kündigung eines Stromvertrags im vergangenen Jahr aufgrund einer Preiserhöhung. Das entspricht einer deutlichen Steigerung zum Vorjahr (2021: 16 Prozent). Beim Gas avancierten Preisanpassungen sogar zum häufigsten Grund für Kündigungen (2022: 33 Prozent, 2021: 24 Prozent).

Stromanbieter: Umzug ist der häufigste Kündigungsgrund

Doch damit ist die Preiserhöhung erstaunlicherweise nicht der wichtigste Grund, einen Stromvertrag zu kündigen. Denn 31 Prozent der Volders-Nutzer gaben einen Umzug als Grund an. Beim Gas hingegen waren es nur 23 Prozent. Entscheidend für Vertragsbeendigungen von Stromverträgen sind zudem „schlechter Kundenservice“ (11 Prozent) und „finanzielle Gründe“ (10 Prozent).

„Wenn Unternehmen ihre Preise mehr als verdoppeln, reagieren viele Betroffene darauf mit einer Kündigung“, beobachtet Jan Hendrik Ansink, Gründer und Geschäftsführer von Volders. Das Kündigungsniveau pendelt sich dann bis zum Inkrafttreten der Preiserhöhung auf hohem Niveau ein. Seit bekannt wurde, dass große Energieanbieter ihre Preise erhöhen, haben viele Kunden über Volders gekündigt.

Gegenüber dem Vorjahr stiegen die Vertragsbeendigungen bei Mivolta im Jahr 2022 auf das Vierfache (plus 324 Prozent). Bei Voxenergie (plus 227 Prozent) und Primastrom (plus 201 Prozent), die wegen ihrer kurzfristigen Preiserhöhungen beim Verbraucherschutz in der Kritik stehen, verzeichnete Volders mehr als dreimal so viele Vertragsauflösungen, heißt es von Volders.  Die meisten Kündigungen im Bereich der Stromanbieter erfolgen bei Mivolta (29 Prozent), Primastrom (33 Prozent) und Voxenergie (32 Prozent) wegen eben dieser Preisanhebungen. Zum Vergleich: Bei den Energieriesen Vattenfall und E.on stiegen die Kündigungszahlen laut Volders deutlich langsamer (2022: plus 7 und 28 Prozent). Und es geht eher um Vertragsbeendigungen wegen Umzügen (47 und 60 Prozent).

Verzögerte Kündigungsbestätigung

„Bei rechtmäßigen Preiserhöhungen können Betroffene von ihrem Sonderkündigungsrecht Gebrauch machen“, rät Jan Hendrik Ansink. Grundversorgungstarife ließen sich sogar jederzeit mit einer Frist von zwei Wochen beenden, auch ohne vorausgegangene Preiserhöhung. „Ein anschließender Anbieterwechsel kann sich lohnen, denn die Neukundenpreise für Strom und Gas sinken wieder.“ Allerdings schikanieren offenbar einige Stromanbieter inzwischen ihre Kunden. Denn erst wenn du bei einer Kündigung die Bestätigung des alten Versorgers vorliegen hast, kannst du dir einen neuen Lieferanten suchen. Leider kommt es dabei im Energiesektor zu Verzögerungen: Mehr als jeder zehnte Wechselwillige gab im Jahr 2022 an, die Kündigungsbestätigung erst auf explizite Nachfrage vom Energieanbieter erhalten zu haben (13 Prozent). Das ist der Höchstwert aller Vertragskategorien bei Volders (branchenübergreifend 6 Prozent). Eigentlich müssen Energielieferanten ihren Haushaltskunden außerhalb der Grundversorgung die Kündigung innerhalb einer Woche bestätigen.

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